Tanith

Isabey ist ein Dufthaus, mit dem ich wirklich klassische Parfumkunst verbinde. Französisch, elegant, hochwertig. "Fleur Nocturne | Isabey" war mein erster Duft der Marke und obwohl er mit 22 noch etwas zu erwachsen für mich war, habe ich damals schon dieses ganz bestimmte Flair mit ihm verbunden. Vintage, aber nicht verstaubt. Elegant, aber nicht unnahbar. Einfach ein besonderes Schmuckstück zwischen vielen modernen Kreationen. Zeitlos.

Avant et apres reiht sich hier wundervoll ein. Obwohl das Thema etwas "jünger" zu sein scheint als bei vielen Düften davor, schafft er es trotzdem, diese besondere, melancholische vintage Stimmung zu transportieren.
Statt Sonnenmilch und Pina Colada bleibt der Duftverlauf dicht blumig, driftet nicht in die reine Urlaubsassoziation ab. Sonnige, warme Gefühle vermittelt er dabei aber durchaus - nur eben nicht ausschließlich. Eine fast ölig-süße Vanille wird dabei von einer leicht salzigen, frischen Note untermalt, die für einen gewissen Twist sorgt und der Kreation einen etwas moderneren Charakter verleiht. Insgesamt gestaltet sich das Gesamtbild sehr dicht, süß und blumig, ohne aber madamig zu werden. Ein Gedicht ist natürlich auch der Flakon- schwer, klassisch, zeitlos. Für mich persönlich ein wirklich schöner Sommerduft, etwas klassischer interpretiert als beispielsweise "Soleil Blanc (Eau de Parfum) | Tom Ford"

Der neue Libre ist ein Gedicht. Ehrlich, wunderschön.
Satt, dunkel, voll, süß, blumig, einnehmend, sinnlich... ich könnte ewig so weiter machen.
Aber eines ist er auch: schnell ziemlich leise. Und genau das verbaut uns unsere perfekte Liebesgeschichte. Ich brauche keinen meterlangen Duftschweif oder eine Haltbarkeit jenseits der 24 Stunden Marke - aber eine gewisse "Verlässlichkeit " ist in einer Liebesbeziehung doch unabdingbar!
Und so ist Libre le Parfum zwar auf den ersten Blick (Riecher) eine 10, langfristig haben wir aber unsere Differenzen. Hauptsächlich, weil er wohl nicht an langfristig glaubt. Eher so an die schnelle Nummer, um dann im wahrsten Sinne des Wortes zu verduften.
Generation Tinder also.
Dabei hätte diese Tonka-Honig Süße mich echt fast geleimt. Eingelullt. Der sanfte Lavendel, der Hauch Ingwer, die wunderschöne Blütenpracht.. ein goldener Sonnenuntergang...

Stopp. Nein. Aufhören.

Aus der Verzweiflung heraus habe ich mich mal an "Libre (Eau de Parfum Intense) | Yves Saint Laurent" gewagt. Vielleicht ist der ja treuer. Bis jetzt scheint dieser Versuch vielversprechend, auch, wenn ihm etwas die dunkle Fülle fehlt, die das le Parfum so schön satt abrundet. Mehr Lavendel, weniger Honig.
Mehr Kompromiss einfach.
Aber andererseits - das macht gute Partnerschaften ja aus...

Es war einmal..

Philtre: Sag mal, Millésime Tonka, willst du mich eigentlich komplett ver*?! Du musst dich gar nicht so aus der Tür schleichen, du hast doch schon wieder eine von Mamas Zigaretten geraucht? Und was hast du da eigentlich an?!

Millésime Tonka: boha, du bist soooo ne olle Spießerin, ich hab vielleicht zweimal gezogen, schmeckt eh nicht. Und was soll ich schon tragen? Kann ja nicht jede so einen auf unschuldig machen wie du...? Mit deinen weißen Rüschenkleidern und deiner "Ach-so-Erhabenheit".

Philtre: für Eine, die mein Kleid geklaut hat, bist du ganz schön frech. Denkst du ich sehe das nicht unter dem dicken Mantel und dem Schal? Wo willst du so überhaupt hin? Sieht aus wie ne Mischung aus Weihnachtsmarkt und Club, konntest dich wohl nicht entscheiden, was?

MT: geh doch jemand anderem auf die Nerven, Mama zum Beispiel. Die raucht wirklich zu viel.. Aber da traust du dich das nicht, ne. Da kuscht du wieder! Und ja, ich gehe auf den Weihnachtsmarkt. Im Gegensatz zu dir bin ich nämlich noch jung und habe Spaß! Und was ich danach noch mache, geht dich überhaupt nichts an!

Philtre: du bist ein Jahr jünger, Dramaqueen.

MT: und? Du Trantüte hockst auf dem Sofa, backst Kekse, oder, mal ganz wild, nimmst ein Lavendel Schaumbad. Könntest auch gut 50 sein!

Philtre: ok, es reicht. Zieh das Kleid aus! Du blöde Kuh! Das hast du davon! MAAAAAAAAMAAAAAAAA!!!

MT: ok, nein, nein, entschuldige! Pssscht, bitte sag nichts!!! Sonst darf ich gar nicht mehr gehen, bitte, bitte, ich hatte mich so auf einen Abend auf dem Weihnachtsmarkt gefreut.. Süßigkeiten, gebrannte Mandeln und Punsch und sich warm einkuscheln.. Bitte!
Du weißt, du bist wunderschön. So zart und filigran und lieblich.. So edel.. Und ich will doch einfach nur ein paar Stunden raus!

Philtre: zisch ab. Hör auf zu schleimen! Und pass auf dich auf! Deine süßen Kulleraugen kannst du dir für jemand anderen aufsparen.

MT: lieb dich große Schwester!

