Stulle

Stulle

Rezensionen
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1 - 5 von 24
Stulle vor 5 Monaten 20 28
8
Sillage
10
Haltbarkeit
8
Duft
DUNKELWÜRZLAVENDELIXIR
- Ohne jede Einleitung -

Eine Art Zitrizität in der Kopfnote nehme ich wahr; sie ist weder klar von Zitrusfrüchten stammend, noch ist eine andere Frucht eindeutig erkennbar. Am ehesten würde ich diese hohe Frequenz noch dem Kardamom zuschreiben - ich habe gerade ein Korn zerkaut und finde, das geht schon in diese Richtung.
Muskat ist eher dezent verbaut. Dunkler und würziger Lavendel ist jedenfalls der Protagonist; er duftet weder frisch noch krautig, und das irritiert eventuell einen eher klassisch orientierten Lavendelfan. Es ist halt eine etwas andere Variante dieser Duftnote.

Vetiver sorgt wie so oft für Struktur innerhalb der Komposition, und weiches Cumarin steuert dann in Richtung Fougère - das muss man mögen und ich behaupte mal, diesem Cumarin im Zusammenspiel mit dem etwas ungewöhnlichen Lavendel sind auch die Old-School-Barbershopvergleiche geschuldet.

Ich mag sowas, habe ich ja so ganz langsam das Alter dafür; ich kann jedoch auch ein gewisses Unbehagen bei jüngeren Riechkolben und -kölbinnen nachvollziehen. Lavendel hat man halt sehr oft als Seife oder Duftsäckchen gegen Schlafzimmerschrankmuff und die gar garstig' Kleidermott' benutzt!
Lakritze kann ich übrigens nicht wahrnehmen, und ich habe gerade vor kurzem erst wieder auf einem Stückchen Süßholz herumgekaut. Kleiner Reminder für die älteren Parfum@s unter uns: das soll ja den Blutdruck hochtreiben. Schadet also nix, wenn's fehlt ;)

Der Unterschied zum Eau de Toilette (das ich wirklich mag) ist doch erstaunlich groß. Für mich ist das Elixir so etwas wie ein Sauvage mit hohem Gewicht. In sich rund, ausgewogen und vermutlich - die Werbewelle reitend - diese Weihnachten unter diversen Tannenbäumlein zu finden. Nur noch fünf Wochen - Geschenke am besten jetzt schon besorgen, gell?!
28 Antworten
Stulle vor 5 Monaten 33 33
8.5
Duft
Slow-Dating statt Speed-Dating
Lavendelseife mit Rosmarin, Muskatellersalbeigrün, quasizitrische Obertöne.
Im weiteren Verlauf wird der Duft etwas rauchig; nicht sakral, sondern mehr so im Lagerfeuer-Stil.
Und dann kommt auch eine winzige Honignote zum Vorschein.
Viel später erscheint endlich die (offensichtlich heruntergeregelte) eichenmoostypische Menschennote, und die ist für mich einfach das Schönste an diesen alten Eichenmooslingen!

Ich gestehe: ich bin durchaus ein Freund reformulierungsbedingter Entkernung alter Kracher. Zwar geht wohl immer Tiefe und Fülle der alten Originale verloren, macht jedoch manch knarrrrzigen Kamerrrraden heutzutage tragbar, ohne die Herkunft zu verleugnen.

Klar ist Paco Rabanne pH nichts für Zwanzigjährige auf der Balz. Aber wenn ein bisschen Ruhe ins Leben einkehrt, vielleicht man auch etwas an Fokus und Klarheit gewonnen hat - dann darf man den mal testen. Und entspannt genießen.
33 Antworten
Stulle vor 5 Monaten 7 13
7
Sillage
7
Haltbarkeit
8.5
Duft
Tom Ford ohne Posaunen und Getröte
TF EXTREME ist für mich die würzig-unfruchtige Version von TF MEN. Genauso entspannt-elegant, aber in balsamisch-holzig. Ein Hauch Rum, ein bissl Vetiver. Keine Lautstärke, sondern Understatement.
Am ehesten nehme ich zu Beginn eine kardamomöse Zistrose wahr, minimal von Safran flankiert. Die Obstnote schreibe ich der Kombination dieser Elemente zu, denn nach echten Früchten riecht hier nix. Vielleicht ein µ der von mir wenig geliebten Duftfeige ist wahrzunehmen. In dieser homöopathischen Menge hält sich meine Verachtung dafür durchaus in Grenzen.

