Terra

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1 - 5 von 646
Terra vor 6 Jahren 12
10
Flakon
8
Sillage
8
Haltbarkeit
10
Duft
Wie warme Sonnenstrahlen auf der Haut
Viele von euch werden das kennen: Der Sommer bricht herein, die Textilien werden knapper und die brennend heißen Sonnenstrahlen auf der Haut führen zu einer friedvollen, nicht ermüdenden Sedierung die gern mit einem grundlos-debilen Lächeln auf dem Gesicht einhergeht. Ein wenig wie die opiatartig-verballerte Zufriedenheit nach dem Sex, nur das die Lust darauf proportional mit dem Gefühl steigt und es scheint, als wären die Menschen um einen herum plötzlich viel attraktiver.

APOM ist ein Duft, der all das irgendwie widerspiegelt. Er hat etwas von warmen Sonnenstrahlen auf der Haut und verbreitet ein nicht unähnliches Gefühl. APOM ist durchaus üppig – wie auch die Hitze. Eine super saftig-dick-sonnenfarbene Orangenblüte ergibt mit der Zeder einen einzigartigen Vibe der sicher polarisieren kann, aber Wiedererkennungswert besitzt. Die Grundlage bilden ein kosmetikartiger Cremeamber und eine diffuse, leicht pudrig-trockene Fougèrenote.

Nun könnte man APOM auf den ersten Blick tatsächlich einfach als gepflegten Cremeduft oder auch einfach als süß-blumigen Duft bezeichnen. Das allein könnte langweilig werden, wäre Kurkdjian nicht ein so talentierter Parfümeur, der dem Ganzen genau so viel Schmutz und Verruchtheit verpasst, um es raffiniert und nie zu offensichtlich wirken zu lassen. Schließlich ist Orangenblüte nicht nur zum Kosmetikamber passend cremig, sondern auch etwas indolisch und hat schon für sich stehend leicht schmutzige Anteile. Der besagte, nie zu vordergründige Fougèreakkord ist trocken, ein wenig krautig, irgendwie „sauber-dreckig“ und bringt den fougèretypischen, „gepflegten Männercharme“ mit. Das lässt kaum daran zweifeln, dass es sich um einen Männerduft handelt, aber es geschieht im Hintergrund. Modern, ohne Gebrüll und Gehabe.

Das alles erscheint im Grunde zu warm, zu üppig und nicht zuletzt zu projektionsstark für einen Sommerduft und zugegeben, bei 30 Grad greife ich auch eher selten zu APOM. Doch es gibt Wetterlagen und Stimmungen, wo für mich kein Duft besser passt. Manchmal sind es diese leicht schwülen, aber lauen Sommerabende. Ein anderes Mal die wenigen, supersonnigen aber nicht allzu warmen Tage im Jahr. Und es ist meist eher ein Date oder ein Treffen mit Freunden als ein allzu förmlicher Anlass.

Mein erster Kommentar zu APOM pour Homme war auf den 19.12.2015 datiert. Vermutlich nicht die glücklichste Jahreszeit, um ihn zu testen. Ich habe seitdem mehrere Proben aufgebraucht und vorerst eine Abfüllung gekauft, bis ich hier vor kurzem einen Flakon ergattert habe. Mal fand ich APOM zu nett, was so nicht stimmt. Mal roch er für mich nur cremig, mal gar zitrisch. Er täuschte und täuschte mich und ich fand ihn zwar immer gut, aber es hat lange gedauert, bis meine Nase verstanden hat, wie er riecht und mein Hirn verstanden hat, dass er tatsächlich A Part Of Me ist.
12 Antworten
Terra vor 6 Jahren 20
8
Sillage
9
Haltbarkeit
7
Duft
wÔ? HIeR? jA!
Ein Duft, benannt nach Hira, dem Berg des Lichts, auf dem Mohammed seine erste Offenbarung vom Erzengel Gabriel erhalten haben soll. Er soll der angebliche Höhepunkt und „Diamant“ der ohnehin schon teuren und exklusiven Kollektion von Stéphane Humbert Lucas darstellen, was der kaufkräftigen Kundschaft auch durch den mit Abstand höchsten Preis von deutlich über 1000€ pro 100ml bewusst gemacht wird. Seit Jahrhunderten unter der Erde begrabene Harze werden zu fossilem Amber - Bernstein. Über andere Duftstoffe wird gemunkelt. Oud, Salpeter, Zimt, erdige Noten, Vanille und Tonka sind im Gespräch, doch es gibt keine klaren Aussagen. Viele Hinweise durch die man auf besondere Qualität und nicht zuletzt auf einen einzigartig schönen Geruch schließen könnte - da ist es recht vorhersehbar, dass die Rezensenten sich vor Lobpreisungen kaum halten können. Vom ultimativen Amber ist die Sprache. Die Referenz.

