Sugarbitch

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Rezensionen
Sugarbitch vor 9 Jahren 1
Einmal durch den Mixer
Er riecht angenehm, aber recht gewöhnlich. Mir scheint, als wäre da mal von allem was reingekonnt, was gerade erfolgreich ist. Ein bisschen invictus, etwas le male, fertig. Nach so 20 Minuten wird er dann tatsächlich erträglich und duftet angenehm. Leider fehlt mir hier das kantige, wieder absoluter Mainstream
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Sugarbitch vor 9 Jahren 13 1
9
Duft
Kennen wir uns?!?
Eigentlich war ich Freitag bei Chanel um mir eine Krawatte abzuholen. Ich hatte vorher angerufen, damit es schell geht, danach wollte ich noch zur Arbeit und da die momentan mitten im Umbau stecken ist es eh nicht so angenehm in der Goethestr. Also, schnell reingehuscht, nochmal einen Blick auf die Seidentücher geworfen ( die übrigens süchtig machen, also gar nicht erst damit anfangen, sie treiben einen geradezu in den Ruin) und dann dachte ich mir, ich kann ja nochmal eine Nase nehmen. Ich war gespannt, was Olivier Polge, der Sohn von Jaques, dem bisherigen Hausparfümeur von Chanel, da als "Antrittsarbeit" abgeliefert hat.
Also auf ein Kärtchen gesprüht, kurz gewartet und ich rieche.... Schweiß und Frittiertes???? Ich schaue mich um, die ganze obere Etage ist auf einmal rammelvoll mit einer ganzen Horde asiatischer Touristen die sich, genau wie ich, ein verheißungsvolles Stückchen Luxus gönnen wollen. Nee, da mag ich keinen Duft testen, es ist so eng, die Leute drängen sich für meinen persönlichen Geschmack zu Dicht und ich rieche übernächtigte und abgehetzte Menschen und was sie gegessen haben. Schnell runter, bezahlen, und raus. Durchatmen. ( und bitte richtig verstehen, man muss ja heute so aufpassen was man sagt, das ist nicht rassistisch gemeint).
Die Verkäuferin war so nett und hat mir eine Miniatur von Misia mitgegeben. Also, erstmal ins Auto, ein Papiertüte einer großen Fastfoodkette vom Sitz gefegt ( Frühstück musste heute schnell gehen) und einen Tropfen auf mein Handgelenk appliziert. Huch, kennen wir uns? Was ich da schnuppere wirkt so tief vertraut, so warm und elegant, anschmiegsam und vornehm zu gleich. Hmm. Ich erkenne da Ähnlichkeiten zu 31, Rue Cambon, meinem absoluten Lieblingsduft. Aber Misia ist.. Ja, wie soll ich sagen, etwas flacher. Ich erahne da eine Komplexität, rieche sie auch, kann aber jetzt gar nicht so viel herausriechen, außer der Iris und den pludrigen Noten. Das gefällt mir, wenn ein Duft so rund ist und sich als geschlossenes Werk präsentiert. Spannend und handwerklich gekonnt zugleich. Aber die Spannung ebbt da schnell ab. Was bleibt sind ganz zarte Eindrücke von Hölzern, ein wenig Puder, ein im Hintergrund in den letzten Strahlen des Tageslichts schimmerndes Ölgemälde.
Nach ca 8 Stunden hatte Misia ihre Geschichte erzählt und sich wieder auf den Weg gemacht. Sie hat mir gefallen, ich lade sie gerne wieder ein.
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Sugarbitch vor 9 Jahren 17 5
7
Duft
Unheimlich "Madamig"
Ein Sommerduft hier, ein Eau Fraîche dort, dann mal wieder eine intense-Geschichte um die Zielgruppe zu erweitern. Es ist ja so: vom Marketing- und Betriebswirtschaftlichenstandpunkt aus gesehen, sind die ganzen Line Extensions eine funktionierende Sache. Für Mitarbeiter in den Parfümerien und zunehmend auch mehr Verbraucher, trägt das aber ganz stark zu einer erheblichen Profanisierung des Marktes bei.
Aber gut. Für heute habe ich mir vorgenommen, nur nette Sache zu sagen.
Eins vorweg: der Flakon und das Packaging sind sehr ansprechend. Besonders toll finde ich den wie ein Diamant auf dem Tisch ruhenden Flakon. Gut, das hatte Chopard schon vor zwanzig Jahren und ich meine Britney hatte da auch mal was in der Richtung, aber es wirkt wirklich wertig. Ehrlich.
Mein erster Eindruck des Duftes war durchwachsen. Er beschwörte eine atmosphärisch Dichte Szene in einem Bordell des ausgehenden 19' Jahrhunderts herauf. Warum? Er hat trotz der Süße und der sehr modernen Weihrauchote einen sehr "madamigen" Charakter, sehr opulent, geradezu schwülstig, raumeinnehmend, hallo hier bin ich, intensiv, atemberaubend.
Dann ist da noch etwas. Ganz leise, fast unmerklich schleicht sich da etwas an, es blitzt eine grüne Note auf. Ist das die verheißungsvolle Orchidee, die man doch ganz anders erwartet hat? Keine Ahnung. Aber: der Duft scheint, obwohl er sehr rund, ohne Ecken und Kanten zu sein scheint, doch innerlich zu vibrieren, ja geradezu zu glitzern. Da ist eine Lebendigkeit drin, die über den ersten langweiligen Eindruck erhaben ist und wirklich, wirklich gelungen zum funkelnden Packaging passt. Trésor la Nuit ist kein schlechter Duft. Und endlich und ehrlich gesagt, mal wieder ein Duft mit Wiedererkennungswert. Schluss mit all den weichgespülten und ewiggleichen Duftwässerchen die doch so anonym in der Masse verschwinden. Hier ist endlich mal wieder ein Schmuckstück für jede Parfümerie und ein Juwel für den großen Auftritt.
5 Antworten
Sugarbitch vor 9 Jahren 4 1
Paradies Bucht...
Oh, ich bin der Erste....

