Skubi73

Ich bin kein Bewunderer von Schnörkeln, Protz und Edel, auch nicht in der Duftwelt. Vitrinentaugliche Flakons sind mir ein Graus. Ein Flakon muss - find ich - locker in jede noch so verrückte Tasche (von Hand- zu Sport-) geworfen werden können ohne Deckel oder gar Inhalt zu verlieren. Die Montals können das bedingt. Sie klimpern dank Klammer herrlich tussig in meiner Tasche, könnten aber, so man den Deoflaschencharakter komplettieren würde und einen Deckel aufsetzt, tatsächlich duftdicht werden. Gut, das ist mein eigenes Empfinden zum Flakon. Auch die teils sehr trashige Außendarstellung würde ich etwas harmonisieren.
Für Anhänger der Einfachheit nun ist der Duft, der einen Sonnentag in Mailand interpretieren soll, durchaus eine Reise wert. Die Kopfnote grandios, authentischer Basilikumgeruch, frisch gerieben, fast etwas beschwipst und überaus fröhlich. Ich sehe mich - frisch aus der Hoteldusche - happy durch die Mailänder Modewelt hüpfen. Doch erste Wolken nahen flott. Leider hält dieses Prickelnde nicht bis über die Kopfnote. Zu schnell sitze ich vor Kaffee und Mailänderli, direkt neben dem Rosenstrauch, was ich persönlich schade finde. Der Start war sooooooo schön. Was wirklich gut ist, ist die präsente Basilikumnote. Ich nehme sie über 2-3 Stunden deutlich war. Sie unterstützt das italienische Großstadtflair und verhindert das Abrutschen in die (Duft-)Provinz. Das Ensemble aus Kaffee und Grün erinnert mitunter etwas an Kardamom und bleibt über den gesamten Duftverlauf unaufdringlich. Die Sillage macht den Duft für mich zu einem Allrounder, andere würde sie vielleicht als "mittelmäßig" bezeichnen. Man eckt sicher nirgends an, fällt aber auch nicht unbedingt positiv auf. Der Duft unterstreicht einfach einen schönen Tag in der Stadt, hält auch die gesamte Shoppingtour durch. Für mich ein gut ausbalancierter Sommertagesduft, für jedes Geschlecht und jede Situation. Ich werfe den gleich mal in meine Tasche und teste ihn am Wochenende in Turin. Bin gespannt ob er auch dazu passt ;-)

... lehne mich zurück und schwelge. Der gute alte Tommy, den hat damals eine große Liebe getragen. Ich mochte seinen unparfümierten, männlich-sauberen Geruch. Tommy ist für mich einer der ersten und wirklich großen Frischgewaschendüfte. Und ich muss feststellen, dass ich das gerade wieder sehr gern mag. Weg von monströsen Holz-Amber-Oud-Parfums, die einen belasten und erschlagen... und die Umwelt noch dazu. Einfach wieder den "billigen" Flakon in die Tasche donnern und jederzeit eine Erfrischung holen... Für 22 € hab ich den Tommy erstanden und bin angenehm überrascht wie gut er auch von Frau zu tragen ist. Die Haltbarkeit auf der Haut liegt auf meiner bei ca. 5 Stunden, im Shirt ist der Duft den ganz Tag wahrzunehmen.

