SirAddy

SirAddy

Rezensionen
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1 - 5 von 8
SirAddy vor 4 Jahren 24 7
10
Flakon
10
Sillage
9
Haltbarkeit
9
Duft
Traumhaft schön, traumhaft umgesetzt
Nach umfangreichen Tests verschiedenster Roja Düfte verfasse ich jetzt einen Kommentar zu dem Duft, der mir tatsächlich mit Abstand (bisher) am besten gefällt. So gut sogar, dass er in meiner Sammlung bleiben durfte. Dabei ist dieser Duft gar nicht so hoch platziert in den Parfumocharts wie andere Düfte von Roja. Schade eigentlich, ich finde nämlich das „A Midsummer Dream“ unterschätzt wird. Vor allem weil ich bei den anderen teilweise das Gefühl hatte, dass man das irgendwo schon mal gerochen hat. Den Duftverlauf wie ich ihn gleich beschreibe kannte ich so noch nicht. Vor allem die Kopfnote fand ich speziell und besonders. Was aber natürlich bedeutet, dass man diesem Duft wirklich viel Zeit geben muss.

Der Duft startet laut Hersteller mit einer Bergamotte/Grapefruit Kombination. Ich nehme eher eine reife, aber getrocknete und bittere Grapefruit wahr. Diese ist sehr präsent und ich bin der Meinung, dass das Fruchtige und Frische von der Bergamotte stammt. Sie umspielt die Grapefruit, was dem Ganzen etwas ungewöhnliches, aber erstaunlich durchdachtes und interessantes gibt. Definitiv ein Opening, auf das man sich zwar erst einlassen muss, welches aber immer zugänglicher wird und fasziniert.

Im Herzen wird es cremig und vor Allem bleibt es zitrisch- Orangenblüten. Ich selber weiss ehrlich gesagt nicht, wie Orangenblüten in der Realität riechen aber „etwas mit Orange“ erkenne ich hier sofort. Das Cremige und Sanfte kommt höchstwahrscheinlich von der Mairose. Hier setzt sich für mich ein gewisses Grundthema fort. Eine zentrale Note, die tatsächlich erkannt und differenziert werden kann, wird kunstvoll von Attributen einer anderen begleitet. Durch den zitrischen Grundton bleibt die Grapefruit-Kopfnote relativ lange noch neben der Herznote erhalten, während der frisch-fruchtige Auftakt der Bergamotte sich schon früh verabschiedet.

Die Basis. Hier liegt meiner Erkenntnis nach eventuell der Grund, warum dieses Parfum als Unisex gilt. Hier sind so viele Unterschiedliche, insbesondere schöne Komponenten enthalten und keine wirklich dominierend, dass es vermutlich eher darauf ankommt, womit man selber bei Düften vertraut ist. Ist es das Eichenmoos wenn man eher grüne Düfte kennt? Ist es die Vanille? Insgesamt nehme ich eher etwas würziges, holziges wahr (Kardamom?) aber ebenfalls etwas leicht rauchiges und das wurde mir schon von anderen mehrfach berichtet. Spannend für mich ist, das oben beschriebene Grundthema der Kopf- und Herznote löst sich auf. Statt einer dominanteren Note die begleitet wird, wird nun ein sanft edles Bouquet präsentiert, aus dem man sich die liebsten Duftnoten heraus“träumen“ darf. Wundervoll.

Zusammenfassend finde ich es meisterlich, wie hier ein bezaubernder Duftverlauf kreiert wurde. Ein Duftverlauf, nach dem man duften möchte. Gerade das ist bei einem Parfum essentiell. Haltbarkeit bei mir ein Arbeitstag und Sillage sehr (!) ordentlich. Komplimente zähle ich schon nicht mehr. Der Flakon- der schönste in meiner Sammlung. Angesichts des Preises würde ich mir natürlich wünschen, dass dieser nie leer werden würde, aber das bleibt wohl ein Traum. Zumindest ein schöner.
7 Antworten
SirAddy vor 5 Jahren 27 11
8
Flakon
9
Sillage
9
Haltbarkeit
10
Duft
Selbstfürsorge für Parfumliebhaber
Immer diese Auswahl. Immer diese Entscheidungen, die man treffen muss, bevor man das Haus verlässt. Wie ist das Wetter denn heute? Was habe ich heute vor? Hab ich ein wichtiges Meeting? Wie fühle ich mich und was will ich mit meinem Parfum vielleicht ausdrücken? Okay, so sieht es vielleicht bei mir aus. Es wird viele Menschen geben, die sich einsprühen und denken "Hauptsache ich rieche gut und es gefällt den anderen". Viele "Parfumos", denke ich, sind eher so gestrickt wie ich. Nicht mal eben einfach so einsprühen, sondern ein paar Überlegungen vorweg. Klar gibt es zwischen der ganzen Auswahl die "Alleskönner" und "Everybody's Darling". Égoïste gehört aber bestimmt nicht dazu. Alleine schon um den Namen korrekt zu schreiben musste ich fünf mal hoch scrollen, um die Akzente richtig zu setzen.

