Shelby74

Guerlain...ein Name, der so viel verspricht. Guerlain...höchste, französische Parfumkunst. Ach Guerlain, ach...bin ich doch noch so neu im Thema Parfum, aber immer zieht es mich mittlerweile zu dir. Viel kenne ich leider noch nicht, liegt aber leider daran, dass unsere kleine Parfümerie im Ort nur eine begrenzte Auswahl an Guerlain führt. Immer wieder hat es mich mal zum Mon Guerlain gelockt, oft getestet, ja, nein, ach weiss auch nicht. Vielleicht waren es die Temperaturen, die Wetterlage. Aber nun ist es geschehen...Mon Guerlain ist eingezogen und ich glaube, dass mit uns beiden wird was Grosses. Im Auftakt nehme ich etwas zitrisches wahr, es wird die Bergamotte sein und einen Hauch Lavendel, allerdings nicht Anti-Motten-Lavendel sondern nur einen Hauch, ganz zart und elegant Bergamotte umspielt. Fast schon meine ich, es handelt sich um einen belebenden Duft, aber nein recht bald wird er warm und umschmeichelnd. Man nimmt eine sehr feine, edle Vanille wahr und etwas wunderbar blumiges. Nun kommt auch bald die Basis...Vanille, aber nicht zu süss. Und diese Basis hält ewig. Überlebt sogar eine Dusche und man merkt, dass feinste Rohstoffe für diese Sillage sorgen. Mon Guerlain...ein Duft, der lange gebraucht hat um bei mir den Funken auszulösen aber nun brennt die Flamme

Was gibt es über Obsession noch zu sagen, was nicht eh schon jeder weiss.
Dieser Duft war ein Brummer aus den 90ern und ich habe fröhlich mitgebrummt. Obsession hat mich als Junge Frau viele Jahre begleitet, ein ums andere Fläschchen wurde geleert und wenn ich mir Fotos aus der Zeit ansehe, stellt sich mir ein "Warum?" In den Kopf. In meiner Jugend war ich kein bisschen die weibliche Verführerin, die ich vielleicht gern gewesen wäre, aber Obsession liess es mich wohl glauben. Da hatte die Werbung mit der lasziven Kate Moss wohl ganze Arbeit geleistet.
Obsession kam sehr schlicht daher, ganz Calvin Klein...totales Understatement. Beiges Kartönchen, schlichter Flakon...aber der Inhalt. Mein lieber Scholli! Sämtliche Düfte des Orients eingefangen in diesem Klassiker. Würzig-orientalisch mit Vanille und Weihrauch. Nur die Bergamotte konnte etwas Frische reinbringen. Der Pfirsich und die Mandarine waren nur in der Kopfnote in einer homöopathischen Menge zu erahnen, danach war nur noch olfaktorischer Basarbesuch. Obsession in der Urversion war ein wunderbarer Gewürzmarkt in Persien. Berauschend, verführend und ein Signatur-Duft der eher brutalen Sorte. Ach Obsession, ich glaube ich schnuppere bald mal wieder an dir. Vielleicht hast du keine Reformulierung bekommen und bist immer noch die "Verführung mit dem Brecheisen"

Ich bin ein Mensch, der gerne in Erinnerungen schwelgt, das berühmte "Gedankenkarussell" steht als Dauermieter in meinem Garten und deshalb wundert es mich nicht, dass gestern "Tribut" in meinem Kopf war...warum? Das weiss ich auch nicht. Da dieser Duft aber zuletzt vor vielen Jahrzehnten in meinem "Jungmädchen-Zimmer" stand (vermutlich neben Loulou) mache ich mich daran, wie ein Archäologe, die Duftbruchstücke zu sortieren.
Ich erinnere mich daran, dass ich auch so ein markenverrückter Teenie der späten 80er war. Esprit und Benetton waren begehrt. Damals gab es noch dicke Kataloge dieser Marken in der Filiale zum Mitnehmen und die waren bei und Mädels sehr beliebt. Benetton war damals mit kontroverser Werbung am Start , das wäre heute nicht mehr meins aber egal. Ein Rollkragenpullover von Benetton war das Trendstück der Marke und beim Kauf eines solchen wanderte eine Miniatur von Tribut mit in die Tüte. Ich erinnere mich an einen selten hässlichen Flakon, Glas mit Plastik ummantelt. Aber der Inhalt....würde immer noch einfangen. Tribut roch nach undefinierbarem Obstsalat mit etwas zu viel Pfirsich. Allerdings war Tribut nicht fruchtig leicht sondern eher etwas "kräftig". H/S würde ich als eher zart bezeichnen. Tribut war ein langer Begleiter, kein Duft zum Ausgehen (da hab ich gerne zum Opium meiner Mama gegriffen) sondern ein treuer Alltagsbegleiter. Wie gesagt, ein bisschen kann ich ihn noch riechen wenn ich mich anstrenge. Die Düfte der Jugend wird man wohl nie mehr los...

