Shahar

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1 - 5 von 16
Shahar vor 3 Jahren 54 20
10
Flakon
8
Sillage
10
Haltbarkeit
5.5
Duft
LOVE - die große Liebeskatastrophe
Begeistert und unbelehrbar versucht mein Mann mich seit Jahren zu beschenken und meinen Vorrat an Parfums zu erweitern: völlig unerfolgreich.
Jedes Parfum, das er mir je geschenkt hat: absoluter Reinfall. Liegt auch daran, dass er meine Duftvorlieben konsequent ignoriert und meinen Horizont auf Teufel komm raus erweitern will. Ich mag aquatisch nicht? Super Idee, mir jedes Parfum mit „Aqua“ im Namen zu schenken. Ich kann mit Rose nicht? Her mit den Rosenparfums, „IN DIE RICHTIGE ROSE WIRD SICH MEIN WEIB SCHON VERLIEBEN!“
Wird sein Weib nicht. Im Gegenteil. Nachdem jeder Duft, der viel mit (echten) Rosen zu tun hat in den letzten Jahren für einen 5-Minuten-Besuch (öffnen – riechen – rausschmeißen) bei mir einkehrte, kann ich inzwischen nicht mal mehr echte Rosen sehen. So als Blumen, geschenkt. Totale Rosensperre!
Innert der letzten 12 Monate allein 7 Rosendüfte. Alle rochen nach: Rose.

Love riecht nicht nur nach Rose, es riecht nach allen Rosen der Welt. Allen Sorten aus aller Herren Länder, allen existenten Blumen der Gattung Rose: ich schwöre, man kann jede einzelne von 452.387.261 genau jetzt lebenden Rosen erkennen! Die Jungen, die Alten, die Dunklen, die Hellen, die Leisen, die Lauten – ich kann nicht mehr! Der Duft riecht nach: Rosen. Duftverlauf: Rosen. Sillage: Rosen. Haltbarkeit: die unsterbliche Rose.

Erwähnte ich schon, dass ich Rosen nicht mag?

20 Antworten
Shahar vor 4 Jahren 45 9
10
Flakon
7
Sillage
9
Haltbarkeit
10
Duft
Der von Layla Besessene - eine der schönsten Liebesgeschichten der Welt
Eine der berühmtesten Liebesgeschichten ist die von Layla und Ghain, Madschnūn Lailā – der von Layla Besessene, der an dieser Liebe zugrunde ging.
Es gibt viele Versionen dieser Geschichte, jede davon nachzulesen in den Weiten des Internets oder in der Erzählung von Nizami, darum gebe ich KEINE wieder, die geschrieben steht, sondern die, welche mir vor vielen Jahren erzählt wurde:

„Ghain und Layla waren zwei Kinder wie eines zusammen. Immer beieinander, kam der eine - kam die andere, ging der eine - ging die andere und lachte der eine - lachte die andere. In Laylas Augen zu schauen war für Ghain, wie jeden Tag die Sonne aufgehen zu sehen, es gibt kein Leben ohne die Sonne, unvorstellbar ohne sie zu sein. Zusammen hatten sie laufen gelernt und zusammen würden sie die Welt eines Tages auch verlassen. Sie lebten wie Geschwister, aber sie waren nicht wie Geschwister.
Jeder, der Augen im Kopf hatte, konnte das sehen. Laylas Vater war ein reicher Kaufmann und sah seine Kinder selten. Ghains Vater sein Jugendfreund, redlicher und wohlhabender Besitzer einer Herberge, jedoch nicht reich, sah seinem Sohn Ghain und Layla jeden ihrer strahlenden Tage und sowohl sein Herz, als auch sein Verstand schien den Weg der beiden in eine gemeinsame Zukunft für möglich zu halten.
Als nun Layla älter wurde, den Schleier anlegte und nicht mehr mit Ghain umherstreifen durfte, nahm der Vater sich seinen Sohn Ghain beiseite und bedeutete ihm nicht traurig zu sein, die Zeit musste abgewartet werden, um Laylas Vater, der einst sein guter Freund war, um ihre Hand zu bitten.
Dieser Tag kam und brachte die Dunkelheit in aller Leben, als Laylas Vater Ghain und seinen Vater, seinen eigenen Jugendfreund, verlachte. Niemals würde er Layla Ghain geben und schnell verheiratetet er sie mit seinem noch reicheren Geschäftspartner, denn Layla war schön und eine Zierde ihres Geschlechts.
Ghain war nicht mehr Ghain ohne Layla, er aß nicht, er schlief nicht und als die Karawane mit Layla das Dorf für immer verließ, setzte er nie wieder einen Fuß in ein Haus: er ging und blieb am Rande der Wüste, unter dem freien Himmel, unter der Sonne die ihm von Tag zu Tag mehr den gesunden Geist aus dem Kopf brannte. Er irrte umher, erkannte keinen Menschen mehr, weder vom Gesicht, noch vom Herz. Wirre Liebesverse flossen ihm unaufhörlich von den Lippen, wie die Tränen aus seinen Augen. Sein Leben war leer und einsam wie die Wüste und sein Herz brannte für einen kalten Geist.
Das ist die Geschichte von Ghain, der von Layla besessen war.“