Ich hatte schon eine grobe Vorstellung in welche Richtung Ô Hira geht und ja, er haut mich um. Dafür war auch nur ein Sprühstoß notwendig, denn die Sillage ist in den ersten Stunden too much. Rein olfaktorisch gesehen war ich allerdings weniger überrascht.

Ô Hira zeigt sich als netter Amber, der sich weniger in der süß-gourmandigen, sondern eher in der holzig-harzigen Ausrichtung dieses Genres einsiedeln lässt. In diesen Gefilden befinden sich beispielsweise auch noch Ambre Fétiche oder der wundervolle Ryder.

Ich bemerke zu Beginn eine recht prominente, schnapsig-cognacartige Note. Fassgelagert trifft es vielleicht am Besten. Das fußt natürlich auf einer dunklen, zähflüssig wirkenden, leicht medizinisch-bitteren, holzig-erdigen Ambernote die im Fokus steht. Nach einer Weile verschieben sich die harzigen Töne in eine etwas faulige Richtung, welche im Netz vermutlich unter dem Euphemismus der "erdigen Noten" verkauft wird. Zum Glück ist dies nur kurz deutlich und ansonsten bleibt ein recht monotoner, holzig-harziger Geruch. Es gibt kaum Entwicklung und Transparenz. Der Duft wird leiser und es kommen Vanilletöne dazu, er wird also wie in der Basis üblich süßlich-weicher und schnell viel leiser. Auf der Haut habe ich nun die Assoziation von verrottendem Holz und einem vanillearomatisierten Whisky.

Nun könnte man mich missverstehen und denken, mir würde der Duft gänzlich missfallen. Ô Hira riecht schon gut. Ich sehe ihn aber eher als Raumduft, finde ihn als Parfum nicht reizvoll. Zudem gefallen mir die günstigeren Amber dieser eher harzig-holzigen Richtung deutlich besser.

Es ist eben wie so oft mit den Legenden, Referenzen und dem Unbesiegbaren. Einmal entmystifiziert erscheint alles nur noch halb so spektakulär.

20 Antworten
Terra vor 6 Jahren 5
8.5
Duft
Gegensätze die sich anziehen: Modern, klassisch, gefällig und einzigartig
Es wundert mich, dass Royal White hier bisher noch nicht mehr Aufmerksamkeit zuteil wurde, wo er durch seinen gekonnten Spagat aus modern-minimalistischen und klassischen Akzenten doch eigentlich viele Freunde gewinnen könnte.

Vorerst gesellt er sich zu einer Art rarer Rosendüfte, in denen die dunkel-saftige, rote Blume mit passend saftigen, roten Fruchtnoten ergänzt, aufgemuntert und erhellt wird.
Spontan fällt mir dabei als weiteres Beispiel nur noch "Dom Rosa - Eau Sanguine" ein, der im Gegensatz zu Royal White mit einem tollen, spritzigen Champagnerauftakt begeistern kann. Doch weil mir eine frische Probe davon enorm schnell kippte und andere Düfte von Les Liquides Imaginaires einen zweifelhaften Eindruck hinterließen, verbinde ich das Label ein wenig mit Kopfnotenblendern und verbesserungswürdiger Qualität, weshalb deren Roseninterpretation von meiner Wunschliste verschwand.

