SirLancelot

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SirLancelot vor 2 Jahren 11 10
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Duft
Bio...................
Mit Beginn des Kochbooms Mitte der 90er Jahre fanden diverse Köche ihren Weg in die Studioküchen um in mittlerweile unzähligen Kochsendungen mit immer neuen kulinarischen Kreationen Studiozuschauer und mit Begeisterung vor dem TV-Gerät sitzende Hobbyköche zu überraschen. Die mit Sternen ausgezeichneten Herrn Lafer & Schuhbeck oder die eher unkompliziert propagierenden Herrn Mälzer & Lichter schnippelten um die Wette, kochten Woche für Woche um das Beste aus jedem Gericht heraus zu brutzeln, auch nie verlegen um den einen oder anderen hilfreichen Tipp für daheim.

Dabei handelt es sich bei Kochsendungen keineswegs um ein neueres Phänomen. Vermutlich wird sich hier im Forum kaum jemand an den Schauspieler Clemens Wilmenrod (sich selbst auch liebevoll „Karl May der Küche“ betitelnd) erinnern, der bis 1964 sage und schreibe 185 Mal in seiner 15-minütigen Kochsendung ohne entsprechende Ausbildung relativ einfache Gerichte kreierte, darunter unvergessliche Klassiker wie Toast Hawaii (Toast, Kochschinken & Ananasscheibe aus der Dose), arabisches Reiterfleisch (Frikadelle mit Paprikapulver) schuf und sogar als eigentlicher Begründer dieses Genres gilt.

Ebenfalls ohne Kochausbildung, dafür aber mit einem Prädikatsexamen in Jura in der Tasche, prämierte 1994 der als Alfred Franz Maria Biolek 1934 in Tschechien geborene ZDF Justiziar und Hobbykoch in seiner Sendung „alfredissimo“, wobei Biolek bis dato in diversen Formaten durchaus als gelassener und unterhaltsamer Moderator in „Boulevard Bio“ oder Bio’s Bahnhof überzeugte. Wurde die erste Folge noch in seiner eigenen Küche daheim aufgezeichnet, wurde diese später originalgetreu im WDR Studio nachgebaut, und während es aus der heißen Pfanne duftete, plauschte eine illustre & vielfältige Gästeschar mit ihm in ungezwungener entspannter Atmosphäre bei einem oder zwei obligaten Gläschen Wein.

Chef‘s Table bildet genau diesen Arbeitsplatz (hart) arbeitender Köche ab. So, und welche Zutaten runden, verfeinern jedes Gericht wunderbar ab? Genau, Gewürze. Und: Kräuter! Gerne in Bioqualität. Auf meiner Haut entwickelt sich nach dem Aufsprühen eine herb-aromatische Kräutermischung: Dill, Basilikum, Salbei, aber auch Tomatenblatt. Schließt man die Augen, fühlt man sich in einen sommerlichen italienischen Garten versetzt. Unzählige Tomaten, Schüsseln, gefüllt mit leckerem Pesto oder einer leckeren Gazpacho, dabei weht eine angenehme kühl-sommerliche Abendbrise um die Nase. So wie man es bei den aktuellen Temperaturen doch gerne hat.

Gute anderthalb Stunden später gesellt sich ein Veilchen hinzu, fügt sich ganz wunderbar ein. Der Duft wird nun runder, interessanterweise auch etwas süßer. Und dann wächst langsam und unbemerkt eine Rose heran, fügt sich nach und nach ziemlich überraschend in die Komposition ein, wird aber nicht dominant. Alles riecht sehr ausgewogen. Nach über drei Stunden haben sich die Kräuter zurückgezogen, lediglich der Salbei ist verstärkt wahrnehmbar. Insgesamt passiert jetzt nicht mehr viel, in den letzten Stunden blenden sich die Duftnoten weiter aus bis vermutlich nur noch die Tonkasüße bleibt und auf einer stützenden Moschusbasis so langsam ausklingt.