Der Abendländer hat jetzt tausend Fragen: Wie ist denn das Ende von der Geschichte? Warum wurde nichts unternommen? Hat Layla ihn auch so sehr geliebt? Warum hat sie sich nicht geweigert?
Diese Fragen stellen sich nicht. Das Leid und der Schmerz und deren Gegensatz zu dieser alles übersteigenden Liebe sind der zentrale Punkt und es geht darum, mit der Schönheit der Erzählung die Schönheit der Geschichte zu bewahren.
Der Song „Layla“ von Eric Clapton bezieht sich übrigens auf diese Liebesgeschichte in einer Version, in der sich Layla und Ghain erst im Erwachsenenalter treffen und verlieben.
Als vor einigen Jahren LAYLA von Al Kimiya angekündigt wurde, hatte ich sofort die Erinnerung an diese Geschichte im Kopf und sehr, sehr große Erwartungen. Sie wurden alle erfüllt.
Denn so wie in Madschnūn Lailā ist LAYLA als Duft nicht wirklich greifbar, bleibt diffus, ist nicht konkret. Und trotzdem wahrhaftig und präsent. Ohne die Duftpyramide vor Augen wäre ich nie auf diese ‚Zutaten‘ gekommen – andersherum findet man jedoch die Bestandteile im Duft.
Müsste ich LAYLA ohne Kenntnis der Duftpyramide beschreiben, würde ich sagen: warme Gewürzmilch. Dazu kommt, dass der Duft bei mir so eins wird mit der Haut, dass ich nach ein paar Stunden nicht mehr sagen kann, wo ich ihn aufgetragen hatte – trotzdem ist seine Aura da.
Leider hat auch kein anderer bisher bemerkt, wenn ich LAYLA getragen habe – selbst meine Kinder behaupten wenn man die auffordert doch mal „hin zu riechen“ – „DAS riecht nach Dir, Mama“.
Darum hatte ich auch so lange überlegt ihn zu kaufen: wer gibt denn SO VIEL Geld für ein Parfüm aus, das keiner als Parfum bemerkt? Und es hilft auch nicht mehr Parfum aufzutragen – LAYLA verweigert sich und bleibt in jeder Dosierung und egal wohin zart, dezent und elegant – ein dunkler Schatten. Zwar eindeutig orientalisch – jedoch kein Parfum-Orient. Weiblich – aber nicht feminin. Absolut zeitlos mit dem Fuß in der Ewigkeit. Große Parfumkunst!

Am Ende ging es mir wie Ghain: als die Abfüllung alle war merkte ich, dass ich ohne LAYLA nun mal nicht leben will. Mit Geld konnte man mein Problem lösen – mit viel mehr Geld hätte wohl auch Ghain sein Problem lösen können. Darum sehe ich die „Moral“ dieser Geschichte etwas unorthodox: wäre Ghain ein Problemlöser gewesen, gäbe es diese zum Sterben schöne Geschichte nicht.

Ich hoffe niemanden enttäuscht zu haben, dass meine Beschreibung so wenig auf die Beschreibung des Duftes an sich zielt. Aber von Sweetsmell75 liegt ja ein absolut zutreffender Kommentar vor, dem man nichts von Substanz mehr hinzufügen könnte.
Mir war es eine Herzensangelegenheit, diese große Geschichte hinter dem Namen auszubreiten – jedes Mal, wenn ich Layla benutze denke ich daran und ich hoffe, damit etwas Inspiration weitergegeben zu haben.

