Nass über die Zollhürde geklettert
Heute war es dann soweit. Um zehn nach zehn Uhr morgens ging es los. Ich fuhr mit dem Bus ins ferne Mannheim, zum Bahnhof. Kaum war ich da, fing es an wie aus Eimern zu schütten. Es regnete in Strömen (nicht örtlich, sondern Plural von Strom; wenn man "Strömen" in Google Maps eingibt, landet man eh in Bammental, ich hab es ausprobiert) . Mannheim weiß genau, dass ich es nicht mag und begrüßte mich entsprechend. Zwei Stationen fuhr ich bis zum Handelshafen. Dort stieg ich verwirrt aus. Überall ist es Unbefugten verboten, herumzulaufen. Ich war unbefugt. Wie komme ich auf die andere Seite der Kurt-Schumacher-Brücke?
Die Gegend am Handelshafen ist genauso anziehend wie der Dortmunder Hafen in den 90ern. Dort pflegten einzeln verteilte, berufstätige Damen mit Tennisschlägern herumzustehen, was mich damals verwirrt hat, bis es mir jemand erklärte. Ich war daher heute froh, keinen Tennisschläger dabei zu haben. Ich hatte meinen wasserdichten Rucksack dabei und eine vernünftige Regenjacke an. Hätte daher höchstens beim Wet-Raincoat-, Wet-Jeans- und Wet-Socks-Wettbewerb mitmachen können. Das Wasser drang in meine eigentlich sonst immer wasserdichten Arbeitsschuhe ein. Mein Handy mit dem Navigationsprogramm hielt ich unter meinen rechten Unterarm. Ein kläglicher Versuch, es halbwegs trocken zu halten. So mäanderte ich in vielen kleinen Kreisen durch den Hafen- wo ich tolle Fotos von Containergebirgen hätte machen können, wenn es nicht so geregnet hätte- und überquerte schließlich allein eine schier unendlich lange Fußgängerbrücke über den Mühlauhafen, die zur richtigen Straße führte. Hausnr. 15 statt 1. Nicht fluchen!
Triefend nass erreichte ich das Zollgebäude. (Das Selfish (Foto) oben machte ich mit dem Handy, als ich wieder aus dem Zollamt herauskam. Ich war schon leicht angetrocknet.) Ich klopfte an die Tür der Postausgabe und gab meinen Haufen Papiere ab. Dann trocknete ich in einem Wartezimmer vor mich hin. Man rief mich rein, ich öffnete das Päckchen. Es war intakt. Ich schwor, das (den Erwerb von Waren im nicht-EU-Ausland) nie wieder zu tun. Das Päckchen durfte ich einstecken und bezahlen. Ich fragte die Frau an der Kasse, ob es nicht einen besseren Weg zum Hauptbahnhof gäbe. Es gab ihn. Es war zwar ein langer Fußmarsch aber durch eine wesentlich normalere Gegend. An der Uni vorbei. Ja gut, so ganz normal sind Universitäten auch nicht.
Der Zollaufkleber auf dem Päckchen.
Inzwischen regnete es nicht mehr so stark, aber mein Handy brauchte ich sowieso nicht mehr, der Rückweg war viel einfacher, immer die gleiche Straße entlang. Sobald ich am Schloss in die Straßenbahn stieg, regnete es gar nicht mehr. Mannheim wusste, dass ich praktisch schon entkommen war.
Um ein Uhr trudelte ich daheim ein. Als ich mich ein bisschen erholt hatte (Tee gemacht), fragte ich mich, ob ich die Proben nicht hart genug erarbeitet hatte, um sie unter "Habe ich" in die Sammlung zu tun. Wie halten das andere Leute? Ich hatte Abfüllungen bisher unter "Habe ich", räumte sie jetzt zähneknirschend raus. Dann meinte Parfumo, ich hätte das Zeug gar nicht mehr. Ja, was denn nun? Ich habe es! Es sind aber nur Proben bzw Abfüllungen. Ein Monk-Moment von Ordnungswahn hatte mich erfasst. Wahrscheinlich eine Nachwirkung des Zollbesuchs.
Selbstgemachtes Foto von den Proben.
Jedenfalls testete ich sofort "Falling Trees". Es ist schon toll, es riecht nach einem echten Wald. Ist aber wirklich zu heftig für mich. Dieser Duft ist extrem dunkel. Viel dunkler als "Encre Noir". Ein ganz dunkler Nadelwald, der meiner Meinung nach mehr für Männer geeignet ist. Und das sage ich, obwohl ich selbst mich immer als 50% Mann bezeichne. Ich meine also Leute, die über 50% Mann sind. Hoffentlich passt irgendeine der anderen Proben besser zu mir.