Royal White hingegen startet anders und weniger spektakulär. Ich dachte zuerst, ich hätte es mit einem durchaus edlen, bewusst rein synthetischen Duft zu tun und glaubte, vor allem eine Art Moschus zu riechen. Ich kann diese Note schwer beschreiben. Versuche ich es, fallen mir clean, scharf aber gleichsam moschusartig wattewolkig als Gleichnisse ein.

Schnell formt sich aus diesem Auftakt eine dunkle Rose heraus. Jene ist dann recht prominent und duftbestimmend, dabei saftig und dunkel, der Eindruck insgesamt wirkt aber stets hell. Mitunter ist sicher die wunderbar rot-fruchtige Note hilfreich um aufzuhellen, die sich zu der Rose gesellt. Jener Eindruck passt durchaus zu Rhabarber, aber nicht zu der sauer-grünen Ausprägung. Eher erinnert es an die Fruchnote aus einem "Eau de Rhubarbe Écarlate". Hier zeigt sich also wie im Hermès eine rot-marmeladige Fruchtanmutung, nur ist sie im Royal White ein deutlich weniger süßer und nicht so dominanter Akzent der hervorragend zu dieser dunklen, saftigen Rose passt. Doch auch der helle, scharf-wattewolkige Moschuseindruck aus dem Auftakt und die gerade in der Basis dominante, aber schon vorher kontrastgebenden, seifig-holzigen Noten tragen permanent zu einem sehr hellen, aber nie direkt frischen Eindruck bei.

Mit fortschreitender Entwicklung wird die ehemals deutliche Rose zu einem kleinen Akzent und alles bekommt eine immer mehr edel-seifige Note. Vetiver und Eichenmoos waren schon vorher stilprägend und haben diesem recht modernen Thema einen fast seriösen Maßanzug verpasst, es auch eher maskulin wirken lassen. In der Basis zeigt sich diese Charakteristik deutlicher, der Duft wirkt vor allem seifig-holzig, hat aber gleichsam immer etwas edel-synthetisches und modern-minimalistisches.

Royal White ist ein äußerst harmonisch ausbalanciertes Parfum mit einem wunderbar linearen Verlauf. Auch wenn einige Nasen schon beim Lesen der Pyramide mit Rose oder Frucht der Meinung sein werden, es müsse sich um einen Damenduft handeln, so empfinde ich die sehr unverspielte Art von Royal White mit dem gekonnt inszenierten sauber-holzigen Einschlag als ziemlich maskulin. Es spricht also viel für ihn, doch um für mich als Kaufkandidat interessant zu sein wirkt er etwas zu sehr wie ein moderner Hollywood-Gentleman. Er zeigt kein Laster, ist die entscheidende Spur zu höflich, steht morgens schon geschniegelt aus dem Bett auf. Ich denke, das sehe ich nicht an mir, doch Parfums mit einer solchen Ausstrahlung sind oft die heiß begehrten "Pantydropper". Nur hat Royal White charakteristische, aber kaum olfaktorische Schnittmengen mit jenen und ist daher nicht wie so oft bei solchen Düften mit gepflegter Langeweile verbunden, sondern bleibt trotz aller Eleganz ein einzigartiger und sehr ästhetischer Duft.

Das Ganze gibt es hier im Übrigen zu einem recht reizvollen Preis, ein Test lohnt sich.





5 Antworten
Terra vor 6 Jahren 17
10
Sillage
10
Haltbarkeit
8.5
Duft
Klärende Gegenüberstellung
Kaum erscheint ein neuer Tauer, ist die Parfumocommunity in Aufruhr wie Teenies bei der Veröffentlichung eines Justin Bieber-Albums. Die ganz große Aufregung konnte ich nie verstehen, denn die Düfte waren für mich häufig spannend und ästhetisch, aber auch irgendwie nie ganz rund. Ich weiß, ich laufe Gefahr für diese Anmerkung gesteinigt zu werden: ich habe und hatte immer den Eindruck; wie bei all diesen Selfmade-Parfümeuren; zu riechen, dass sie das Parfümhandwerk nie klassisch erlernt haben.

