Schmutzfuss

Willkommen, Agent Schmutzfuß!
Schön, dass Sie es einrichten konnten, sich hier in unserer geheimen Kommandozentrale einzufinden. Kommen wir direkt zur Sache: Wir haben einen Job für Sie!
Ihre Aufgabe: Finden Sie nähere Angaben zu "Oversized" von Création Lamis
Scheitern Sie, dann können Sie keinen Bericht auf parfumo verfassen und Sie & alle anderen Duftaholics müssen dumm sterben!
Gelingt es Ihnen jedoch diese Aufgabe zu meistern, werden Sie mit Pokalen und positiven Kommentaren auf parfumo nur so überschüttet und wahnsinnig gelobhudelt ( oder heißt es "lobgehudelt"? ).
Viel Erfolg!

Auftrag angenommen und erst einmal ein Grundbild erstellt:
Auf parfumo selber gibt es keine nähere Informationen zu diesem Duft: Weder Erscheinungsdatum, noch die Bedeutung des Namens ("Übergröße"- aber das bekommt man auch noch mit normalen Schulenglisch-Kenntnissen hin.) und auch keine Informationen zur Duftpyramide.
Deshalb macht man das Einfachste und Sinnvollste: Es wird Kollege Google aktiviert und "Oversized von Création Lamis" als Suchbergriff eingegeben.
72.900 Treffer, da muss doch was dabei sein und irgendwelche Infos zu greifen sein.
Nach 15 Minuten des Suchens dann die totale Ernüchterung- nichts Weiterführendes, keine Details, kein gescheiter Background zum Duft- Nix, Nada, Njente !!! Das kann doch nicht sein! Was mache ich denn jetzt? Ratlosigkeit macht sich breit, dann die rettende Idee: Fremdsprachige Seiten in die Suche mit einschließen und tatsächlich: Tadaaaaa! Nachdem man sich durch tschechische und polnische Seiten gekämpft hat und hier auch nicht wirklich schlauer wird, landet man kurz vor dem Aufgeben dann doch auf einer seltsam gestalteten russischen Parfumseite, die zumindest ein paar rare Infos bereit hält:
"Ein natürlicher und impulsiver, würziger Duft für einen Mann, der offen und sanft, verführerisch, attraktiv und elegant ist. Die Hauptnoten: Bergamotte, Mandarine, Zeder, Geranie, Rosenholz, Salbei vor einem Hintergrund von Muskatnuss, Ambra und Sandelholznoten." Es lebe deepl.com, die beste Übersetzungsseite der Welt. Sie übersetzt nicht die Wörter und die Wortstellung 1:1, sondern sinngemäß. Das bedeutet, man kann die Übersetzung wesentlich besser begreifen und muss nicht erst noch die Satzstellung ummodellieren.
Mehr Infos rückt die Seite aber leider nicht raus, daher muss Agent Schmutzfuß nun der virtuell versammelten Duftgemeinde da draußen seine ganz persönlichen Eindrücke von Oversized schildern:
Der Duft eröffnet frisch-fruchtig mit leichten Blumendüften im Hintergrund. Er ist wirklich angenehm im ersten Ansatz und die Komnination ist sehr gefällig. Lässt man dem Duft etwas Zeit, dann schwingt immer mehr etwas holzig-krautiges mit ohne aber zu dominant oder störend zu wirken. Dieses Holzig-Krautige untersützt den fruchtigen Anfangduft sehr gut und rundet den positven Gesamteindruck, welchen ich von Oversized gewinnen konnte, ab. Nur bei der Haltbarkeit des Duftes muss ich leider etwas nörgeln.
Ich habe den Duft bisher 3 mal getragen und jedes Mal war nach drei bzw. dreieinhalb Stunden Schluss mit der Wahrnehmung. Hier ist noch Luft nach oben!
Der Duft ist ein guter Alltagsbegleiter (Nachsprühen nicht vergessen!) und liefert insgesamt eine ordentliche Leistung. Ich habe ihn als Zugabe zu einer anderen Duft-Auktion gratis hinzubekommen. "Und einem geschenkten Gaul" usw...aber das wisst Ihr ja.
Ich bin sehr zufrieden mit dieser Gratis-Beigabe und werde ihn sicherlich das ein oder andere Mal wieder benutzen. Er ist jetzt nichts für Feste, Jubiläen oder andere Highights, dafür gibt es in meinem Schrank andere,edlere Düfte.
Ich hoffe, ich konnte Euch dennoch ein wenig Informatives über den unbekannten Phantomduft übermitteln und freue mich, wenn Ihr es jetzt auch Pokale regnen lasst. :-)

Agent Schmutzfuß meldet sich ab: Over and Out!