Der Duft begegnete mir das erste Mal bei einem guten Freund. Ehemaligen guten Freund muss man mittlerweile leider sagen. Homosexuell, sehr Lifestyle- und Lebenserfahren und doppelt so alt als ich, hatte er mir diesen Duft nahegelegt. Also während er Antaeus (wenigstens muss ich hier nicht nach Akzenten schauen) und andere Schätze trug, lief ich bereits Anfang 20 fast ausschließlich mit diesem Duft durch die Gegend. Das hat polarisiert! Die einen fanden es mega, weil der Duft einfach so gut riecht. Andere fanden es überraschend und ungewöhnlich, weil der Duft schon recht klassisch und etwas älter bzw. traditioneller war. Die damaligen Parfums die raus kamen zu meinem Alter, die dann so "in" waren, waren mit Égoïste gar nicht vergleichbar.

Generell fand ich die damalige Duftlandschaft anstrengend. Letztens Endes war ich froh, irgendwie den Duft mehr oder weniger "aufgedrückt" bekommen zu haben. Es gab damals (und gibt es heute noch) so viele Düfte, dass ich regelrecht verunsichert war und oftmals gekauft habe frei nach dem Motto "Teuer = Gut". Irgendwie habe ich speziell diesen Duft aber lieben gelernt und ich liebe ihn heute noch. Mir war es total egal, wie andere den Duft fanden und so ist es immer noch. Mir war es total egal, zu welchem Anlass ich den Duft trage und so ist es immer noch. Der Duft war für mich wie ein Duft-Kompass zu der Zeit. Er gab mir ein fabelhaftes Gefühl- und dieses Gefühl ist das, was ich bis heute in jedem Duft eigentlich suche. Dann ist es auch völlig egal, was der Duft kostet oder wie andere den finden. Mir soll er gut tun. Mir soll er gefallen. Es geht um mich, ganz allein.

Wenn ich dieses Gefühl haben will, das Gefühl, dass es heute um mich geht und dass es mir gut gehen soll. Wenn ich kein Bock habe mich mit den üblichen Entscheidungen vor der Duftsammlung zu beschäftigen- dann trage ich diesen Duft. Er erinnert mich immer daran, dass man seinen eigenen Weg gehen und sich dabei auch bewusst mal etwas Gutes tun sollte, auch wenn man manchmal erst von jemandem zum richtigen Weg geführt werden muss. Deshalb finde ich den Namen und seine Geschichte mit mir, einfach perfekt. Michael, danke dass Du mir damals den Duft "unter die Nase gerieben" hast. Ich widme Dir diesen Kommentar und wo immer Du auch steckst, ich hoffe es geht Dir gut.
11 Antworten
SirAddy vor 5 Jahren 16 3
7
Flakon
7
Sillage
7
Haltbarkeit
8.5
Duft
Traumhafte Provence
Es ist Anfang August 2018. Im unglaublich heißen und trockensten Sommer seit langem, fällt endlich der erste Regen. Ich schaue nach oben, die Augen weg vom Trampelpfad. Ich richte Sie auf die tief violetten Felder vom Plateau de Sault. Die Sonne steht knapp überm Horizont und die Regentropfen glitzern, wo sie in der Ferne auf die Felder treffen.

Die Luft wird dicker, duftet warm und einladend. Eine leichte Brise weht mir ins Gesicht und verdrängt schnell den Geruch durch den Regen nass werdender Erde. Stattdessen werde ich ganz gefangen genommen. Umhüllt mit dem Duft der Lavendelfelder, die den ganzen Tag in der brütenden Sonne gereift sind und genauso wie ich erleichtert sind, dass uns ein kühlender und lebenspendender Regen bevorsteht.