Unterm Strich kann ich mir zwar nicht vorstellen, dass dieser Unisex-Kräuter-Gourmand ein massentauglicher Renner sein wird (mit heutigem Blick auf die Habenliste werden 19 Besitzer gezeigt), dafür ist er nun doch etwas zu speziell, meiner Meinung nach trotzdem sehr spannend, wenn vielleicht in der Kopfnote auch nicht ganz neu - die Tomatenblatt/Basilikum Kombination war bereits 1976 in "Eau de Campagne / Country Water | Sisley" zu finden. Mag man im Parfüm überwiegend Kräuter, wäre alternativ ggfs. "Spezie | Lorenzo Villoresi" noch eine Idee, nur ohne das im Dry Down kommende süßliche Element.

Noch ein Wort zum Flakon: schwarz-lackiertes Klarglas mit kubischer Magnet-Holzkappe, jede Flasche von Hand gesiebt und poliert, angenehmer Sprüher, eingebettet in edler mit Stoff ausgekleideter Schatulle (die mich etwas an einen Sarg denken lässt). Jede Box ist vom Gründer Chad Murawczyk handsigniert & nummeriert.

Alfred Biolek schlief vor einem Jahr am 23. Juli 2021 im Alter von 87 Jahren in seiner Kölner Wohnung für immer ein und doch zu früh. Ein immer großartiger Moment in seiner Kochshow war die Würdigung des fertigen Gerichts durch sein wertendes Mmmh (eher so lala) bis zu einem überbordenden Mmmmmmmh…Mmmmmmmmmmmmh.

Für diesen Gewürz-Krautpleaser gibt’s von mir ein klares Mmmmmmmmmmmmmmh.
10 Antworten
SirLancelot vor 2 Jahren 12 8
8
Flakon
8
Sillage
10
Haltbarkeit
8.5
Duft
Tre Skilling Banco, Hawaii Missionaries & Ochsenköpfe
Noch durchdringt Stille die Dämmerung, wird aber je durch das schnell nahende „Dadamm-dadamm“ des Pariser Abendzugs nach Bordeaux durchbrochen, als plötzlich ein Mann im Schlafanzug aus dem Zug gestoßen wird, einen Abhang hinunterstürzt und regungslos liegenbleibt.

Szenenwechsel.

In den französischen Alpen beschließt die Pariser Übersetzerin Regina „Reggie“ Lampert sich scheiden zu lassen. Nach Paris zurückgekehrt, findet sie die gemeinsame Wohnung leer und Ehemann Charles im Leichenschauhaus vor. Das komplette Mobiliar wurde noch vor seinem Tode von ihm für 250.000 Dollar versteigert, doch die Polizei händigt ihr lediglich eine kleine Reisetasche ihres Mannes aus, in der sich mehrere Reisepässe, ein Notizbuch sowie ein frankierter, aber unverschlossener Brief an Reggie befinden. Vom Vermögen keine Spur. Charles war offensichtlich vor etwas geflüchtet, aber weit kam er nicht. Ab diesem Zeitpunkt treten verschiedene Männer in ihr Leben. Ihre flüchtige aber smarte Urlaubsbekanntschaft Peter Joshua, der jedoch überraschend mehrfach seine Identität wechselt, der Leberwurst essende CIA Agent Hamilton Bartholomew aus der amerikanischen Botschaft und ein sie permanent bedrohendes Trio, ehemalige Kriegskameraden ihres Mannes; sie alle vereint das Interesse am verschwundenen Vermögen, das aus einem Golddiebstahl aus dem zweiten Weltkrieg stammen soll.

