Sroh

Sroh

Rezensionen
Sroh vor 1 Jahr 13 8
7
Sillage
7
Haltbarkeit
9
Duft
Nicht schlecht, aber überbewertet
Direkt zum Duft: Die Bergamotte dominiert von Beginn an und hält mit den anderen Zitrusaromen - insofern erstaunlich für einen Frischeduft - verhältnismäßig lange an. Schnell gesellt sich die charakteristische Schwarzteenote hinzu, die kombiniert mit der Bergamotte bei mir sofort "Earl Grey"-Assoziationen hervorruft. Wer diese britische Teemischung kennt (und wie ich schätzt), weiß, wovon ich rede. Darin liegt das eigentliche Highlight dieses Duftes. Das Ganze hält dann ziemlich linear an, was mir generell gefällt, aber das war's dann auch. Dadurch jedoch fehlt mir diejenige Exklusivität und Finesse, die man von (inzwischen) € 260,-/100ml uneingeschränkt erwarten darf. Um es klar zu sagen, ich bin davon überzeugt, dass ZARA - bekannt für starke, von großen Häusern "inspirierte" (Frische-)Düfte - es ohne Mühe gelingen und, wenn der Hype andauert, es auch realisieren wird, binnen weniger Monate einen vergleichbaren Duft mit beinahe gleichwertigen Leistungen für 1/10 des Preises anzubieten. Jetzt wird man mit der üblichen und mitunter berechtigten Grundsatzkritik an "Dupes" sagen können, die Entwicklung und Vermarktung hätten auch ihren Preis. Dieser Duft legt es aber gerade darauf an, denn außer der "Teeidee" ist er ideenlos. Er trägt den Anspruch vor sich her, in der Nischenwelt mitzumischen, kann dem aber nicht gerecht werden. Er ist ein solider Designer, der dankenswerterweise nicht die inzwischen typische, verwechselbare Großkonzern-Designer-DNA enthält (YSL Abwandlung Nr. 1394, "Ralph Lauren Ralph's Club Parfum dark intense limited beastmode xyz" usw., ihr kennt es).

Wem Geld völlig egal ist, der macht mit dem Duft nichts falsch; es geht in dieser Größenordnung aber so viel mehr. Allen anderen empfehle ich, auf die ersten durch ihn inspirierten Fortentwicklungen von spanischen Modeketten oder arabischen Dufthäusern zu warten, sie werden kommen.
8 Antworten
Sroh vor 3 Jahren 28 4
9
Flakon
8
Sillage
10
Haltbarkeit
10
Duft
Frisch-süßer, eleganter Ganzjahresduft
Jedes Mal eine Freude, MFK-Düfte auszupacken, die ganze Aufmachung ist schon ein Erlebnis.

Dieser Duft vereint das Beste aus allen Welten: Zitrisch-frischer Start, kontinuierliche, warmweiche Tonka-Vanillesüße, pudrig-hölzern durch Iris, und das besondere Etwas durch Amyris sowie ganz dezenten - und wie ich finde genial eingesetzten - Safran.

Im Gegensatz zum EdT süßer und weicher, ausgewogener, dafür nicht so würzig-frisch und weniger "Mainstream-Duschgelvibe". Besser sind auch die hervorragende Haltbarkeit und gute Sillage.

Tragbar zu jeder Jahreszeit, zu jedem Wetter. Verzichtet lieber auf die 5 Flakons Boss Bottled oder Le Male (gute, konzeptionell vergleichbare Immergeher, keine Frage) und legt euch diesen hier zu. Die extrem lange Haltbarkeit, sparsame Dosierung und merklich edle Zusammensetzung gleichen den Aufpreis wieder aus.

--- Edit: 2022 ---

Kurzer Zwischeneindruck nach einem Jahr: Bin nach wie vor begeistert, trotz inzwischen einiger weiterer Dufttests bisher nichts Vergleichbares gerochen. Der hier schafft m.E. einfach die perfekte (!) Balance zwischen Würzigkeit, cremiger Süße und Frische sowie zwischen Massentauglichkeit (im positiven Sinne) und Exklusivität (das namensgebende Amyris, super dezenter Safran, insgesamt leicht orientalischer Anklang) und ist dadurch anlass- und jahreszeitenunabhängig theoretisch durchweg tragbar - er provoziert jedoch schnell Geruchsblindheit, sodass sich ein Wechsel anbietet, sofern man Düfte hauptsächlich für sich selbst trägt. Aber Signaturpotential hat er zweifellos. Bleibt nur zu hoffen, dass MFK dieses Meisterwerk niemals einstellt, so wie bereits mit anderen Klassikern geschehen...
4 Antworten
Sroh vor 4 Jahren 12 7
9
Flakon
7
Sillage
8
Haltbarkeit
9
Duft
Unaufdringlich-einfache, selbstbewusste Eleganz
Immer wollte ich ihn schon testen, nun war es dann so weit.
Der Beginn erinnerte mich sofort an einen lavendelbetonten Bleu de Chanel - was hier oft eher geringschätzig als Duschgelfrische bezeichnet wird -, wobei relativ bald eine leichte Ledernote einzusetzen beginnt, die sich in der Basis mehr und mehr leicht pfeffrig ausbreitet.

Die anfängliche Schärfe verfliegt sehr schnell und eine sanfte, aber präsente Lavendelnote macht sich breit, unterstrichen vom Vetiver. Also gerade keine (m.E. meist unangenehme) Fougere-Krautigkeit.

