Idiosynkratische olfaktorische Müdigkeit
Kennt ihr das auch? Man sprüht sein Lieblingsparfüm auf und bereits nach ein paar Minuten könnt ihr es an euch nicht mehr wahrnehmen? Ihr denkt, so ein Mist, so ein schwaches Parfüm, und Stunden später bekommt ihr Komplimente von euren Mitmenschen.
Mir ging es so mit Fucking Fabulous Eau de Parfum und vor allem den Kommentaren, die ich zu meiner Rezension erhielt, in welcher ich schrieb, dass der Duft nach einer halben Stunden hautnah wird. Ich war zutiefst enttäuscht von der Haltbarkeit und der Sillage, obwohl meine Mitmenschen den Duft noch einige Zeit später wahrnehmen konnte.
Das brachte mich zum Nachdenken, ob es so etwas wie eine idiosynkratische, also individuell spezielle, olfaktorische Müdigkeit gibt, die jeden Menschen unterschiedlich betrifft. So, zumindest meine Vermutung, ließen sich auch diese teilweise sehr auseinandergehenden Haltbarkeit & Sillage Bewertungen bei einigen Parfüms erklären. Also recherchierte ich ein bisschen.
Dass sich die menschliche Nase an Düfte relativ schnell gewöhnt, dürfte hinlänglich bekannt sein. Jeder kennt wohl das Phänomen, wenn er in ein Restaurant geht und erstmal von den Düften aus der Küche erschlagen wird. Nach spätestens 30 Minuten im besagten Restaurant, nimmt man die Essensgerüche nicht mehr wahr. Unser olfaktorischer Sinn adaptiert sich. Und teilweise melden sich die Riechzellen erst nach Stunden, mach al sogar erst nach Tage zurück.
Warum genau das so ist, konnte von der Wissenschaft bislang noch nicht geklärt werden. Was aber bekannt ist, dass vor allem Düfte ausgeblendet werden, welche über einen längeren Zeitraum unverändert bleiben. Dies wäre also ein klarer Pluspunkt für Parfüms mit einem großen Duftverlauf.
Was aber am interessantesten erscheint, ist die Tatsache, dass bei der der Frage, ob wir einen Duft über einen längeren Zeitraum wahrnehmen können, es auch darauf ankommt, ob wir einen Duft mögen oder nicht! Es ist also auch eine höchst individuelle Angelegenheit, wie stark oder wie lange, wir einen Duft wahrnehmen (können). Und dies – und jetzt kommen wir zu meiner eigenen Interpretation der wissenschaftlichen Lage – würde erklären, warum einige Leute bspw. Fucking Fabulous Eau de Parfum mit einer H&S von 10 bewerten und anderen nur mit einer 5 oder 6. Und das Tragische an der Sache scheint zu sein, dass wir unsere Lieblingsdüfte selbst am wenigsten genießen können, da sich unsere Nasen (leider) zu schnell adaptieren.
Die Frage, wer welchen Duft mag und in der Folge unter Umständen weniger wahrnehmen kann, sei individuell auch sehr unterschiedlich. Es sollen vor allem gesellschaftliche Normen, aber auch die Erziehung und persönliche Erfahrungen eine große Rolle spielen. Das soll übrigens auch erklären, warum einige Leute Fäkaliengerüche mögen und würde somit ebenfalls erklären, warum einige Nischendüfte durchaus ihre Anhänger finden.
Es gibt aber auch eine gute Nachricht. Das riechen an Kaffeebohnen soll tatsächlich helfen, den Adaptionsprozess abzuschalten. Also eventuell zu Hause einfach mal häufiger am Kaffee schnuppern und man erhöht die Chancen, seinen Lieblingsduft wieder wahrnehmen zu können.
Wie sind eure Erfahrungen mit dem Thema?