Shamrock

Shamrock

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1 - 5 von 39
Shamrock vor 1 Jahr 2
10
Flakon
4
Sillage
4
Haltbarkeit
6.5
Duft
Orangensaft nach der Rasur
Zu Weihnachten wollte die Familie meiner Frau uns eine Freude machen, und ließ sich die Wunschliste durchgeben. Da ich seit einiger Zeit mich mehr mit Aftershaves beschäftige wußte ich eigentlich nicht so recht was ich denn haben mochte. Hersteller von Aftershaves gibt es wie Sand am Meer und hier in Irland habe ich eigentlich alles was ich brauche, ansonsten kommt halt Dambiro in's Spiel.

Also wurde mir die Website von DM Ungarn und Rossmann Ungarn vorgelegt mit dem Hinweis "aber nichts von Rossmann bitte." Ich schaute mir die Seite an und entschied mich für Wolfthorn, denn normalerweise bevorzuge ich aus Ungarn Barbon Aftershave von Caola.

Nachdem meine Frau das Paket geöffnet hatte gab sie mir die Packung und meine erste Reaktion, "muß mal schnüffeln." Es roch sehr fruchtig und weniger wie Aftershave. Hier steht zwar Grapefruit und Zitrone, es riecht Original wie Orangensaft besser Konzentrat.

Nun, da ich mich an dem Tag eh rasieren wollte, war das eine gute Gelegenheit den Wolf und seinen Dorn in das Badezimmer zu entführen. Nach dem rasieren goss ich mir etwas in die Hand und verteilte das auf dem Gesicht. Sofort hatte ich das Gefühl in dem Juiceshop im English Market zu stehen. Es roch wie eine Orangenplantage und auch der Obst- und Gemüsehändler winkte mir zu.

Es dauerte die Zeitlang bis der Duft verflog und ein bisschen Würze kam, denn Veilchenblatt und Ambra hatten große Schwierigkeit durchzudringen und ich empfinde sie eher als Alibi.

Ich finde Aftershaves ja sehr spannend und habe gut ein halbes Dutzend davon, vor allem suche ich diese 08/15 Rasierwässer mit denen ich aufgewachsen bin und natürlich auch Nischen Firmen die man nicht so auf dem Schirm hat.

Von daher sage ich dass Wolfthorn seinen Zweck erfüllt, nicht mehr und nicht weniger, ob das allerdings so fruchtig und ein bisschen süß sein muß, das mag jeder für sich entscheiden. Fest steht, im Sommer kommt es nicht zum Einsatz, denn irische Wespen sind sehr aggressiv und da wir mittlerweile auf dem Land leben haben die ein gutes Flugfeld.
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Shamrock vor 2 Jahren 10 3
10
Flakon
8
Sillage
8
Haltbarkeit
8.5
Duft
Warum riechen Sie nicht?
Eines vorab, James Bond hat weder Floris, noch sonst einen Duft verwendet. In „Liebesgrüße aus Moskau“ antwortet Bond auf die Frage, warum er nicht riechen würde mit „wir waschen uns.“ Damit ist alles gesagt. Vielleicht hat er nach der Rasur Talkumpuder benutzt, um die Haut zu beruhigen, aber das ist reine Spekulation. Ob Yardley, Taylor, TalcumKing, oder doch Floris, niemand weiß es und Fleming hat die Frage nie, bis auf den Roman, beantwortet.

Wenn Fleming in London war, dann gehörten unter anderem zwei Sachen auf seine Liste, einmal Zigaretten bei Morland & Co. bestellen und Floris besuchen. Als No.89 1951 erschien, kaufte er immer einen Flakon davon, sowie einen Flakon Special 127 - Churchills Signaturduft - . Der Grund für seine Entscheidung dürfte an seinem Wohnort gelegen haben, denn Jamaica ist nicht grad für seine Wintersportorte bekannt. Es heißt in seiner Villa Goldeneye trug er stets den Duft und ja, No. 89 verkörpert dieses britische Understatement. Es beginnt wie viele Düfte aus Großbritannien zitrisch, hier mit einer deutlichen Nerolinote die sich mit Bergamotte und Bitterorange um den Platz am Fenster streitet während der Lavendel brav im Gang steht.