Philtre: ich dich auch, Nervensäge. Und glaub nicht, dass ich nicht gerochen hätte, dass du Mamas Parfum ebenfalls benutzt hast...

Oh, wie märchenhaft!
Entgegen der vielen, bestenfalls mittelmäßigen, Bewertungen, finde ich den neuen Louis Vuitton wunderschön.

Eine süße, leicht würzige, beschwipste Rose. Nicht ganz unähnlich der süffigen Rosen-Rum Kombi des "Classique (Eau de Parfum) | Jean Paul Gaultier" .
Der Duft strahlt eine Wärme aus, die sowohl zur Farbgebung als auch dem Namen passt. "Wüstenblume" - eine strahlende Schönheit, deren süßes Aroma in der flirrenden Hitze der Umgebung liegt. Wenn die Sonne untergeht, die Temperaturen etwas abkühlen, leuchten ihre lila Blütenblätter im Abendlicht.
Hitze und eine gewisse schwüle Blumigkeit transportiert der recht lineare Duftverlauf ausgesprochen gut,von vorne bis hinten eine stimmige Komposition. Ein einziger Wermutstropfen ist hier lediglich das Ambrox, welches in zu hohen Dosen meine Nase allzu sehr reizt, hier gerade an der zu akzeptierenden Grenze (für mich).

Und wie lassen sich die vielen negativen Bewertungen nun erklären?

Preis? Stört ja bei den anderen LV auch die wenigsten.

Sillage und Haltbarkeit? Kein "beastmode" hier (...Unwort des Jahres für mich). Ich wollte aber auch kein 3-Wetter-Taft, das mit chemischer Reinigung aus den Fasern meiner Kleidung geätzt werden muss. Kein beast, "nur" ein Parfum.

Einordnung als unisex? Nun gut, für mich persönlich schon eher feminin. Aber das sind eh Schubladen, die ich nicht mehr als ganz zeitgemäß empfinde.

Ich weiß es nicht. LV-JÜNGER scheinen eine ausgesprochen hohe Erwartungshaltung zu haben. Mich als "LV-Neuling" hat der Duft überzeugt - Wunschkandidat.

Heute fühle ich mich kreativ unbeflügelt, der Kuss der Muse blieb leider aus. Weil ich Peregrina aber trotzdem gern eine eigene Rezension widmen würde, versuche ich es Mal mit mehr Informationsgehalt als literarischen Anspruch.
Das passt eigentlich auch ganz gut - ich neige eh dazu, alles genaustens zu analysieren, interpretieren, sezieren und auseinanderzunehmen.

Im Privatleben: eher schlecht.
Im Studium: schon etwas hilfreicher
Hier? Wir werden sehen!

Ganz systematisch gehe ich einfach Mal alle Duftnoten durch und vergleiche sie bestmöglich mit Referenzdüften, falls (mir) möglich.

Kopfnote
Die Kopfnote von Peregrina startet direkt sehr blumig süß. Die Rose ist unverkennbar, hat eine gewisse Frische und erinnert mich tatsächlich etwas an die Rose in "Oud Satin Mood (Eau de Parfum) | Maison Francis Kurkdjian" - aber wirklich nur an die Rose! Ansonsten unterscheiden sich beide Düfte grundlegend. Diese strahlende, nicht-zuckrig-süße Blumigkeit, die jene anspricht, die es süßer mögen, aber niemanden verschreckt, der zuckrig nicht mag. Die anderen Weißblüher kann ich höchstens schemenhaft erkennen, sie sorgen für einen gewissen Vintage Vibe, meinen Finger drauflegen kann ich allerdings nicht.

Herznote
Bis Peregrina zur Herznote übergeht, verstreicht einige Zeit. An mir hält die Kopfnote wirklich erstaunlich lag, oder aber der Übergang ist so fließend, dass ich es kaum bemerke. Hauptakteure sind hier eindeutig Ylang Ylang und eine helle Myrrhe, die zusammen mit der bereits beschriebenen Rose ein Trio bilden. Dabei empfinde ich den Duft keinesfalls als rauchig, selbst "Delina Exclusif | Parfums de Marly" mutet an mir rauchiger an (und dabei ist sie es kaum). Der Ylang Ylang sorgt für eine gewisse "Sonnigkeit" und Dicke, die später durch die Basis wieder aufgefächert wird. Der Karamell weckt kurzweilig zuckrige Assoziationen, die, gemeinsam mit dem Ylang Ylang etwas an "Ylang in Gold (Eau de Parfum) | M. Micallef" erinnern. Ein bisschen prickelt es hier in der Nase, irgendwie ist die Herznote etwas wild - ob gut oder schlecht, das entscheidet man besser selbst. Ich mag dieses "aufgeregte" und die Verspieltheit.

Basis
In der Basis wird Peregrina schließlich wieder etwas luftiger. Der Puder verhindert, dass der Duft ins cremig-blumige verläuft (wie etwa "Delina Exclusif | Parfums de Marly" ) und der Amber macht ihn dunkler, schwerer und Abend-tauglicher. Zur Herznote hätte ich Peregrina noch ganz klar dem Frühling und Tag zugeordnet - hier schafft sie den Spagat in den kühleren, dunkleren Herbstabend.

Alles in allem mag ich diese Neuentdeckung wirklich sehr gerne!
Sie reiht sich ein in mein aktuelles Beuteschema der süß-rosigen Düfte, schlägt aber gleichzeitig die Brücke zu etwas mehr Tiefe und sexyness. Durch den Ylang Ylang wird sie gar etwas exotisch und selbst an einem lauen Sommerabend tragbar - am besten zu einem netten Date ;-)
Das alles bei solider Haltbarkeit und einer raumgreifenden Duftaura - Wunschkandidat!