TinaPiano

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Rezensionen
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1 - 5 von 11
TinaPiano vor 10 Tagen 4
Gloomy Sunday
Zu diesem Duft sind so einige Kommentare und Statements (!) eingetrudelt. Ich habe vor allem bei Gourmands das Gefühl, dass ich mir aufgrund von Bewertungen kein gutes Bild verschaffen kann - Toffee oder Mandel oder Schokolade bekommen einen so unterschiedlichen Dufteindruck, je nachdem, wie die Komposition verwoben ist. Toffee bzw Karamell im Candy von Prada ist nicht zu vergleichen mit beispielsweise der Karamellsüße in Omnia Profumis Madera. Ersteren empfinde ich als fast schon verwegen durch die Prada-Iris, zweiterer hat eine gewisse Würzigkeit. Dennoch beides Gourmands und "süß". Und gerade bei Italica schrecken die Dufteindrücke "süß", "supersüß" und "untragbar süß" selbst Gourmandfans erstmal ab. Ich mag den Italica sehr und er hat für mich viel Ähnlichkeit mit Madera. Denn eines hätte ich nach den meisten Kommentaren überhaupt nicht vermutet: Ich empfinde Italica als einen überaus ernsthaften Duft. Der Toffee-Note fehlt jegliche kindliche Leichtigkeit, gezuckerte Milch, ja, durchaus vorhanden, aber im Kochtopf der betuchten Dame eines dunkelholzigen Herrenhauses in den Karpaten. Nicht im Candy-Shop. Der leicht scharfe Dufteindruck, der den Duft einigen als beißend süß verleidet, kommt - so meine ich - nicht durch die mandelige Süße zustande, sondern durch den Safran. Das muss man mögen, ich habe mit Safran tatsächlich so meine Probleme und das ist auch der Grund, weswegen Italica für mein persönliches Empfinden und Ranking keine 10/10 erhalten würde - der Dufteindruck ist sehr geschlossen und dicht, aber das haben viele "Milchdüfte" leider an sich, dass sie etwas zähtriefend erscheinen, wenn ihnen leichtere Komponenten fehlen. Die Farbe und Opazität des Flakons passt perfekt zu dem erwachsenen, ernsthaften und auch nach außen hin distanzierenden Duft, der sich darin verbirgt und von einer gewissen erinnernden Schwermut spricht.
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TinaPiano vor 5 Jahren 18 4
9.5
Duft
Friedliche Liebe
Liebe kennt viele Gesichter, hat viele Ausprägungen und obwohl sie ein universelles Gefühl ist, dem wir alle - glückselig oder leidend - meist öfter als ein Mal im Leben ausgesetzt sind und sein werden, ist doch keine Liebe vergleichbar mit der nächsten. Wir empfinden sie immer als absolut und einzigartig, in dem Moment, in dem wir sie fühlen. Und sie kann ganz unterschiedliche Gestalten annehmen, zugleich das Schönste und Dunkelste unseres Selbst zum Vorschein bringen. Von Mutterliebe zu Eifersucht. Von dem tiefen Bündnis - "Wir zwei gegen den Rest der Welt" - zu (Selbst-)Mordphantasien, sollte der Andere dieses Bündnis brechen... Das Drama der Antike und sein auftretendes Dilemma zwischen Polis und Liebe. Hyakinthos (mein liebster Mythos, der der wunderschönen Blume ihren Namen gibt und in seiner leidenden Wahrhaftigkeit die mal eben erworbene Rose zum Valentinstag vor Neid erblassen lässt). Goethes Werther. Anna Karenina. Chet Baker. Rammstein.