Charade steht als Begriff für ein Rätsel, dessen Auflösung man sich in Teilschritten nähern kann. Die wirklich ahnungslose Reggie muss sich diesem Rätsel stellen, eine Flucht würde für sie tödlich enden. Doch nichts ist wie es scheint, aberwitzige Drehungen und Wendungen bestimmen die weitere Geschichte, Thriller-Elemente werden im weiteren Verlauf durch komödiantische gebrochen. Es ist übrigens fast ein Klischee, Charade als den besten Alfred-Hitchcock-Film zu bezeichnen. Tatsächlich wurde er nicht von ihm inszeniert, obwohl er im direkten Vergleich zu Hitchcocks Meisterwerken diesen sicherlich ebenbürtig ist, im Kern jedoch nicht annähernd genug die dunkle Seite des Menschen beleuchtet. Der Film will den Zuschauern einfach Spaß bereiten. Und dies gelingt insbesondere durch die - fast magisch - angehauchte komisch-romantische Dynamik zwischen den grandiosen Hollywood-Ikonen Audrey Hepburn und Cary Grant, die den Film nicht nur zu etwas Besonderem machten, sondern ihn zu einem wahren Klassiker der 1960er Jahre werden ließen.
Widmen sich Parfümeure dem Kino, denkt man unweigerlich an den in Thailand geborenen Prin Lomros der sich für viele seiner Strangers Düfte von Filmen inspirieren ließ. Hinter Charade steckt jedoch der von Markeninhaberin Sarah Baker beauftragte Schweizer Freigeist Andreas Wilhelm, dessen Synthetik-Hämmer für die Marken Perfume.Sucks oder Favourit & Co mir leider wenig überzeugend in der Nase blieben. Das weckt ad hoc böse Vorahnungen.

Charade eröffnet mit einer wundbaren Tuberose, jedoch nicht die Art von brachialer Hammertuberose, wie sie gefühlt durchgängig vom Miguel Matos eingesetzt wird, sondern sehr gefühlvoll. Recht zügig gesellt sich die Süße des Ylang-Ylang hinzu und lässt die Kopfnote unterschwellig, zumindest für mich, fast aprikosenartig-fruchtig wirken. Honigtropfen klettern zäh an den Blütenstängel herab.

Die weißen Blüten ziehen sich nach einer guten halben Stunde zurück und es wird zunehmend balsamischer, immer intensiver bis sich innerhalb der ersten Stunden aus der Tiefe grüne, leicht bittere Elemente hinzugesellen, so wie die ersten Einschüchterungsversuche der drei Kriegskameraden gegenüber der armen Reggie um das Versteck des verschwundenen Geldes zu erfahren. Glattes Leder gesellt sich ebenfalls hinzu, doch noch immer wirkt eine leichte Süße im Hintergrund, bis eine zunehmende Trockenheit beginnt; ich tippe hier auf die Verwendung von Zedernholz, auch wenn es in der Duftpyramide nicht aufgeführt ist. Mitunter ist es schwierig zu bestimmen, wann genau welche Komponenten nun ihren Auftritt bekommen, wie lauter kleine Rätsel, so kunstvoll hat Andreas Wilhelm seinen Duft verwoben.

Nach guten 5 Stunden sind Patch und Sandelholz leicht wahrnehmbar, das Moos längst vorhanden und spielt zusammen mit dem Vetiver gekonnt seinen smaragdgrünen kultivierten Charme gleichermaßen aus wie ein hervorragend aufgelegter Cary Grant in seiner Rolle als Peter Joshua alias Alexander Dyle alias Adam Canfield alias Brian Cruikshank, als letzterer besonders! Nach guten elf bis zwölf Stunden läuft dann aber auch so langsam der Abspann.

Durch die Verwendung der Tuberose in Kombination mit dem Leder sowie einem moosig-erdigen Chypreakkord verwendet Andreas Wilhelm einige Old School Komponenten, die Charade auf den ersten Blick retro wirken lassen und uns in das wunderbare Paris der 60er entführen. Wie in seinem Statement der geschätzte Kollege Rivegauche anmerkt, scheint der Duft trotz seiner Charakteristik luftig & weich zu wirken, dieses Empfinden teile ich. Dies mag möglicherweise an den verwendeten Harzen liegen, denn der eingesetzte Amber kontrastiert gekonnt mit dem Chypreakkord. Umgekehrt lässt sich aber auch die These aufstellen, dass die grünen Elemente die Süße des Ambers dimmen – ein spannender Ansatz. Obwohl auch cremige Noten wahrnehmbar sind, schwebt im Hintergrund eine leichte Pudrigkeit, was auf die Verwendung von ebenfalls nicht in den Duftkomponenten erwähnten Moschus deuten könnte, aber sicherlich harmonisierend eingesetzt wurde und mitunter Charade sehr sexy wirken lässt. Und nicht nur das, der Duft wirkt absolut modern, besticht durch Raffinesse, ist unisex, verkörpert in seinen verschiedenen Phasen sowohl die weibliche Hauptfigur als auch die männlichen Protagonisten des Films respektive deren Dualität. Im Grunde wirkt der Duft so, als würde man genau heute einen verspielten Klassiker gucken, der noch immer jung wirkt. Ich glaube, Andreas Wilhelm, dieser Duft ist dein Masterpiece!