Ich nehm' meine Gewürze aus dem Einkaufskorb und verstaue sie lieber sicher und trocken in meinen Rucksack. Ich schwinge ihn mir auf die Schulter, schaue nach vorne und sehe den Weg durch die Felder klar vor mir. Sieht so aus als wird es gleich kräftig regnen. Ich gehe los aber denke nicht im Traum daran mich zu beeilen. Ich werde immer kleiner, bis ich in der Ferne mit den Feldern verschmelze. Ein Schellen. Ein Ruck. Ein Zucken. Der Morgen bricht an und ich schaue an die Decke meiner Appartmentwohnung mitten in der Großstadt. Caron ich träume gerne von Dir. Ich freue mich auf das nächste Mal...
3 Antworten
SirAddy vor 6 Jahren 23 10
7
Flakon
6
Sillage
9
Haltbarkeit
5
Duft
Man(n) muss auch "Nein" sagen können!
Bisher habe ich nur Kommentare zu Düften geschrieben die ich mindestens mit 7.5 bewertet habe. Aus diesem Grund möchte ich einen Kommentar zu einem Duft schreiben, den ich nicht so gut fand und dieses möglichst treffend begründen. Memoir Man hat jetzt von mir zwar immer noch eine 5.0 erhalten, verglichen zum Durchschnitt ist dies jedoch deutlich unter dem allgemeinen Mittelwert auf Parfumo. Viele lieben diesen Duft und ich sag Euch: Es ist auch gut so wenn Ihr Ihn liebt. Mit Sicherheit habt Ihr Eure ganz persönlichen Gründe und Argumente und Vorlieben. Deswegen hoffe ich, dass Ihr auch meine Sichtweise zumindest akzeptiert und wer weiter gehen möchte auch versteht. Mein Dank geht an dieser Stelle an Fab83, von dem ich die Abfüllung habe (die mittlerweile weiter geschickt worden ist).

Parfum ist immer eine persönliche Sache. Man unterstreicht sein äußeres Wesen und seinen Charakter, möglicherweise auch seine Stimmung mit einem Duft. Dieser soll natürlich auch von anderen wahrgenommen werden und zu den äußeren Umständen passen. Ehrlich gesagt möchte ich weder nach Absinth, noch nach verbrannten Tabak oder gar Alkohol riechen. Diese Duftnoten sind für mich sehr gut gemacht bei Memoir Man. Dabei aber leider auch so authentisch, dass ich mir einfach nicht vorstellen kann, dass das irgendwelche positiven Assoziationen bei jemandem hervorruft. Noch meinen Charakter irgendwie unterstreichen soll. Höchstens zum spektakulär würzigen Drydown könnte ich mich hinreißen lassen, wenn dieser nicht etwa 8 Stunden auf sich warten lassen würde.

Ich will aber auch fair sein. Die Duftnoten finde ich tatsächlich sehr gut gemacht, ein Duftverlauf ist gegeben und irgendwie hat die Komposition was edles und sattes. Die minzige Alkoholnote im Zusammenspiel mit dem Rauchigem- ich gebe zu das hat was! Es ist wirklich echt gut gemacht und ich kann es absolut verstehen, wenn jemand den Duft gut findet. Ich persönlich kann aber wirklich absolut gar nichts mit Ihm anfangen. Selbst mein geliebtes Lavendel habe ich versucht dort zu riechen. Es steht zwar da aber in dem ganzen alkoholisch-balsamischen Getümmel ersäuft dieser wohl einfach. Ich kann ihn nicht tragen, ich würde ihn niemals kaufen und weiterempfehlen kann ich ihn absolut gar nicht. Selbst meiner Cousine, die im Gothic Style unterwegs ist würde ich lieber raten Laliques wunderbares Encre Noir zu tragen. Den würde ich sogar tragen wenn es mal regnet und ich kein Bock auf irgendwas habe. Glaube solche Tage hat jeder Mal. Aber sind diese Tage erstrebenswert? Ich glaube nicht. Gibt es diese Tage oft? Ich hoffe doch wohl nicht!

Fazit:

Er ist ein sehr gut gemachter aromatischer Duft der wunderschön zeigt, was die Parfümeure bei Amouage können. Trotz dieser hohen Kunst muss ich selbst aber leider "Nein" zu Memoir Man sagen. Manchmal reicht diese Kunst einfach nicht aus. Sie muss einem auch persönlich gefallen und zu einem passen.
10 Antworten
SirAddy vor 6 Jahren 13 6
8
Flakon
10
Sillage
10
Haltbarkeit
8
Duft
Was lange währt, riecht endlich gut!
Sunshine Man hat mit Abstand die meiste Zeit zum Kennenlernen beansprucht. Normalerweise erlaube ich mir, gerade bei Parfums, recht schnell ein Urteil. Hier hat es eine ganze Abfüllung von 5ml gebraucht- was bei der Sillage und Haltbarkeit ungefähr einem Äquivalent von 50ml eines Cologne entspricht. Danke an dieser Stelle an Fab83 für die Abfüllung. Definitiv ist Sunshine ein Duft, den man intensiv testen muss. Ich kann mich noch ganz genau an meine erste Begegnung in meiner Stamm-Parfümerie erinnern. Ich fand den Duft dort einfach nur überschwänglich süß, intensiv und undurchsichtig. Wie bei so vielen Amouage Düften, so scheint es mir, liegt es an deren Komplexität, dass man da öfters mal die Nase dran halten muss. Da ich ein absolut überzeugter Fan von Bracken Man bin, der wie Sunshine zur "The Midnight Flower Collection" von Amouage gehört, hatte ich mir dann überlegt einfach regelmäßig Sunshine zu probieren und mir aufzusprühen. Ich wollte mich sozusagen diesem Duft aussetzen um zu schauen, ob er sich bewährt und andere Facetten zeigt. Es also schafft mich zu überzeugen.

