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1 - 5 von 16
TheScenter vor 5 Jahren 46 11
9
Flakon
8
Sillage
10
Haltbarkeit
9
Duft
"Antiparfüm" 13
Es gibt Parfüms die weniger als Parfüm, vielmehr als Geruch oder Duft wahrgenommen werden. Allem voran natürlich Geza mit seiner "berühmten" Escentric-Reihe, der mit einzelnen Duftstoffen hantiert, woraus Themen wie Wahrnehmungsschwellen und Komplimente in ewigen Diskussionen enden.
IsoESuper, ebenso wie Ambroxan, sollte jedem inzwischen zumindest als Trägerstoff in fast jedem Parfüm bekannt sein. Einzeln betrachtet können die beiden schon recht viel Freude bereiten: IsoE als sanfter, kühl-trockener Zedernholz-Geruch und Ambroxan mit seinen eher süß-holzigen Akzenten, überzeugen beide doch irgendwie jeden Parfümliebhaber irgendwann. Sei es "monothematisch" oder eben als Träger oder Zusatzstoff verbunden mit anderen Stoffen.. was dann letztendlich seinen Weg über Dior, Chanel oder Hermès in die Flaschen findet.
Mit Another13 haben wir es mit einem "Geruch" zutun, der im Kern völlig losgelöst von jeglichem Parfümgedanken als abstraktes aber auch irgendwie natürlches Kunstwerk erscheint. Im Mittelpunkt steht ganz klar Ambroxan, was hier vermutlich auch wieder einmal einige Nasen daran hindert das ganze Kunstwerk überhaupt wahrnehmen zu dürfen, sowie einige alte Bekannte wie Birke, Jasmin oder Moos.

Einfach betrachtet riecht Antoher13 nach Synthetik.

Genauer betrachtet riecht Another13 nach Handwerk, Industrie und Metall. Aber auch nach sonnengebräunter Haut an langen Sommertagen in der Natur, nach frischem Schweiß auf warmer aber sauberer Haut, nach Regen auf warmem Asphalt, nach Vergangenheit aber auch Zukunft. Innovativ, minimalistisch, konsequent und puristisch.
Nachdem alkoholischem Start geht es direkt im Ambroxschleier durch die Industrie, ab in die Natur. Wo er im Metall-Moschus-Mix verharrt und zwischendurch immer wieder metallisch-kühl aufblitzt wie die Wetterleuchten im Sommergewitter. Der Hauptakteur dürfte hier wahrscheinlich Helvetolide® heißen, die dem ganzen Duft einen sagenhaften kühlen Moschusnebel verleihen und dem Duft den gewissen Twist geben!
Ähnlich wie Molecule01 kommt der Duft auch in Wellen. Er wabert, reagiert auf Temperatur und Umwelt. Nach genauerer Bewertung von insgesamt 5 Personen lässt sich sagen, dass Antoher13 auf einer guten Armlänge zurückhaltend und angenehm, fantastische 12-15 Std wahrnehmbar ist.

Sanft aber radikal in seiner Umsetzung und überzeugend in seiner Haltbarkeit, hat mich Another13 voll in seinen Bann gezogen. Für mich das perfekte "Anti-Parfüm", wenn ich so riechen möchte wie ich mich selbst gern riechen mag, ohne eher "aufgesetztes" Parfüm aufzulegen. Wenn ich mich fühle "angekommen und fertig" zu sein und einem das Weglassen mehr bedeutet als das Haben müssen. Synthetisch aber maximal natürlich. So einfach kann Kunst sein.

EDIT 10/2019: Leider hat der Duft mich wieder zu schnell verlassen und oft merkt man ja erst was einem wichtig ist, wenn es mal weg ist. Nach einer erneuten Rotation an Düften ähnlicher Coleur kam ich durch eine Restabfüllung wieder auf ihn zurück und merke nun, dass es tatsächlich der Duft ist mit dem ich mich typmäßig absolut abgebildet und vor allem auch (das ist mir wichtig) nicht verkleidet fühle. Dass sich die Geister bei diesem Duft scheiden, ist mir durchaus bewusst, dennoch bekam ich auf ihn bislang durchweg positives Feedback.