ACHTUNG Spoiler-Alarm: Wer diesen Klassiker bislang verpasst hat, aber noch gerne sehen möchte, sollte nun wegen der Auflösung nachstehender Schlüsselszene nicht mehr weiterlesen!


Auf einem Markt an der Avenue Gabriel / Carré Marigny in Paris, dem berühmten "Marché aux timbres" schenkt Reggie dem Sohn ihrer Freundin drei vermeintlich belanglose Briefmarken, die dieser bei einem Händler gegen ein Konvolut wertloser Marken eintauscht. Dabei handelt es sich bei den eingetauschten Marken um die berühmte schwedische Tre Skilling Banco – ihres Zeichens die teuerste Briefmarke der Welt - aus dem Jahr 1854, des Weiteren die Hawaii Missionaries (für die tatsächlich ein Sammler ermordet wurde) und die erste Ausgabe der berühmten Ochsenköpfe. Für den Film wurden die Originale lediglich in ihrer Farbe sowie ihrer Wertstufe modifiziert, ansonsten jedoch täuschend ähnlich angefertigt – ein wahres Fest für jeden Philatelisten.

Vielleicht noch ein Wort zur wunderbaren Audrey Hepburn, ihr hübsches Gesicht ziert auch eine deutsche Briefmarke. Im Jahr 2001 mussten jedoch die gesamten 14 Millionen der von der Hepburn Foundation nicht autorisierten Marke vollständig zerstört werden. Lediglich drei Bögen á 10 Marken existieren noch, zwei davon befinden sich im Archiv der Deutschen Post, vom letzten Bogen sind aktuell noch 5 Briefmarken im Umlauf, die übrigen fünf wurden je bis zu 50.000 € versteigert. Es lohnt sich also die Augen offen zu halten, und in der Zwischenzeit könnte man nochmal den Film gucken….
8 Antworten
SirLancelot vor 4 Jahren 30 17
8
Flakon
7
Sillage
9
Haltbarkeit
8.5
Duft
Eine Hommage
Mit dem Bassisten in der Band ist das immer so eine Sache. In der Rock ’n’ Roll Hierarchie stehen Sänger als auch Gitarrist ganz oben, in der Mitte sitzt der Schlagzeuger und Bassisten bilden eher die rote Laterne, obwohl sie für viele Fans oft Lieblingsmusiker sind. Wenn sie mit einem ausgeprägten Rhythmusgefühl ausgestattet groovig ihr Instrument schwingen, sagt man ja auch gerne: „Bassplayers build the house, the other players live in"! Einen guten Bassisten hörst du nicht, er orientiert sich an den Grundtönen, gibt mit seinen tiefen Frequenzen den Herzschlag vor und wird zum verbindenden Element zwischen Harmonie und Rhythmus, ohne das ein guter Song einfach zerfallen würde. Virtuosität bleibt dem Gitarristen vorbehalten. Dachte ich zumindest, bis ich irgendwann das 4-minütige Bass-Solo Anesthesia eines gewissen Cliffort Lee Burton von Metallicas Debüt-Album Kill ’Em All hörte, welches als erstes Thrash-Metalalbum in die Geschichte der Rockmusik einging.

