Schallhoerer

Schallhoerer

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1 - 5 von 66
Schallhoerer vor 2 Jahren 29 11
8
Flakon
9
Sillage
9
Haltbarkeit
8
Duft
Die rauchige Teegesellschaft
Wenn eine Marke mit einem Slogan wie "In Smoke We Trust" wirbt, dann hat sie meine Aufmerksamkeit. Da bin ich ziemlich einfach gestrickt. Ich lese Rauch, ich rieche rein.

Beaufort London ist die vom Prodigy-Schlagzeuger Leo Crabtree gegründete Marke, die sich neben Düften auch Spirituosen widmet. Dabei geht man in beiden Fällen nicht den einfachen Weg.

Vi et Armis (lat. für "mit Waffengewalt") hieß dabei übrigens früher "East India" und stellt damit den Bezug zur im Jahre 1600 gegründeten britischen Handelsgesellschaft, der East India Company her. Mit dieser Gesellschaft wurden alle denkbaren Handelsgüter "verschifft". Offenbar musste sich Beaufort aber relativ schnell aus juristischen Gründen von diesem Namen verabschieden. Treffender hätte dieser aber nicht sein können.

Wir haben hier für Beaufort Düfte (mit Ausnahmen) den typischen Rauch im Vordergrund. Wo andere Marken diesen als Nebenschauspieler einsetzen, agiert der Rauch in Vi et Armis als Hauptdarsteller. Der erste Atemzug füllt die Lunge mit stechendem Rauch. Hier werden keine Kompromisse eingegangen. Tonangebend im Opening ist dann auch direkt eine grobe Portion an schwarzem Pfeffer, der ebenfalls in der Nase beißt und sich mit der warmen Würze des Kardamom ergänzt. Der Rauch überdeckt in dieser Phase des Duftes die restlichen Noten wie ein Umhang und es fällt einem schwer die einzelnen Noten in diesem Dickicht aus Qualm zu erkennen. Aber gerade das macht für mich den Reiz der Beaufort Düfte aus. Hier wird es einem nicht leicht gemacht, die Nase wird gefordert und man braucht eine gewisse Zeit, bis man durch diesen dichten Rauch "sehen" kann. Ganz tief im Hintergrund, unter all diesem Rauch, finden wir dann aber eine Tee-Note, die mit der Zeit immer präsenter wird und sich in den Vordergrund arbeitet. Für mich persönlich riecht das wie ein Tee mit zitrischem Einschlag. Im weiteren Verlauf kommt dann noch eine leicht alkoholische Note dazu, verfeinert den Tee und geht mit dem Rauch eine minimal süßliche Symbiose ein. Ich persönliche habe manchmal meine Probleme wenn es darum geht eine Tee-Note von einem trockenem Tabakblatt zu unterscheiden. Im späten Drydown nehme ich aber eine Note wahr, die sich von der bisherigen Tee-Note unterscheidet weshalb ich hier auf ein eher trockenen Tabak tippen würde. Das Oud als solches ist in diesem gesamtem Konstrukt nicht einzeln zu dechiffrieren. Wahrscheinlich verbindet es sich helfend mit den rauchigen Aspekten der Birke und des Weihrauchs.

Das geniale am Vi et Armis ist aber die konzeptionelle Gestaltung des Duftes. Hier liegt meiner Meinung nach ein olfaktorisches Meisterwerk vor. Die Grundidee war offenbar den Geruch eines Schiffes, dass allerlei Güter (Tee, Gewürze, Alkohol) transportiert und in ein Gefecht auf hoher See gerät, wiederzugeben. Und das ist meisterhaft in Szene gesetzt.

Bei der Haltbarkeit muss man sich bei Beaufort Düften keine Gedanken machen. Ich kann den Vi et Armis mit 2 Sprühstößen ohne Probleme über einen kompletten Arbeitstag wahrnehmen.

Durch die angenehme Teenote ist der Duft in meinen Augen tragbarer als z.B. ein Tonnerre aus dem selben Haus. Man muss aber schon ein ausgeprägtes Faible für rauchige bzw. extremere Düfte haben um Genuss an Vi et Armis zu verspüren.