EDIT2 12/2019: Da man schnell und voreilig einem Duft nachsagt, dass er für mehr oder weniger Komplimente sorgt, versuche ich bei diesem Thema eher vorsichtig zu bewerten. Was ich bis jetzt jedoch sicher zu diesem Duft sagen kann ist: Egal wann und wo ich ihn trage, ich bekomme immer positives Feedback. Das heißt nicht, dass er ein Magnet ist und er super "Crowdpleasing" sein möchte, sondern er riecht einfach "echt" und "anders". Er drückt eigentlich eine Art Aura aus. Man trägt ihn und möchte nicht krampfhaft "gut!" riechen, sondern einfach eine originelle angenehme Aura erzeugen und bekommt auch oft derartiges Feedback. Egal ob morgens am Eingang zur Firma oder spätnachmittags bei einem Außentermin, wahrgenommen wurde ich bislang oft und auch immer positiv. :)
11 Antworten
TheScenter vor 6 Jahren 25 10
10
Flakon
6
Sillage
9
Haltbarkeit
8.5
Duft
This Musk Be Heaven
Verglichen mit allen anderen Nasomattos, scheint Silver Musk absolut nicht in die Reihe zu passen. Während BA, Duro und Pardon nach dem Aufsprühen eine Sillage-Detonation im Raum verursachen, dessen "Kontamination" auch schonmal die 12 Std überschreiten kann, fällt Silver Musk kaum auf. Kurz nach dem Aufsprühen fragt man sich, ob es sich wirklich um einen Nasomatto handelt, oder vielmehr ein zitrisches laues Unisex-Wässerchen. Aber weit gefehlt...
Schon nach wenigen Minuten kommt ein sehr reiner und ausgewogener Moschus zum Vorschein, den ich bis dato in keinem anderen Parfüm derart vernehmen konnte. Die zitrischen und pudrigen Noten verschwimmen sauber und frisch mit dem holzig wirkenden Moschus. Obwohl eine besondere Entwicklung hier ausbleibt und die Sillage nicht raumfüllend ist, punktet hier vor allem wieder einmal die Haltbarkeit mit 10 Std+ in Gualtieri-Manier. Selbst am nächsten morgen war der Duft noch eindeutig präsent und er konnte mich fast den halben Folgetag begleiten, wenn auch mit schwacher Sillage.
Mit diesem hellen Gute-Laune- Elixier hat Gualtieri sicherlich nicht im Genre "Dampfwalzen" gepunktet, aber dafür eindeutig im Genre "Perfektion". Puristisch wie der Duft selbst, bedarf er auch keiner weiteren Worte. Er überzeugt mit seiner Einfachheit, wobei selten ein Duft mit einem derart geringen Anteil an Duftnoten, so schnell bei mir für Gute-Laune und gleichzeitig Komplimente sorgte. Ein himmlischer Moschustraum der immer geht.
10 Antworten
TheScenter vor 6 Jahren 14 4
7
Flakon
6
Sillage
8
Haltbarkeit
9.5
Duft
Gin Tonic im Rosengarten
Creed's Royal Mayfair erwischte mich zufällig bei einem "Parfümhausbesuch", als Himalaya schon eine ganze Weile auf meiner Merkliste stand und ich endlich nochmal einen Hauttest durchführen wollte. Anders als die meisten bekannten Creeds der Brigarde, steht RM eher im Abseits und wird nicht derart heftig gehypt, wie Royal Oud (besonders derzeit wieder) oder der nun meist extra schon versteckt in der Schublade liegende Aventus.
Nachdem ich ihn das erste Mal testete, brauchte ich eine ganze Weile, um ihn zu "verstehen". Anders als Himalaya, der zu dieser Zeit, durch seine konsequente Frische schon eindeutig den Vortritt hatte und schnell den Weg in meine Sammlung fand, zeigte sich RM für mich als eher sperriger Rosen-Eukalyptus. Erst Wochen danach wurde er für mich zunehmend interessanter und ich konnte seinem Drydown etwas abgewinnen, sodass er ebenfalls den Weg in meine Sammlung schaffte.