Nachdem der Neroli die Oberhand gewonnen hat und in der ersten Klasse logiert, hat es das Blumenbouquet schwer sich durchzusetzen, eher widerwillig macht er Platz und gibt den Raum für die Rose frei. Bisschen schwülstig und opulent, der Mittelteil ist so gar nicht Britisch, sondern zeigt eine breite Brust. Aber das steht ihm, wie der Tuxedo, oder Dinnerjacket Fleming gestanden hat, wenn dieser seinen Gin trank - leider hat er es ab einem Punkt übertrieben und trank eine Flasche pro Tag bis ihm sein Arzt riet kürzer zu treten, ab bevorzugte er Bourbon. Das Duke‘s Hotel in London nimmt für sich in Anspruch den Martini kreiert zu haben, nicht nur Fleming, auch Bond mag ihn -

Nun wird der Duft wärmer, holziger, aber nicht weicher, das ist er von Anfang an. Erst Sandelholz, dann Eichenmoos, aber ich rieche auch wieder Neroli, aber das kann auch an meiner Haut liegen.

Alles in allem ein angenehmer Duft und ein typisches Kind seiner Zeit. Herrendüfte waren nicht sehr opulent bombastisch. Sie hielten sich zurück und sollten ihrem Träger ein angenehmes, sauberes Gefühl geben, schließlich war es noch die Zeit von Kernseife, Talkumpuder und eventuell billigem Rasierwasser. Etwas wie Floris war der elitären Mittelklasse und Oberschicht vorbehalten. Wer klassische Düfte kennenlernen möchte, dies wäre ein Kandidat.
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Shamrock vor 2 Jahren 2
10
Flakon
8
Sillage
8
Haltbarkeit
7.5
Duft
Don‘t judge a book by it‘s cover
Als ich meine Proben von Floris bekommen habe, da fiel mir als erstes JF in die Hand, Juan Famenias Floris, Spanier, gründete Floris 1730 und an ihn soll dieser Duft erinnern. Der erste Sprüher auf den Duftstreifen war mehr als eine Entäuschung, es war ein Sakrileg, denn der Streifen roch die ganze Zeit nach Cool Water, was für eine Ohrfeige, dementsprechend fiel mein Kommentar aus. Etwas später habe ich ihn gelöscht denn die Duftpyramiden unterscheiden sich, nicht viel, aber doch so, dass JF im Mittelteil nach CW riecht, aber nur kurz, wahrscheinlich des Korianders wegen.

Diese Erkenntnis kam beim Sprühen auf die Haut. Sehr zitrisch herb beginnt er und erinnert an südliche Märkte wenn Zitronen und Orangen fast vom Baum fallen, und nach der Ernte auf den Markt kommen. Man nimmt dieses bittere der Schalen wahr, so auch hier. Dann geht es über in das schon erwähnte CW, verharrt dort, zum Glück nicht zu lang und es geht in einen Mix aus Moos und Moschus, aber das zitrische ist, zumindest bei mir dominant. Und obwohl kein Lavendel verwendet wurde, so habe ich das Gefühl Lavendel riechen zu können.

Handwerklich muss ich sagen ist er gut gemacht. Er ist kein Meisterwerk good grief no, aber auch nicht das schlimmste denn, und das ist seine Stärke, er ist ein typischer Vertreter britischer Parfumeurskunst. Hier stimmt alles und ist unauffällig miteinander verwoben. Der kleidet den britischen Gentleman, der in Ehren ergraut, alles schon mit gemacht hat. „Stiff Upper Lip“ wie man in Großbritannien sagt. Während die jungen Finanzhaie mit schrillen Düften punkten wollen, so trägt er englische Zurückhaltung die eines Gentleman und Absolventen von Oxford, Cambridge, oder Eton würdig ist, bloß keinen Gefühlsausbruch, auch wenn der Brexit das Land fast an die Wand gefahren hat. Solange die Raben um den Tower fliegen ist das Königreich gerettet und erst, wenn das nicht mehr ist, dann könnte man überlegen einen Seufzer zu tun, aber nur in ein Tasxhentuch von Turnbull & Asser. Tip: Man sollte ihn auf der Haut testen, er riecht ganz anders als auf dem Streifen.
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Shamrock vor 4 Jahren 9 3
5
Flakon
8
Sillage
6
Haltbarkeit
8.5
Duft
In den Zeiten von Corona
Als 1634 in Bad Tölz die Pest und 1832 die Cholera ausbrach, da nutzten die Leute, in dem Glauben damit die Krankheiten besiegen zu können, Kräutermischungen. Diese wurden entweder angezündet, oder in Leinen- und Jutesäcken an die Türen gehängt.
1832 wurde der sogenannte Cholerabrief veröffentlicht, mit einer Anleitung der Kräuter die zu verwenden sind. Apotheker mixten ein Gemisch aus Wacholder, Lorbeer, Essig und Salpeter, oder Schwefel, um Briefe zu räuchern. Im Mittelalter setzte man eher auf Fichtenharz, Johanniskraut und Wermut. Beim Lesen stellte ich mir vor wie das wohl gerochen haben mag, wahrscheinlich nicht so wie Spring Harvest.