Hin und wieder stöbere ich mal bei ALzD, schau mir Marken an, die ich noch nicht kenne und Düfte, die ich noch nicht gerochen hab. Je nach Stimmung suche ich mal etwas Dunkles, etwas Frisches, grundsätzlich stets Einfaches und etwas aus dem mittleren Preissegment. Oder ich bin, so wie dieser Tage, auf der Suche nach etwas ganz Besonderem, nach der wahren Nische. Immer seltener stoße ich bei diesen Morgenkaffee-Recherchen auf etwas Interessantes. Aber gestern ist es wieder einmal (um mich) geschehen. Friendly Fur kannte ich bislang nur durch den dämlichen Manta-Fuchsschwanz, gerochen hatte ich noch nichts. So hab ich den Green Carnation blind bestellt. Den Ausschlag für meine Kaufentscheidung hat der Flakon gegeben, der ist straight, schnörkellos, ohne Deckel und erinnert stark an die Molecule-Escentric-Reihe. Nach dem ersten Test: Ja, so in etwa hatte ich ihn erwartet. Für mich ist der Duft alles, aber nicht vielschichtig. Vielschichtig ist etwas, das sich nach und nach offenbart und freigibt. Anders hier. Das was ich rieche und riechen werde, unterscheidet sich nicht. So wie es aus der Flasche kommt, so vernehme ich den Duft noch nach 2 Stunden. Er wirkt anfangs eher etwas durcheinander. Da rieche ich den Kümmel aus "Tauer 02", da erscheint sanfte Minze, ähnlich zu finden im "Menthe Froide". Ich rieche dezentes Koriander-Treibholz aus "L'Original" und werde erinnert an den Weichzeichner aus Tam Dao. Der Weihrauch-Anteil ist eher club- als altartauglich, könnte aus der CdG-Ecke stammen. Über allem thront die unerbittliche Nelke, unter allem liegt ein gesetzter, erwachsener Moschus. Vom Duftkonzept her würde ich den Green Carnation durchaus zwischen Le Labos Santal 33 und die Escentrics stellen. Hier ist es äußerst nischig und weit weg von gefällig. Der Duft behält stets seine Kante und wirkt insgesamt etwas spröde. Für mich ist es genau das, was diesen Duft ausmacht. Er ist ein ganz Eigenwilliger. Ich würde den Duft als holzig beschreiben, etwas gepudert vielleicht. Ein gepuderter Holzling mit Nelke und Kümmel. Auf Ylang-Ylang wäre ich im Leben nicht gekommen. Süße ist, auch im Ansatz, nicht zu erkennen. Die Haltbarkeit empfinde ich zwischen gut bis sehr gut, die Sillage bekommt von mir 7 Punkte. Für Duftnasen, die es gern kräftig mögen, wäre hier eine 6 die richtige Benotung. Er ist bei aller Sprödnis ein ruhiger, unaufgeregter und zurückhaltender Begleiter. Wenn Kopfhaar und Pulli einen Sprüher abbekommen, ist der Duft jedoch über Stunden präsent und gut wahrnehmbar. Also ich mag ihn sehr gern.

Wenn man wie ich in einer touristisch geprägten Region lebt (wo viele Touristen viele weiße Taschentücher hinterlassen, grrrrr, vielen Dank dafür), dann kann man als Frauchen von 2 Hunden so einiges, äußerst Unappetitliches erzählen. Gestern war wieder so ein Tag... meine Maya wälzt sich in Kot... und es handelt sich nicht um tierische Exkremente, so viel sei vorweggenommen. Zu Hause angekommen, versuchten wir mit viel Rubbeln, natürlich mittels feuchtem Handtuch, der Geruchskontamination des heimeligen Heimes Herr zu werden. Die sich daraus entwickelnde Mischung aus nassem Tierhaar und (Menschen-)Kot, jap, kommt der Ausstrahlung dieses Duftes nahe. Vom ersten Schnuff an möchte ich würgen. Wer oder was soll das tragen? Wenn ich auf einem Survival-Ausflug meinen Menschengeruch überdecken und mich des Nachts in ein modriges Loch buddeln muss, na bitte. Aber freiwillig? Ich bleibe dabei: Zoologist ist überwiegend exkrementenmäßig unterwegs, das Meiste - eher experimentell - muss völlig zugedröhnt auf einer abgelegenen kanadischen Ranch entstanden sein. Von tragbaren Parfums sind sie so wie der nächste Nachbar in Kanada meilenweit entfernt.

Der Name Philipp Plein war mir bis zum Sharing völlig unbekannt. Ich habe mitgemacht da der Flakon + Pyramide mich angesprochen haben. Nun ist der Duft auf meinem Unterarm und ich muss sagen: Der ist doch gar nicht schlecht. Würde ihn schon fast als sehr gut bezeichnen. Schön satt Kardamom, etwas Weiches dabei, im weitesten Sinne würzig und durchaus sehr umgänglich. Die leichte Plastiknote passt insgesamt zum Duftkonzept. Allerdings ist der Geruch bereits auf meiner Dufttestfestplatte abgespeichert. Mir will nur nicht einfallen, um welchen Zwilling es sich dabei handelt. Auf jeden Fall kommt jetzt nach 30 Minuten eine deutliche Note „intoxicated“ durch. Allerdings bleibt der Plein leichter und durchlässiger als der Kilian. Ja, ich finde durchaus, dass mit der Duft steht. Geht definitiv als unisex durch, insofern Frau auch gern mal die Blumen außen vor lässt.
Jetzt hab ich aber doch mal etwas gestöbert. Wow, 350 € soll der Duft kosten? Gut, 125 ml, aber dennoch... wuff, nö, also das riecht man ihm nicht an. Ich hätte bei 100 ml für 120 € vielleicht überlegt. Darüber hinaus ist es ziemlich unangemessen. Hab gesehen dass es sich bei den Klamotten wohl ganz ähnlich verhällt. Nun ja, muss jeder wissen.