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Tantelottes Blog
vor 7 Jahren - 21.08.2017
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Der kleine Duftwahn und die große Welt

Nein, ich werde mir bestimmt nicht anmaßen, einen Blog über den "Zustand" der Welt im Allgemeinen oder die merkwürdige Beschaffenheit von Moral, Wahnsinn, Gesinnung oder anderer menschlicher Handlungsmuster zu verfassen. Ich möchte auch nicht darüber schreiben, wie unglaublich betroffen es regelmäßig macht, sich über die Vorkommnisse in dieser Welt informieren zu lassen. Die neue Beschaffenheit bzw. Dichte der Informationen, die auf uns regnen, wurde kürzlich im Ticker erwähnt. Da ist was dran. Und dann muss man sich entscheiden, was man an sich ran lässt und was nicht, sofern möglich. Und wiederum dann entsteht manchmal dieses Gefühl, dieser Zustand. Dann, wenn man mit den eigenen kleinen Sorgen und Nöten befasst ist und sich fragt, wo die Relation geblieben ist. Oder, ob man diese Dinge überhaupt in eine solche setzen soll. Ich bin mir sicher, jeder einigermaßen informierte und frei denkende Mensch (tun wir das wirklich..) - ach Quatsch, wahrscheinlich auf irgendeine Art jeder Mensch - kennt diese Wanderung zwischen Mikro- und Makrokosmos gut. Ich mag diese Bezeichnung und finde sie sehr zutreffend.


Es ist wichtig, um den eigenen Bauchnabel zu kreisen. Im eigenen Mikrokosmos "zu sein", "aufzuräumen", das eigene Leben zu betrachten, zu leiden und alles zu tun, was dieser Kosmos so hergibt.
Aber genauso wichtig ist es, innehalten zu können, den Blick zu heben und durch die Geschehnisse im Makrokosmos zu wandern. (Nein, ich habe nicht zuviel Duftmoleküle inhaliert..)
Manchmal bricht auch diese Außenwelt ungefragt in die Innenwelt ein. Und man fühlt sich hilflos und fängt genau dann an, sich zu fragen, wie bedeutend oder unbedeutend die eigenen Probleme sind angesichts des großen Leids in der Welt. Ich denke, es ist eine Art erworbene Lebenskunst, diesen Ausgleich immer wieder aufs Neue vorzunehmen. Nicht zu verzagen, nicht ignorant oder kaltherzig zu werden, nicht vom Mitgefühl fortgespült zu werden, die eigenen Werte und Ansichten zu hinterfragen und immer weiter zu entwickeln. Den Blick für die schönen und fröhlichen Dinge zu behalten und selbst etwas zum "Guten" beizutragen. "Ja ja" denkt Ihr bestimmt. "Da hat sie einen mikrophilosophischen Anfall, hm?" ;)
Ich verbreite keine Neuigkeiten, ich weiß. Und ich kam vorgestern drauf, als ich mich, angesichts der Lage der Welt, etwas schlecht fühlte, während ich im Souk nach einem Duft suchte. Ich habe gerade in meinem Mikrokosmos viele Turbulenzen und bin öfter mal traurig. Und die Düfte sind Trostspender und dürfen es auch sein, hab ich beschlossen. Sie beschützen mich ein kleines bisschen und sind auch manchmal wie ein Stinkefinger in Richtung des übel riechenden Morasts der Welt. Versteht Ihr mich?
Ich habe schon so manches Mal nach Rechtfertigungen für meinen Duftwahn gesucht und mich auch schon gefragt, ob ich noch richtig ticke.. Im Moment erwerbe ich nur noch Düfte, von denen ich weiß, dass sie Naturdüfte oder zumindest tierversuchsfrei sind. (Da wird einiges an Material ausgemistet werden müssen, wenn ich da konsequent bleiben möchte. *seufz*) So fühle ich mich dabei schon mal besser und kann sie tatsächlich noch mehr genießen. Missionieren würde ich aber niemals wollen, das habe ich auch Fleischessern gegenüber noch nie getan. Ich finde, jeder Mensch muss selbst entscheiden, was ihm wichtig ist. Im Mikro- und im Makrokosmos.



Also, sprühen wir weiter, um uns und andere zu erfreuen (manchmal sicher auch weniger..), für Liebe, Toleranz und ein freundliches Miteinander! So macht der Duftwahn Sinn! ;)
"Joy Forever (Eau de Parfum)" "Liebe" "Eau de Tolérance" "Everything Will Come Together 23"

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