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Turandots Blog
vor 7 Jahren - 02.09.2017
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Eine ganz persönliche Abrechnung mit Roja Dove

Es gibt eine Marke, der ich inzwischen bei Parfumo geflissentlich aus dem Weg gehe. Wobei der Begriff „Marke“ ja schon despektierlich klingt angesichts des Luxus und Glamour die sie verkörpert. Ich weiss auch durch eigene Tests, dass die Düfte perfekt gemacht sind, für (fast) jedermann sehr gut tragbar, kostbar, womit ich nicht in erster Linie den Preis meine, und ein Highlight in jeder Sammlung darstellen und doch – ich mag die Marke nicht.

Das klingt erst mal kindisch und angesichts meines Alters sollte ich über solche Anwandlungen erhaben sein. Umso mehr hat mich immer wieder beschäftigt, warum das eigentlich so ist.

Die unverschämte Preisgestaltung alleine kann es nicht sein. Wir haben bei Parfumo etliche Häuser gelistet, deren Preise auch mein normales Budget überschreiten und die ich mir nicht alleine durch seltene Rohstoffe oder kostbare Flakons erklären kann. Das nehme ich zur Kenntnis und verzichte eben oder fange an zu sparen. Bei Roja käme es mir inzwischen gar nicht mehr in den Sinn, Euro für Euro zur Seite zu legen, um mir irgendwann das Original von Diaghilev oder A Midsummer Dream zu leisten. Letzteren Duft konnte ich nun zwei Tage testen und bedauere sehr, dass ich nicht weiß, wer dieses Kunstwerk erschaffen hat. Der Duft ist ein Traum – nicht nur im Sommer.

Denn das ist der springende Punkt, warum Roja Dove für mich zum Ärgernis wurde. Mir kann niemand erzählen, dass Roja persönlich in ungefähr 10 Jahren 127 Düfte kreiert hat. Das sind die Zahlen die ich bei Parfumo finde, womöglich sind es noch mehr. Er ist ein begnadeter Selbstdarsteller und hat bei Guerlain gelernt, wie man Düfte vermarktet. Dass er dieses Wissen nutzt, das ist legitim. Dass er seinem eigenen Label dabei auch seinen eigenen, persönlichen, excentrischen Stempel aufdrückt ist auch legitim. Es stört mich noch nicht mal, das er geheim hält, wer die Parfums wirklich so meisterlich geschaffen hat. Das war jahrzehntelang so Usus, bevor die Starparfumeure den Dufthäusern eine neue Dimension von Glanz verliehen.

Was mich ärgert ist der Umstand, dass das Label so tut, als würde Roja Dove zwischen zwei Marketingterminen und Galavorstellungen mal schnell im Labor verschwinden um über Nacht 10 neue Düfte auf den Markt werfen. Da fühle ich mich gelinde gesagt veralbert und darüber bin ich auch in meinem Alter noch nicht erhaben. Ich hoffe nur, dass die Parfumeurin oder der Parfumeur, der wirklich solche Kostbarkeiten zustande bringt auch gehörig von dem Reichtum abbekommt, den Roja Dove dank seiner betuchten Kunden angehäuft haben muss.

Mir macht es inzwischen nicht mal mehr besonders Freude, die Düfte zu testen. Schade, aber Parfums sprechen eben nicht nur den Geruchssinn, sondern auch Emotionen an - und das tun eben auch die Parfums von Roja Dove.

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