Salmix

Salmix

Rezensionen
Salmix vor 9 Jahren 2
7.5
Flakon
7.5
Sillage
10
Haltbarkeit
8.5
Duft
Küsten- oder doch Großtantennebel?
Was war das doch heute für ein wunderschöner Frühlingstag! Tiefblauer Himmel, Sonnenschein, die Landschaft mit der üppigen Frühjahrsvegetation strahlte in intensivsten Farben und gleichzeitig ging beständig ein leichter, frischer Wind, der eine dünne Jacke nötig machte. Herrlich! Ich fühlte mich an San Francsico erinnert. Und so beschloss ich schon heute morgen, endlich einmal einen Trage-Test des Le Labo City Exclusives "Limette 37" durchzuführen. Die Probe habe ich bei meinem letzten Aufenthalt in der Stadt an der Bucht vor einem Dreivierteljahr erhalten - da wird es langsam mal Zeit, denn bisher hatte es nur kleine Tests am Handgelenk und beim Zubettgehen gegeben.

In Vorbereitung auf den Duft hatte ich mir noch mal ein paar Bewertungen durchgelesen - u.a. bei Fragrantica. Dort wird häufig moniert, dass "Limette 37" nichts mit der Stadt, für die er steht, zu tun habe. Doch ein Kommentator lieferte eine für mich völlig überzeugende Erklärung: der frische, helle Start des Duftverlaufs steht für den blauen Himmel und den kühlen Wind in der Stadt, die cremige, holzige Basis dagegen für den Nebel, der von der Küste her über die Hügel kriecht und die Stadt in Watte packt. Das deckte sich gut mit meinen flüchtigen Eindrücken. In Kombination mit den Eindrücken des chicen Flakon- und Marken-Designs von Le Labo zog ich also los mit dem Gefühl, einen modernen Duft zu tragen, der die reizvollen und vielseitigen (geographisch-klimatischen) Facetten dieser Traumstadt verkörperte - das Frische der windigen Sonnen- und das Mystische der stillen Nebelstunden.

Und so war es auch eine Weile. Der spritzige Auftakt wird bald abgelöst durch eine tiefe, holzige Basis. Doch ebenso treten nach einiger Zeit florale Noten in den Vordergrund. Auch diese passen an sich gut zu San Francisco, hängt dort doch wirklich an vielen Ecken ein Blütenduft in der Luft. Doch gleichzeitig sorgte dies dafür, dass meine ursprünglichen Eindrücke - die Stadt am Pazifik, die moderne, schlichte Optik - zunehmend zur Seite gedrängt wurden. Ohne diese Voreinstellung bleibt in der Mitte seines Verlaufs nichts anderes übrig als ein Alte-Damen-Duft. Plötzlich befand ich mich nicht mehr in Kalifornien, sondern in meinem Elternhaus bei einem der Geburtstage meiner Oma, zu denen immer viele Großtanten zu Besuch kamen - mindestens eine davon roch genauso: gut, gepflegt, frisch, blumig - aber eben ein wenig altdamenhaft.

Im weiteren Verlauf gibt sich das wieder. Die Basis riecht warm und sauber - und hält sehr lange an. Am Abend war ich beim Sport - das Schwitzen hat den Duft noch mal zum Aufblühen gebracht. Und selbst die Dusche hat er überstanden. Da gibt's nichts zu Meckern. Doch die Großtantennebelphase - nebst dem reichlich exklusiven Preis der City Exclusives - sorgt dafür, dass "Limette 37" nun endgültig (?) von der Wunschliste verschwindet.
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Salmix vor 10 Jahren 12
7.5
Flakon
5
Sillage
7.5
Haltbarkeit
9
Duft
Ein Dufterlebnis, drei Überraschungen
Die Arbeit hat mich nach San Francisco geführt und selbstverständlich habe ich meine freie Zeit dort nicht nur genutzt, um die Stadt wieder einmal zu erkunden, sondern auch, um mir die Parfumabteilungen der großen Kaufhäuser in der Innenstadt in unmittelbarer Nähe des Tagungshotels anzusehen. So stieß ich auf den Tresen von Le Labo bei Barneys New York, eine Marke, die ich bisher noch nicht wirklich wahrgenommen hatte. Die sehenswerte Präsentation der hauseigenen Duftstoffe in unterschiedlichen Konsistenzen und Behältnissen machte mich neugierig. Da ich im Verlauf des vergangenen Jahres, in dem ich mich erstmals näher mit Parfum beschäftigt habe, meine Vorliebe für Vetiver entdeckt habe, gehörte Le Labos "Vetiver 46" neben dem San Francisco Exclusive "Limette 37" zu den ersten Düften, die ich testete.