All diesem Drama und der Hysterie, die Liebe gar nicht mal so selten annimmt, trotzend, handelt Kenzos olfaktorische Interpretation von der friedlichsten Ausprägung. Seine süße Pudrigkeit ist von Beginn an da, doch nie stechend, nie überfordernd, nie einnehmend, nie eitel oder laut. Die Sillage ist vorhanden, doch stets angenehm. Die verspielte Kirschblüte und das leichte Mandelaroma des Heliotrop sorgen für die nötige schmeichelnde Versöhnlichkeit, die dem Tellerschmettern im Ehestreit folgen sollte (um beim Thema zu bleiben). Kenzo Amour ist der ausgeglichenste Partner, den man sich vorstellen kann - und duftet auch nach Selbstliebe. Ich empfinde eine - nur ganz leichte - emotionale Ähnlichkeit zu Laliques "Satine", wobei zweiterem jegliche Fruchtigkeit fehlt, die ihn etwas dumpfer und womöglich auch eindimensionaler erscheinen lässt. Dabei ist Amour jedoch - im Gegensatz zum "perfekten" Partner - nie langweilig, nur selbstgenügsam. Ein Designerduft, der zu Recht eine so hohe Bewertung hier bei Parfumo innehat und lange besteht. Ich persönlich suche immer mal wieder nach Düften, die in die Kategorie: süß, weiblich, lieblich, pudrig usw. gehören. Teste. Und etwas stimmt nie so ganz und ich wende mich unbefriedigt ab. Wem es auch so geht, der sollte mal Amour ausprobieren. Manchmal ist weniger eben doch mehr, und nachhaltige Befriedung wertvoller als kurzweilige Befriedigung.
4 Antworten
TinaPiano vor 7 Jahren 17 5
7
Sillage
8.5
Duft
Rose in Winterpuder gefasst
Leider, leider kommt Rose des Neiges bislang nicht allzu gut weg. Da ich ihn aber so wunderschön finde, muss ich wirklich mal eine Lanze für ihn brechen... Das alles ist natürlich hochgradig subjektiv!

Nicolas Bonneville ist mit Rose des Neiges wirklich die Umsetzung der Duftidee gelungen, die ich mir darunter vorgestellt habe: Trotz frisch-zitrischer, blühend heller Anklänge ist es ein Duft, der tatsächlich im Winter beheimatet zu sein scheint. Er beginnt, wie meine Vorkommentatorin bereits beschrieben hat, mit einer minzigen Note, die Mandarine ist auch deutlich zu riechen. Und ja - "gefrostet". Der Dufteindruck entsteht in meiner Vorstellung dadurch, dass es keine saftig-frische Fruchtnote ist, sondern tatsächlich eher eine verfremdete, zugleich bekannte, zugleich irritierend anmutende Duftnote ist. Hier könnte man tatsächlich die künstliche Note kritisieren - ICH tue das allerdings auf gar keinen Fall, ich finde nämlich den Auftakt in die Assoziation einer gleißend hellen Landschaft mehr als gelungen. Es folgt unverkennbar Rose, keine schwere, dunkle natürlich, sondern eine sehr zarte, mädchenhafte und auch hier fast schon anorganische Phantasieblume - an dieser Stelle verbindet sich die Frostlandschaft mit dem wundervollsten Cremetraum, den ich mir in diesem Zusammenhang vorstellen kann. "Weiß" bekommt hier über die Eisanklänge hinaus eine sehr schöne intime Note. Ich erkenne hier im Übrigen eine Ähnlichkeit zu Cacharels Noa - nur mit viel Rose. So bleibt der Duft auch auf der Haut, doch ohne die zitrischen Anklänge zu verlieren... Ich empfinde ihn als sehr weiblich, eher jugendlich, optimistisch und - und das gefällt mir besonders - als sehr ruhig. Die Faszination einer weißen Schneelandschaft, die mit dieser heimelig-unheimlichen, tiefen und blendend hellen Stille verbunden ist, strahlt auch dieser Duft aus. Weswegen ich sehr ernsthaft über einen Kauf nachdenke, denn ich empfinde ihn trotz seiner Gefälligkeit als sehr poetisch...
5 Antworten
TinaPiano vor 7 Jahren 43 7
10
Duft
Come la vita...
Mag sein, dass es den Festtagen geschuldet ist – die letzten Tage eines bitteren Jahres, die auf einen Neubeginn hoffen lassen und doch noch den Schleier des Vergangenen nicht ablegen können. Ich sprühe Come l’Amore zum ersten Mal in meinem Leben und weiß, dass ein hilfreicher Duftkommentar nicht nach dem allerersten Sprüher erfolgen sollte. Doch aus Angst, mein erster Eindruck könnte mit der Zeit verblassen und einer fachlicheren Ausdrucksweise weichen, schreibe ich viel zu früh einen Kommentar....