Nun, was da in letzter Zeit bei KL so geschieht gefällt mir nicht. Als vor drei, vier Jahren die neue Marke KARL auf den Markt kam, da waren alle hellauf begeistert. Mode von Karl, aber zu erschwinglicheren Preisen, für jüngere Leute. So weit, so gut. Und natürlich musste ich mir gleich mehrere Teile online zusammenklicken und ordern, denn die Sachen gab es damals nur im Internet. Es ist eine ganz junge Linie, keine Frage. hier liessen sich nun aber schon Unterschiede zu den früheren Labels Karl Lagerfeld Paris und K by karl Lagerfeld erkennen. Im Grunde waren das auch hochwertige Modelinien, einmal im Luxus Segment und im hochwertigen Lifestyle-Segment. Qualitativ so, wie man es von der Marke erwartet hat. Aber jetzt? Die Sachen sind größtenteils Made in China, die Qualität entspricht auch nicht mehr der ursprünglichen. (Hier schliesst sich dann übrigens der Kreis: jüngere Zielgruppe, erschwinglicher... das geht natürlich auch auf Kosten der Wertigkeit.)
Aber gut. Das ist die eine Seite der Medaille. Denn andererseits leben wir in einer so schnelllebigen Zeit, wir kaufen Kleidung zu solch günstigen Preisen und in solchen Mengen, dass wir nicht nur aufgehört haben, auf Wertigkeit zu achten, sondern es auch als absolut normal ansehen, ein Teil, wenn überhaupt, nur ein paar mal zu tragen und dann den nächsten Rotz bei Primark oder dem Skandinavier von der Grappelstange zu wurschteln.
Warum hole ich hier so weit aus und was hat das mit unserem Duft zu tun?

Es ist ja so: Was Karl macht, das macht er gut. Und ja, so profan dieser Sommerduft auch ist (in der scheinbaren Langweiligkeit steht er seinem Vorbild KARL for Man übrigens in nichts nach), so gut ist er auch. Weil: Er trifft den Zeitgeist: Ein nettes Düftchen, angenehm, kann man mal eben aufsprühen, kostet jetzt auch nicht die Welt und halt ein Duft ohne Ecken und Kanten. Kurz gesagt: Austauschbar, so wie es die Mode in Zeiten von Normcore und der Illusion von Industriell gefertigter Individualität auch ist. Von diesem Standpunkt aus gesehen, und ich wünsche mir so sehr, dass ich hier jetzt nicht wie ein desillusionierter Marketing-Heini klinge, funktioniert das Konzept ja. Oh ja, es war jetzt geradezu philosophisch und über den Duft als solchen habe ich bisher kein Wort verloren:

Version A: Erinnert an den "klassischen" KARL for Man, überrascht jedoch mit einem fruchtigeren und sanfteren Charakter, ich assoziiere damit einen warmen Sommertag, von der Sonne aufgewärmte Haut und ein frisch gebügeltes Hemd mit floralem Dessin. Versprüht Lebensfreude und Lust auf Neues

Version B: Zusammengepanscht und den Marketingkriterien für eine semi-erfolgreiche Line-Extension entsprechend, ist der Duft so herrlich glatt, dass man ihn wunderbar einem Bankdirektor der örtlichen Sparkasse als unaufgeregten Büroduft empfehlen kann.

Ja, beides trifft da zu. Ich musste ihn natürlich kaufen. Ich kaufe alles von Karl. Immer wieder...
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