Minimalismus & Liebe zum Duft - geht das zusammen..?
Ich liebe Parfum. Das ist ein Fakt.
Und es gibt sehr, sehr viele wundervolle Parfums. Das ist ebenfalls ein Fakt.
Die erste logische Konsequenz aus dem Zusammenfügen beider Fakten ist: eine sehr große und stetig wachsende Sammlung.
Die zweite - eher zwangsläufige - Konsequenz ist: Man besitzt zahlreiche Düfte, die man zwar außerordentlich schön findet (oder irgendwann mal fand), die man aber selten bis nie benutzt, und die ein trauriges und abgeschiedenes Dasein fristen.....bestenfalls als sichtbare Deko, traurigstenfalls in dunklen Schubladen und Schränken.....schließlich will man ja ordnungsgemäß „lagern“.
Was ich ebenfalls sehr liebe, ist die Idee des Minimalismus.....hier geht es mir nun nicht darum, möglichst wenig oder möglichst Preiswertes zu besitzen, sondern vielmehr darum, dass alles was ich besitze, de facto „in Gebrauch“ ist und von hoher Qualität....
Im Zuge dessen habe ich mich in den letzten 2 Jahren von rund 300 Flakons und ca. 500 Proben getrennt.....alle diese Düfte (in den Flakons) habe ich zu irgendeinem Zeitpunkt geliebt....irgendwann einmal haben Sie zu mir gepasst....haben den jeweils derzeitigen Stand meiner Persönlichkeit treffend repräsentiert.....und sind natürlich nach wie vor schön....
Nun ist aber die Persönlichkeit - samt ihrer Duftvorlieben - etwas, das sich glücklicherweise ständig im Wandel befindet....wäre dies nicht der Fall, gäbe es keine Weiterentwicklung und wir wären in lähmender Stagnation gefangen......noch heute liebe ich Avons „Sweet Honesty“, aber ich bin nicht mehr 12 und fühle auch nicht mehr wie eine Zwölfjährige.......ich bin auch nicht mehr der zwanzigjährige „männermordende Vamp“, der das Haus unter keinen Umständen jemals ohne eine gehörige Portion „Royal Secret“ verlassen hätte.....noch heute liebe ich diesen Duft, aber er repräsentiert mich nicht mehr.......
Nun besitze ich also noch 15 Düfte......für das, was mir vorschwebt, immer noch mindestens 10 zuviel......da ist beispielsweise das phänomenale und leider eingestellte „Daphne“ von Comes des Garçons......ein Meistwerk vor dem Herrn....das mit mir leider absolut nichts mehr zu tun hat und mit Sicherheit nie mehr benutzt werden wird....
Unter den besagten Düften befinden sich derzeit noch exakt 3, die mich einigermaßen repräsentieren.....einer davon deutlich mehr, als die anderen zwei......
Und hier beginnt nun der Weg zur abschließenden Umsetzung meiner derzeitigen persönlichen Duftphilosophie.......ich möchte maximal 3 Düfte besitzen.....einen für jede meiner 3 wesentlichen Stimmungslagen......natürlich hat jede Stimmungslage noch eine Vielzahl von Nuancen.....aber es ist mir gelungen, die drei übergeordneten Kategorien ausfindig zu machen......und jeder einzelne dieser 3 Düfte muss in der jeweiligen Stimmungslage der exakt passende Begleiter sein......so lange, bis er es nicht mehr ist.......dann muss er gehen, und eine neue Duftreise beginnt....
Ich persönlich glaube, dass es durchaus möglich ist, den minimalistischen Gedanke mit der Liebe zum Parfum zu vereinen......durch Reduktion auf wenige, ausgewählte und erstklassige Düfte, die mit dem „Moment der Seele“ in genau diesem jetzigen Lebensabschnitt die perfekte Symbiose eingehen.....
Ich schließe mit einem Zitat von Michel de Montaigne....
„Der Genuss ist es, der uns glücklich macht, nicht der Besitz....“