Es ist Frühling, die Leute bleiben zu Hause und, da man nicht die Möglichkeit hat seine Düfte spazieren zu tragen, werden diese daheim probiert, oder aufgesprüht -so habe ich es auch gemacht.

Ich habe hier noch Duftproben von „The Burren.“ The Burren, beheimatet in Carron im County Clare, finde ich mehr als gut, denn ich mag Artisan -nein, nicht von John Varvatos-, man merkt die Handwerkskunst, oder wie man im englischen sagt, Craftsmanship, da nur natürliche Produkte verwendet macht es ihn interessant.

Passend zum Frühling habe ich Spring Harvest mal wieder getestet, eigentlich ein Damenduft, denke ich, dass man ihn auch als Mann testen kann, denn Harvest -zu Deutsch, Ernte- ist kein Duft dessen Stoffe einen erschlagen, im Gegenteil. Er ist Angenehm und Leicht, verspielt wie ein Tag am Strand, wenn die Sonnenstrahlen langsam wärmer werden. Eine junge Frau mit strohblonden Haaren, einem Leinenkleid und Jeansjacke steht in den Dünen. Der Duft von Meer, Landschaft und dem Parfüm bildet einen feinen Duft, der Assoziationen weckt.

Diese Mischung aus wilden Kräutern in Verbindung mit Zitronenmelisse, Fenchel und Minze sind ein wirklich gutes Konzept. Allerdings im Laufe der Duftentwicklung habe ich das Gefühl Kamille zu riechen, was dem Duft keineswegs schadet, im Gegenteil, es gibt ihm ein eher warmes Gefühl, denn auch wenn im Frühling die Natur erwacht, kann es durchaus etwas kühler sein.

Für mich ist Es ein Duft für Damen die nicht auf Schnick Schnack stehen und gern in der Natur sind, sich dabei aber mit einem Duft am Körper so richtig wohlfühlen der nicht penetrant riecht, bzw. die Gegend überlagert.

Und damit schließend wünsche ich uns, dass die Tage mit Corona vorbeigehen und hoffe, dass alle Mitglieder von Parfumo gesund und wohlauf sind. Wie man hier in Irland sagt, „Take good care and God bless.“
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Shamrock vor 4 Jahren 9 6
9
Flakon
8
Sillage
9
Haltbarkeit
8.5
Duft
You smell handsome
Ich gestehe, ich habe Sauvage und ja, ich mag ihn. Ich trage ihn nicht sehr oft, denn das Wetter in Irland ist mit dem deutschen Wetter nicht zu vergleichen, und da gehört er meiner Meinung nach auch hin.

Lese ich die Wertungen und Kommentare scheint kaum ein Duft so zu polarisieren als Dior Sauvage, von Abscheu und Ekel bis zu Bewunderung findet man eine reichhaltige Palette.
Warum ich ihn trage? Als er damals erschien hätte ich ihn gerne mal ausprobiert - ich gestehe der Hype und so.. -, aber die Verkäuferin sagte dieser Duft sei der beliebteste Herrenduft in Irland und deswegen immer weg. Ok, anfangs dachte ich das auch, allerdings rieche ich den Duft kaum und, überwiegend Frauen kaufen die Düfte für ihre Männer, während die Generation zwischen 18 und 22 eher in die Parfümabteilungen der Kaufhäuser geht - sei es Brown & Thomas, Debenhams, oder Boots, wobei die meisten Düfte in verschlossenen Vitrinen stehen - und nutzen intensiv die Tester, bevor sie in Clubs oder Dates eilen. Dabei sah ich selten, besser keinen der Sauvage nutzte.
In Deutschland mag es anders sein, ist er Mainstream? Was ist schon Mainstream? Wenn ich mir die Liste der Beliebtheit anschaue, dann ja, denn er rangiert auf Platz Sieben, aber ist das wichtig wenn ein Duft gut gemacht ist? Eigentlich weniger und in meinen Augen ist er handwerklich ordentlich.
Vielleicht orientieren sich viele an dem Werbespot mit Johnny Depp, er auf dem Büffel und ein Auto fährt vorbei, oder war es andersrum? Dabei heißt es dass Depp das Geld dringend benötigte. Ist der Duft nun schlecht weil Depp das Werbegesicht ist?