Direkt nach dem Aufsprühen, fühlt man sich tatsächlich etwas an die (für mich zum Glück seltenen) Tage der Erkältung erinnert, an denen mit Wick Vaporub gearbeitet werden muss.
Doch kaum hat man daran einen Gedanken verschwendet, eröffnet das Rosenbeet eine minzig-blumige Frische, die für mich auch eindeutig ein Alleinstellungsmerkmal hat.
In allem Blumen- und Holzspektakel jetzt von einer Gin-Note zu sprechen, die man höchstens erahnen, aber keineswegs herausriechen kann, scheint übertrieben. Aber tatsächlich birgt RM im Verlauf eine spritzig-klärende Frische, die sich mMn in einigen Gins (Hendrick's, Bobby's..?!) wiederfinden lässt. Das überrascht nicht wirklich, wenn man bedenkt, dass in einem guten Gin meist mit 5 - 11 "Botanicals"(Zitronenschale, Wachholder, Iriswurzel..) verarbeitet werden, die der RM-Duftpyramide zumindest etwas näher kommen.
Ich finde RM ist ein hervorragender Duft, der einem anfangs einiges abzuverlangen versucht, aber in seinem Verlauf imstande ist, den Träger durch seine blumig-minzige Frische durchaus zu belohnen. (Wie ein Gin Tonic in einem Rosenbeet nach Feierabend).

Die Haltbarkeit und Sillage gehen etwas auseinander, sind aber in anständiger Creed-Manier. Anfangs strahlt er sehr stark, ähnlich wie eine Nacht mit Wick Vaporub eingerieben und man sollte es meiden direkt am eingesprühten Handrücken zu riechen. Das abgeschwächte Niveau, was er nach einer Viertel Stunde in etwa erreicht, hält er dann auch gute 7 Stunden durch und Mann muss an einem Arbeitstag nicht unbedingt nachsprühen.

An dieser Stelle möchte ich zugleich noch auf einen Tipp von DaveGahan101 aufmerksam machen (vielen Dank nochmal an dieser Stelle). Er meinte, dass zwei Spritzer Himalaya der anfänglichen Sperrigkeit etwas entgegenwirken würden. Und siehe da.. es passt wie die Faust auf's Auge! Ich bin nicht wirklich ein Freund vom layern (ausgenommen Molecule) aber diese Kreation hat es mir seitdem einfach angetan. Wem das Blumenbeet oder das Wick Vaporub also zu unangenehm aufstößt, sollte auf jeden Fall einen Spitzer Himalaya dazusetzen. Mir brachte es nicht nur einen 100%en Wohlfühlfaktor, sondern vor allem auch zahlreiche Komplimente. Und so sitzt man nach Feierabend nicht nur im Rosenbeet bei einem Gin Tonic, sondern bestaunt noch im Hintergrund den Himalaya, der etwas Schatten spendet an diesem heißen Sommertag ;)

4 Antworten
TheScenter vor 7 Jahren 18 8
9
Flakon
7
Sillage
8
Haltbarkeit
9
Duft
"In irgendeinem abgelegenen Winkel des in zahllosen Sonnensystemen flimmernd ausgegossenen Weltalls gab es einmal einen Duft.."
So könnte ein weiterer Aventus-Kommentar beginnen. Wahrscheinlich würde er genauso wenig aussagen, wie die Bewertungen und Diskussionen der Batches und deren Haltbarkeiten..
Um es einfach mal auf den Punkt zu bringen, was Aventus von anderen (Dupe-)Düften unterscheidet, sollte folgendes Beispiel dienen:
Nachdem ich zahlreiche Dupes (IP2, L'Aventure, CDNIM etc.) getestet habe und mich bislang nur Zara VL zufrieden stellen konnte, war ich diesen ganzen überteuerten Aventus-Hype einfach Leid. Ich erkannte die Eigenständigkeiten und aber auch die Einbußen bzgl. Haltbarkeit oder Performance der Dupes.
Der eigentliche Auslöser, weswegen Aventus wieder attraktiv wurde, war ein Tagestrip in eine Großstadt. Nachdem ich die türkisen Läden nach ein paar Merklisten-Kandidaten absuchte und ernüchternd die Homogenität zahlreicher Neulinge auf dem Markt feststellte, ging ein junger Mann an mir vorbei, der eine Sillage hinter sich herzog, die ich derart noch nie gerochen habe. Schließlich fragte ich ihn, was er denn für einen Duft drauf hat und er antwortete "Creed!" ... ("Vintages?..wtf?.. was könnte das Irres sein..?") .... "Aventus!" ("ough!").
Wie konnte ich DEN Duft nicht erkennen?
Die Antwort ist im Grunde genommen ganz einfach:
Aventus schafft nach seinem Start einen schönen Spagat zwischen Frische und Rauchigkeit. Das mögen einige Dupe-Entwickler noch ganz gut nachbauen können. Dann jedoch folgt ein unverwechselbarer Drydown, der sicherlich je nach Batch etwas variiert, aber niemals von seinem Grundton abweicht. Eine Creed'sche Moschusnote vereint sich mit der fruchtig-rauchigen Kopfnote zu einer frischen und erhabenen Balance, die einerseits an Rasierwasser, andererseits jedoch an etwas teures erinnert. Die Performance ist unverwechselbar. Keine Monotonie, kein stechender Unterton - ein filigran zusammengebautes Werk, das in jeder Sekunde zu überzeugen weiß. Alles ist weich und gleichzeitig hart. Hell - frisch - elegant. Während du über den Duft noch nachdenkst, hat dich schon längst überzeugt. Ein Meisterwerk.