»Was vergeht, ist die Zeit, nicht aber die Liebe. Mag sonst alles nur Tand und Gaukelei und Einbildung sein: sie ist es nicht. Denn das Kohlenbecken, auf dem sie brennt, ist die Ewigkeit selbst, die weder Anfang noch Ende hat.« Nizami

„Layla, you've got me on my knees
Layla, I'm begging, darling please
Layla, darling won't you ease my worried mind“ Eric Clapton
9 Antworten
Shahar vor 5 Jahren 62 10
Die unsichtbare Dritte
Da ich die letzten Sharings von "Love Tuberose" verpennt hatte, stürzte ich mich wie wild auf das Sharing vom "Portrayal". Kaum war die 10ml Reservierung raus, las ich zum ersten Mal die Duftnoten und bekam gleich einen präventiven Kopfschmerz. Gott oh Gott - Jasmin. Puh - und Tabak MIT Jasmin. Ach Du Ka** - Elemiharz!
Ich verpeste regelmäßig bei uns zu Hause die Bude mit meinen arabischen Räuchergefässen und lasse mir aus Marokko kleine Räucherharzpakete schicken, hinter deren klangvollen Namen die ein oder andere Überraschung schlummert. Und mich hatte schon mal die volle Dröhnung Elemiharz erwischt: krautig, stechend, medizinisch, grün-stinkig, seltsam, so seltsam dass ich binnen einer Minute das Harz samt brennender Kohle in die Toilette geschüttet hab vor Entsetzen. Elemi-Öl wurde von den Alten Ägyptern mit zur Einbalsamierung benutzt und Elemiharz heute noch gern zum Räuchern gegen Schädlinge eingesetzt, was mir angesichts des Geruchs absolut einleuchtend erscheint.

Schreckensbleich beobachtete ich, wie das Sharing sich langsam füllte und rief jeden Morgen als Erstes die Parfumo-Seite auf in der Hoffnung, dass jemand eine Duftbeschreibung hinterlassen möge, die meine Nerven beruhigt.
Amourage erschien dann mit ihrem Statement wie der leuchtende Erzengel höchstpersönlich und trocknete meinen Angstschweiß: "Sauber-Blumen-Frische-Wäscheduft". Das änderte ALLES. Von "zu Tode betrübt" schwang sich meine Stimmung zu atemlos begeisterter Vorfreude.
In meinem geliebten "Bracken" sind Anklänge vorhanden die zeigen, dass AMOUAGE auch in Weichspüler und frisch kann. Der Jasmin und die Vanille ließen hoffen, dass die steinkalte, absurde Frische von "Bracken" in etwas sozialverträglichere Freundlichkeit übersetzt werden könnte.

Ich hab noch nie mit so viel Schwung Geld überwiesen! Und dann wartete ich....und wartete...und dann war er DA!
Tausend Dank an die liebe IrinaBerlin für diese tolle Möglichkeit! Eine Offenbarung! Bei Amouage neige ich ja dazu, mir Düfte ein klein wenig schön zu reden - bei "Portrayal" hat alles vom ersten Moment an gepasst.
Für mich kein Duft, in den man sich als Träger rein riechen muss, allerdings scheint es ein Duft zu sein, in den sich die anderen ringsum rein riechen müssen. Meine "Duftbeobachter" stießen erst nach einigen Tagen Entzückungsrufe aus. Da ich eher unter zu viel Selbstbewusstsein leide, belächelte ich sie nachsichtig wie kleine, dumme Kinder und klopfte mir von allen Seiten auf die Schulter, um meinen unvergleichlichen Geschmack zu bewundern.

Der Jasmin der Kopfnote hat Anklang in der strahlenden Akazienblüte. Vanille glättet den Duft und ist nicht einzeln zu erriechen, so wie der Tabak nur als Rahmen funktioniert.
Eine helle, gedämpfte Süße scheint mir wie ein Fingerzeig, dass Amouage hier schlichtweg Duftnoten verschweigt: in der Kopfnote verbergen sich Komponenten, die auch im komplizierten "Vepres Siciliennes" zu finden sind: Magnolie? Eichenmoos? Vielleicht spielt das Elemiharz hier nur verschiedene Rollen, da es sehr facettenreich sein kann: waldig, zitronig-zäh, dumpf-grün, erfrischend, mit Facetten von Fenchel.

All das hebt den Duft weit aus der Kleinmädchenecke heraus und ab einem Alter von 20 Jahren erscheint er alterslos. Fraulich ist schließlich das schönere Wort für madamig.
Positiv ist auch hervorzuheben: wenn man sich 'aus Versehen' vor Begeisterung mit dem Duft überschüttet, verursacht er keine Erstickungsanfälle, die Sillage bleibt gleich, zwar kräftig und mit Durchhaltevermögen, jedoch ohne Brennen in den Augen und Geruchstinnitus.

