Schalkerin
Schalkerins Blog
vor 4 Jahren - 25.05.2020
30 53

Geboren um zu riechen

So kommt es mir jedenfalls vor. Angefangen hat es laut Erzählung meiner Mama, als ich ca.2 Jahre alt war, auf einer Familienfeier. Eine Tante stellte ihr neues Parfum der versammelten Familie vor. Da soll ich gesagt haben," auch Mafüm". Ich bekam 1 Tröpfchen an's Ärmchen und schnupperte den Rest des Tages nur noch an mir rum. Von da an forderte ich täglich meinen Tropfen Mafüm von meiner Mama oder den älteren Schwestern. Es sprach sich in der großen Familie herum, daß die Kleine einen riesen Spaß an den Düften hat und alle sammelten fortan die kleinen, fast leeren Parfumproben für mich. Damals noch zum tupfen. Die kamen in eine riesige, von meiner Schwester ausrangierte Handtasche. Meine Mama sagte immer, die Tasche sei größer, als ich selbst. Egal, wo wir hingingen, die Tasche mit dem großen Schatz war immer dabei. Wenn mir dann langweilig wurde, hab ich mich in eine Ecke gesetzt und mit Begeisterung an meinen Schätzen rumgeschnüffelt. Mein Onkel Heinz hat mir daraufhin den Namen Mafümfläschen gegeben. Und so hat er mich immer genannt, bis er vor ein paar Jahren verstarb. Ich glaube, meinen richtigen Namen kannte er gar nicht mehr. Dann kam die Schulzeit und noch immer mußte ich mich mit den fast leeren oder ausrangierten Flacons meiner Schwestern über Wasser halten. Höchstens auf der Kirmes kaufte ich Patchouly Öl, ganz mini Fläschen, für 5 DM.I ch war happy, nur meine Familie fühlte sich gefoltert."Du stinkst", aber das machte mir nix aus. Grins. Wurde ich gefragt, was ich mir zum Geburtstag oder zu Weihnachten wünsche, Parfum war und ist bis heute immer dabei.

Dann kam ich in die Lehre. Von meinem selbstverdienten Geld kaufte ich mir ein Fläschen Opium, damals sehr angesagt. Stolz wie Oskar war ich. Ca ein Jahr später ging ich zu Pieper, um ein Geschenk zu kaufen, da erregte ein kleiner Flacon meine Aufmerksamkeit. Er sah so schön aus ,in seiner Hülle aus rotem Leder.I ch bat, ihn testen zu dürfen. Sehr herablassend wurde ich gemustert. "Junge Frau, das ist Must de Cartier, echtes Parfum, das ist sehr teuer." Fast schon eingeschüchtert sagte ich, "trotzdem möchte ich ihn testen." Ich bekam etwas an's Handgelenk und WOW, mir wurde warm und mich erfasste eine große Glückseligkeit. "Gefällt er Ihnen?" Vorsichtig fragte ich nach dem Preis." 15 ml 155 DM." Ich schluckte. Das war mehr als die Hälfte meines Lehrlohns. Hochnäsig sah ich sie an " Ja,gerne." Ich hätte die ganze Welt umarmen können. Für das Geschenk mußte ich mir dann Geld leihen. Meine Mama fragte,"Warum hast du denn schon kein Geld mehr?" Ich schwindelte und erzählte nichts von meiner Kostbarkeit. Wir hatten nicht viel Geld Zuhause und ich glaube, das wäre ganz schlecht für mich ausgegangen, wenn sie davon erfahren hätte. Happy ging ich nachts mit meinem Schatz unter'm Kopfkissen schlafen. Viele Jahre war das Cartier mein Liebling und ich besitze immer noch einen Vintage Flakon.

Meine nächste große Liebe war auch meine letzte. SAMSARA, Ich trug es immer, jeden Tag. Samsara Shower Gel, Bodylotion, Deo, EdT, EdP, Extrait. Immer wieder Samsara. Und der Duft kam an. Ganz viele Komplimente hab ich eingeheimst. Oft ging ich in eine Parfumerie, gewillt mir einen neuen Duft zu kaufen. Aber ich ging mit leeren Händen wieder nach Hause. Keiner konnte mithalten. Und dann ,oje- was war passiert? Das war nicht mehr mein Samsara. Ich war sehr, sehr traurig. Es gibt auch keinen Nachfolger .Kein Parfum, daß ich über Jahre jeden Tag tragen möchte. Aber-, jetzt habe ich viele Düfte, auch einige mit Sonderstatus. Tja, wer weiss?---Und : sind viele Liebschaften nicht sogar besser, als die eine ganz große Liebe? Jedenfalls beim Parfum !!




Aktualisiert am 07.05.2022 - 20:58 Uhr
30 Antworten