Mit "In Smoke We Trust" hat man große Töne gespuckt, letztendlich aber auch abgeliefert. Der Vi et Armis ist ein konzeptionell meisterhaft austarierter Duft, der viele Extreme sowie seine Gegensätze in Einklang bringt und olfaktorisch auf eine spannende Schiffsreise einlädt.
11 Antworten
Schallhoerer vor 2 Jahren 20 8
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Flakon
7
Sillage
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Haltbarkeit
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Duft
Lakritz-Oud
Es wird euch zu den Ohren raus hängen. Aber es gibt einen weiteren "Oud Wood" inspirierten Duft. Und in China ist ein Sack Reis umgefallen. Der Black Oud von Zousz ist aber tatsächlich ein paar Worte wert.

Die unabhängige Marke aus Großbritannien ist eigentlich eher für Männerpflegeprodukte (Bartpflege usw.) bekannt. Da kommt man aber um ein eigenes Parfüm nicht herum und so wurde daher 2020 der Duft Black Oud lanciert.

Und wir müssen da auch gar nicht um den heißen Brei reden, denn der Black Oud lässt uns direkt wissen, wer hier als Vorbild zur Verfügung stand. Der Duft ist dabei aber keine simple 1:1 Kopie der bekannten Oud Wood DNA von Tom Ford sondern spinnt diese Grundidee weiter und kommt dabei mit einem schönem Twist um die Ecke. Der Duft eröffnet mit einer präsenten Portion an Pfeffer, die über die ersten paar Minuten relativ markant bleibt und sich dann zurück zieht und den Platz für den Kardamom frei macht. Hier erkennt man wahrscheinlich die größten Parallelen zum Original aus dem Hause Tom Ford. Das Oud (mit Sicherheit ein synthetischer Akkord) nimmt danach langsam seinen Platz zwischen dem cremigem Sandelholz (ohne laktonisch zu werden) und einem sanftem, veloursartigem Leder ein. Gerade dieses "gemütliche" Leder gibt dem Black Oud im Vergleich zum Original genug Kontraste um nicht als reine Kopie zu gelten. Das Leder ist hier in diesem Fall relativ unscharf gezeichnet, bleibt über den gesamten Verlauf relativ lieblich und wirkt zu keiner Zeit anstrengend oder fordernd. Mit dem Patchouli bekommt der Black Oud eine minimal erdig-schokoladige Note. Im Drydown wird der Duft dann von seiner grundlegenden Ausrichtung noch etwas süßer. Vanille und Tonkabohne geben hier genug Wärme für die kältere Jahreszeit ab um sich mit diesem Duft geborgen zu fühlen.

In der Mittelphase des Duftes kommt dann aber noch eine Note zum Vorschein, die mein Interesse weckt und mich irgendwie gefangen nimmt. Das wirkt auf mich wie eine süßliche Lakritznote, die mir aus meiner Kindheit bekannt vorkommt. Außerdem schwingt ganz tief im Hintergrund auch noch eine leichte "Plastik"-Note mit, die mich ebenfalls an irgendetwas aus meiner frühen Kindheit erinnert. Ob das eine Art von Spielzeug oder Süßigkeit war, kann ich bis heute nicht ganz definieren.

Mit circa 8 Stunden gibt sich der Black Oud bei der Haltbarkeit keine Blöße. Die ersten 2 Stunden projiziert er dabei recht stark und wird dann etwas intimer.

Der Flakon liegt mit seiner bauchigen Form gut in der Hand, ist recht schwer und mit einem vernünftigem Sprüher ausgestattet. Leute mit "Fingerabdruck-Phobie" machen aber einen Bogen um den Flakon.

Am Ende ist der Black Oud also ein deutlich Oud Wood inspirierter Duft, der aber durch die angenehme Ledernote sowie diesen leichten Lakritz-Vibe genug eigene Ideen einbringt um nicht als langweilige Kopie einer beliebten DNA zu gelten. Er ist preislich relativ fair angesiedelt (circa. 55-65€ für 100ml EdP) und überzeugt dadurch nicht nur mit einem guten Preis-Leistungsverhältnis sondern auch mit ordentlicher Haltbarkeit.
8 Antworten
Schallhoerer vor 2 Jahren 9 3
8
Flakon
6
Sillage
7
Haltbarkeit
8.5
Duft
Die Guten gehen immer zu früh
Viele Düfte gehen einfach zu früh von uns. Der Gucci Pour Homme 2 wurde uns zum Beispiel viel zu früh genommen. Dann trauert die Gemeinde auch immer noch über das viel zu frühe Ableben vom Dior Fahrenheit Absolute. Und dann gibt es Düfte die uns genommen werden, bei denen es die meisten gar nicht mitbekommen haben das sie weg sind.

