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vor 8 Jahren - 20.10.2016
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Zwischenbilanz

6 Jahre ist es nun her, dass ich auf der Suche nach Duft-Infos für meine Azubis über Parfumo gestolpert und natürlich hängen geblieben bin.

Damals beruflich und notgedrungen auch privat dufttechnisch mehr dem Mainstream verhaftet hat sich für mich eine neue Welt eröffnet und erfreut konnte ich feststellen, dass ich - damals zumindest - durch meine über 40jährige Duftkarriere doch einiges beitragen konnte und nicht nur selbst profitierte. Ich sehe mich noch nächtelang den H&R-Atlas durchstöbern und "alte Bekannte" hier auf Parfumo wieder entdecken, die Hatte-ich-Liste erweitern, Kommis verfassen und die Merkliste füttern.

Damals gab es für mich als Lieblingsmarke erst mal Guerlain und dann lange nichts. Hermès, Chanel, Dior, Givenchy, Balenciaga und Piguet gehörten zu meinem duftenden Umfeld und mit Patou, Balmain, Caron und anderen konnte ich Wiedersehen, bzw. -riechen feiern.

Neue Welten taten sich mir auf, denn Amouage, Serge Lutens, Kilian, Goutal, Micaleff und viele andere erweiterten meinen Dufthorizont und schmälerten mein Sparschwein. Die Sammlung wuchs zeitweise auf über 100 Düfte und der Haben-will-Reflex musste erst mal ausgelebt, dann aber doch bekämpft werden. Gottlob mit Erfolg.

Irgendwann im Laufe der Zeit kristallisierte sich in meiner Sammlung ein Stil heraus, der gar nicht beabsichtigt war, der aber meine Duftvorlieben spiegelt, weil ich bei keinem der Parfums in meinem Schrank mehr Abstriche machen muss. Die Ausflüge in die Welt des Orients, die Expeditionen auf der Suche nach dem Oud, mit dem auch ich leben kann, die Schnuppertour ins Land der Avantgarde habe ich mehr oder weniger unfallfrei hinter mich gebracht und bin nun an einem Punkt angelangt, an dem ich mich ziemlich entspannt zurücklehnen und meine Parfums genießen kann.

Erstaunlicherweise haben sich dabei Vorlieben entwickelt, die nichts mit Marken zu tun haben - jedenfalls nicht vordergründig. Es geht mir heute mehr um die Parfumeure, deren Arbeiten bei mir Saiten zum Klingen bringen. Thomas Fontaine z.B. der für Lubin und Le Galion arbeitet, Amélie Bourgeois, Enzo Galardi und so manch anderer, der hinter Roja Dove, Kurkdjian und Co. auf Parfumo ein Schattendasein führt. Wobei ich mir gar nicht sicher bin, ob Roja Dove wirklich der Parfumeur "seiner" Düfte ist, aber das ist ein anderes Thema.

Guerlain gehört inzwischen für mich zu den kostbaren Erinnerungen, denn die Düfte von Thierry Wasser sind zwar eine Klasse für sich, sprechen mich aber nicht emotional an. Hermés wird wohl für mich auch bald Vergangenheit sein, denn Jean Claude Ellena zieht sich zurück und Christine Nagel hat eben ihre eigene Handschrift, und das ist ja auch gut so.

Wie sich Parfumo selbst in den sechs Jahren verändert hat.... nein, das werde ich jetzt nicht lang und breit zum Thema machen. Ein Forum lebt mit und von den Menschen, die es nutzen und die sind eben heute meist andere als damals. Vielleicht ging es uns damals noch mehr um die Parfums und weniger um uns selbst. Die Arbeit, die für Don und sein Team dahintersteckt ist mit Sicherheit nicht weniger geworden und dafür sage ich an dieser Stelle wieder einmal "dankeschön".

Nun also keine Müdigkeit vorschützen. Weiter gehts, schließlich soll das ja nur eine Zwischenbilanz sein, denn die nächste Probenbestellung ist schon unterwegs.


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