Dieser Duft ist so, wirklich so wunderschön, dass es mir die Tränen in die Augen treibt. Es ist, als hätte ich ihn schon viel früher in meinem Leben einmal gerochen, als beinhalte er (m)ein ganzes Menschenleben in dieser milchig weißen Flasche. Ich erinnere mich an alle möglichen Situationen meines Lebens, schöne Erinnerungen an Prag, an meine Mutter, an mein Verliebtsein, es ist der Duft einer Frau, die ich schon immer einmal sein wollte... Er beginnt mit einer pudrigen Süße, die mich daran erinnert, wie man als junges Mädchen auf dem Gras liegt, lang ausgestreckt und beobachtet, wie Wolken und Sonne im Wettstreit miteinander am Himmel rangen und wie man die Augen schließt, sobald die Sonne gewinnt... Das Herz des Duftes, blühender Jasmin, erinnert an die erste Liebe, an die erwachende Fraulichkeit und ist für mich zu gleichen Teilen Unschuld und Femme Fatale, doch nicht in dunkel-lüsternen Anklängen, sondern in tagheller Schönheit: Isabelle Adjani in ihrem mörderischen Sommer... Die Basis ist glasklar und beruhigend, etwas süßlich. Der Duft setzt sich auf die Haut, als wäre er nie woanders gewesen, als wäre er der eigene. Und hier denke ich an meine Mutter und an Mutterschaft schlechthin. Er wirkt so natürlich und lieblich, weich, wie eine leicht parfümierte Menschenhaut... Ich weiß nicht, wie Enzo Galardi das hinbekommen hat, ich weiß es wirklich nicht. Vielleicht sind mir auch Plätzchen und Wehnachtssuff zu Kopf gestiegen... Aber das ist ein so zärtlicher, lebendiger, aber auch tröstender Duft... Er ist einfach perfekt.

(Es tut mir leid, dass ich ihn so arg „verweiblicht“ darstelle, selbstverständlich soll er total geschlechtsunspezifisch getragen werden, wie alles an Düften.)

Smitty: Tausend Dank!!!
7 Antworten
TinaPiano vor 7 Jahren 10 2
9
Duft
Costner unter Wölfen
Franck Boclets "Amber" ist wirklich ein absolutes Winterträumchen, warm und sinnlich. Dabei handelt es sich um einen definitiven Unisex-Fall... Ich tendiere sogar eher dazu, ihn sehr gerne an einem Mann riechen zu wollen. Wenn ich ihn trage, fühle ich mich geborgen und umhüllt, besonders gefällt mir die Authentizität der Ambernote, die sich süßlich-würzig mit der Haut verbindet und - da gebe ich meinem Vorkommentator auf jeden Fall recht - einen eher natürlichen, unparfümigen Eindruck hinterlässt...

"Amber" startet recht kräftig-würzig und hier schon ziemlich süß (diese typische cremige und schwere Ambersüße, also nichts zuckriges) und - wie Angua schon bemerkt hat - gut süffig, was mir enorm gut gefällt. Im Übrigen erinnert er besonders hier an Diana Vreelands "Extravagance Russe", doch letzterer verheißt sehr viel, was er dann m.E. nicht einlöst, bleibt also zu zart und indifferent. F.B.'s "Amber" hingegen bleibt gut wahrnehmbar, macht allerdings auch keine große Veränderung mehr durch. Er ist ein - wie man so schön sagt - "Kuschelduft", den man eigentlich für sich selber trägt, der eine Geborgenheit im Alleinsein vermittelt und dabei verführerisch-maskulin wirkt. Dabei kann ich die einzelnen Noten überhaupt nicht herausriechen, sie verbinden sich zu einer wirklich schönen, homogenen Masse, die an einen Spaziergang durch Holz und Gestrüpp in der Abenddämmerung erinnert, irgendwo brennt noch ein Lagerfeuer, es knistert und knirscht im Unterholz... Dieser Duft hätte Kevin Costner in "Wer mit dem Wolf tanzt" gut gestanden, wobei ich annehme, dass Parfum nicht seine erste Sorge in Fort Sedgwick gewesen sein mag...

Absolute Testempfehlung für alle, die einen soliden, natürlichen Amberduft suchen.
2 Antworten
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