Kilian....ein Haus, welches hier im Forum immer wieder mit Worten wie "edel, teuer, Rihannas Signature usw." in Verbindung gebracht wird. Dank einer lieben Parfuma ist eine Abfüllung bei mir gelandet. Vor kurzem dachte ich noch "Marshmallow, das ist genau deins, den kannst du fast blind bestellen" Mag ich doch generell gerne die süssen gourmandigen Sachen, so wurde ich bei Love don´t be shy nochmal in eine andere Stufe von Marshmallow katapultiert.
Der Duft startet etwas herb, fast schon so herb dass ich gezweifelt habe, ob das jetzt in eine Richtung geht, die ich mir wünsche. Wie Neroli riecht, weiss ich leider nicht...vielleicht ist es diese Note, die mir erstmal nicht so behagt. Dieses Herbe, ja fast Bittere bleibt auch erstmal eine Weile und wird nur etwas von der Orangenblüte leicht besänftigt. Nach einer Stunde bin ich schon fast an dem Punkt zu sagen "Ne, das mit uns beiden wird nichts....erfreue andere, die geneigter sind" und dann ist es plötzlich da....Marshmallow. Süss und lecker, jedoch mit einer Tiefe und Verruchtheit. Nicht Süssigkeitenladen sondern "Hey, komm her, lass dich verführen. Ich verdreh dir den Kopf und du wirst für immer an mich denken". Allein die Rose kann die rauchige Marshmallownote etwas bändigen und das macht die Rose sehr gut. Es erinnert mich in der Basis an diesen Puder, den Marshmallows umhüllen. H/S würde ich als überdurchschnittlich bezeichnen.
Zum Flakon und zur Verpackung kann ich leider nichts sagen, da es sich um eine Abfüllung handelt. Der Duft ist wirklich wunderschön, spannend und facettenreich und mit Sicherheit zurecht im oberen Preissegment angesiedelt.

"Sunflowers"....auch so ein Duft aus der Jugend. Erinnerungen an Urlaub in den 90ern, Sommerparties mit Freunden. Man war jung, unbeschwert...irgendwie war das Leben leichter und "Sunflowers" fängt so wunderbar den Zeitgeist der 90er ein. Wenn ich diesen Duft rieche, dann fühle ich mich immer, als wäre ich auf der Loveparade in Berlin (obwohl ich da tatsächlich nie war). So muss es geduftet haben...fruchtig, blumig, heiter, fröhlich. Sunflowers riecht für mich nach Sonne, Musik, Tanzen, Freiheit, Spaß. Unbeschwerte Heiterkeit.
Zum Duft: Sunflowers ist eigentlich schon optisch genau das, was man erwartet. Eine sonnenblumen-gelbe Flüssigkeit im schlichten Flakon, geziert mit einem weissen Deckel. Man bekommt genau das, was man sieht. Der Duft ist wunderbar fruchtig. Wassermelone und Pfirsich sind klar erkennbar. Allerdings ist Sunflowers nicht frisch, kein klassischer Sommerduft. Er hat eine gewisse Wärme, strahlt ein bisschen was spätsommerliches aus...der Sommer neigt sich dem Ende, die Früchte sind reif, der Herbst lugt schon vorsichtig um die Ecke.
Mag ich "Sunflowers"? Oh ja, sehr sogar! Würde ich mir "Sunflowers" wieder kaufen? Eher nein, damals hat er mich viele Jahre begleitet und nun bin ich ihm vielleicht etwas entwachsen mit Ende 40. Wenn ich gelegentlich mal an ihm schnuppere, macht er mich ein bißchen melancholisch. (auch da spiegelt sich vielleicht wieder etwas dieses "Der Sommer neigt sich dem Ende, der Herbst ist bald da..als Duft und auch im echten Leben) Trotzdem wird "Sunflowers" immer einen Platz in meinem Herz haben und ich hoffe, dass er wieder etwas aus der Bückzone rauskommt und junge Frauen diesen Duft für sich und ihren "mein bester Sommer aller Zeiten" für sich entdecken. Er duftet nämlich nicht altbacken oder unmodern.