Strandkind

Aromatische Bergamotte und erotisierender Amber trifft auf kühlenden Gin.
Ich bin total begeistert.
So muss ein Dandy Anfang des 20. Jahrhunderts gerochen haben. Im Auftakt wirkt erfrischende Bergamotte, gefolgt vom Amber: holzig, trocken, balsamisch, bouquethaft mit aphrodisierendem Einschlag. Der Duft zeigt anschließend holzige, warme Töne, begleitet von einem kühlenden Wachholderduft, eben wie Gin auf Eis. Es ist Sommer!
Elegant, betörend und gut für Komplimente.
Ich nutze das Eau de Cologne. Es ist angenehm dosiert, so dass ich es auch im Büro tragen kann. Wow, was für eine Entdeckung! Und für einen günstigen Kurs zu erstehen.

Erinnert mich an Portraits - Much Ado About the Duke von Penhaligon's, nur die Rosennote fehlt. Und der Duke beißt etwas mehr.

Ich bin stolzer Besitzer der Originalausgabe, eines 200 ml Flacons. Es war ein Vergnügen, das Papiersiegel zwischen Verschluss und Glasflasche zu brechen.
Das ist der perfekte Duft für die Übergangszeit von Sommer in den Herbst oder den ausgehenden Winter, dann aber auch gleich mit Sturm und Feuer im Kamin.
Im Auftakt orientalisch schwer. Dunkle Vanille, herbe Orange, bittere Bergamotte und ein Hauch Nelke treffen auf schwere alte Mahagonimöbel, dabei wirkt er pudrig, staubtrocken. Er erinnert mich unmittelbar nach dem Auftragen an den edlen pludrigen Damen-Klassiker Mitsouko von Guerlain. Mein Derby hält sich lange auf der Haut und es bleibt auch nach sechs Stunden ein angenehmer Duft von Tahiti-Vanille, Orange, Nelke und Holznoten.

Ein Duft zum Ausgehen oder um sich selbst zu verwöhnen!

Welche Bilder löst er in meinem Kopf aus?
Macht es Euch im Art-Deco-Lederclubsessel bequem und legt noch einen Patchouli-Fidibus im Kamin nach.

Dies ist kein Duft für Weicheier oder Warmduscher.

Hier habe ich den englischen Landlord vor Augen, der den liegengebliebenen Land-Rover seines Nachbarn anzuschieben hilft und im Motor herumzuwerkelt, ohne Rücksicht auf seine Maßkleidung.

Nun gehört der erste Duft: Luciano Pavarotti for men zu einem meiner Duftlieblinge, aufgrund seiner Eigenständigkeit, Komplexität und Frische. Er strahlt pure Männlichkeit und Lebensfreude aus.

Dieser zweite Duft Luciano ist im Vergleich mit "for men" ein zurückhaltender Duft mit anderem Aufbau. Ouvertüre: Er beginnt zitrisch - Zitrone, Galbanum und Bergamotte sorgen für eine grüne, laute Frische - , schwenkt über zu dunkler Orange, gepaart mit Akzenten von Lavendel (die ordnende Eigenschaft von Lavendel mag ich sehr gerne), Veilchen (irre) und gibt komplexe Gewürznoten preis.

Im Zwischenspiel bleibt, wahrscheinlich durch den Einsatz von Weihrauch in Verbindung mit den übrigen Gewürz- und Holznoten, eine Erinnerung an Weihnachten, aber nicht übertrieben, denn diese weichen Basis-Akkorde lösen bei mir wohlige Gefühle aus.

Finale:
Die Holz- und Gewürznoten - Zedern- und Sandelholz sind perfekt eingebunden - drängen sich nicht in den Vordergrund. Trotz seiner Pudrigkeit hinterlässt er, über die gesamten Wirkphasen, einen frischen Eindruck auf der Haut und kann daher universell eingesetzt werden.
Trotzdem trage diesen klassischen Herrenduft eher in der dunklen Jahreszeit.

Fazit:
Zusammen mit dem Komponisten, dem Orchester und dem Dirigenten, dem Bühnenbild, der Beleuchtung und den damit verbundenen Effekten, der Maske und den Kostümen entsteht das Gesamtkunstwerk Oper.
Genauso verstehe ich diesen komplexen Duft als ein olfaktorisches Meisterwerk. Dabei eher ein italienisches Belcanto als eine stürmische Wagner-Oper.

Ein weiterer Vorteil: Man bekommt ihn noch. Ich habe ihn vor einem Jahr über Ebay für wenig Geld erstanden.

Der Flacon ist ein Handschmeichler. Die Flüssigkeit ist übrigens nicht rot, wie das obige Foto vermuten lässt, sondern blass, wie bei seinem älteren Bruder.

Absolute Kaufempfehlung!

Ich konnte endlich das Eau de Cologne von Guerlain´s Vetiver ergattern.
Mein Duft ist 50 Jahre alt und zeigt keinerlei Alterserscheinungen. Auf dem Umkarton steht die Jahreszahl 1967.

Er beginnt zitrisch, wird dann gleich grüner und zeigt nach ca. zwei Stunden eine runde, weiche tabakähnliche Vanillenote, auch eine Note, die nach Zimt-gespickter Orange riecht kann ich erahnen.
Anders als das Vetiver EdT ist es ein klassisches Cologne, dezent und nicht aufdringlich.
Weiterhin finde ich diesen Duft weicher und runder als das moderne EdT. Das Vetiver ist auch nicht so dunkel im EdC.

Dabei passt er zu allen Anlässen - sommers wie winters - gerade auch im Büro mit Anzug und Krawatte.
Ich zumindest fühle mich sehr wohl mit diesem Duft. Er gehört seit unser ersten Begegnung zu meinen Duftfavoriten.

Würde er heute auf den Markt kommen, dann hätte dieser stilvolle Charmeur sicherlich viele Fans.

Mich hat er auf jeden Fall gefangen.

Nun ist mir nach Jahren endlich die Ur-Version von Habit Rouge in die Hände gefallen.
Viel leichter und sanfter als das heutige Eau de Toilette. Mein Duft stammt von 1967, so auf dem Umkarton vermerkt, sehr präsent und ohne Alterungsspuren.
Ein klassisches Cologne mit einem Hauch zarter Zitronenverbene, Bergamotte und einer feinen Holznote. Das für Habit Rouge typisch pudrig Orientalische ist zwar vorhanden, bleibt doch dezent im Hintergrund. Nach einer Stunde bleibt ein wunderschöner tiefer Sandelholz-Leder-Zimt-Vanille-Ton, nichts Synthetisches, nichts Aufdringliches, einfach nur Guerlinade in seiner komplexen Schönheit.
Wieso wird so etwas Wunderschönes heute nicht mehr hergestellt?
Dagegen wirkt der kräftigere Clon, das Eau de Parfum im Vergleich, bitte verzeiht, beinahe laut und vulgär.