Snaporaz

Snaporaz

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1 - 5 von 9
Snaporaz vor 6 Jahren 24 2
9
Flakon
7
Sillage
8
Haltbarkeit
8.5
Duft
Als ich lernte, im Flieger ruhig sitzen zu bleiben
Die Achtzigerjahre: das war für mich in den Ferien die Zeit der Städtetrips mit meinen Eltern. London, Amsterdam, Paris… später dann Langstrecke. Fliegen war zu dieser Zeit noch etwas teurer als heute, aber wir zählten zur Gruppe der Standby-Passagiere: pünktlich einchecken, noch pünktlicher am Gate erscheinen. An Board durfte man erst, wenn alle Passagiere eingestiegen sind. Dann kam der „Staff“ und seine Angehörigen dran. Dafür konnte uns ‚First Class‘, oder aber ein Jumpseat, zugewiesen werden. Für mich als Kind war letzteres natürlich kein Problem. Ein Blick auf die Seniorität des Mitarbeiters konnte im Zweifelsfall über den Mitflug und somit die Reise entscheiden. Nicht selten blieb es spannend, ob wir überhaupt mitflogen und nicht selten gab es Ränke zwischen den Mitarbeitern des Luftfahrtunternehmens.

Durchschlagendes, vibrierendes Warten am Gate. Der Gedanke immer präsent, wie die Sache mit den Koffern ausgeht - diese wurden nämlich schon in den Flieger geladen.

--In diese Situation passte kein anderer Duft besser als Fahrenheit; bei meinem Vater omnipräsent.
Man muss natürlich die Eigenschaften der Kamille wie ‚beruhigend‘ oder ‚entspannend‘ bei diesem Duft gründlich überdenken. Hier dominieren Kamille und Lavendel in einer unverkennbaren Machart. Grundiert, neben andern Zutaten, vom durchaus scharfen und eigensinnigen Vetiver. Ein Duft der Hochspannung und Geradlinigkeit in sich trägt.

Fahrenheit hat Geschichte geschrieben. Wenngleich er nicht zu den Altvorderen gehört, so ist er doch ein Klassiker und absolut unverkennbar. Er ist einzigartig. Die Kamille und der Lavendel, beide Bestandteile vieler Wohlfühldüfte, lassen sich hier auf so unverkennbare Weise mit der Strenge von Vetiver und Leder ein.

Ein ganz Großer ist er. Einen Zeitgeist des Ende der 80er hat er vermittelt. Damals auf sehr neuartige Weise.
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Snaporaz vor 7 Jahren 14 2
9
Flakon
8
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9
Haltbarkeit
9
Duft
Der Aussteiger
Sein Wesen heute: knorrig, mies gelaunt und ungestüm. Strenge strahlt er aus. Gut ist man beraten, ihm zuzuhören und nicht zu widersprechen, sollte man ihm begegnen. Wenn sich schon Kontakt mit anderen Menschen ergibt, dann spricht er! Er hat ja einiges loszuwerden. Vor allem, wenn ihm die Erinnerung an frühere Zeiten wieder hochkommt.

Ein Bewohner des Forstes wurde er - stolz und gänzlich ungekünstelt. Ein Aussteiger. So einer wie er hat allerspätestens seit der Social Media-Welle zu den Seinen gesagt: "Habt mich gern. Das geht mir nicht ins Geweih!" Ein Stamperl hat er noch gekippt und ist aufgebrochen. (Das Beiwagerl ließ er aber zurück.)

Mit moderner Technik konnte und wollte er sowieso nie Schritt halten. Ein Einzelgänger war er. Immer schon. Aber ein braver und ehrlicher Arbeiter. Die Arbeit war für ihn alles. Er ist bodenständig veranlagt, aber Familie hat einer wie er nicht. Das Frauentum war ihm immer schon suspekt.