Da hab ich ja mal was richtig Gutes auf Ebay für wirklich kleines Geld geschossen!
Ich war mir nicht sicher, was mich erwartet, aber als Duftnostalgiker und aufgrund des überschaubaren finanziellen Risikos habe ich auf ALTO (OVP und ungeöffnet!) geboten. Und schließlich erhielt ich den Zuschlag und freute mich schon sehr auf mein Päckchen.
Hier bei parfumo gab es bisher noch keinen Kommentar, so dass mir hiermit die Ehre zuteil wird, den allerersten Kommentar abzugeben:
Auch wenn ALTO übersetzt aus dem Italienischen "Hoch" heißt, so wird der Name dem Duft überhaupt nicht gerecht. Der Duft fliegt nicht hoch hinaus, er ist eher bodenständig.
Alto ist wieder so ein Vertreter der klassichen Schule: Recht einfach strukturiert und damit auch sehr geradelinig in der Ausrichtung. Zwar sind einige unterschiedliche Fruchtnuancen direkt zu Beginn erschnüffelbar und der Anfang ist auch im Allgemeinen eher frisch. Aber nach einiger Zeit ist er wieder da: Der klassische Herrenduft der 80er.
Ich würde den Duft spröde-holzig nennen, aber trotzdem ist er angenehm "unkratzig". Scheint wohl lt. Duftpyramide dann am Amber zu liegen.
Die Haltbarkeit ist mit 6-7 Stunden auch akzeptabel. Ich hätte mir ehrlicherweise natürlich noch ein kleines bisschen mehr Durchhaltevermögen gewünscht, zumindest für die Länge eines Arbeitstages. Aber am Ende ist das auch noch verkraftbar.
ALTO ist Ende der 90er Jahre entstanden. Aber ich denke mal, dass er als Hommage an die Klassiker der
70er und 80er konzipiert wurde. Zumindest würde ich ihn ohne Zweifel dufttechnisch in diese Jahrzehnte zuordnen.
Meine Holde mag im Regelfall diese Altherrendüfte überhaupt nicht, sie findet die meisten davon auch absolut untragbar. Aber hier hat sie mich doch tatsächlich gefragt, was ich denn da Leckeres auf der Haut tragen würde. Und da ihr Wohlwollen gegenüber meinen Klassiker-Düften (z.B.Denim, Brut) totalen Seltensheitswert hat, bekommt ALTO natürlich einen Ehrenplatz in meinem eh schon total überfrachteten Duftschrank.
Fazit: ALTO verschafft mir ein HOCHgefühl und macht dann zu guter Letzt seinem Namen doch noch alle Ehre.

Herzlichen Glückwunsch! Le Mâle und ich feiern dieses Jahr ein rundes Jubiläum: 25-jährige gegenseitige Geringschätzung.
Ich weiß nicht, woran es liegt, aber Le Mâle ist einer der wenigen Düften, bei dem ich eine herzliche und zutiefst empfundene Abneigung empfinde.
Schon kurz nach seinem Erscheinen drehten viele Leute am Rad und Le Mâle war auf einmal der "heiße Scheiß" schlechthin. Egal wo man sich am Wochenende traf, die Mehrheit der Jungs roch nach dem Matrosen.
Ich schätze mal, dass ca 90 % meiner männlichen Freunde Le Mâle Ihr Eigen nannten. Ich gehörte nicht dazu.
Ich hatte die Möglichkeit damals bei einem Kumpel an seinem frisch erworbenen Flacon Le Mâle zu schnuppern und mir dezent einen Sprühstoß aufs Handgelenk zu gönnen. Der Duft nervte mich direkt von Anfang an, auch 5 MInuten danach wurde es nicht besser und erst recht nicht 2 Stunden später. Ich konnte das ganze Gewese und Gehype um den Streifenmann nicht begreifen. Der minzige Duft und das für mich zu schwurbelige Mitschwingen anderer Nuancen waren nicht meine Welt. Der Duft wurde natürlich dann markanter und tiefer. Aber dennoch war Le Mâle für mich einfach eine nichtssagende Enttäuschung. Azzaro war eher mein Ding und der Duft war ja ebenfalls bei vielen, anderen Leuten mächtig angesagt.
Während ich Azzaro damals als richtig männlichen Duft empfand, war Le Mâle für mich einfach eher ein Blender-Duft. Er wolle männlicher sein, als er es war. Er war mehr ein dürrer Leichtmatrose als ein echter Seebär!
Er wollte mit Viefalt glänzen, wurde dann aber einfach nur überfrachtet mit diversen Duftrichtungen.
Ich glaube aber auch, dass mir Le Mâle nicht zusagte, weil mich die Werbung mit dem Matrosen überhaupt nicht ansprach und eher nervte. Zudem lag meine Antipathie gegenüber dem Parfum wohl auch an Jean Paul Gautier selber, den ich -warum auch immer- total unsympathisch und affig fand. Seine Attitüde war mir immer eine Spur zu schwul. (Und ich muss es dann doch sicherheitshalber betonen: Ich habe nichts gegen Schwule!)
Vielleicht tue ich deshalb Le Mâle ein bisschen zu sehr Unrecht. Vielleicht bin ich auch nur derjenige, der falsch liegt und der den französischen Meeresfreund einfach nicht verstehen kann oder will.
Dennoch: Auch nach 25 Jahren hält sich meine Altersmilde in Grenzen. Ich habe vor knapp einem Jahr noch mal an Le Mâle schnuppern können und immer noch denke ich: Vive la déception!