Die Basisnote ist unglaublich anschmiegsam, ledrig-angesandelt, tannenbalsamisch und immer noch ganz leicht angeschickert. Sogar ein kleines, schüchternes Rauchwölkchen vermeine ich zu ertappen. Hier ist alles so wunderbar weich verblendet und verwoben, dass es eine wahre Freude ist!
Schade, dass es TFE nicht mehr gibt - vermutlich war er einfach zu wenig spektakulär und die Kundschaft hat ihn mit Verachtung gestraft. Mein Beuteschema wäre er gewesen.
13 Antworten
Stulle vor 5 Monaten 27 30
7
Sillage
8
Haltbarkeit
9
Duft
Mein Favorit von Grauton
Warum nicht mal eine Rezension?

Frug ich mich jedenfalls, als ich mein viel zu langes Statement anschaute. Alsdann, hier Information mit ein bisschen Meinung aufgepeppt.

Aldehydisch-seifig mit leuchtender Zitrik, dazu Wacholder, herbes Kampfer fein verbaut, blumige Akzente, Galbanum. Basis weich-teerig, Kampfer & Vetiver deutlich, aber sehr geschmeidig und ohne Schärfe. Rasierwasser-Vibes.

Überraschung auf Textil: total seifig und sauber, die schönen Details bleiben unter der limettigen Seife erstmal weitgehend versteckt und erscheinen dann im Laufe der Stunden.

Das ist für mich definitiv der bislang gelungenste Duft der Marke, auch, weil er maskuliner angelegt ist als die etwas gefälligeren anderen Grautöne, ohne aber alt zu duften.
Ich bin auch total erfreut, dass jemand anno 2023 die Traute zu solch einem angedeuteten Rückgriff auf die 70er Jahre hat - und dabei auch noch voll ins Schwarze trifft.

Top und fast zeitlos!
30 Antworten
Stulle vor 6 Monaten 13 25
9
Sillage
9
Haltbarkeit
6.5
Duft
Ein Held wird schnell zum Depp
Hatte ich den Duft nach den ersten Tests noch im weitestens Sinne bei den Aquatikern einsortiert, geriert sich PRIVATE NUMBER beim längeren Tragen doch etwas anders. Schon zwei kurze Hübe aus dem knuffigen Flakönchen hauen ordentlich rein! Bitte Obacht geben beim Probieren, gell?

In einer recht künstlichen Fruchtigkeit ist Lavendel deutlich wahrnehmbar, allerdings vielmehr süß als krautig. Bergamotte kann ich nicht entdecken, leicht bitteres Galbanum nur in sehr geringer Dosis. Mehr Grün hätte PN meines Erachtens schon sehr gut getan, aber das war ja eventuell gar nicht die Intention von Aigner im Jahr 1992.
Immerhin sehe ich ein kleines (und gut chloriertes) Waldschwimmbädchen vor meinem geistigen Auge. Das, was ich als Muskatellersalbei zu erkennen glaube, nimmt recht viel Raum in der Mitte ein, flankiert von etwas Rose - nicht unbedingt der natürlichsten - und einer balsamischen Note. Ja, letzteres könnte schon die Tanne sein (Ha! Das Schwimmbad im dunklen Forst!), allerdings sehr zurückhaltend (leider) und auch nicht in maskuliner Ausprägung (noch leiderer).

Die Basis ist tendenziell ambratisch, mit irgendeiner weichen Moschusverbindung und einer deutlich wahrnehmbaren Tonkabohne aufgepimpt. Eichenmoos oder Zeder kann ich beim besten Willen nicht erkennen. Wer am Folgetag nochmal am Shirt schnuppert, entdeckt einen cremigen Ausklang; synthetische Süße glänzt nicht unbedingt mit Zurückhaltung.

Mein Resumé: fruchtig-ambratisch, etwas lavendelig, wenig grün, stark synthiesüß und recht speziell.
Ich kann verstehen, dass manch einer PRIVATE NUMBER nicht mag und old fashioned findet. Aber es ist ja oftmals das Schicksal intensiver und auffälliger Düfte, dass sie manchmal einfach nicht so gut altern. Ein Held wird schnell zum Depp.

Am richtigen Träger (oder Trägerin) wird das EdT trotzdem gut duften - wenn die Dosierung stimmt. Bei mir liegt es je nach Tagesform gerade so an oder unter der Tragegrenze von 6,5 Punkten.
25 Antworten
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