Aber jetzt wollten ihm die Jungen neulich drein pfuschen in seine Arbeit; seine bodenständige Expertise! Jahrelang geschätzt in seiner alten Firma. Jetzt soll sich alles ändern. Jetzt wird ihm so ein junger Spatz beigestellt, der auch gleich das Türschild neu layouten will. Ein Hipster, der gleich zum Chef mit seinem Anliegen ging - um Gottes willen!! Der kennt das Holzhacken wohl nur von Märchengeschichten seiner Kindheit. „Machen wir ein Projekt draus?!“ Diesen Satz konnte er übrigens auch schon nicht mehr hören.

Jeder Aspekt der ihm auferlegten Zwänge war im Einzelnen kein Grund. Aber in Summe hat ihm dann die gänzlich gekünstelte und für ihn technoide Welt seiner Arbeitsumgebung, im weiteren Sinn ja seiner Gesellschaft, welche seine Art und Weise konterkariert hat, verbunden mit dem Spleen manch seiner Kollegen, zu seiner Flucht bewegt. Letztendlich brauchte er für seine Arbeit nicht den neuesten Computer oder soziale Netzwerke oder irgendwelche neuen Projekte. Seine Stammkunden hatte er seit langem bereits abgesteckt. Die Arbeit lief ja gut.

--Was trägt ein solcher Typ von Mensch für einen Duft, der eine Zäsur hinter sich hat, wenn er mal wieder unter Menschen muss? Aufs Amt, für eine Unterschrift - denn hier lässt sich seine Anwesenheit nicht verhindern.

Er hat sich Polo aufgelegt. Gänzlich unverfälscht, authentisch und ehrlich. Von Geradlinigkeit, die sich nicht vom Kurs abbringen lässt. Riech und geh. Ein Kraftpaket. Alle großen Nummern sind dabei. Eichenmoos, Vetiver, Zeder. Stark und herb, so wie er. Im Grunde war er nie anders. Die Gesellschaft hat ihn nur so weit gebracht. Von den wenigen Düften, die er hatte, hat er alle in die Tonne geworfen. Die grüne Flasche hat er behalten. Das musste sein.

Aus ihm wurde ein Selfmademensch. Ein Universalverwerter. Vor lauter Ideen und Taten so verschwitzt wie der Hornbach aus der Baumarktwerbung. Ein Stereotyp von einem Malocher; wenn es denn dem Weiterkommen dient, auch mal in der Erde wälzend. Dabei hoch konzentriert. Er wollte es so.

Sein Haus am Waldesrand hat er mittlerweile mit seinem Ersparten fertig errichtet. Ganz ohne fremde Hilfe und getrieben von der Aussicht ab jetzt einfach nur er selbst sein zu dürfen, fernab der lästigen Menschen um ihn herum.
2 Antworten
Snaporaz vor 7 Jahren 10 2
5
Flakon
9
Sillage
7
Haltbarkeit
7.5
Duft
Hedonistisches Urvieh
Zu meinen "Benimm dich"- oder aber "Tagsüber"-Düften habe ich mir mit der Zeit und der weiteren Auseinandersetzung mit dem Thema doch einige klassische Powerdüfte der 70er bzw. 80er zugelegt; einfach aus Neugier. Düfte sind ja auch Zeitdokumente und fixieren, ebenso wie die Mode, den Geist der jeweiligen Zeit wieder. So liegt es in der Natur der Sache, dass ich mich mit diesen Wässerchen nicht nur mir zuliebe auseinandersetze; meine Umwelt muss ohne Zweifel Zeuge dieser Zeitreise sein.

Diesen Lagerfeld habe ich seit ich weiß nicht wann in Erinnerung. Mein Vater muss es gewesen sein, welcher mich im Licht der Welt neben meiner Mutter erwartet hat, als ich es dann erblickte. So etwas prägt natürlich. Der Duft trifft die ausgehenden 70er beziehungsweise 80er Jahre sehr gut. Es war die Zeit diverser Varianten der Oberlippenbärte, der Goldketten sowie der Freude am Leben. Es war die Zeit der Dauerwelle und des Minipli- auch bei Männern. Die (zweite) Ölkrise (Iran-Irak) bekam man zwar mit; aber man hatte ja sichere Jobs und wurde medial noch nicht so torpediert wie heute. Es war die Zeit der Frauen und ihrer Schulterpolster (mit Kletthaftung). Außerdem für eine kurze Dauer die Zeit der Neonfarben.