Meine Name ist Retro-Man und meine Superkraft ist es, Düfte der Vergangenheit zu erschnüffeln.
Und bei diesem Ding von Aigner bin ich voll im Empfangsmodus!
Man muss diese seifig-saubere Altherren-Dreifaltigkeit ( Holz, Moos, Moschus) mögen, ansonsten wird man diese Kombination einfach nur schrecklich finden. Ein MIttelding wird es nicht geben: Hass mich oder lieb mich! Penetranz ist der mächtige Gegenspieler von Dezenz. Und dieser Gegner ist übermächtig.
Ich binde mir meinen Superheldenumhang, richte meine Heldenmaske und recke meine beiden Daumen stolz und erhaben nach oben: Aigner, I like you!

Was habe ich den Duft geliebt und wie sehr würde ich ihn gerne wieder mein Eigen nennen! Aber auf den Auktionsportalen treiben sich größtenteils nur gierige Halsabschneider und lichtscheues Gesindel herum :-(
Meinen ersten Kontakt zum Duft hatte ich erst zu Beginn der 00er Jahre. Um mir nebenbei noch etwas Geld zu verdienen, kellnerte ich bzw. war ich der "Zappes" hinterm Tresen eines Restaurants/Bar / Kneipe eines guten Bekannten. Der Job machte Spaß, man verdiente gutes Trinkgeld und die Gäste waren zu 99% auch nett und freundlich. Damals war ich noch nicht so von Düften angefixt wie ich es heute bin, (Leider bzw. Gott sei Dank?) aber eine der markantesten Erinnerungen ist der Duft eines unserer Stammgäste. Guido tauchte jedes Wochenende mit seiner Frau und einem befreundeten Pärchen auf und sie okkupierten dann immer einen der Tischen in Thekennähe. Somit war er also in meinem "zuständigen Revier". Guido war ein gepflegter Enddreißiger, typisch kölscher Schnäuzer und stets im Sommer mit Polohemd (nur echt mit dem Reiter drauf) und Chino-Bermuda als auch Segelschuhen bekleidet. Zudem war diese Gästegruppe immer sehr nett, komplikationslos und humorvoll.
Eines Tages -als Guido & Co wieder unsere Gäste waren- ging ich zum Stehtisch, um die Bestellung aufzunehmen. Sofort nahm ich einen wunderbaren Duft wahr, den ich so noch nicht gerochen hatte. Auf meine Frage, wer oder was denn hier so super rieche, grinste Guido vielsagend. "Photo" von Lagerfeld sei es wohl anscheinend, was ich riechen würde. Ungefragt schnupperte ich an seinem Hals, die Gruppe kicherte und ich war hin und weg!
Schnell notierte ich mir auf dem Bierdeckel den Namen des Duftes und steckte ihn mir in die Hosentasche.
So entwickelte sich mit der Zeit ein gewisses Ritual, wenn Guido bei uns auf ein Kölsch vorbeischaute. Ich schnupperte ( gern auch schauspielerisch übertrieben) an seinem Hals und verdrehte die Augen. Und Guido enttäuschte mich meist nie, da er damals den Duft nahezu immer trug.
So ging es ein paar Wochen und irgendwann kam Guido an irgendeinem Abend, als er mal wieder bei uns als Gast war, zu mir an die Theke. Er überreichte mir einen knapp 1/3 vollen Flakon Photo und grinste. Er habe diesen Flacon vor einiger Zeit gekauft, er habe sich aber nun "müde dran gerochen". Er wisse, wie sehr ich den Duft mögen würde und würde mir gerne den Rest schenken. Bei mir wüsste er, dass ich das Geschenk auch schätzen würde. Mannomann, war ich happy! Ich bedankte mich standesgemäß, indem Guido an diesem Abend recht viele Kölsch nicht bezahlen musste... Ich auch nicht, ich stand ja nun mal direkt an der Quelle.:-)

Ach, Mist, ich sollte was über den Duft schreiben. Fast vergessen, sorry!
Was mich betrifft, da ist Moschus und Moos drin. Das reicht für mich schon fast immer, um so einen Duft zu mögen. Da bin ich leicht manipulierbar, wenn die Mischung zwischen den beiden Duftkomponenten stimmt.
Der Start ist aber nicht typisch männlich, sondern eher angenehm fruchtig-frisch. Aber nach einiger Zeit entwickelt er eine wirklich markante Eigendynamik: Männlich, würzig, holzig. Und trotzdem verliert er nicht seine Frische und Fruchtigkeit, die zwar dezenter wird, aber noch spürbar sind. Eine grandiose Kombi, die ich lange so nicht mehr irgend woanders gerochen habe!
Ich komme beim Schreiben wirklich ins Schwärmen von der " guten, alten Zeit" und gebe Guido hiermit in Gedanken noch einmal ein Kölsch aus und sage nostalgisch-beseelt ganz herzlich "Vielen Dank!"