TVC15

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1 - 5 von 216
TVC15 vor 9 Jahren 21 7
7.5
Sillage
7.5
Haltbarkeit
1
Duft
Er mieft und mieft und mieft und...
Der Marketing-Gag ist durchaus ein netter. Der e-Golf riecht nicht mehr nach Zapfsäule, weshalb man einen dementsprechenden Duft schuf, um der jüngeren Generation die Erinnerung an die olfaktorischen Freuden des Tankens zu bewahren. Dummerweise riecht das kongenial betitelte "Memoire de Petrole" kein bisschen nach verkleckertem Super, sondern nach der orientalischen Heimat des Kraftstoffs, als er noch Erdöl hieß. Für mich ist das mal wieder Amber-Pestilenz pur. Quietschsüß, brütend warm und noch eine halbe Stunde nervtötend in der Luft hängend, nachdem die duftbegeisterte Vorstandssekretärin das Chefzimmer wieder verlassen hat.

Der Marketingabteilung von Volkswagen kann man keinen Vorwurf machen, schließlich riecht dieses klebrige Gourmand-Diesel so, wie sich die meisten Kfz-Erstkäufer ein gelungenes Parfüm vorstellen, und einem geschenkten Gaul schaut man bekanntlich nicht ins Maul. Nichtsdestotrotz hätte VW z.B. bei Comme des Garcons sicherlich eine authentischere Herangehensweise an das Thema bekommen.

Allzu weit soll man ja nicht kommen mit Zucker im Tank.
7 Antworten
TVC15 vor 10 Jahren 19 7
7.5
Flakon
7.5
Sillage
5
Haltbarkeit
3
Duft
Nimm 2 (oder besser auch nicht)
Wenn ich in letzter Zeit etwas wenig schreibe, so liegt das daran, dass ich meinen Duftgeschmack mittlerweile für ziemlich irrelevant halte, wenn ich mir so ansehe, auf welch laue Gourmanddüftchen die jüngere Generation so alles abfährt. Selbst das vom Hauch der Natürlichkeit umfächelte Provence-Label Occitane konnte nun nicht umhin, ein in der Tat als Herrenduft deklariertes Zuckerwässerchen ins Programm zu nehmen, das sicherlich für Begeisterung bei Kindergartenabgängern sorgen wird, denen Ovomaltine schon immer zu herb war.

Eigentlich hatte ich seit jeher einen gewissen Argwohn, was Orangennoten in Parfums betrifft, denn meine ersten Bekanntschaften mit dem Thema - wie z.B. Cliniques "Happy for Man" - fand ich aufgrund einer allgemeinen Fantahaftigkeit wenig überzeugend. Hinzu kommt bei mir eine tiefe Abscheu vor süßlichem Orangenblütendunst. Nun gab es aber durchaus ein...zwei Highlights auf dem Gebiet, die den Trend des letzten Jahres, nämlich die Orange, ganz interessant ins Licht des Massengeschmacks rückten, namentlich z.B. Pradas "Luna Rossa" oder das nicht sonderlich beachtete, nichtsdestotrotz ganz okaye "L'Eau 2 Kenzo pour Homme".

Zu dumm, dass es sich bei dem Occitane-Versuch nun nicht um eine Bitter-, sondern eine normale Orange handelt. Und die wird mit namenlosen roten Beeren noch quietschfruchtiger und zuckriger gemacht, als es Dr. Best gutheißen könnte.

Keine Angst, liebe Schleckermäulchen, von den eher männlichen Bestandteilen wie Zeder, Kiefernnadeln oder Vetiver merkt man hier nix.

Für mich eine der größten Occitane-Enttäuschungen der letzten Jahre.
7 Antworten
TVC15 vor 11 Jahren 28 15
7.5
Flakon
2.5
Sillage
5
Haltbarkeit
10
Duft
Frühling am See
Nach den eher lauwarmen bisherigen Reviews fühlte ich mich förmlich verpflichtet einzugreifen, um dem absolut großartigen "Mentha Citrata" wenigstens einen Hauch von Gerechtigkeit widerfahren zu lassen.

Klar, "Mentha Citrata" zählt zu den natürlichen Frischedüften, die an prominenter Stelle nun mal vorwiegend aus flüchtigen Zitrusnoten bestehen, welche in den wenigsten Fällen ähnlich haltbar sind wie irgendein alberner Gourmand-Murks. Dies vorausgesetzt ist "Mentha Citrata" (offiziell ein Eau de Parfum) durchaus kein ganz schlapper Vertreter seiner Art und ein mehrstündiges Picknick in den Gärten seiner heimatlichen Isola Bella schafft er mit links.

Andererseits halte ich aber auch sehr wenig von der weitverbreiteten Ansicht, dass die Haltbarkeit eines Duftes Indiz für seine Qualität ist. Es gibt mehr als genug klebrige Billigwässer, deren extensiver Zähigkeit man selbst mit Nagelbürste und Reinigungsalkohol schwerlich beikommt.