Der Versace Man ist so einer dieser Kandidaten. 2003 erstmals erschienen und dann ungefähr 15 Jahre später eingestellt. Hat die Parfümwelt hier aber wirklich einen schweren Verlust erlitten? Wir finden es zusammen raus.

Versace ist bei mir vor allem durch mainstreamige und oftmals auch relativ preiswerte Düfte bekannt geworden. Der Dylan Blue fällt mir da ein. Oder ein Versace Eros. Das diese Marke aber auch ein Händchen für ausgefallene Duft hat, zeigte man spätestens mit dem "The Dreamer".
Der Versace Man ist eine dieser großartigen Ausnahmen. Wir haben hier einen orientalischen Tabakduft, der in seiner Komposition eindeutig eher dem Nischenbereich zugeordnet werden müsste. Der Duft startet mit einer schön spritzigen und frischen Bergamotte und einer guten Portion an schwarzem Pfeffer. Der Pfeffer verleiht der Bergamotte neben dem zitrischen Aspekten auch eine gewisse Schärfe und Profil. Im Herzen kommt dann der orientalische Einschlag eindeutig zum Vorschein. Mit Kardamom, der hier ebenfalls wieder eine grundlegende Würze mit einbringt haben wir vor allem den Safran, der den Versace Man in eine deutlich orientalische Richtung schiebt. Ich bekomme zusätzlich ab der Mitte des Duftes eine Assoziationen zu Traubensaft, der sich wunderbar mit den würzigen Aspekten des Duftes verbindet. Interessant ist übrigens, dass der Versace Oud Noir (der oft im Atemzug mit Tom Fords Oud Wood genannt wird) sich eindeutig an der Grund DNA des Versace Man bedient. Wenn man beide Düfte nebeneinander riecht, merkt man relativ schnell die Ähnlichkeiten. In beiden Düften ist der Safran in Kombination mit dem Kardamom taktangebend. Während der Oud Noir aber viele Jahre später (2013 um genau zu sein) einen leicht anderen Weg in eine holzigere und oud-inspirierte Richtung geht, haben wir beim Versace Man im Drydown einen erstklassigen Tabakduft. Der Tabak wird hier von minimal rauchigem Labdanum unterstützt. Der Versace Man driftet trotz des Ambers in der Basis nie in eine zu süße oder gefällige Richtung ab. Während viele aktuelle Tabakdüfte die Tendenz zu immer mehr Süße und einem Gefühl von Weihnachtsmarkt gehen, bleibt der Versace Man absolut stilsicher und erinnert eher an eine ältere Lounge, wo man in bequemen Sesseln zu gutem Jazz lauscht und den Tag ruhig ausklingen lässt.

Einen Duft wie den Versace Man hätte ich von einem Haus wie Versace nicht erwartet. Dafür riecht dieser einfach zu erwachsen, fast schon zu nischig und definitiv teurer als man vermuten würde.

Die Haltbarkeit ist mir circa. 7h auf einem soliden Niveau für einen "Designer Duft".

Mit der Verfügbarkeit sieht das leider anders aus. Die einzige Quelle für Flakons sind entweder Gruppen in sozialen Netzwerken, wo Düfte getauscht oder verkauft werden, oder der Umweg über Ebay, wo die Flakons mittlerweile für um die 100€ weggehen. Angesichts der Qualität des Duftes und seines eher außergewöhnlichem Duftprofil würde ich diesen Preis aber immer noch als gerechtfertigt bezeichnen.

Ich würde die am Anfang gestellte Frage daher mit einem klarem JA beantworten. Mit dem Versace Man wurde uns tatsächlich ein ausgezeichneter Duft genommen, der so in dieser Art und Weise von Versace wohl nicht mehr zu erwarten ist.
3 Antworten
Schallhoerer vor 2 Jahren 14 5
9
Flakon
7
Sillage
7
Haltbarkeit
8.5
Duft
Die Sandelholz Phobie
Es gibt kaum einen Duftstoff den ich so abgrundtief hasse wie Sandelholz. Dieses cremig, oftmals laktonisch riechende Holz verfolgt mich bis in meine Alpträume. Da macht es natürlich Sinn sich einen Sandelholzduft von Louis Vuitton zu kaufen.