„Portrayal“ spielt hier mit den Erwartungen auf hohem Niveau: er ist definitiv NICHT DAS, was man erwartet hat und sehr viel von dem, was man sich von JEDEM Parfum ERHOFFT!
10 Antworten
Shahar vor 5 Jahren 48 13
9
Flakon
7
Sillage
7
Haltbarkeit
10
Duft
"Die Gesetze der Nachahmung"
Das englische Wort 'imitation' ist mehrdeutig, darüber hinaus ungenau. Es ist nicht gleich zu setzen mit 'Imitation' i.S.v. 'fake', es kann auch 'Nachahmung' oder 'Anlehnung' heißen.
Man gibt sich also bei Amouage mit diesem Namen bedeckt, geheimnisvoll. Und hat vor allem mal darüber nachgedacht, ob das Wort an sich einen schönen Klang hat (was ja mit 'Bräkkn', 'Müffs' oder 'Fikmänt' net so gelungen war).
Die Konzeption des Duftes wandelt wieder auf vollkommen eigenständigen Pfaden, irgendwie haben die bei Amouage als Firmenphilosophie keine Lust auf Firmenphilosophie: weder müssen die Parfums orientalisch sein oder ihre geografische Herkunft erkennen lassen, noch haben sie eine gleichbleibende Handschrift oder ein Motto. Zwar drückt sich bei „Lilac Love“ und „Love Tuberose“ der Eindruck von Gefälligkeit als Maßstab auf, doch seit „Beach Hut“, „Bracken“ und dem unsäglichen „Myths“ weiß man, dass kreative Parfumeure mal einfach sie Sau raus lassen können. Anders ist sowas nicht erklärbar!
Stellt man die letzten sechs erschienenen Amouage-Parfums nebeneinander, grenzt es fast an Narrenfreiheit, was sich Amouage da erlaubt.
Als schnöder Betriebswirt empfinde ich das strategisch als sehr mutig und positiv. Aber in der Natur der meisten Menschen liegt es auch, soviel Veränderung nicht gut zu finden und herumzunölen, dass die „neuen“Amouages gar keine „richtigen“ Amouages sind.
Für Menschen wie mich ist das ein Glücksfall – keiner von den „alten“ hätte es jemals geschafft, bei mir zu landen.
Genau aus diesem Grund habe ich mir eine Abfüllung vom IMITATION bestellt: in der grottigen Bewertung von 6.7 schien mir das größte Überraschungspotenzial zu liegen.
Einen 'Nummer-Sicher-Komplimentehascher-Duft' für Leute, die niemandem auf die Zehen treten wollen habe ich nämlich schon: den LILAC LOVE. Der ist so massenkompatibel, dass ich mich immer ein bisschen schäme, den zu tragen.
Massenkompatibel ist IMITATION sicher nicht! Imitation hat schon mal nix mit 'fake' zu tun – hab sowas noch nicht gerochen. Er schockiert auch nicht wie „Myths“ oder die abgefackelte, indische Strandhütte und er ist auch nicht so spröde wie „Bracken“, trotzdem polarisiert er mehr, als er gefallen soll.
Schon mit „Blossom Love“ hat Amouage gezeigt, dass sie keine Angst vor billigen Kaugumminoten haben. Was dort cheesy ist, ist bei IMITATION eine säuerlich-fruchtige Kaubonbonnote. Eine sehr ambivalente Note: einerseits erkennt man tatsächlich eine natürliche schwarze Johannisbeere noch halb grün (Beere, KEINE Blüte!), andererseits hat es einen Hauch von Klostein: künstlich, quietschig, ungenießbar. Die Lakritze ist teilweise aus der Katjestüte gefallen.
Der Duft beginnt mit der Lautstärke eines startenden Flugzeugs: die 3 K - Kaubonbon, Klostein und Katjes, die Herznoten dominieren, keine der angegebenen Kopfnoten ist wahrnehmbar. Vielleicht sind Rose, Ylang, Jasmin und Orangenblüten enthalten – man weiß es nicht. Aldehyde geben dem Ganzen einen proletenhaften Twist.
Bei uns gibt es seit Jugendzeit eine verbreitete Party-Unsitte: man legt mehrere Tüten saure Apfelringe in Wodka ein, das wird gegessen. Und wird das nicht aufgegessen, hat sich nach 24 Stunden ein einheitliches, giftgrünes, süß-säuerliches Gelee gebildet. Gibt Leute, die sind da ganz wild drauf und eigentlich war ich immer der Überzeugung: wer sowas mag, ist nicht ganz dicht.
Nun ist die Herznote in der Sillage eine exakte Kopie dieses Gelees, was ich richtig geil finde und nun die Frage: WAS bin ich, wenn ich so riechen will??
Die angegebenen Basisnoten finde ich ebenfalls nicht, die Gelee-Note wird mit der Zeit dunkel-fruchtiger, erwachsener und auf edlere Art (=unproletenhaft) süß, der Klostein verschwindet und Fruchtfliegen kann man auch nicht mehr mit dem Duft fangen und töten.
Die verschwundenen Kopfnoten lassen sich nun erahnen und retten ihre Reputation mit zäher Langlebigkeit.
Uff. Gleich noch mal von vorn! Ich finde den IRRE TOLL! Aber ich gehöre auch zu den Menschen, die kein Problem damit haben, anderen auf den Sack zu gehen. Das fälscht hier vielleicht mein Urteilsvermögen. Imitation ist schiere Geruchsbelästigung und das Gegenteil von sexy. (Ich dachte schon, aber JEDER befragte Mann im Umfeld hasst das Zeug)
Trotzdem stelle ich es mir toll vor, diesen Duft des Winters im voll besetzten Bus bei geschlossenen Fenstern auszuführen. Das wird die passende Rache für all die Stinkereien, unter denen ich leiden musste. (die Hochsommerversion gibt es schon mit Coeur du Desert).
Oder ihn eine Woche lang im Büro zu tragen...
Oder meinen Mann zu zwingen, mit mir und diesem Duft einen romantischen Abend durchzustehen!
Mir fallen sicher noch mehr fiese Sachen ein, ich mag IMITATION sehr und seine Penetranz passt zu mir. Imitation ist jung, vorlaut, zickig und impertinent. Um den zu tragen braucht man starke Nerven, Mut und ein sehr elegantes Äußeres (das deckelt den Krawalltanten-Effekt).
Und der ist NUR für Frauen. Absolute Männer-Verbotszone! Oder um es mit den feinsinnigen Worten meines Mannes zu sagen: „Sprüh das Teufelzeug bloß nicht auf mich! Da fallen mir sicher die Eier ab!“
Es geht doch nichts über ein romantisches Schlusswort!