Insgesamt ist es ein sehr erwachsener, aber nicht verstaubter Duft, gerade in dieser modernen Interpretation von Lavendel liegt hier die eigentliche Leistung von MFK.
Er strahlt Eleganz und Selbstbewusstsein aus, ohne aufdringlich zu sein, absolut alltags- und bürotauglich.

Souveränität, Authentizität, Kompetenz, Aufrichtigkeit, das sind nur einige Attribute, die mir dazu einfallen. Ein Duft für unverstellte Persönlichkeiten, die nichts vorzuspielen oder zu verbergen haben.

Für ein EdT sehr gute Haltbarkeit und eine der eben beschriebenen Außenwirkung angemessene Sillage.

Nur zu empfehlen, möchte ihn nicht mehr missen und hoffentlich bald über die Probe hinaus mein Eigen nennen können!
7 Antworten
Sroh vor 5 Jahren 6
8
Flakon
6
Sillage
7
Haltbarkeit
8.5
Duft
Geheimtipp N°1
Schon der Flakon ist ein abwechslungsreicher Genuss: Schmale, abgedunkelte Glasflasche in Form eines Body-/Deosprays, die mithilfe von Aerosol unter Druck steht, um für ein konstantes Sprüherlebnis ohne Pumpen zu sorgen. Mal was anderes, gefällt.

Gestoßen bin ich eher zufällig auf den Duft. Ausnahmsweise nicht über parfumo, sondern auf YouTube.
Dort war ich bisher tendenziell eher zurückhaltend - zu subjektiv, nur eine Einzelmeinung, Straßenumfragen... zusammengeschnitten? -, doch, was soll ich sagen? Beworben als preiswerter A_____s-Kracher, geradezu ein Geheimtipp, vorgestellt in insgesamt nur drei Videos.
Als ich den Duft über Umwege dann auch hier gefunden habe und positive Statements bereithielt, war die Sache klar. Der Preis ließ eigentlich keine weiteren Überlegungen zu: Was hat man schon zu verlieren?
Also dann, bestellt, wohlgemerkt in dem (noch zum europ. Binnenmarkt gehörenden) UK, paar Tage später da.
Die Verpackung ist clever und zweckmäßig gemacht: zwei Kunststoffschalen, zusammengehalten von einer grünen Banderole, oben ein Sticker, der at least six hours longevity verspricht, abwarten...
Geöffnet, aufgesprüht (ja, der Sprühkopf ist sanft zu dosieren), zehnsekündige Alkoholwolke abgewartet, gerochen, begeistert. Als Vergleich soll ein aktueller CDNIM dienen.

Vorab: Ja, man muss großzügiger dosieren und die Sillage ist nicht so ausschweifend, schneller hautnah, aber ähnlich lange haltbar wie die (angeblich etwas schwächeren) neuen CDNIM-Batches.
Er beginnt recht ähnlich mit einem Bergamotte-Overload, dem ein fruchtig, leicht orientalisch-holziges Herz folgt. Die Basis ist ebenfalls eine Moschus- und Ambrazusammensetzung, jedoch ohne Rauch, CDNIM light sozusagen - und gerade das gefällt mir so sehr: Er ist gefälliger, runder, nicht so harsch - unkompliziert. Und für 14-18€? Kein Widerspruch.
Synthetischer als ein Supremacy Silver, den ich während seiner kurzen Performance als authentisch empfand, nicht ganz so frisch (aber auch nicht so luftig-leicht), dafür ähnlich preiswert wie ein Vibrant Leather.

Der Weg, den dieser Duft gehen will, ist klar. Er leugnet ihn auch nicht - ehrlich.
Wer es kurz machen und sich nicht (wie ich und viele "Leidensgenossen") durch unzählige Interpretationen durchtesten möchte, ist mit dem Perfumer's Choice Victor N°9 bestens bedient.

Klare Kaufempfehlung, solange der Duft noch existiert und die Grenzen noch zollfrei sind!
0 Antworten
Sroh vor 5 Jahren 12 6
9
Flakon
9
Sillage
10
Haltbarkeit
9
Duft
Ein Acqua di Gio zum Entdecken
Zugegeben, er tanzt schon ein wenig aus der Reihe. Der profumo souverän und maskulin mit seiner weihrauchigen Meeresnote in der Basis, das EdT Spray bzw. Essenza als frisches Pendant.
Wo soll sich da noch der Absolu einreihen?
Wer mit dieser schwarz-weiß Erwartungshaltung an den Duft herantritt, wird verstört sein. Er passt nicht in das gezeichnete Bild dieser beiden Duftbestseller schlechthin.
Anders kann ich mir die momentan eher dürfige Gesamtbewertung nicht erklären.
Also dann... mit Abstand und der nötigen Offenheit: Er trägt den Namen, er füllt sich in das gewohnte Flakon und ist es doch nicht.
Er beginnt eigen und endet eigen, seine Verwandtschaft lässt sich maximal erahnen, und doch hat er mich durch sein zitrisch-fruchtig beginnendes und elegant-warm, leicht maritim fruchtig endendes Auftreten, das zu keinem Zeitpunkt überladen oder aufdringlich wirkt, vollends überzeugt.
Die Nähe zur Invictus-Familie ist nicht abzustreiten, aber ihm haftet nicht diese unangenehme Synthetik an und bildet seine eigene Klasse.
H/S sind durchschnittlich bis leicht überdurchschnittlich.

Kurzum: Traut euch, seid unvoreingenommen und mit etwas Glück könnt ihr euch an einem preislich absolut gerechtfertigten Duft der eigenen Art erfreuen!
6 Antworten