Robbenbingo

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Robbenbingo vor 1 Jahr 6 2
Die Frischeerfüllung
Völlig begeistert und ohne weitere Einleitung muss ich euch mitteilen, dass ich hier die Vollendung insachen Zitrus gefunden habe. Zitrus hat tausend schöne Aspekte und Schattierungen und hier sind sie alle drin, in hochwertigster Ausprägung. Zischend kühl, vollmundig appetitlich, prickelnd warm, mit einem perfekt ausbalancierten Süße-säure-verhältnis und einem traumhaften, tiefgehenden gourmandigen Unterbau. So natürlich und charmant, luxuriös und unkompliziert, wie es wirklich sonst keiner hat. Und, auch wichtig, er ist gar nicht so scheu und flüchtig, hat wirklich Körper und Volumen. So oft gibt es Zitrusdüfte, die nur ein Bonbon sind oder nur eine gelbgrüne saure Fruchtschale oder nur ein Zitronentörtchen. All diese Aspekte sind toll, aber oft nicht alleinstehend parfumfähig. Hier fließt das alles ein, in eine abgerundete Komposition mit Tiefe und unendlicher Leichtigkeit. Es ist großartig!
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Robbenbingo vor 1 Jahr 24 4
Wie elegant Frische sein kann
Dem schlichten Namen nach ist hier Eindeutiges zu erwarten. Was soll da schon kommen? Ne tolle Frischeladung mit dem typischen kantigen Kick des Wacholders, verlängert vielleicht von etwas Saubermoschus und Schluss aus ist die Kiste zu. So easy und simpel ist es aber nicht. Und das ist ein unerwartetes Glück.
Man hat gleich alles da: Sehr authentisches, samtiges Mandarinenaroma, einen kleinen, wenn auch zahmen Gintwist. Der heimliche Star, der für Glanz und Kontur sorgt, ist aber der Moschus. Das habe zumindest ich nicht vermutet. Durch ihn erhält die Mandarine noch mehr Abrundung, durch ihn wird der sonst so struppige Wacholder herrlich elegant eingefasst und wirkt perfekt verbaut. Überhaupt hat dieser Duft für einen Frischeduft viel Dichte, Cremigkeit und Stil. Die manchmal leicht aggressive, zum splashen anregende charakteristik spitzer Spritzfrischer Düfte ist hier auf eine echt edle Art heruntergedimmt und ruft in mir eher Bilder milder Sommernächte hervor, die sengende 35-grad-mittagsstille assoziiere ich eher nicht. Mit Verlauf und Duftgeschehen war‘s das dann auch schon. Und trotz dieses scheinbar einfachen Themas ist dieser Duft so plastisch und facettenreich, dass man sich positiv wundert und mit dem Sattriechen nicht nachkommt.

Das hier ist also ein handwerklich exzellenter Sommerduft, der ungewöhnlich kultiviert und anschmiegsam daherkommt. Ich musste mich erst dran gewöhnen, sehe inzwischen aber eine selten schöne Tiefe darin. Er sollte mehr im Rampenlicht stehen.
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Robbenbingo vor 1 Jahr 5 1
Kaum Vetiver, aber sehr herrlich
Wer sich mit der Luxuslinie des Hauses Herrera, der sogenannten Confidential-kollektion, befasst, stößt auf Schönes. Wie auch von anderen Mainstream-marken bekannt, gibt es auch hier ein hochpreisigeres Portfolio, das ein bisschen mit der Exklusivität hausieren geht und sich zaghaft an die Nische kuschelt, ohne dabei aber die Gefälligkeit aus dem Blick zu verlieren. . Ich finde, in diesem Spannungsfeld lassen sich immer wieder gute Sachen finden. Naturidentisch oder mutig ist da meist nichts, aber oft trifft es einen etwas vernachlässigten Bereich zwischen zu plakativ synthetisch und zu verschroben indie. So ist „Gold Incense“, der Weihrauchduft dieser Reihe, vor allem ein angeharzter Vanillepudding, die Orange, „Orange Affair“, eher eine höchst schmeichelnde Mandellotion und der Safran „Saffron Lazuli“, für Puristen eher ein süßer Kompromiss. Das alles ist aber immer so nett gemacht, dass es oft einfach gut tut, gut riecht und gut ist. Schöner Fokus auf Tragbarkeit, ein bisschen was besonderes, aber nicht zu sehr. Ich sympathisiere damit.