Und dieser erste Test brachte Überraschung Nummer eins mit sich: bei "Vetiver 46" steht nicht Vetiver im Vordergrund, sondern Weihrauch - und zwar ein warmer und anschmiegsamer Weihrauch, der mir gleich sehr bekannt vorkam. Ich musste unweigerlich an "Gucci Pour Homme I" denken. Jonathan, der freundliche und kundige Le-Labo-Verkäufer, gab mir dankenswerter Weise eine Probe "Vetiver 46" mit, so dass ich am Abend den Duft in seinem gesamten Verlauf testen konnte. Etwa eine halbe Stunde nach dem kräftigen Weihrauch-Auftakt lässt sich schließlich doch noch Vetiver erschnuppern. Seine Herbe wird allerdings durch warme und süßliche Noten, wie insbesondere im Drydown auch Vanille, aufgefangen und abgemildert. Nach dem sakralen Start wird der Duft immer weicher und verbleibt nach einigen Stunden nur noch als hautnaher Kuschelduft. Sehr, sehr lecker!

Somit war für mich die Entscheidung gefallen. Aufgrund des exorbitanten Preises für den vergleichsweise belanglosen San Francisco Exclusive "Limette 37" fiel die Wahl für meinen Erinnerungsduft an diese Reise also auf Le Labos "Vetiver" - wie gesagt, ein Vetiver in Anführungszeichen, handelt es sich in Wahrheit doch vor allem um einen Weihrauchduft. Vor meinen Augen wurde am folgenden Tag also meine persönliche Abfüllung zusammengemischt und der schlichte Flakon für mich personalisiert.

Erst bei meiner Rückkehr nach Hause habe ich im Internet nach Le Labo und "Vetiver 46" recherchiert. Mein erster Weg führte mich dabei zum amerikanischen Fragrantica und bot Überraschung Nummer zwei: recht viele Kommentatoren dort vergleichen den Duft mit CdGs "2MAN". Andere widersprechen zwar vehement, dennoch wird "2MAN" dort auch als Duftzwilling genannt. Meiner Erinnerung nach konnte das nicht stimmen und ein eigener Direktvergleich ergab, dass "2MAN" zwar eine gewisse Ähnlichkeit zu Le Labos "Vetiver" aufweist, aber doch wesentlich flacher und synthetischer ist. Die für mich offenkundige Ähnlichkeit zu "Gucci Pour Homme I" dagegen, die sich für mich in einem Direktvergleich mittlerweile bestätigt hat, wird auf Fragrantica nicht erwähnt. Dennoch ist die Mehrheit der Benutzer dort voll des Lobes und vollauf begeistert von "Vetiver 46" - ebenso wie ich.

Dies führt mich zu Überraschung Nummer drei: und das ist die schlechte Bewertung und Kommentierung des Duftes hier auf Parfumo. Natürlich sind die Duftvorlieben und -empfindungen verschieden und aufgrund seiner geringen Verbreitung liegen auch noch nicht allzu viele Bewertungen für "Vetiver 46" vor, aber angesichts der Beliebtheit von GpHI, meiner Einschätzung nach eines nahen Verwandten, und angesichts der hohen Bewertung auf Fragrantica (ganz abgesehen von meiner eigenen hohen Wertschätzung des Dufts) bin ich von seiner mäßigen Bewertung hier doch recht verwundert.

Deshalb meine Empfehlung an alle, die warme, weiche Weihrauchdüfte mögen: gebt auch "Vetiver 46" eine Chance!

EDIT in Bezug auf den "CdG 2 Man"-Vergleich: Mittlerweile expandiert Le Labo recht stark - so haben sie nun auch zwei Geschäfte in Berlin. Dort habe ich bei meinem Silvester-Aufenthalt noch mal meine Nase an Vetiver 46 gehalten - und er roch anders als mein Duft aus San Francisco zuhause; tatsächlich sehr viel mehr wie CdG 2 Man. Entweder wurde also zwischenzeitlich die Formel verändert oder - wie manche Youtuber vermuten - die einzelnen Le Labos variieren je nach Zusammensetzungs-Ort, wo sie ja beim Kauf "frisch" zusammengerührt werden.
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Salmix vor 10 Jahren 2 2
8
Duft
Orientalischer Saunaaufguss
Gut, in Wahrheit ist dieser Winter bislang ungewöhnlich warm, aber stellen wir uns vor: klirrende, trockene Kälte, frischer Schnee bedeckt die Landschaft, ein eisiger Wind weht uns ins Gesicht, in dem Moment, in welchem wir die Blockbohlensauna verlassen, in der wir eben einen wärmenden Aufguss aus getrockneten Früchten und Gewürznelke genießen durften. Noch das Zischen des Aufgusses im Ohr stellen wir uns von innen gewärmt und gestärkt der Kälte, die uns nun umgibt und uns als Erfrischung erscheint.

