Syndala
Syndalas Blog
vor 10 Jahren - 29.09.2014
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Das Ding mit der Freien Marktwirtschaft

Liebe Parfumos,

ich bin ja jetzt auch schon eine ganze Weile hier und in diversen Parfumerien zugange gewesen, habe viel getestet und viel gesehen. Insofern stimme ich völlig überein, wenn auf nahezu jede Neuerscheinung ein kollektives "Das kennen wir doch schon!" "Nix neues"und vor allem "Viel zu teuer!" folgt.

Das ist alles richtig, soweit sind wir uns einig. Andererseits wissen wir doch auch alle, wie unser Wirtschaftssystem funktioniert, oder? Die Nachfrage regelt das Angebot usw. blabla. Aber jetzt kommts: Die Nachfrage auf dem Parfummarkt- das sind wir! Würde mich nicht wundern, wenn die gesamte internationale Parfumo-Community einen erheblichen Prozentsatz am Umsatz der Parfumbranche hätte. Wir können also durchaus beeinflussen, was uns angeboten wird.

Und wie machen wir das jetzt so genau?

1. Nicht mehr jeden Schund kaufen, logisch soweit. Die Blindkäufe, wenigstens bei Neuerscheinungen auf Eis legen.

2. Düfte, die unseres Erachtens nach zu teuer sind, schlichtweg ignorieren. Ein großes Problem in unserer Konsumgesellschaft ist definitiv, dass schon in der zweiten oder dritten Generation keiner mehr weis, was wirklich sparen bedeutet (Und nein, ich nehm mich da auch nicht komplett aus, sonst wär ich wohl nicht hier.). Der freie Markt hat uns dazu gebracht, erst zu kaufen und dann den Kontostand zu checken, ist einfach so. Natürlich werden jetzt wieder Etliche sagen: "Stimmt nicht, ich spar auf jeden einzelnen Flakon!" Ich gratuliere euch, muss aber leider mitteilen, dass die unzähligen überdimensionierten Sammlungen hier und die riesige Menge teurer Parfums in den Läden, die irgendwie alle gleich riechen, eine andere Sprache sprechen. Siehe oben.

3.Generell hinterfragen: Was bedeutet Parfum mir? Ist das, was ich dafür ausgebe verhältnismäßig? Vielleicht versucht auch der ein oder andere mal, das ganze in einen größeren Zusammenhang zu bringen: Parfum ist das Luxusgut schlechthin, schon immer gewesen. Es zu tragen, war zu jeder Zeit etwas besonderes und nur einer ganz bestimmten Gesellschaftsklasse vorbehalten. Und heute kaufen wir mittelständige und mittelmäßig gehobene (hab keine Statistik geführt, also sorry, wenn ich falsch liege) Bevölkerung mal eben ein paar Flakons im Jahr und lümmeln uns mit unserer Lieblingsvanille von Serge Lutens zuhause vor den Fernseher. Paradox, oder?

Ich schätze diese Community, liebe die Vielfalt an Menschen und Erfahrungen, die man hier findet. Und das alles wegen Parfum. Wieviel ärmer an Informationen und wieviel weniger frequentiert wäre diese Seite, wenn es die unzähligen Düfte und ihre Liebhaber und Konsumenten nicht geben würde. Ihr seht, ich bemühe mich um eine ausgeglichene Sichtweise. Nichtsdestotrotz ist mein Statement: Boykottiert den überteuerten Einheitsbrei! Stärkt weiter kleine Independent-Parfumeure (Könnte man die für meinereins vielleicht noch ein bisschen besser zugänglich machen ;)?) Überlegt, ob ihr wirklich 20 Parfums und mehr für euer Wohlbefinden braucht. (Und ja, ich finde 20 viel.)

Die Diskussion ist eröffnet! :D

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