Edit 20.01.2018:
Erstrecht nach häufigem Gebrauch von für mich zwei sehr guten Dupes (L‘Aventure und eclat 700) kommt die einzigartige Duftkomposition des Originals so richtig durch. Während viele Dupes entweder in der Kopf- oder in der Basis unterirdisch billig wirken, liefert Aventus echtes Obst im Birkenteer-Mlschus-Dip. Sicherlich scheinen Batchdiskussionen im Gesamtbild gerechtfertigt, aber unterm Strich bleibt der Duft für mich ein Meisterwerk.

Es gibt Düfte, die ich nach wenigen Stunden tragen leid bin woraufhin ich mir gerne was anderes auflegen würde..
Bei Aventus habe ich diesen Gedanken nie. Es ist für mich der Zustand absoluter Perfektion.
8 Antworten
TheScenter vor 7 Jahren 9 3
8
Flakon
7
Sillage
9
Haltbarkeit
7.5
Duft
Die wahrscheinlich letzte Iteration
Schaut man sich derzeit auf dem Markt nach Trends um, stellt man fest, dass neben den aquatischen Ambroxan-Wässerchen, die wie Pilze aus dem Boden schießen und die Ära der aufdringlich süßen Synthetik beendeten, eine weitere Duftrichtung derzeit Konjuktur hat: süß-ledrig-pudrig.
Allem Voran natürlich der Urvater und Bestseller männlicher „Pudrigkeit“ - Dior Homme Intense. Mit seiner einerseits süßen an Lippenstift oder Rouge erinnernden Kopfnote, mag er vor allem virilen Nasen – wie mir - eher feminin aufstoßen, bleibt jedoch ungehalten auf den vorderen Plätzen der Mainstream-Herrendüfte (wahrscheinlich nicht zuletzt im Gefallen weiblicher Nasen begründet ). Einige Düfte wie Valentino oder Prada, versuchten ebenfalls dezidiert auf diesen Zug der DHI-DNA aufzuspringen und entwickelten dabei ziemlich schöne Eigenkreationen, die sich nach der Kopfnote jeweils in eine andere Himmelsrichtungen entwickelten.
Es scheint jedoch, dass keiner dieser Düfte es bislang geschafft hat, die Pudrigkeit und Süße durch eine noch schönere Holznote im Gesamtverlauf zu kompensieren, dass beispielsweise auch ein Tuscan Leather-Fan Gefallen an ihm finden könnte – wäre da nicht Loewe 001 Man.

Anfangs etwas gelangweilt und genervt von seiner DHI-Kongruenz, wartete ich gespannt seine Entwicklung ab und stellte nach wenigen Minuten fest, dass Sandelholz mit sanfter Unterstützung von Kardamom im Gesamtverlauf das Zepter übernimmt und der anfänglichen – für mich eher trocken und rau wirkenden – Süße, Einhalt gebietet.
Der puristisch und schlicht wirkende Flakon drückt meiner Meinung nach sein fulminantes, harmonisches und maskulines Zusammenspiel der Duftnoten sehr gut aus. Die Inhaltsstoffe scheinen selbstverständlich perfekt ineinander zu verschmelzen. Die Sillage ist anfangs laut und hell und mäßigt sich im Verlauf, bleibt jedoch, wie seine Haltbarkeit, auf sehr hohem Niveau.
Von allen Bestrebungen nach Perfektion – durch Iteration von Kompensation – hat Loewe 001 Man es geschafft, dieser nun am nähesten zu sein. (9,9991 = 10.0).


UPDATE 09.09.2017:
Nach mehrfachem Tragen wird eine im Drydown sehr monoton holzige Note deutlich, die mir auf Dauer den Duft etwas versaut. Ich vermute es handelt sich hier um ein dominantes Sandelholz, was ab 2 Stunden tragen den Duft stark dominiert. Daher ziehe ich in der gesamten Kategorie Prada L'Homme eindeutig vor.
3 Antworten
1 - 5 von 16