Au Coeur du Désert musste ich aus mehreren Gründen testen. Einmal macht mich natürlich so ein unfassbarer Hype neugierig. Schon seit Monaten hält er sich unbezwingbar auf Platz 4 der Unisexdüfte mit einer unfassbar guten Gesamtwertung von zwischenzeitig auch deutlich über 9 Punkten. Zudem ist die weniger konzentrierte Version „No. 02 - L'Air du Désert Marocain“ ein Duft, den ich schon vor Jahren mit etwas ratlosem Ergebnis getestet habe. Er gefiel mir schon, aber ich fand ihn eher muffig als trocken, zu vanillig in der Basis. Ich hatte die Idee, dass mir eine glattgeschliffenere Version wie es hier so oft beschrieben wird gut gefallen könnte.

Eines kann ich vorweg nehmen: Ich habe Au Coeur du Désert mehrfach getragen und fand ihn immer toll. Wobei ich mir den Anlass gut überlegen würde, denn die Sillage ist selbst bei vorsichtiger Dosierung atomar. Zudem wird immer wieder behauptet, die Ähnlichkeit zu „No. 02 - L'Air du Désert Marocain“ wäre so groß, dass man das Extrait nicht bräuchte. Dem muss ich entschieden widersprechen. Ich habe mir erneut eine Probe von der No. 2 besorgt, ihn unabhängig und parallel zu Au Coeur du Désert getestet. Ich wollte natürlich wissen, ob mir die No. 2 mittlerweile genauso gut oder sogar besser gefällt und ich den Aufpreis für das Extrait wirklich zahlen muss. Doch die Charaktere sind grundverschieden, nicht nur diesbezüglich, dass das Parfum auch eine Dekontaminationsdusche übersteht.

Daher möchte ich meinen Kommentar nicht nur dazu nutzen, Au Coeur du Désert zu beschreiben, sondern auch um ihm No. 02 - L'Air du Désert Marocain ein wenig gegenüberzustellen.

Der Auftakt von Au Coeur du Désert wirkt auf mich unrund. Hier kann man deutlich eine zitrische, zwischen Zitrone und Bitterorange changierende Note wahrnehmen, die sich zu dem Amber gesellt. Das riecht ein wenig wie eine Zitrusfrucht in einer verstaubten, alten Holzkiste aus der kaum definierbare Harze sickern.



L'Air du Désert Marocain startet dagegen fast wie ein Cologne. Betont frisch, ich vermute durch mehr als nur; wie in der Pyramide angegeben; Petitgrain, welches eigentlich relativ grün-zitrisch riecht. Schnell kommt eine merkbare Würze hinzu, die ich blind nicht Koriander und Kreuzkümmel hätte zuordnen können. Vom Amber ist für mich noch nix zu bemerken.

Wo sich die No. 2 noch wie ein vergleichsweise fröhlich-sommerlicher, frischer (und neben dem Extrait ungeheuer dezenter) Duft zeigt, sind im Au Coeur du Désert längst nicht mal mehr ansatzweise frische Akzente zu vernehmen. Jenes ist mittlerweile auf seltsame Art und Weise weich-cremig, aber auch zutiefst staubig-trocken und ernst.

Während dieser ernste Eindruck beim Extrait weiter zunimmt, es immer dunkler wird, erinnert mich die No. 2 nun an Kamillentee. Noch lange ist keine Wüste in Sicht, noch ist nichts trocken. Nein, ein schöner Kamillentee. Mit der Zeit kommt etwas leicht pudriges hinzu, wodurch ich sogar Assoziationen zu klassischen Fougères knüpfe. Kam die No. 2 vielleicht genau daher so gut an? Ein neuer, nischiger Duft der auch jenen Freude machen kann, die sonst eher klassischer unterwegs sind?

Doch eine leichte Ahnung dieser kamillenartigen Note kann ich auch im Extrait erkennen, nur habe ich hier nie Assoziationen an irgend ein Fougère gehabt, weil es einfach viel dunkler, ernster, wärmer und zwar runder, aber auch rauer ist.