Cliff erblickte als drittes Kind von Jan & Ray Burton das Licht der Welt und fiel bereits in der dritten Klasse durch eine weit überdurchschnittliche Lesefähigkeit, später durch seine ausgeprägte Musikleidenschaft, auf. Er lernte Klavier, studierte das Spiel bekannter Bassisten aber auch Skalen und Noten von Bach oder Beethoven und schloss sich - mit dem festen Willen hauptberuflich Musik zu wollen - unbekannten Bands wie EZ Street und Trauma an. Die Herren Lars Ullrich und James Hetfield, quasi die Motoren der damals eher Insidern bekannten Band Metallica, vernahmen auf einem Trauma-Konzert ein wildes verzerrtes Solo, welches sie fälschlicherweise dem Gitarristen zuordneten, bis sie auf dem zweiten Blick realisierten, dass es der Hippie-Klamotten tragende Bassist war, der dort wild handbangend brillant solierte. Beide erkannten das gewaltige musikalische Potential, kippten dem eigenen Hausbassisten Ron McGovney Bier über die Tonabnehmer seines Washburn-Basses und warfen ihn unrühmlich über Nacht aus der Band, dessen Platz kurz nach seinem neunzehnten Geburtstag Cliff einnahm, dessen Dynamik und Harmoniegespür Metallica den entscheidenden Impuls Richtung Weltklasseband verlieh.

So, aber wie klingt jetzt eigentlich so ein Bass-Solo?
Oder, wie riecht es eigentlich?

Um es vorwegzunehmen: Bass Solo ist ein (fast) reiner und dazu noch ein richtig schöner cremiger Holzduft! Schon ein Blick auf die Pyramide offenbart diverse verwendete Hölzer. Doch das direkte Opening überrascht. Wirkt der dunkle Flakon mit der hübschen Holzkappe noch düster, startet der Duft überraschend scharf-hellgrün, würzig mit angenehmer Wärme, gepaart mit etwas Limette. Das Solo beginnt. Relativ schnell entwickelt sich im Zusammenspiel eine wachsig-ölige Note, als würde das Instrument vor dem eigentlichen Spiel vorsichtshalber eine Art Pflegepolitur erhalten.

Später setzt der Lavendel ein, wirkt kühler und gegensätzlicher zu den übrigen Aromen. Duchaufour setzt ihn ein, um den metallischen Aspekt, sprich die Saiten des Instrumentes, darzustellen und war nach Aussage des „The Vagabond Prince“ - Managements auch recht wählerisch bei der Wahl seines verwendeten Lavemdels.

Nach und nach zeigen sich die verstärkt die Hölzer, geben dem Duft einen schönen warmen Grundton. Dabei zeigen sich nun verstärkt einzelne Facetten als einzelne Noten, verschmelzen miteinander, der Bass wird weiter gespielt. Eine milchige Feige zeigt sich, rauchiges Birkenteer bildet einen weiteren spannenden Kontrast, dann wird es cremiger, alles zu einem wunderbaren Klangteppich ausbalanciert.

Hölzer unterschiedler Art, dunkle als auch helle, fügen sich in die Melodie ein, bleiben und bilden aber das Fundament des Spiels. Zedernholz, Sandelholz werden wahrgenommen, von Harzen flankiert, die wiederum für Wärme und Tiefe sorgen.

Was ich nicht beurteilen kann ist, wie das Wengeholz riecht. Laut Parfumo-Datenbank sind die Düfte in denen Wenige verwendet wird recht überschaubar. Optisch handelt es sich um wunderschönes dunkelbraunes afrikanisches Holz, welches aufgrund seiner dekorativen Optik gerne bei der Herstellung von Musikinstrumenten gerne verwendet wird (vorwiegend bei Hälsen und Griffbrettern), aber wiederum auch klangtechnische Stärken hat und für ausgeprägte Mitten sowie weiche, anschmiegsame Bässe sorgt.

Auf meiner Haut klingt Bass Solo nach guten 9 Stunden cremig-sandelholzig aus. Obwohl er m.E. einfach zu tragen ist und recht linear erscheint, steckt der Teufel im Detail. Die Feinheiten eines Musikstücks hört man fast nur über die Kopfhörer. Und diese Feinheiten bietet auch Bass Solo mit seinen feinen ausgewogenen Melodien, alles mit großem Können ausbalanciert und wie bei einer guten Platte möchte man am Ende die Nadel wieder an den Start zurücksetzen um den Klängen des Spiels von neuen lauschen zu können.

