Tradescantia

Ein außerordentlich grün-blumiger Duft mit einer pudrigen Iris und Hyazinthe im Zentrum der Aufmerksamkeit. Kleine Tupfer dunkelgrüner Akente verlaufen sich in einem pastellfarbenen Landschaftsgemälde. Zarte Farben, die dennoch lebendig aufleuchten. Es ist ein Parfum mit eleganter, eventuell strenger Ausstrahlung, welche jedoch nicht in Härte verfällt. Es schwingt auch der für manche Chaneldüfte typische Kosmetikgeruch mit. Für mich wirkt er manchmal etwas distanziert. Kein Parfum, das allen gefallen möchte. Zumindest nicht aus heutiger Perspektive.
Ich habe die neue Version und kenne auch die alte. Die neue ist etwas leichter, etwas weniger moosig durchwachsen, aber dafür pudriger.
Dezente Anklänge von Frucht, Pfirsich, aber möglicherweise auch von Melone, nehmen Cristalle etwas die Schwere, lassen das Parfum atmen. Ebenso steuern die Maiglöckchen etwas liebliche Frische bei.
Eine Eignung zur Verführung würde ich dem Parfum nicht generell attestieren, denn eine gewisse Strenge, jedoch keine Härte, schwingt mit. Dazu passen ordentlich frisierte Haare, ein knielanger Rock, Heels ohne rote Sohlen, eine hoch geschlossene Bluse, zart rot betonte Lippen, ein Capeline-Hut, der die Sonne etwas abhält. Passt das in den Garten?
Ja und nein....einen Naturgarten dürfte der Duft nicht einfangen, aber ein englischer Garten könnte schon mit ihm assoziiert werden.

Es handelt sich um einen trockenen Duft, so wie sich heiße Luft trocken anfühlen kann. Erst nach und nach breitet er sich aus, legt immer noch eine Schippe drauf, bis sich alle Aromen zu einem Ganzen verwoben haben. Immer wieder erhascht man selbst etwas von seiner Schönheit, er flirrt trotz seiner Schwere leichtfüßig durch die Luft.
Eine fruchtige Süße umspielt von Weihrauch macht den Start aus, in der Mitte behauptet sich trocken-blumig die Immortelle , neben Rose und Jasmin.
Eine leichte grüne Facette bitzt hier und da auf, um sich in einer zart animalischen Basis zu verlieren. Dort ein hautartiger Moschusduft, nebst leichten Walnussnoten, minimal bitter. Etwas Leder, etwas umschmeichelnde Vanille, in diesem Stadium hat sich der Sturm gelegt, doch er hat noch nicht komplett seine Kräfte verloren. Er ist nicht besonders zugänglich, aber manchmal lohnt es sich dem Verlauf immer wieder nachzuspüren, wie einer Sinfonie, die man mehrmals hören muss, um sie zu verstehen.

Wie etwas Kühles so schmeicheln kann, beantwortet der Parfumeur mit "In Between". Oftmals quietscht der Pfirsich als Duftnote, doch hier kommt er sehr kühl-fruchtig daher und dennoch nicht unreif oder verdünnt. Manchmal zeichnet sich Weißwein durch ein gelb-orange-fruchtiges Bouquet aus. Daran fühle ich mich erinnert.
Das macht die Kopfnote für mich einzigartig. Einem Schmeichler könnte auch zum Vorwurf gemacht werden, dass er oberflächlich bleibt, doch auch das empfinde ich hier nicht so, denn es offenbaren sich reinlich-zarte Maiglöckchen mit Strahlkraft und Jasmin als wärmende Nuance . Verbunden mit dem Rosenholz und dem Patchouli erlangen die hellen Noten Tiefe. Alles wirkt sehr geschliffen, kristallklar.
Manchmal meine ich auch Rosen zu riechen, zart untergemischt, mit leicht prickelnder Säure. Veilchenpuder legt sich wie ein Schleier über die gezähmte Blütenpracht. Naiv finde ich den Duft nicht, er wirkt seriös, nichts, das zum Feiern taugt, doch auf eine Art ist er ein Beispiel dafür, dass stille Gewässer tief sein können.

Der Duft eröffnet wie ein Cologne, jedoch ist die Lavendelwolke etwas dichter und haltbarer, als erwartet.
Abends aufgetragen nehme ich früh morgens noch eine weiche Spur wahr. Der Lavendel riecht wie frisch getrocknet, ganz leicht heuig, herb krautig und aromatisch grün. Etwas Rosmarin lässt den distanzierten Duft sonniger erscheinen, etwas kerniger und weniger blass, doch hat man im Großen und Ganzen die schlanke Linie bewahrt.
Die süßlichen Noten geben nur eine zarte Grundierung und lassen dem Lavendel den Vortritt. Diese minimale Pudrigkeit mindert den puren Eindruck des Duftwassers nicht.
English Lavender - eine zeitlose Erfrischung.
Etwas blumige Würze ohne hitzige Noten lässt ihn strahlen, meinen seifigen Frühlingsboten.

Hier wird noch richtig gefeiert, mit Grand Manier, Cointreau oder Hennessy , große lange Ohrringe, auffälliger Schmuck, egal ob Kristalle oder echte Diamanten. Liebevoll geschminkte Gesichter und lange Haare bei Frau und Mann.
Es wird nicht gespart , die Böden zieren handgemachte Berberteppiche, man spielt Schach oder flirtet, die Kleider sind weit und lang , die Röcke kurz - Man lebt für den Augenblick. Led Zeppelins ekstatische Musik flirrt von der LP durch den gedimmt beleuchteten Raum ,mit hohen Fenstern und Stuck an der Decke , der Kristallleuchter schwingt leicht nach rechts und links und erscheint den feiernden Menschen wie das focaultsche Pendel. Aromatics Elixir schmückt eher eine schüchterne Gestalt, die beobachtend auf einer Chaiselongue Platz genommen hat .
Von ihr geht jedoch ein ganzer Schwall von Gewürzen aus, ein Duft wie grüner Samt, aus dem ihr Kostüm geschneidert ist , ja es mutet fast zu klassisch an. Ein Zweiteiler, knielanger Rock , taillierter Blazer, ein cremefarbenes Seidenhemd.
Aromatics Elixir ist gleichzeitig kühlgrün und holzigwarm , Muskatellersalbei für die maskuline Kante - kein Parfum für jedermann. Eventuell für alle und keinen.
Auf die freien Geister!
Markante blumige Aromen legen sich nieder auf dem grünen Samt. Eine Rose ziert das Dekolleté.
Ylang-Ylang steuert etwas Wärme bei. Das Moos bildet einen außerordentlich guten Haftgrund - hier sitzt alles am rechten Fleck.
Jasmin lauert animalisch, wie das Kaminfeuer. Jemand hat die Bluesharp gezückt und improvisiert. Der nächste verlangt seiner Klampfe einiges ab und AE hält und hält bis das Zimmer geräumt werden muss und vermutlich noch länger.