Taurus
Taurus’ Blog
vor 6 Jahren - 19.04.2018
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Parfümerie-Tagung 2018 - Teil 2/2: Nischendüfte und Programm

Fortsetzung von Teil 1 ...

Und da ja man noch eine ganze Menge Zeit zur Verfügung hatte, wollte ich ebenfalls wissen, was die Nischen-Duft Aussteller mitgebracht hatten. Wer die Global Art of Perfumery Messen kennt, darf sich diese drittel bis halb so groß vorstellen. Einige Anbieter mit ihren Marken kennt man bereits von den GAOPs, andere waren dagegen neu auf dem Markt. Insgesamt waren 50 Marken innerhalb des stilvollen Ambientes im Düsseldorfer Van der Valk Hotels vertreten, darunter auch einige aus dem Beauty-Bereich.

Neu für Deutschland u. a. war Acqua di Firenze, die eine recht brauchbare Duftkollektion vorstellten. Mal sehen, ob man mir wie versprochen noch ein paar Duftproben zusendet. Auch Welton, die ebenfalls bisher noch nicht in Deutschland erhältlich sind, haben einen neuen Vertriebspartner gefunden, der mit noch was zuschicken wollte. Hier bin ich zuversichtlicher als letztes Jahr, als man mir als Parfumo-Rezensent ein wenig reserviert gegenüber trat.

Überhaupt war das mit den Samples mal wieder so ein Thema. Einige der Labels bzw. deren Vertreter kennen Parfumo und waren vorbildlich vorbereit und äußerst entgegen kommend bezüglich Probematerial und Literatur.

Andere wiederum hatten Parfumo überhaupt nicht auf dem Radar und waren zum Teil nur mit ihren Flakons zum Schnuppern, jedoch ohne Samples vor Ort. Dies mag vielleicht mit Unerfahrenheit, Desinteresse oder Sparsamkeit der mitgebrachten Ressourcen geschuldet sein. Eventuell hatten einige Ladies des Bloggerevents (siehe Teil 1) ordentlich zugeschlagen und mehr oder weniger verbrannte Erde hinterlassen.

Wie dem auch sei – ein paar interessante Label und Düfte hatten mir etwas von ihrem Material mitgegeben, über das ich in der nächsten Zeit das ein oder andere kommentieren kann.

Überhaupt fand ich das Konzept nicht verkehrt, eine solche Nischen-Ausstellung innerhalb der Parfümerietagung zu integrieren. Immerhin ist hier die Zielgruppe anzutreffen, also Parfümerie-Inhaber, denen mit Nischen-Labels quasi eine Alternative zum Mainstream präsentiert werden soll. Ob dann die Parfümerien getreu dem Tagungs-Motto „Nur Mut! Handeln!“ diese Offerte im Kampf gegen den Online-Handel nutzen ist dann wieder eine andere Sache.

Jene Parfümerien wurden dann auch bei der eigentlichen Tagung motiviert. Hier gab es einige sehr interessante Referenten, die zu aktuellen Branchenthemen Stellung nahmen.

Darunter auch Wolfgang Schiller von Schiller GmbH Brand Company mit dem Thema „Markenschwäche effizient vermeiden?“. Hier ging es u. a., dass Parfümerien ihr eigenes Profil und Markenbild erschaffen sollen, um ihre Wertigkeit zu demonstrieren. Bemerkenswerterweise wurde auch gezeigt, wie austauschbar die meisten Mainstream-Marken derzeit auftreten. Z. B. bei Herrendüften mit S/W-Portrait, Logo, Flakon unten links oder rechts, dazu eine 08/15 Aussage - fertig ist die Laube.

Ebenfalls nicht ohne war der Auftritt von Dr. Kecskes von GfK, dem größten deutschen Marktforschungsinstitut zu „Postmaterialismus: Chance oder Ende des Kaufens?“. Fazit des Vortrags war, dass es mittlerweile nicht mehr wie noch vor einigen Jahrzehnten eine relativ homogene Masse, bzw. einheitliche Bevölkerungsgruppen gab, die einfach zuzuordnen waren, sondern sich diese in immer mehr individuelle Teile aufsplitten lassen und diese beim Konsum auch nach höheren Werten wie z. B. Gesundheit, Freiheit. Glück, Kultur, Tierschutz usw. streben. Ein sozialdemokratischer Bio-Konsument mit Markenfaible und SUV ist demnach nichts Exotisches.

Sehr großen Anklang fand die Präsentation von Tina Müller, CEO von Douglas Parfümerien (da waren dann wirklich alle Stühle besetzt!). So stellte sie u. a. eine Werbekampagne mit drei jungen Influencerinnen vor, die für ein sogenanntes Kiss Kit bestehend aus Lippenstift & Lipliner warben und somit riesigen Abverkaufserfolg hatten. Das ist zwar für Parfumos nicht so interessant, zeigt aber, dass solche Blogger (noch) von den Marken immer intensiver geschätzt und eingesetzt werden. Darüber hinaus ist der Mann als Zielgruppe weiter im Fokus – auch Nischendüfte sollen mehr Platz finden. Zudem war zu erfahren, dass sich Douglas innerhalb Europas breiter aufstellen will und die Mitarbeiter besser schulen möchte. Ich denke, der letzte Punkt wäre für viele Konsumenten ein großer Herzenswunsch. Selber hatte ich nicht die Traute mich zu melden und davon zu erzählen, wie oft Douglas bei Parfumo unter die Räder kommt. Vielleicht ändert sich da ja mal wirklich was.

Fazit:

Die Tagung war hervorragend organisiert und sehr facettenreich, wobei in aller erster Linie natürlich die Parfümerie-Inhaber im Fokus standen. Hier gelang es mir einen kleinen Blick hinter die Kulissen zu werfen, wobei der ein oder andere Vortrag auch auf einer Global Art of Perfumery gepasst hätte. Da jene dieses Jahr leider wohl nicht stattfinden wird, wäre eine Verquickung beider Veranstaltung (zumindest selbe Zeit, selbe Location) für viele eine zielorientierte Lösung.

Persönlich drücke ich sowohl den Nischenmarken als auch den traditionellen Inhabergeführten Parfümerien kräftig die Daumen, dass sie nicht von den großen Häusern sowie vom Online-Handel verdrängt werden und uns weiterhin erhalten bleiben.

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