Rub1nrot

Prada Paradoxe Intense schlägt - im Gegensatz zum Vorgänger - ein wie eine Bombe.

Beim testen dieses neuen Duftes konnte ich sogleich einen größeren Feldversuch starten. Mein gesamter Bürotrakt lag kollektiv am Boden, als meine Arbeitskollegin und ich auf die glorreiche Idee kamen, uns einen kleinen Spritzer aus dem Gratispröbchen zu gönnen.
Um einige meiner Kollegen zu zitieren:
"Grenzt an Körperverletzung"
"Ich habe Kopfschmerzen"
"Riecht wie Pumakäfig" ...

Selbst wenn meine Kollegin und ich nicht mehr im Raum anwesend waren, Prada Paradoxe Intense war noch da. Die Sillage ist dermaßen extrem, gefühlt steht der Duft neben dir, anstatt dich nur zu umgeben. Auch die Haltbarkeit ist wirklich überragend - die Leidtragenden waren in diesem Fall alle Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter aus dem 3. OG!

Die Duftkomposition sagt mir (und anscheinend all meinen Kollegen) überhaupt nicht zu. Sehr synthetisch und irgendwie von allem etwas zu viel. So genau kann ich gar nicht beschreiben, welche Zutat in diesem wilden Mix mich besonders abgeturnt hat. Jasmin ist mir eigentlich von Muglers Alien sehr gut bekannt und haut mich normalerweise nicht aus den Schuhen. Bei Paradoxe Intense verursachten aber besonders die floralen Noten (nicht nur bei mir) echte Kopfschmerzen. Die Vanille aus der Basis krallt sich schön fest und lässt auch nach Stunden nicht nach.

Gerne hätte ich Prada Paradoxe Intense an weiteren Probanden getestet - nur wollte sich so niemand als Versuchskaninchen zur Verfügung stellen. Schade.

Es ist schwer mit meiner Mutter. Unsere Beziehungskiste ist mehr als kompliziert.

Meine Mutter hat aber immer schon gut gerochen. Sie hat einen sehr angenehmen, neutralen Körpergeruch und ich kann mich nicht erinnern, dass sie jemals schlecht gerochen hätte - mit oder ohne Parfüm. Dabei würde es so gut in mein Bild von ihr passen - meine Mutter stinkt. Nein, tut sie nicht.

Mein Vater schien sich sehr für Düfte zu interessieren - das habe ich leider erst nach seinem Tod erfahren. Er wusste, was meiner Mutter stand. Und er griff immer tief in die Tasche - er kaufte ausschließlich die ganz großen Flakons.

Meine Mutter bekam Armanis "Acqua di Gioia" von meinem Vater zum Geburtstag geschenkt. Mir ist dieser Duft so wunderbar frisch in Erinnerung geblieben - sie trug ihn oft im Sommer, auch im Urlaub. Die Sommerhitze schien meiner Mutter nichts auszumachen. Ich roch nur die Frische von "Acqua di Gioia", selbst nach einer anstrengenden Fahrradtour.

Wie meine Mutter das macht, ist mir bis heute ein Rätsel. Selbst beim gemeinsamen Sport riecht sie nie nach Schweiß. Ich bewundere sie dafür, auch wenn es mir schwer fällt.

Auch ich habe "Acqua di Gioia" oft vor der Schule aus ihrem Kosmetikschrank geborgt. Natürlich war ich zu jung für so einen Damenduft, doch ich mochte ihn so sehr an meiner Mutter riechen.

Ich war jung, das Geld war knapp. Du warst in unerreichbarer Ferne. Wie sehr ich dich vergöttert habe, du süßer, klebriger Duft! Ich war wie erschlagen von dir - ich wollte dich haben. Du warst überall, in Magazinen, im Fernsehen. Ich kam nicht von dir los. Doch das Taschengeld reichte nicht und die Eltern sahen es nicht ein, ihrer pubertierenden Tochter einen Duft aus dem Hause Prada zu kaufen.

Viele Jahre später stehe ich dann vor dir. Du könntest mein sein - das nötige "Taschengeld" habe ich mittlerweile. Eine Welle der Nostalgie überkommt mich und ich schnuppere erwartungsvoll an dir. Nur die Bombe will nicht einschlagen. Ich verziehe die Nase. Du und ich - wir haben uns auseinander gelebt.

Vielleicht lag es daran, dass ich dich so viele Jahre nicht haben konnte. Vielleicht bin ich auch zu erwachsen geworden, um dich noch zu mögen.

"Prada Candy", du und ich - wir sollten einfach nicht sein!