Mit Sandelholz verbinde ich meine bisher schlimmste olfaktorische Erfahrung. Aus Unwissenheit habe ich mal den Black Phantom von Kilian zur probe getragen und war damit im Auto unterwegs. Als mir dann die Schweißtropfen die Stirn herunter gelaufen sind und mich eine Art von Übelkeit überfiel, die ich in olfaktorischer Sicht so noch nie erlebt hatte, wusste ich, dass ich hier den schlimmsten Duft aller Zeiten roch. Angebrannte Milch auf dem Ceranfeld war dann meine Assoziation und bis heute bekomme ich eine Gänsehaut wenn ich an dieses Erlebnis denke. Meine Erfahrungen mit Sandelholz sind daher der negativen Natur.

Den Au Hasard hatte ich als Probe zu meiner Bestellung des "Orage | Louis Vuitton" erhalten und war mir da beim ersten riechen relativ sicher, dass mich der Au Hasard nicht in seinen Bann ziehen kann. Blöd ist nur, wenn einen dann so ein Duft nicht in Ruhe lässt, die Gedanken darum kreisen und man immer wieder zu dem Duft gezogen wird. Nach ein paar Tagen war die Probe dann auch leer, da ich den Duft jeden Tag trug. Der Duft eröffnet mit einer wunderschön saftigen und realistischen Mandarine, die kaum Süße in sich trägt und tendenziell fast eher ins säuerliche driftet. Petitgrain ergänzt hier mit einer herben Zitrik und rundet dieses äußerst frische und belebende Opening ab. Mein großes Glück beim Au Hasard ist die Art wie das Sandelholz verwendet wird. Zum Glück handelt es sich dabei um kein laktonisches Sandelholz das mich weder an Milch noch an Feige erinnert. Das Sandelholz hat zwar eine gewisse cremigkeit, was für Sandelholz ja üblich ist. Allerdings fügt sich diese wunderbar in den Duft ein, ergänzt an den notwendigen Stellen und steht nicht im Mittelpunkt. Auf mich wirkt das Sandelholz hier minimal süßlich, weckt dabei eine Assoziation zu frischen, leicht süßlichen Sägespänen in einer Holzwerkstatt. Die säuerlichen Eigenschaften der Mandarine, Ambrette und Petitgrain sind dabei für mich über den gesamten Duftverlauf merkbar und hüllen einen in einen Umhang aus zitrischen Momenten. Ich kenne bisher nicht viele Düfte die eine so derart starke Sogkraft auf mich ausüben und mich in ihren Bann ziehen.

Die Haltbarkeit liegt bei souveränen 7-8 Stunden auf meiner Haut. Wenn ein Duft mich in dieser Weise über den Arbeitstag begleiten kann, dann reicht mir das vollkommen aus.

Der Au Hasard hat meine Sandelholz Phobie zwar nicht geheilt, er hat mir aber gezeigt das dieser Duftstoff auch sehr schöne Seiten annehmen kann.
5 Antworten
Schallhoerer vor 2 Jahren 36 10
7
Flakon
8
Sillage
9
Haltbarkeit
7
Duft
Die betagte, wohlhabende Russin
1000€. Da stockt einem der Atem. Dafür kaufen sich andere ein Gebrauchtwagen, machen Urlaub oder beides. Die Frage ist wie glaubwürdig ich bin, wenn ich vor ein paar Wochen einen Duft für 600€ Listenpreis gekauft habe? Die Erklärung ist aber einfach. Der Xerjoff Homme kostet zwar Liste 600€ für 100ml, ich habe aber „nur“ 440€ bezahlt. Das ist für mich persönlich eine Schmerzgrenze die ich nur in äußerst seltenen Fällen toleriere. Für diesen Preis muss mich ein Duft nachhaltig beeindrucken, nicht mehr los lassen und in seinen Bann ziehen. Da reicht ein „riecht gut“ nicht mehr aus.

Wenn ich also sage, dass der Diaghilev dieses Preisschild nicht wert ist, dann ist das selbstverständlich hochgradig subjektiv. Ich versuche aber meinen Standpunkt etwas zu untermauern.

Die Preispolitik von Roja im speziellen habe ich nie ganz verstanden. Wir reden hier über Luxusgüter, gar keine Frage. Aber Grenzen scheint Roja Dove hier offenbar nicht zu kennen. Ich habe liebenswerter Weise eine Probe vom Diaghilev von einem lieben Parfumo (AlexW). Grüße und Danke geht auch an dieser Stelle noch einmal an dich raus.