Arabie kombiniert für mich genau diese Eindrücke. Apicius hat diesen Eindruck mit seiner Einordnung des Parfums als Raumduft bisher am besten ausgedrückt. Nur finde ich es wichtig zu betonen, dass es sich bei diesem Raum in meiner Phantasie eben um keinen trockenen Raum handelt, sondern um eine Sauna, in der gerade ein Aufguss zelebriert wird oder soeben zelebriert wurde. Neben den warmen, orientalischen, zwischen fruchtig und holzig schwankenden Noten steht für mich bei Arabie nämlich ganz klar das Zischende, Prickelnde und Frische weit im Vordergrund. Da ist etwas Zitrisches und Pfeffriges dabei...

Mit Arabie fühle ich mich gleichzeitig gewärmt und erfrischt. Dafür reicht schon ein Hauch auf dem Handgelenk. "Baden" sollte man wirklich nicht darin, das wäre dann schnell zuviel des Guten - für einen selbst, besonders aber sicher auch für die lieben Mitmenschen.
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Salmix vor 11 Jahren 5 1
9
Flakon
7
Sillage
7.5
Haltbarkeit
8
Duft
Tagundnachtgleiche
Ich versuche mich heute mal an meinem zweiten Parfumo-Kommentar. Dass ich dies trotz mangelnder jahrelanger Dufterfahrung noch einmal wage, liegt wieder daran, dass mich ein Duft irgendwie überrascht und umgehauen hat. Außerdem fehlen in den bisherigen Berichten zu "CdG Black" diejenigen Assoziationen, die sich bei mir dazu eingestellt haben.

Dass ich von "Black" zunächst umgehauen wurde, liegt an der Wirkung, die dieser Duft haben kann, wie IrisMann sie beschreibt und die bei meinem ersten Test voll zuschlug: Rauchvergiftung. Ein dermaßen "verbrannt" riechendes Parfum ist mir vorher noch nicht begegnet.

Doch in den folgenden Tagen - nach dem ersten, leicht abschreckenden Test - stellte sich ein gewisses Verlangen ein, "Black" noch einmal zu riechen. Und das liegt wiederum vermutlich daran, dass mir der Duft in den letzten Tagen, an denen es abends bereits sehr kühl geworden war, nun auch draußen des öfteren begegnet ist: die ersten Kamine werden angezündet und es liegt diese Rauchigkeit in der klaren, kalten Abendluft.

Meinen Beitrag habe ich mit "Tagundnachtgleiche" überschrieben, da sich bei mir durch "Black" Assoziationen entfalten, die ich mit den Jahreszeiten, wenn Tage und Nächte gleich lang sind, in Verbindung bringe: zum einen der Kaminrauch in der kalten, herbstlichen Abendluft, zum anderen könnte es aber auch der Rauch eines Osterfeuers sein - immerhin ist der Weihrauch, der häufig parallel dazu in die Luft verschwenkt wird, deutlich wahrnehmbar. Eine dritte Assoziation versetzt mich in eine winterliche Holzhütte in den Bergen, in der der Kamin brennt; vielleicht auch in eine Räucherstube auf einem Weihnachtsmarkt.

Obwohl ich ein großer Lakritz-Fan bin, steht dieses für mich hier doch eher im Hintergrund. Die Lakritzschnecke hat sich bei mir in beiden Testläufen noch nicht entrollt.

"Black" kommt auf die Wunschliste - und vielleicht auch schon bald in den Einkaufskorb, denn ich würde sagen, sein großes Halbjahr bricht gerade an. Ein Duft für klare, kalte Herbst-, Winter- und Vorfrühlings-Abende...

Nachtrag: Nun habe ich ihn also gekauft und schon an mehreren Tagen getragen. Dadurch ist die Begeisterung noch gestiegen, mein Eindruck hat sich allerdings noch mal ganz leicht verändert: am Körper tritt nun der "verbrannte" Eindruck eher zurück, dafür doch eine sanfte, warme Lakritznote in den Vordergrund. "Black" würde ich nun als rauchig-lakritzigen Duft beschreiben. Er hüllt mich angenehm ein, ohne zu erschlagen. Vielmehr weht immer mal wieder ein Hauch von ihm in die Nase. Lecker!
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