Und der Vetiver? Der ist natürlich auch sehr poliert. Kein vornehmes, nussiges Grün, kein sprödes Knarzen. Es ist, als würde dieser Duft nur bestimmte Frequenzen des Vetiver-aromas an die Nase funken.
Zuerst geht es aber mit einer sanften Zitrusfrische los. Sie ist von einer smoothen, abgedunkelten Art. Führend ist die Pampelmuse, vielleicht noch im Verbund mit ruhiger Mandarine. Einen spitzen hellen Splash-effekt gibt‘s hier aber nicht. Die zitrischen Komponenten leiten ziemlich lässig in den Hauptteil über. Hier ist auch das enthalten, was am Ende wohl der Vetiver sein soll. Ein heller, holziggrüner Akkord, der ziemlich souverän gepflegt in der Abstrahlung ist. Gemischt mit einigen, ehrlich gesagt, schwer bestimmbaren Würznoten, sorgt der Duft nun für ein Wohlgefühl, wie man es von hochwertiger Kosmetik kennt. Fast hat er einen Touch von gutem Bade- oder Körperöl. Eine sehr abgerundete, wohlige Riecherfahrung. Die Duftaura gibt mir einen vitalen Wellness vibe. Die Zitrusmischung schickt auch hin und wieder ihre Strahlen runter ins Herz und die Basis, alles pegelt sich auf einem schmusigen Wohlfühllevel ein. Und da bleibt es auch, über einige Stunden und sehr konstant und verlässlich.
Auch wenn das hier wenig mit einem richtigen Vetiverduft zu tun hat, ist es eine Komposition, die mir Gutes gibt und meinem Umfeld wohl auch. Ich finde das alles sehr charmant. Leichtes Holz, leichtes Gewürz, leichtes Grün, leichtes Zitrus. Manchmal, eigentlich ziemlich oft, brauche ich gar nicht mehr.
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Robbenbingo vor 2 Jahren 14 6
Zitrus komplex
Oberflächlich euphorisch und schnell verzischt. So stellen sich Zitrusdüfte häufig dar. So sind sie gelabelt und das hat leider auch viel mit der Wahrheit zu tun. Der simple Frischling, der hell aufflackert und dann in irgendeiner nicht mehr so coolen Basis versumpft, der ist schon ganz schön verbreitet. Selten, dass zitrus auch mal so auskomponiert ist, dass man von Tiefe sprechen kann. Es bedarf wohl ziemlicher Parfümeurskunst, das zu erreichen. Auch sind viele Zitrusdüfte nicht gerade facettenreich. Eine helle Zitrone, sehr echt und erfrischend, aber irgendwie nicht so richtig interpretiert oder akzentuiert. Frischekick ohne großartigen Nachhall. Zitrusnoten provozieren einfach den tollen Effekt. Das sehe ich ein, aber ich wollte immer schon einen Zitrusduft mit Körper. Einen, der auch Zitrusduft bleibt und zum Charakter wird, der mir auch ein Versprechen macht.
Und hält.

Das habe ich hier vorgefunden. Lang schon ist „Bergamote soleil“ in meiner Sammlung. Es ist ein Duft, bei dem natürlich diese eine Frucht im Vordergrund steht, aber irgendwie handfester. Den gesamten verlauf hindurch ist es das kräftige Leuchten der bergamotte, das den Duft beherrscht. Und doch ist es mehr als das. Alle feinen Nuancen, die so eine bergamotte ausmachen, sind durch andere Noten wunderbar verstärkt und zu einem ernsthaften, anhaltenden Parfum verbaut. Zu vorderst die Säure, die mit irgendwelchen geschickt gesetzten Kraut- und Würznoten so herrlich prickelnd betont ist. Eine leise Süße, die auch blumige Aspekte hat und sehr vornehm mitwirkt, und das eher hintergründig. Eine saftige, fast gourmandige Seite, die den Anbeißreflex aktiviert und fast ins Grünsprießende reicht. Und noch ein enorm schöner, grundierender Holzunterbau, der mild und unauffällig für die Abrundung sorgt.
Insgesamt hat das alles eine Komplexität, die ich mir von Zitrusdüften häufiger wünschen würde. „Bergamote soleil“ hat einen langen Atem. Nichts dünnt aus, nichts wird schlaff. Alles bleibt lebhaft spritzig freudig und doch mit seriösem tiefgang darunter. So ein Sommerduft ist eine Seltenheit. Ich mag ihn sehr!
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Robbenbingo vor 3 Jahren 7 3
8.5
Duft
Viel Freude durch Salmiak
Atkinsons ist für mich so eine Marke, die in erstaunlich vielen Duftrichtungen erstaunlich schöne Sachen im Programm hat. Vielleicht liefern die jetzt nicht ein Highlight des Jahrtausends nach dem nächsten, aber ziemlich angenehme Alltagsbegleiter, die oft auch ihren eigenen Twist mitbringen. Tendenz eher unaufgeregt, aber immer mit geschmeidigem Tragegefühl und feiner Aura. Und so ist auch dieser Duft schon lange einer meiner Favoriten, jetzt beschreibe ich ihn hier endlich mal:

Die erste Stunde ist wie aus dem Bilderbuch für gute Kopfnoten. Es eröffnet eine Orangenfrische, die mild und rund den weiteren Weg ausleuchtet. Sie verbindet sich rasch mit einem scharfen, kühlenden Akkord, der auch das Thema dieses Dufts ist: Ein sehr klares, schönes Süßholz, das in seiner hellen, frischen Natürlichkeit wirklich was besonderes ist. Der Duft ist jetzt in voller Blüte da und hebt enorm die Stimmung. Die kräftige, saftige Salmiak-zitrus-mischung ist traumhaft abgestimmt und stärkt das gemüt wie ein erfrischendes Aftershave. Nach einer schönen prasselnden Dusche aufgetragen hat er einen wirklich belebenden Effekt auf Geist und Sinne. Reinigend, klärend, frühlingsfrisch und herrlich gelaunt.

Das helle Süßholz erfährt nach einer Weile ein kleines Abflachen in Sachen schärfe und wird zusehens zahmer und milder. schade, dass der Duft die Spannung der Kopfnoten nicht ganz halten kann, aber welcher Duft kann das schon? Die holzigen Anteile nehmen zu, bleiben aber äußerst strahlend und erhalten einen fast kirschigen Anstrich. So setzt sich der Duft über die weiteren Stunden fort, läuft in einer unspektakulären, aber sympathischen Art langsam aus, ohne weitere Glanzlichter oder Enttäuschungen.
Für alle, die aromatisches Würzholz mögen, ist dieses Parfum ein wirklich feiner Kandidat. Nicht gerade robust oder übercharismatisch, aber mit einer liebenswerten lebendigen Art und massivem Wohlfühlpotenzial. Ich kann‘s nur empfehlen!
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