Am 27. September 1986 begaben sich Metallica auf ihrer Damage Inc. Tour in den frühen Morgenstunden mit ihrem neuen Tourbus auf dem Weg Richtung Kopenhagen. Cliff und der Gitarrist Kirk Hammett spielten dabei Karten in Wettstreit um die mit einem Fenster ausgestatte Koje im Bus, welchen Cliff gewann und in die komfortablere Koje einzog. Um 6.30 Uhr kam aus bislang ungeklärten Gründen der Bus von der Fahrbahn ab, rutschte 20 lange Sekunden über die Straße bevor er auf die Seite kippte und dadurch die Bandmitglieder aus ihren Betten schleuderte. Während die übrigen Bandmitglieder mit relativ leichten Verletzungen davonkamen, wurde Cliff aus dem Fenster geschleudert und unter dem Bus begraben. Heute erinnert ein 2006 errichteter Grabstein mit den Koordinaten 57°00'00"N 14°00'09"E an ihn.

Obwohl Cliff Burton nur 24 Jahre alt wurde und auf den ersten drei Metallica-Alben zu hören ist, gilt sein fingerbasiertes Bassspiel als innovativ und revolutionär, welches stilprägend für die Band war. Hätte er aber auch Bass Solo selber getragen? Ich kann es mir wirklich vorstellen, dass der Duft zu ihm gepasst hätte, auch wenn wir es natürlich nie herausfinden werden…..


Ich danke Eyris für die großzügige Testmöglichkeit und DaveGahan101 für den fairen Souk-Deal!

17 Antworten
SirLancelot vor 6 Jahren 27 8
The Texas Chainsaw Massacre
Als eine Gruppe von fünf Jugendlichen einen geistig verwirrten Anhalter an einer Tankstelle im texanischen Hinterland zur Weiterfahrt ins Auto einlädt, ahnen sie noch nichts von dem mörderischen Albtraum, der vor ihnen liegt. Soweit die Story in Kurzform. Regisseur Tobe Hooper inszenierte 1974 mittels äußerst geschickten perspektivischen Einsatz der Kamera, schnellen Schnitten in Kombination mit Geräuschen und Musik einen Horrorfilmklassiker mit unglaublich dichter morbider Atmosphäre, bei dem sich der eigentliche Horror allerdings vor allem in den Köpfen der Zuschauer abspielt, welche halb ohnmächtig im Sessel das Schicksal der Protagonisten in den Fängen einer unzivilisierten Kannibalenfamilie wie in einem eigens erlebten Albtraum verfolgen müssen. Trotz des reduzierten Levels an Gewaltdarstellung wurde er als einer der verstörendsten Filme aller Zeiten auf den Index verbannt.

Dass der Film auf einer wahren Begebenheit beruhte, war zwar nicht an den Haaren herbeigezogen, stellte sich nachträglich jedoch als kleiner Marketinggag heraus. Zwar beeinflussten die Taten des in Wisconsin lebenden Serienmörders und Grabschänders Ed Gein den Film, jedoch war jener auch Inspiration für berühmte Filmfiguren wie beispielsweise Norman Bates (Psycho) oder Buffalo Bill (Das Schweigen der Lämmer). Trotzdem war durch ihn eine der populärsten Figuren und Antihelden des Slasher Genres auf der Leinwand geboren: Leatherface. Dessen Leidenschaft ist - und jetzt hat jeder auch wirklich nur einen Rateversuch – natürlich der leicht zweckentfremdete Umgang mit der Kettensäge.

Der ursprüngliche Originaltitel des Films: The Texas Chainsaw Massacre – Blutgericht in Texas.