In diese Zeit fügt sich kein Duft besser ein als der klassische Lagerfeld. Er ist eben ein typischer Vertreter der damaligen Zeit; Aldehyde und Muskatellersalbei: eine herrliche Eröffnung wie bei so vielen Düften damals. Dazu der Schwermut von Sandelholz und Tabak in der Herznote. Etwas Würziges, Männliches, Verrauchtes.
--Doch man muss nur Geduld haben, denn es kommt auf die Details an: Amber, Eichenmoos und Moschus bilden die Basisnote und zeugen vom Hedonismus der damaligen Zeit. Das Animalische schlägt meines Erachtens nicht minder deutlich durch als bei Kouros! Jawohl. Damals muss es gewesen sein, als es noch kein Facebook gab und die Freunde und Freuden im realen greifbar nahe waren! Nicht zimperlich durfte man mit diesem Duft sein!

Immer wieder sind Blicke und Reaktionen bei besagten Düften interessant. Ich trage ihn gerne zum Geschäftsoutfit; noch dazu tags über. In der heutigen Zeit ein Relikt; für viele Menschen die in Zeiten von Synthetik und Jahrmarktsüße wohl etwas gänzlich anderes erwarten.

Man muss darüber erhaben sein. Dieser Duft ist zwar in die Jahre gekommen, er ist aber vom Wesen her einer der Gutmütigen.
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Snaporaz vor 7 Jahren 9 4
6
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8
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Haltbarkeit
9
Duft
Sommer, Strand und Meer
Kokosdüfte. Zu welcher Gelegenheit kann man sie eigentlich tragen? Die meisten von uns assoziieren damit wohl Strand, Sonne, Urlaub. Das mag wohl daran liegen, dass manche Sonnenschutzmittel einen mehr oder weniger deutlichen Kokosduft haben. Besagter entstand wohl vor der "LSF 60+"-Zeit. Das Wort "Hypoallergen" gab es auch noch nicht und Urlaub machte man überwiegend an der Adria. --Soweit zur Erinnerung.

Dieser Duft bietet die Kokosnuss deutlich und sehr ausdauernd. Im Vergleich zum Duft der Konkurrenz empfinde ich diesen interessanter. Vielleicht liegt es an der Solar-Note. Die Haltbarkeit ist meines Erachtens wirklich überdurchschnittlich. Da reichen zwei Sprühstöße für den ganzen Tag. Für mich ist es ein außergewöhnlicher, aber absoluter Wohlfühlduft. Er bietet wohl eine sehr vorgefasste Gelegenheit der Anwendung. Im Büro trägt man ihn am besten einen Tag vor dem Urlaubsantritt, möchte man seine Kollegen nicht verwirren. Oder aber, so wie ich es manchmal tue, an Freitagen. Einfach so.

Schön, dass es ihn gibt!
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Snaporaz vor 7 Jahren 2
5
Flakon
4
Sillage
6
Haltbarkeit
7.5
Duft
Guter Wohlfühlduft
Düfte von Roger & Gallet sind eines: auf jeden Fall nicht laut. Die haben das Zitronenthema dufttechnisch jedenfalls gut diskutiert, das muss man schon sagen. Sei es jetzt Cédrat oder das für mich etwas bodenständiger kreierte Bois d'Orange. Das sind Düfte, welche sich in ihrer Projektion dezent zurückhalten.
--In manchen Analogien wird dies mit der Höflichkeit des Trägers gegenüber der Dame (und ihrem Duft) verglichen; Man(n) nimmt sich zurück. Eine Eigenschaft, welche man mit dieser Duftwahl unterstreicht.
Jedenfalls möchte man - egal ob Mann oder Frau - mit diesem Duft ein dezentes Zeichen setzen.

Cédrat ist fast nicht wahrnehmbar und, wie es so oft beschrieben wird, ein körpernaher Wohlfühlduft. Belebend und frisch; hautnah jedenfalls! Dem Träger, der dezente, frisch-zitrische Düfte schätzt, sicherlich eine gute Huldigung.
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