PS: Wenn ich den Flakon habe, dann packe ich den auf eins von meinen Lieblingsbüchern („Die Gesetze der Nachahmung“ von Gabriel Tarde) und mache ein schönes Foto von den beiden.
13 Antworten
Shahar vor 7 Jahren 22 4
10
Flakon
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Sillage
7
Haltbarkeit
10
Duft
Sirene des Schreckens
Gleich zu Beginn landet die Pfingstrose zertreten am Boden, der Boden: heller Stein in einem Garten mit außerirdisch anmutenden Pflanzen.
Die Kopfnote: schrei-hell, künstlich frisch, Kopfschmerz-blümelig, aquatisch am Rand zur Übelkeit, zackig, laut, schräg.
Nach der überdrehten Kopfnote wird es etwas leiser und einen Tick natürlicher, "irdischer". Der Jasmin blüht neongelb, warm, jedoch nicht unschön. Jetzt versteht man auch das Augenzwinkern hinter dem Duft, der Mainstream auf voller Lautstärke, übersteuert, das Ergebnis unangepasst, over the top. Der morbid-metallische Unterton: die Kenzo-DNA in einer neuen Interpretation, auf jeden Fall noch nerviger als sonst.
Auch nach Stunden hallt die anstrengende Kopfnote nach, wird zwar leiser, nimmt sich jedoch nicht zurück.
Die Sillage ist Programm, mehr würde ohnmächtige, schreckensbleiche Opfer in der direkten Umgebung fordern, man hört noch im Duft eine kleine Sirene. Dann zieht sich das Parfum zurück, bleibt aber lebhaft, vital und rücksichtslos.
Ist was für Frauen wie mich, die eh nicht alle Latten am Zaun haben und wie ein kleiner Schnellzug durch ihr Leben fegen und alles platt machen.
Der Flakon ist'ne Wucht, auch wenn er ÜBERHAUPT nicht zum Duft passt - Schwamm drüber.
10 Punkte hier nicht für die Schönheit, sondern für das Seltsame, Laute.
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