Unmittelbar nach dem Aufsprühen vom Chainsaw durchdringt Benzingeruch in der Luft. Unverbleit. Ungesund. Genau der Stoff, der seit dem Jahr 2000 in der EU verboten ist. Hier lebt er wieder auf, nimmt dich mit auf eine Zeitreise, lässt dich neben der Zapfsäule stehen, den Einfüllstutzen sicher umschlossen in der Hand. Texas in den 70er Jahren. Heißer Wind fährt durch deine Haare, zerzaust sie, Sandkörner malträtieren deine Augen. Du wendest schützend dein Gesicht ab. Neben dir wartet ein Van mit fünf Jugendlichen. Startklar. Sieht nach Spaß aus. Viel Spaß. Was will der alte Kauz dazwischen? Egal! Wird wohl mitgenommen. Haarspray. Du nimmst Haarspray wahr, siehst aus den Augenwinkel lange Haare, enge Jeans, die wenige Sekunden später sexy über Kunstleder rutschen. Die Zündung startet, eine Tür fällt ins Schloss, Räder drehen durch, verbranntes Gummi, dunkle Spuren auf heißem Asphalt. Die Hand schützend über deinen Augen, folgst du dem Van bis er nur noch ein Punkt am flimmernden Horizont ist, schließlich nicht mehr zu sehen ist. Ein Klicken reißt dich aus deinen Gedanken. Du greifst nach dem Stutzen, führst ihn zurück. Wieder liegt dieser Benzingeruch in der Luft. An der Kasse legt du die Scheine auf den Tisch, dein Blick fällt zu den Knabbersachen und mit einer Tüte Mandeln in der Hand verlässt du den Laden in Richtung deines candyappleroten Ford Mustang Baujahr 1966. Beim Einsteigen fragst du dich, ob du weit in der Ferne nicht den Klang einer Kettensäge vernimmst…

Chainsaw verläuft olfaktorisch alles in allem recht monothematisch, dabei erinnert mich die Struktur an seinen synthetisch-würzigen „Bruder“ Gasoline. Große Überraschungen bleiben natürlich aus und sind bei diesem spaßigen Konzeptduft auch nicht gewollt, dennoch sind besonders in der ersten halben Stunde oben beschriebene Nuancen wahrzunehmen. Man riecht einfach die Leidenschaft, diese Leidenschaft zur Maschine. Schließe die Augen, und du vernimmst den kraftvollen Klang, den Klang, wenn das Öl den ohrenbetäubend knatternden Motor antreibt.

Aber, es geht übrigens auch anders. Wer sich vielleicht mal akustisch von einer Kettensäge in den (vorübergehenden) Schlaf wiegen lassen möchte, dem sei die am 26. Oktober 2018 erscheinende CD der schwedischen Death Metal-Supergroup Bloodbath mit ihrem Abschlussliedchen „Chainsaw Lullaby“ ans Herz gelegt. Na dann gute Nacht, Marie.

Ich danke Achilles für die Testmöglichkeit!
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SirLancelot vor 6 Jahren 11 4
Old Sparky
Als Thomas Edison am 27, Januar 1880 das Basispatent Nummer 223898 erhielt, war er bei weitem nicht der erste Entwickler der Glühbirne. Bereits zu Beginn des neunzehnten Jahrhunderts wurden ersten Versionen einer Glühlampe vorgestellt, doch scheiterten alle Varianten an Leuchtdauer oder dem Problem der Energieversorgung. Edisons Schlüsselprodukt waren Glühlampen, ausgestattet mit hochohmigen Glühfäden; bei hoher Spannung für hochohmige Verbraucher konnte elektrische Energie ab sofort einfach transportiert werden, so dass nun ein Energieversorgungsnetz für Elektrizität technisch machbar wurde. In der amerikanischen Geschichte gilt er als das Symbol für Pioniergeist, der den Schalter umlegte und erstmalig die Wall Street bei Nacht erleuchte, wie ein Magier, der über Leben und Tod entscheidet.