Nun trage ich in der kälteren Jahreszeit gern Eau des Baux, und halt hin und wieder Sauvage. Die Frage ist warum? Ganz einfach weil Geschmack meistens subjektiv ist und, wie mir ein Pathologe mal erklärte, die Menge das Gift macht welches tödlich ist. So ist es bei Sauvage denn den Anfang setzt Dior auf Ambroxan, man hätte auch den Mageninhalt - oder profan Walkotze - verwenden können, dann wäre es aber nicht mehr bezahlbar, also greift man auf einen synthetischen Stoff zurück. Man kann allerdings auch einem Pottwal den Finger in den Hals stecken, oder ihm eine Kugel zwischen die Augen jagen, dann hat man Ambra bis zum Lebensende ( vielleicht mache ich mal einen Abstecher nach Waterford, oder Dingle ). Und Dior ist nicht der Erste und Einzige Produzent der Ambroxan, oder Ambra in den Vordergrund stellt, die Liste ist lang. Dann kommt dieser kurze Übergang, der mich an Kräuter erinnert und zum Ende hin an einen Gewürzmarkt in Madras oder Muskat, schuld ist der Pfeffer nach dem Motto „ist er zu stark, bist Du zu schwach.“ Für mich geht er in eine warme Richtung, deswegen ein Duft für den Winter und kein Duft für das ganze Jahr, da hat er seine Berechtigung.

Metaphorisch gesprochen denke ich, dass der Werbespot suggerieren soll Altes hinter sich zu lassen, praktisch der Übergang zum Älterwerden, wenn man einen Lebensabschnitt hinter sich lässt, aber ok, über Werbung und Marketing lässt sich streiten. „Für die Kreation von Sauvage war der Mann mein Ausgangspunkt. Die reine und offensichtliche Männlichkeit. Wie das Bild eines Mannes, das zeitlos ist und nie aus der Mode kommt,“ sagte Francois Demachy, nun ich sehe es etwas anders, aber seis drum, was zählt ist das Ergebnis und das passt nicht in die Wüste, aber zu jemandem der langsam grau wird. Er ist nicht die Eierlegende Wollmilchsau, also kein Meisterwerk, aber auch keine Naturkatastrophe, wild ja, aber etwas kastriert, anders als Antaeus oder Kouros.

So meine Damen und Herren, kommen wir zu meinem Schlussplädoyer: Ich mag Sauvage, weil er dem Träger ein angenehmes Gefühl in kalten Jahreszeit, und ein Allrounder ist. Er paßt zur legeren Kleidung, zur Barbourjacke, zum Donegal Tweet Jacket und zum Businessanzug. Er kann im Büro, Oper, oder Theater getragen werden. Ist es Nuttendiesel, wie jemand schrieb? Good grief, Nein! Es ist weder opulent, schwülstig, süß, noch schwer. Er ist solide Handarbeit, am Anfang rebellisch, dann im Duftverlauf Wärme und Weichheit, wie Puschelpuschen, oder Flauschdecke, ausstrahlend. Bei mir weckt er Emotionen nach einem Kamin im Wohnzimmer, unserer ist in der Küche, wie in englischen und irischen Haushalten üblich. Mit einem Baileys, oder gutem Whisky, da fühlt sich Sauvage wohl. Ist er ein Lockstoff für das andere Geschlecht? Das ist so eine Sache, ich habe so den Eindruck viele kaufen Düfte nicht weil sie ihnen gefallen, oder sie sich wohlfühlen, sondern weil sie glauben das weibliche/männliche Gegenüber wird bewußtlos und kann in die Höhle geschleppt werden, ich sag es mal so, wenn jemand sagt Rotwein betört das jeweils andere Geschlecht, diese Leute würden sich mit Beaujolais Nouveau einsprühen. Ich wette, ohne Depp, Werbung und Marketing würden Einige wohl in Ekstase geraten, oder es gar nicht mitbekommen, weil der Markt ständig neue Düfte unter das Volk bringt. Was Komplimente betrifft habe ich exakt Drei bekommen, von der Besitzerin meines Schreibwarengeschäfts in dem ich meine Minen für meine Parker Kugelschreiber, und Patronen für den Lamy kaufe. Als ich nach dem bezahlen kurz bei den Kugelschreiben von Cross stand sagte sie, „you smell handsome, my love“ ( Sie riechen attraktiv mein Lieber ), die anderen waren von einer Kollegin und einem Kollegen, der denkt Parfüm sei was fieses. Allerdings brauche ich keine Komplimente, meine Frau mag ihn sehr und das ist für mich Kompliment und Bestätigung genug. Und damit bin ich am Ende mit meinen Ausführungen werte Geschworene und überlasse Sauvage Ihrem Urteil.
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