Eines sollte man definitiv in Betracht ziehen: Sunshine ist präsent. Wirklich jedes Mal wenn ich Sunshine drauf hatte, wurde ich von irgendjemanden angesprochen. Fairerweise muss man sagen durchweg positiv. Sobald man aber einen Sprüher drauf macht, egal wo am Körper, wird er wahrgenommen. Dabei ist die alkoholisch wirkende "Lavendel-Orangen-was-auch-immer-Note" durchweg zu erkennen. Ich schreibe das so etwas verballhornend, weil ich Lavendel absolut mag und ich es irgendwie nicht nachvollziehen konnte, dass so viele Parfumos hier Lavendel riechen bzw. angegeben wird, dass es intensiv danach riechen soll. Vergleiche ich es mit Carons absolut traumhaften Duft "Caron pour un Homme" entdeckt man zwar eine Gemeinsamkeit, diese liegt aber eher in der Vanille. Die Vanille wirkt bei Sunshine so, dass der Duft eine leicht rauchige (Tonkabohne?), synthetisch anmutende aber süß-puderige Note erhält, die Konstant präsent bleibt. Das meine ich jetzt absolut positiv. Je länger ich den Duft getestet habe, desto besser fand ich die Komposition, weil man immer wieder mal eine etwas andere Seite des Duftes riecht. Viele sprechen auch von einer alkoholischen bzw. beschwipsten Orange. Ich selber nehme eine frische, Zitrus-artige Note wahr die etwas mentholisch-alkoholisch daher kommt. Ich vermute das liegt an der Bergamotte und Wacholderbeere die ja drin sein sollen. Ich muss aber gestehen, direkt heraus riechen tue ich aber absolut gar nichts davon (jeder der Gin kennt oder Wacholder trinkt, wird mir das vielleicht bestätigen können). Auf jeden Fall macht diese Note den Duft etwas vielseitiger. Bei aller Vielseitigkeit muss ich aber gestehen: Klassischer Duftverlauf? Fehlanzeige. Ich hab den Eindruck es gibt zwei Etappen. Zuerst ein Warm-up mit einer riesen Ladung Süße, Vanillepuderzucker über einem ausgeschüttet und dann einfach nach etwa 10-15 Minuten eine nicht mehr aufhören wollenden Exposition aus süßem Alkohol und gezuckerten Orangenscheiben- sehr stark gezuckerten Orangenscheiben. Ihr merkt ich ringe mit mir, den Duft zu beschreiben. Er liest sich eindeutig schlimmer als er ist. Es macht aber vielleicht deutlich, warum ich unglaublich lange gebraucht habe bis er mir gefällt.

Fazit:
Bitte testen. Ich kann jedem nur raten: Sunshine Man ist ein Duft, dem muss man Zeit geben. Eine Probe reicht da nicht. Besorgt Euch eine Abfüllung, benutzt ihn mehrmals. Drei Monate ist es her, wo ich meine Abfüllung besorgt habe. Mittlerweile bin ich zu dem Schluss gekommen, dass ich ihn an sich sehr gut finde. Dennoch werde ich mir keinen Flakon kaufen. Für mich ist es nicht so richtig ein Fougère, vor allem da der Lavendeleinfluss mir etwas zu gering ausfällt. Vor allem wenn ich Ihn mit Bracken Man vergleiche wird klar, dass die Düfte vom Gesamteindruck her absolut unterschiedlich sind. Andere Noten dominieren bei Sunshine Man eher. Trotzdem ein wirklich toller Duft und wenn man sich eine Abfüllung besorgt, ist man definitiv erstmal lange versorgt! 5ml haben bei mir drei Monate gehalten. Bei einem 100ml Flakon wären das ja dann....oh. ;)
6 Antworten
1 - 5 von 8