Edisons großer Konkurrent war der Erfinder und Großindustrielle George Westinghouse, der seinerseits die Wechselstrom-Technologie entwickelte, was zu einer erbitterten Konfrontation mit dem in seiner Eitelkeit gekränkten Edison und dessen Gleichspannungssystem führte. Als Edison beim Wettkampf an Boden verlor, setzte er fortan an auf den Vorteil seines Systems: die Sicherheit. Er verbreitet Geschichten wie tödlich Wechselstrom mit seinen hohen Voltzahlen ist, löst Angst bei den Menschen aus. Angst, an einem Stromschlag zu sterben. Ein Mann, der in New York betrunken in einem Kraftwerk gegen einen Generator stolperte, starb an einem solchen Schlag. In politischen Kreisen wird man auf diesen Fall aufmerksam, da man nach einer neuen, vor allem humaneren Exekutionsmethode für die Hinrichtung von Schwerstkriminellen sucht. Eine Methode die schmerzfrei sein sollte und die Komplikationen, die Hinrichtungen durch den Strang verursachten, beseitigen sollte. Eine Kommission beauftragte Thomas Edison - den König des elektrischen Zeitalters - mit der Konstruktion einer entsprechenden Apparatur.

Am 06. August 1890 nahm der zum Tode verurteile William Kemmlers auf einem schweren und sperrigen Stuhl Platz. Seine letzten Worte sind angeblich überliefert mit „Seien Sie gründlich, ich habe keine Eile und ziehen Sie bitte nochmal die Gurte fest“.
Der zynische Spitzname des Stuhls: Old Sparky – alter Funke.

Froggy Frogs „Electric Chair“ riecht direkt nach dem Aufsprühen nach Räucherschinken. Lecker, absolut lecker. Fast läuft mir das Wasser im Mund zusammen. Hätte ich so jetzt nicht vermutet. Aber auch nur 3 Sekunden, dann dreht der ganze Spaß, es raucht, riecht verbrannt. Gegen Ende der ersten Minute möchte meine Nase nicht mehr schnuppern, verweigert mir den Dienst, lässt das Schutzrollo runter, es beißt nämlich in der Nasenscheidewand, wie eingeatmeter Rauch bei Großbrand, beim schiefgelaufenen Versuch in der Chemiestunde in der Schule oder ist es der Geruch, der während des ersten gescheiterten Exekutionsversuch Kemmlers in der Luft lag?
Kabelbrand kommt klar durch, aber nicht so freundlich eingebettet wie beim Fat Electrician von Etat Libre d'Orange, wo er sich auch zu Beginn kurz zeigt. Hier eher authentisch. Auch Schießpulverassoziationen offenbaren sich. Anklänge von Leder durchdringen die von Schießpulver getränkte Luft und lassen unwillkürlich an festgezurrte Ledergurte denken. Der geräucherte Schinken ist nach wie vor präsent, hält sich nun aber dezenter im Hintergrund und wirkt metallisch, aber nicht lecker.

Weitere große Duftentwicklungen bleiben aus, jedoch wird er mit der Zeit etwas angenehmer, vor allem tragbarer. Die überaus ordentliche Silage zieht sich gegen Ende der ersten Stunde zurück. Electric Chair hat Ausdauer, gute acht Stunden ist man ihm mindestens ausgesetzt. Wer ihn auf die Klamotte sprüht, hat verloren; da bleibt er über Nacht penetrant haften. Froggy Frog treibt es zumindest nicht komplett auf die Spitze, ich denke, da hätte es noch wesentlich härter kommen können (Brech-und Würgereiz blieben immerhin aus); AB von Blood Concept oder das berühmte Sécrétions Magnifiques sollen in diesem Zusammenhang nicht unerwähnt bleiben. Kontrovers ist er sicherlich. Dennoch schätze ich die kreative Idee, die hinter diesem Duft bzw. der gesamten Reihe steckt. Aber will man ihn tragen? Halloween steht vor der Tür, an Karneval vielleicht und für Leute mit sehr schrägen Humor ist dieser ungewöhnliche Duft sicherlich genau das Richtige. Aber es gibt auch Leute, die kaufen sich für viel Geld, sehr viel Geld Andy Warhols monochrome Siebdruck-Komposition „Electric Chair“, wenn er zur Farbe ihrer Wohnzimmervorhänge passt.

Ich danke Achilles für die Testmöglichkeit!
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1 - 5 von 8