Der Scheuklappenblick auf die Haltbarkeit kann mitunter auch das Näschen fürs Wesentliche trüben, und das ist hier mit Sicherheit die Bergamotteminze, die uns in der Kunst der schönen Düfte bisher noch nicht allzu oft über den Weg lief. Man sollte hier keine Zahnpasta- oder Kaugummiminze in der Art von Guerlains "AA Herba Fresca" oder Heeleys "Menthe Fraîche" erwarten. Auch einen übertrieben ätherischen Frischekick, wie er z.B. die Grundtemperatur von "Cool Water" herunterregelt oder Inhaltsstoff eisiger Duschgels ist, sucht man bei "Mentha Citrata" vergebens. Die Betonung liegt eher auf dem zweiten Namensteil, dem Zitrischen. Der vom Ex-Modedesigner Giovanni Castelli mit Hingabe und Lokalstolz komponierte Duft aus dem Kurörtchen Stresa am norditalienischen Lago Maggiore glänzt durch frühlingshaft leichte, nichtsdestotrotz aber sehr edle und anspruchsvolle grüne Zitrusnoten, denen in Botanikerkreisen auch eine süßlich-frische Ähnlichkeit mit Lavendel attestiert wird. Die charakteristische Sanftheit ist übrigens schnell erklärt, denn anders als die große Schwester, die Pfefferminze, enthält Bergamotteminze kein Menthol, weshalb sie auch "Kinderminze" genannt wird.

Damit der beschaulichen Herkunft des Duftes (laut Waschzettel ein Stück Paradies, in dem das ganze Jahr über Blumen blühen und die Zeit stehengeblieben ist) gebührend Rechnung getragen wird, mischen sich zur zitrischen Kopfnote im weiteren Verlauf die floralen Töne der am Golfo Borromeo häufig anzutreffenden Duft-Kamelie (Camellia Sasanqua) sowie eines schüchternen Veilchens. So einsam wie Knickzimt meint, steht die Minze also gar nicht da. Zumal "Mentha Citrata" wie so viele Düfte seiner Art in der Basis auch nicht ohne eine obligatorische Zeder auskommt, die die Flüchtigkeit etwas zu erden versucht, was ich als Ausklang dieser tollen Komposition nicht umwerfend spannend, aber völlig legitim finde.

Fazit: Einer der schönsten Düfte, die ich seit den 80ern gerochen habe.
15 Antworten
TVC15 vor 11 Jahren 12 6
2
Duft
Süßwaren Kapitel 298 ...schnarch!
Fragonard, ein nettes Parfumhaus aus Grasse, dessen durchaus existente gute Düfte leider etwas daran kranken, dass sie in einem zu umfangreichen und beliebigen Gesamtprogramm untergehen, bei dem oft leider kein Herzblut zu erkennen ist, sondern nur der Wunsch, etwas Ähnliches wie den Blockbuster XYZ im Angebot zu haben.

Schon vor dem Neuzugang war die Herrenserie des Hauses (welche auszugsweise als hübscher Sample-Karton zum kleinen Preis erhältlich ist) vor lauter belanglosen Aquatics und lieben Halborientalen, die keinem auf den Schlips treten wollen, recht konturlos. Und nun noch so einer aus der Aluflasche. Für mich der schlechteste bisher, sozusagen der nächste übersüßte Klotz für die mit Toffifee Sozialisierten. Fragonard hechelt hier einem Trend hinterher, der von mir aus lieber heute als morgen das Zeitliche segnen sollte, nämlich dem sogenannten Onemillionismus. (Wen's interessiert, mein persönlicher Favorit der Männer-Fragonards bleibt der hier vielgescholtene "Acqua di Gio"-Klon "Beau Gosse").

Davon abgesehen ist man gut beraten, sich bei Fragonard nicht unbedingt an die Geschlechtervorgaben zu halten, denn der als Damenduft ausgewiesene "Vrai" steckt mit seiner durchaus männerkompatiblen Frische die gesamte Herrenlinie locker in die Tasche, wohingegen "Confidentiel" auch schonmal von der Freundin getragen werden darf, wenn ihr Pradas "Candy" ausgegangen ist.

Eigentlich eine Schande, dass ein Laden mit richtig schönen Flakons, einem stimmigen Design und einem überaus freundlichen Bestellservice keinen guten Herrenduft hinbekommt.
6 Antworten
TVC15 vor 12 Jahren 9 4
5
Flakon
5
Sillage
7.5
Haltbarkeit
5
Duft
Das Aperol unter den Kölschs
Die hübsche Chefin des hübschen L'Erbolario-Ladens in Kassel (Achtung, Schleichwerbung! :) guckte etwas verstört, als ich dieses Cologne für unisex hielt. Für sie ist es ein hundertprozentiger Herrenduft. Was daher kommen mag, dass "Acqua Di Colonia Del Ponte" kaum etwas von den bekannten Kölnisch-Wasser-Noten der großen Klassiker von Acqua di Parma, 4711, Farina oder diverser Guerlain-EdCs hat. Frisch geht's bei L'Erbolario in Maßen zu; wenn sich der Alkoholdonner der Eröffnung verzogen hat, stellen wir fest, dass sich zu den vielleicht irgendwo vorhandenen Zitrus- und Lavendelnoten sehr deutlich allerlei herbe Kräutlein gesellen. Nein, hier gibt's weder liebliche Orangenblüten noch Neroli, stattdessen aber bitter-würzige Grüntöne: Estragon, Artemisia und eine, in Colognes unerwartete Harzigkeit durch das Mastix.

Vielleicht nicht jedermanns und -fraus Sache, die eine fruchtige sommerliche Erfrischung suchen, aber auf jeden Fall mal was anderes und sehr interessant. Die Haltbarkeit ist wie bei vielen L'Erbolarios sehr gut und bei dem Preis kann man eigentlich nicht viel falsch machen, wenn man mal ein Cologne sucht, das eben nicht nur im Sommer punktet. Obwohl, ein Cologne ist es eigentlich kaum.
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