Nach langer Zeit dunkelt die No. 2 dann auch etwas ab, die Pudrigkeit verdichtet sich und ein deutlich ledriger Eindruck kommt hinzu. Verantwortlich ist dafür sicher Birkenteer, was hier so dominant riechbar sein soll. So langsam stellt sich ein hell-sandiges Bild ein, der Duft wird trocken und etwas balsamischer.

Das Extrait ist eigentlich weitaus trockener. So trocken, dass man schon durch bloßes riechen Angst haben könnte, zu dehydrieren. Doch weil auch ein warm-weicher Amber viel dominanter ist, wirkt dieser trockene Eindruck weitaus weniger staubig als im No. 2. Für mich homogener und stimmiger, dabei aber trotzdem deutlich düsterer, ernster und kräftiger. Die Wüste bei Nacht!

Vor Jahren schrieb ich, dass die No. 2 für mich gerade in der Basis zu belanglos-vanillig wird und ich erntete; um es vorsichtig auszudrücken; laute Kritik. Doch ich kann mein Urteil einfach nicht revidieren. Ich verstehe die Begeisterung um diesen Duft nur begrenzt. Er gefällt mir durchaus gut, aber ich finde ihn zu nett und stellenweise beinahe etwas belanglos. Zudem wirkt er auf mich phasenweise eher staubig im Sinne von schmutzig und weniger sandig-trocken wie gewünscht. Vielleicht ist es das, was für manche besonders leidenschaftlich wirkt und was für mich weniger perfekt riecht als bei vielen gelernten Parfümeuren.

Die staubige Note des Extraits ist sogar noch viel deutlicher, aber vielleicht irritiert sie mich gerade dadurch nicht mehr. Das klingt vielleicht paradox, aber durch die schärferen Konturen wirkt es eher wie eine bewusst parfümierte Staubigkeit und erweckt in mir nicht den Eindruck, mich nach einer langen Wanderung duschen zu wollen. Auch die wesentlich deutlicheren, volleren ambratischen Noten tragen dazu bei, einen gekonnten Kontrast zu schaffen, der diese Staubigkeit nicht einfach wie das Ausklopfen einer Fußmatte, sondern tatsächlich eher wie trockene, warme, sandige Erde wirken lässt.

Erst die hautnahe Basis, die sich beim No. 2 nach vielen Stunden zeigt, ist dem Extrait sehr ähnlich. L'Air du Désert Marocain wirkt hier noch etwas vanilliger und heller, aber die Ähnlichkeit ist in dieser Phase tatsächlich deutlich.

Au Coeur du Désert hat mich unheimlich begeistert und war einer der wenigen Düfte, die es auf meine absolute Hit- und Haben-Müssen-Liste geschafft haben. Doch nach mehrfachem Tragen erging es mir wie scheinbar vielen Benutzern. Er hat einfach nicht funktioniert. Ein spannender Geruch, aber als Parfum ungeeignet. Mir fehlt die Verbindung mit mir, mit der Haut. Immer wirkt der Duft aufgesetzt und maskiert. Es macht Spaß ihn zu testen, es macht Spaß ihn alle paar Monate mal zu tragen, aber er funktioniert für mich als Parfum nicht. Vielleicht kann die normale No. 2 das besser, ich weiß es nicht. Doch im Grunde habe ich das Problem mit bisher jedem Tauer und auch mit vielen anderen Düften von Nischenlabels gehabt, die von ungelernten Parfümeuren kreiert wurden. Oftmals tolle Ideen, kunstvoll und edel arrangiert. Doch es wirkt für mich oft so, als fehlt die absolut harmonische Verbindung der Noten, als seien die Übergänge zwischen den Akkorden etwas holprig.