Der Diaghilev ist ein klassischer Chypre wie er im Buche steht. Und da haben wir bereits das erste Problem. Roja Dove hat sich hier an bereits seit Jahrzehnten vorhandenen „Vorbildern“ inspirieren lassen und jetzt mit dem Diaghilev seine Definition eines Chypre veröffentlicht. Blöd ist nur, wenn ein Duft wie der Mitsouko nicht schlechter riecht, weniger kostet und zugleich noch den Vorteil der Erstveröffentlichung hat. Der Diaghilev startet ähnlich zitrisch wie der Mitsouko. Ich nehme dabei die Zitrone am stärksten wahr. Schön spritzig, kaum Süße und wunderbar in Szene gesetzt. Der Duft wird dann im weiteren Verlauf für mein empfinden zu fruchtig mit einem starken Fokus auf dem Pfirsich. Bereits hier driftet mir der Diaghilev zu sehr ins gefällige ab und wird mir dabei auch zu feminin. Dieser Eindruck verstärkt sich, wenn die restlichen floralen Elemente zum Vorschein kommen. In der Basis versucht der Duft diesen Verlauf etwas zu ändern, dem Duft mehr Ecken und Kanten zu geben. Aber selbst wenn die Duftpyramide sich nach einem würzigem Höhepunkt mit allerlei Gewicht liest, bleibt der Diaghilev weiterhin an der Leine und wird nicht freigelassen. Von Animalik ist trotz Zibet, Kreuzkümmel und Leder keine Spur. Zwar gewinnt der Diaghilev zum Ende hin etwas an Profil, kann aber trotzdem seine eher konservative Ausrichtung nicht verleugnen.

Die Haltbarkeit lässt dann wiederum keinerlei Wünsche offen. 12-14h ist der Duft überaus deutlich wahrnehmbar. Was er hier persönlich fast zu „laut“ ist, hätte ich mir stattdessen eher im Duftprofil gewünscht.

Wer wird sich den Diaghilev kaufen? Menschen für die 1000€ für einen Duft kein Problem sind und die dadurch nicht die nächsten 6 Monate jeden Abend trockenes Brot essen müssen. Wer die finanziellen Mittel hat und sich den Diaghilev kaufen möchte, der soll das tun. Man sollte aber nicht mit der Erwartung an den Duft treten, dass man hier für 1000€ einen Duft bekommt, den man so noch nie gerochen hat. Denn der Diaghilev ist nichts, was es bisher nicht schon in dieser Form gab. Er ist letztendlich nichts anderes als ein Statussymbol um sagen zu können „ich trage einen 1000€ Duft“.

Viele versuchen sich solche teuren Düfte mit der Qualität der Inhaltsstoffe zu rechtfertigen. Diese Gleichung geht aber meiner Meinung nach nicht auf. Es kann mir keiner erzählen, dass er in diesem dichten Duftgebilde die Qualität einzelner Zutaten heraus riechen kann. Niemand wird hier sagen „das Bergamotteöl riecht hier aber auf den Kilopreis bezogen deutlich wertiger als bei einem Duft der nur ein Zehntel des Diaghilev kostet“. Das kann man bei dieser Vielzahl von Noten einfach nicht riechen. Diese Qualität könnte man höchstwahrscheinlich dann riechen, wenn man sich auf einen einzelnen Duftstoff festlegt und diesen isoliert riecht. Das man also 2 verschiedene Öle von Bergamotte vor sich hat und im direkten Vergleich sagen kann, dass Probe A hochwertiger als Probe B riecht. Hört daher bitte auf immer mit diesen Scheinheiligen Argumenten der Sorte „aber man riecht die Qualität“ um die Ecke zu kommen. Die Greifen ab einem bestimmten Punkt einfach nicht mehr.

Mich konnte der Diaghilev schlussendlich unabhängig vom Preis nicht überzeugen. Nach dem schönen Opening driftet der Duft für mich in eine zu stark feminine Richtung, die meinen Duftgewohnheiten in keinster Weise entspricht. Wenn ich ganz böse bin, dann würde ich sagen das der Diaghilev wie eine betagte, wohlhabende Russin riecht. Und so möchte ich persönlich nicht wahrgenommen werden.
10 Antworten
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