"La Belle" war ein reiner Zufallsfund. Weder wollte ich mir ein neues Parfüm zulegen, noch dazu von Gaultier. Aber so ist das manchmal - man stolpert über die schönsten Dinge, wenn man nicht gezielt danach sucht.

Obwohl man Gaultiers Flakons ja nun schon auswendig kennt, stach mir diese Flasche doch ins Auge. Das saftige Preisschildchen hielt mich zunächst davon ab, mich näher mit dieser schönen Dame auseinander zu setzen. Ich war ja nur zufällig dort und wollte an diesem Tag kein Geld ausgeben.

Probieren kostet ja nichts. Ein Spritzer auf den Teststreifen und weiter durch die Regalreihen gewandert. Immer mal wieder schnupperte ich an dem Streifen, ich musste ihn gar nicht nah an meine Nase führen. Der Duft schlug bei mir ein wie eine Bombe. Sehr weiblich, verführerisch, warm. Kein Duft für scheue Rehe sondern für Platzhirsche.

Ich ging trotzdem nach Hause, denn ich wollte mir erst gut überlegen, ob "La Belle" bei mir einziehen sollte. Der Teststreifen und mein Handgelenk dufteten noch viele, viele Stunden. Die Vanille bleibt lang, wie sollte es auch anders sein. Die Röstaromen mag ich gerne riechen, zusammen mit dem Leder geben sie diesem Duft einen besonderen Kick. Vielleicht bilde ich es mir nur ein - aber diese eher maskulinen Duftkomponenten machen "La Belle" für mich erst so feminin. Gender ist just a social construct! Spannend.

Selbstverständlich habe ich "La Belle" zu mir nach Hause eingeladen. Sie begleitet mich nun schon einige Jahre und sie hat nichts von ihrer Schönheit verloren...

"Angel Nova" kam im Departure-Bereich von Eivissa Airport auf mich zugeflogen. Ich hatte bereits positive Erfahrungen mit "Alien" gesammelt und war und bin ein Mugler-Fan.

Das Original "Angel" konnte mich leider - wie so viele unter uns - nicht überzeugen. Ich nehme nicht so viel Geld für einen Duft in die Hand (oder aus der Hand) um anschließend zu riechen wie der Teststreifenmülleimer in der örtlichen Parfümerie.

Nach 10 Tagen Sommerurlaub auf Ibiza stand ich also nun in der Abflughalle und vertrödelte unsere Wartezeit zwischen den Parfümregalen. Es ist zu diesem Zeitpunkt August 2021 und Corona war aktuell wie eh und je. Mit FFP2-Maske im Gesicht stopfte ich mir also munter die Duftstreifen von oben in meinen Schnutenpulli und schnupperte (so bescheuert es auch aussah) fröhlich an den verschiedensten Pröbchen.

"Angel Nova" stach mir durch den knallpinken Flakon sofort ins Auge. Ich hatte einen wunderschönen Urlaub hinter mir und war aufgeputscht von Sommer, Sonne, Strand und Meer. Todesmutig gab ich einen ordentlichen Sprühstoß auf den Teststreifen und dann hinein in die FFP2-Maske. Von der Seite schielte mich eine braungebrannte Dame etwas schräg an - ich ließ mich nicht aus der Ruhe bringen.

Alsbald beduselte mich die süße Himbeere und gab mir einen fruchtigen Tritt in den Hintern. So schlich ich noch ein wenig durch die Reihen und schnupperte selbst durch meinen Schnutenpulli noch den angenehmen Duft von "Angel Nova". Als mich mein Freund einfing, um mich Richtung Gate zu navigieren, sprühte ich mir noch einen saftigen Stoß auf das Handgelenk. Muglers neuer Engel sollte mich also noch den ganzen Flug und sogar bis in die frühen Abendstunden begleiten, als wir im Auto auf dem Rückweg gen Heimat saßen.

Dieser Traum vom Mittelmeer ließ mich lange nicht los. Vielleicht waren es die positiven Assoziationen unseres Urlaubes auf Ibiza - "Angel Nova" sollte ganz bei mir einziehen und damit vielleicht auch der Sommer, Sonne, Strand und Meer.

Der pinke Engel ist schwer, man muss aufpassen, dass er einen nicht überstrahlt. Für selbstbewusste Wesen ist dieser Duft aber durchaus zu handhaben - ich zähle mich dazu.

Die Haltbarkeit ist überragend. Heftet sich Muglers "Angel Nova" an meine Kleidung, habe ich mehrere Tage etwas davon. Die Litschi rieche ich nicht immer, kommt aber an manchen Tagen exotisch von meiner Haut gekrochen. Ich trage diesen Duft auch in den kalten Monaten, ein Showstopper für Sommer und Winter.

Rest in Power, Manfred...