Ich bewerte Au Coeur du Désert trotzdem sehr hoch, denn er begeistert. Er ist eher wie ein geliebter mit dem man einige wenige, grandiose Nächte verbringt. Doch man (zumindest ich) will keine ernsthafte Beziehung mit ihm ;).
17 Antworten
Terra vor 6 Jahren 13
10
Flakon
5
Sillage
6
Haltbarkeit
9
Duft
An alle Masochisten: Hier ist euer Parfum. Der Duft, der weh tut.
nun werde ich also schon durch Werbetexte bei ALZD darauf aufmerksam gemacht, dass in mir bisher unbekannte, stark masochistische Tendenzen schlummern? Denn das Tragen von Attaquer Le Soleil bereitet mir pures Wohlbefinden. Wer den Kommentar von Kovex liest wird erkennen, dass meine Dufteindrücke durchaus zu einigen philosophischen Ausschweifungen von Marquis de Sade passen. So ist der Auftakt; wie man es bei den überschaubaren Duftnoten vermuten kann; natürlich dunkel-harzig und leicht rauchig, aber wird vor allem von einer deutlichen, fruchtigen Nuance bestimmt, die für mich nach Grundschulkindern riecht. Also im Grunde wie Zucker mit Fruchtaromen. Ich habe keine Ahnung, wieso kleine Kinder schon aus der Entfernung für mich so riechen. Essen sie soviel derartigen Süßkram? So ungewöhnlich das klingt, diese abstrakte Fruchtigkeit lässt sich für mich am besten so beschreiben. Es ist nichts, was man einer Frucht zuschreiben kann, es ist irgendwie künstlich, aber irgendwie auch sehr natürlich; weil beinahe menschelnd.

Denn das hier zu riechende Harz hat auch eine minimal fäkale, leicht animalische Komponente. Das ist nur sehr diffus vorhanden und ich glaube kaum, dass Attaquer Le Soleil für irgendjemanden ein deutlich animalischer Duft sein wird. Aber es ist eine hoch interessante Nuance, die auch dem Auftakt die nötige Ernsthaftigkeit verleiht.

Die Fruchtigkeit nimmt mit der Zeit ab, bleibt aber immer ein Bestandteil des Gesamteindrucks.
Attaquer Le Soleil wird im Verlauf deutlich rauchiger und dunkelt weiter ab. Es ist kein Lagerfeuerrauch, kein Lederrauch und kein Weihrauch. Es ist eine tiefe, knisternde Harzrauchigkeit. Eine unglaublich schöne, einmalige Rauchigkeit.

"Reinheit hat ihr Parfum gefunden" ist eines der weiteren Versprechen von ALZD. Und das passt tatsächlich, denn ich kenne kaum einen Harz- oder Rauchduft, der derart transparent wie "Attaquer Le Soleil" wirkt. Ich glaube noch nicht ganz, dass wirklich nur Labdanum für den Duft verwendet wurde. Dafür spricht allerdings, wie ungeheuer transparent der Duft trotz seiner tiefen Harzigkeit wirkt. Nichts ist zuviel und kein bisschen Vanille, Amber und co. lassen den Duft breiig wirken. Er ist rein, klar und doch völlig verdorben. Eine Wohltat.

Lediglich die abstrakte Fruchtigkeit bereitet mir noch etwas Schwierigkeiten, an ihr stoße ich mich immer wieder. Irgendwie erzählt sie eine Geschichte, ergibt sogar einen interessanten Kontrast. Aber trotzdem fällt es mir schwer, mich mit dieser Note anzufreunden. Das ist wohl der Hauptgrund, weshalb der Duft vorerst "nur" 9 Punkte bekommt und noch kein konkreter Kaufkandidat ist. Doch ich werde weiter testen und halte es durchaus für denkbar, dass es noch Klick macht und alles passt. Denn schon jetzt beim dritten Test finde ich ihn zunehmend schöner.

Edit: Je öfter ich ihn trage, umso mehr Spaß macht er mir. Das passiert mir selten und ich sehe es als Zeichen an, dass dieser Duft im Moment sehr gut zu mir passt. Meist stören mich bei häufiger Benutzung irgendwelche Facetten. Hier werden anfangs schwierige Eindrücke mit der Zeit immer stimmiger und das Gesamtbild ist nur noch wunderbar. Ein einfach grandioser Duft.



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