Duftseminar – Workshop in Holzminden, 2. Tag Workshop
Am 2. Tag des Duftseminars fand der Workshop statt auf dem wir unser eigenen Parfüms kreieren konnten.
Zunächst sahen wir eine dreieckiges Glasplatte mit pyramidenförmig angeordneten Feldern, auf dem die Fläschchen mit den Riechstoffen standen,
Die Felder waren verschiedenfarbig, mit denen Herr Bork die unterschiedlichen Duftstoffe und Parfümtypen zugeordnet hatte. Das war uns bereits mit Diagrammen im Parfümseminar am Tag zuvor über die Düfte erläutert worden. Er erklärte uns das noch einmal.
Es handelte sich um wichtigsten 100 Riechstoffe, wenngleich es selbstverständlich viel mehr gibt.
Dann sollten wir uns entscheiden, welches Duftkonzept wir zu mischen wünschten.
Danach sollten wir zunächst an das Brett mit den Riechstoffen gehen und mit Duftstreifen verschiedene Riechstoffe antesten als Idee, die wir dann mit an unseren Arbeitsplatz mitnehmen konnten.
Dann entscheiden, welche wir davon für unser Parfüm probieren wollen. Und mit Strohhalmpipetten immer nur tropfenweise vorsichtig in die Base, die wir in einer Phiole erhalten würden, hineingeben, mit dem Korken verschließen, mit Daumen und Zeigefinger gut verschlossen halten und wiegend schütteln.
Wir bekamen also gemäß unserem Wunsch 5 ml einer fertigen Base. Auch die sollten wir erst mit dem Riechstreifen/Duftstreifen testen ob sie uns zusagte.
Ich entschied mich für einen floralen Duft und möglichst, so nahm ich mir vor, kein Vanillin zu nehmen, sondern auf Sandel zu setzen.
In der Base, die sehr lieblich und sanft blumig roch, konnte ich, meine ich, schon Moschus wahrnehmen.
Sie heißt „ multisens - Floral- Base – modern“ und wurden von Herrn Bork kreiert, wie alle Basen, die er an die Teilnehmer ausgab. Und nein, die Rezepturen dafür hat er uns nicht verraten.
Dann holte ich mir erstmal die Fläschchen mit Orange, Veilchenblüte, Ylang-Ylang, Pfirsich. Ich wählte als Basis auch Zeder und eine synthetische Holzmischung. Ich testete mehr Riechstoffe, als ich dann zum Platz mitnahm.
Selbstverständlich hatte ich mich für beide Tage nicht mit einem Parfüm beduftet, auch keine Kleidung mit möglichen Duftresten angezogen.
An meinem Platz testete und erwog ich erst erneut die gewählten Riechstoffe. Wenn ich nicht sicher war, streifte ich das Riechstreifen/ Duftpapier leicht über eine nicht beduftete Hautstelle. Um mich wieder erneut zur Duftpyramidenplatte zu begeben und nochmal etwas anderes zu testen.
Ich testete auch beide Sandelriechstoffe und entschied mich für das Sandel-Mysore.
Ich fragte erst Herrn Bork, was denn als Alternative für Zeder in Frage käme. Mit dem Begriff „Vertofix“, das neben der Zeder stand, konnte ich zunächst nichts anfangen
Die Holznoten betreffend, mochte ich die synthetische Holzmischung „Vertofix“ sehr gerne, die Zeder erschien mir zu dominant und knarzig, harzig, nadelholzig.
Wieder auf meinem Platz holte ich tief Luft und begann vorsichtig aus den Fläschchen, je mit einem gesonderten zugeschnittenen Strohhalm die Riechstoffe zu entnehmen
Aber es war gar nicht so einfach, die Tropfen richtig dosiert in die Base zu applizieren.
Es war viel lebhafter als am Tag zuvor und Herr Bork war gut beschäftigt mit uns: „Soll ich dies nehmen, was ist das, Herr Bork, wie kann ich die xy Duftnote hinbekommen…“
Und: „Wo ist das Ylang, ich glaube, das brauche ich noch…kann ich noch xy haben, wer hat das gerade?“
Schließlich habe ich nach einigem Nachdenken und dann Zögern: „Soll ich? Oder besser doch nicht und vielleicht doch lieber etwas anderes und ist das zu viel?“…meine gewählten Riechstoffe vorsichtig in die Base gegeben, geschüttelt, mit einem Teststreifen etwas entnommen und gerochen. Und nein, das war ja noch gar nichts.
Herr Bork sagte mir, dass ich beherzter sein, und vom der Veilchenblüte noch 3 Tropfen mehr nehmen solle, vom Sandel noch einen Tropfen, ebenso von Vertofix. Pfirsich sei mit 2 Tropfen gut dosiert.
Ich schüttelte, ja, hm, irgendwie und doch, da fehlt noch etwas. Nein, also ich war nicht so richtig zufrieden. Herr Bork roch konzentriert an der Mischung und schlug mir vor, doch Galbanum hinzuzufügen, ob ich das mögen würde. Er meinte, dass sich mein Mix sich schon mal recht harmonisch anließe, gar nicht schlecht sei. Ja, richtig, zu harmonisch, ich meine langweilig, so fand ich das. Und Galbanum würde ich auf jeden Fall mögen. Er schlug 2 Tropfen vor, nicht mehr, und dann zu probieren ob es das wäre, was ich mir vorgestellt hätte.
Ganz ehrlich, so richtig vorgestellt hatte ich mir gar nichts. Es gab z. B. keine Iris, die ich gerne verwendet hätte, um es pudriger zu bekommen.
Aber ich dachte auch: Es ist ein Versuch, ich habe so viele Düfte zu Hause stehen.
Geschüttelt fand ich das Ergebnis seltsam blumig, etwas synthetisch und scharf. Aber Herr Bork meinte, ich solle es so lassen, es sei doch recht gelungen.
Wie ich denn mein Parfüm nennen wollte, fragte er mich (und andere). Mir fiel spontan: „Bouquet Informel“ ein, weil ich außer Veilchen und Sandel die anderen Riechstoffe nicht mehr herausriechen konnte.
Ich stellte Frau und Herrn Bork noch Fragen über Einiges, um sicher zu gehen, hier keine falschen Angaben zu machen.
Dann war der Workshop beendet und ich wir nahmen unsere Parfümversuche mit. Zuerst zu Hause getestet fand ich es synthetisch-scharf. Und mein „Bouquet Informel“ hatte kaum Haltbarkeit und eine mäßige Sillage. Also stellte ich es beiseite in meinen Probensortierkasten. Weil die Öffnung der Phiole mir zu groß war, füllte ich alles in einen Taschenzerstäuber aus Glas um.
Ein paar Tage später getestet dachte ich: Das ist doch…?, das ist doch so ähnlich wie das alte „Météorites" von Guerlain? Seltsam, obwohl ich keine Vanille zugefügt hatte. Und so ist es bis heute geblieben. Denkbar erscheint mir, dass der synthetische Holzstoff Vertofix vielleicht für mich eine nicht wahrnehmbar Vanillenote hat?
Die Haltbarkeit ist nach der Zeit des Wartens und offensichtlich Reifen länger geworden, die Sillage ist allerdings mittelmäßig. Ein zartes „Bouquet Informel“ welches wie viele als „informel“ bezeichnete Bilder ebenfalls sehr minimalistisch ist.
War ich immer der Meinung, dass ich nur einmal selbst die Erfahrung der Parfümherstellung machen wollte aber sonst grundsätzlich lieber Parfüm kaufen wollte, so hätte ich jetzt durchaus Lust, noch öfter an so einem Kurs teil zu nehmen.