Turbobean
I / smell / Quality
vor 5 Jahren - 14.07.2019
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Meine Signatur oder: Ich weiß, was ich will.

Es ist schon erstaunlich, wie oft ich mich mit dem Thema „Düfte“ beschäftige, obwohl ich eigentlich keiner der Hardcore-Sammler bin. Und ich finde es einfach wunderbar, dass ich mir zum Beispiel Morgens, bei einer Tasse Tee, noch bevor der Arbeitsalltag über mich hereinbricht, Gedanken mache über meine Vorlieben und die neuesten Abfüllungen, dass ich schnuppere, in Betracht ziehe, bewundere, seziere, beschreibe und auch verwerfe. Das Ganze ist für mich total erfreulich und entspannend.

Dann setze ich mich auch noch an einem Sonntag Mittag hin und schreibe einen Blog über diese eigentlich total unwichtigen Dinge. Ich finde, das ist ein Stück Lebensqualität und einfach total positiv.

An einem dieser ruhigen Morgende, bei einer Tasse Tee, erkannte ich auch, was meine Signatur ist.

Ein Signaturduft, also ein Duft, den man am häufigsten und am liebsten trägt, mit dem man sich am besten identifizieren kann, hat Vor- und Nachteile:

Ein gravierender Vorteil ist, dass man ein Erkennungsmerkmal hat. Ich erlebe das bei Freunden und Bekannten, die sich keine großen Gedanken machen, sondern einfach nur einen Duft ständig benutzen. Eine Freundin trägt bei unseren Treffen immer „Chloe“, unser Elektriker duftet immer nach einem männlichen Beifuß-Deo (sowas spanisches), ein Bekannter riecht immer recht streng nach Synthetik und eine Lehrerin in der Kunstakademie, sie hat braune, volle Locken, die ihr wahnsinnig gut stehen, verwendet nur Jil Sander III, der ihr ebenso gut steht.

Das hat was: Ein Duft, der zu einem Menschen gehört. Eigentlich finde ich dieses Konzept toll. Nachteil: Man selbst riecht den Duft, welchen man täglich benutzt, nur noch kurz nach dem Aufsprühen. Für mich wäre das nichts, denn ich möchte meinen Duft zumindest ein paar Stunden oder am besten den ganzen Tag über wahrnehmen.

Dem Konzept „Signaturduft“ steht in meinem Fall also die Adaptionsfähigkeit des Geruchssinns entgegen.

Doch nun hat mir ein Duft vor Augen geführt, was ich will, wie ich duften möchte und wie ich den Spagat zwischen Signatur und Adaption hinkriege:

Seit zwei, drei Monaten besitze ich den Duft „Freshman“ von Truefitt & Hills. Böse Zungen behaupten, es handele sich um billigste Synthetik. Für mich ist es hingegen der optimale Duft. Aber warum? Nun, es gibt zwei Arten von synthetischer Frische, die ich liebe: Die wilde Frische der Meeresluft und die kühle Frische der Bergluft. Für beide gibt es synthetische Entsprechungen. Zum Einen den berühmten Cool Water Aquatik-Akkord, wie man ihn auch in „Green Irish Tweed“ findet und zum Anderen den weit verbreiteten „Sky-Air-Akkord“, den man von „Pleasures for Men“ und „Himalaya“ von Creed kennt.

„Freshman“ startet mit kühler Bergluft und mündet nach vielen Stunden in dem angenehmen Duft einer nordischen Meeresbrise a la Cool Water. Kraftvoll und frisch. Klar und sauber. Synthetik, die in mir Assoziationen von Erlebnissen in der Natur hervorruft, abgerundet mit frischen Zitrusfrüchten und als Gegenpol ein Hauch blumiger Ylang-Ylang.

Und DAS ist meine Signatur: Frische! So dufte ich am liebsten, damit fühle ich mich am wohlsten.

Und zum Glück gibt es mehrere Vertreter aus dieser Richtung, so dass ich mich nicht auf einen einzigen Duft beschränken muss. „Green Irish Tweed“, „Himalaya“ und eben auch in „Freshman“ senden alle diese wunderschöne Botschaft: Frische, Natur, Sauberkeit, klare Luft. Auch „Original Vetiver“ duftet zumindest seifig und sauber. („Aventus“ hingegen habe ich nun verkauft, weil ich einfach keinen Bock mehr habe auf zu viel Pompöses.)

Und wenn ihr, liebe Duftverrückte, weitere Vorschläge in dieser Richtung habt: Nur heraus damit. Ich bin für Tipps dankbar.

Und ich bin dankbar, dass ich hier in Frieden und Freiheit und mit großer Freude meine Gedanken über dieses harmlose, nebensächliche, unschuldige Thema schweifen lassen kann, als ginge es um ernsthafte Fragen des Lebens.


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