VelcroBanana

VelcroBanana

Rezensionen
VelcroBanana vor 7 Jahren 8
8
Flakon
6
Sillage
6
Haltbarkeit
7
Duft
Griechischer Bengel, noch Grün hinter den Ohren
Ich muß hier mal eine Lanze brechen für Blue Sage.
Ja, die bisherigen Statements treffen zu, aber man sollte es ihm nachsehen, da er nämlich etwas grün hinter den Ohren ist. Das ist so ein EdT, welches ausdünstet: Wenn ich groß bin, dann werde ich ganze Galaxien von Limetten und Tannenwäldern in gleißendem Licht einer explodierenden Supernova…ähh, ja, genau!

So ein Tagträumer ist er nämlich, der Blue Sage. Der tut gar nicht erst, als wäre er ein aquatisches Schwergewicht, nö, der ist von Anfang an ein selbstbewusster Halbstarker, vollkommen naiv, mit stolzgeschwellter Brust und voller Tatendrang. Er ist kein Alphatier und versucht gar nicht erst in diese Liga vordringen zu wollen.

Das liegt daran, daß er einfach ist:
Er riecht am Anfang wie das Ergebnis einer morgentlichen Dusche zum Start eines strahlenden Sommertages.
Das ist seine erste Stärke: Der Träger riecht sauber und fühlt sich frisch.
Das hält er auch lange aus, und nach und nach nimmt er sich nicht mehr so wichtig, sondern gibt sich immer mehr zuverlässig und geerdet.
Dann nämlich bemerkt man einen leichten, kühl-schattigen Kern, der ein Gegengewicht schafft zu der gesamten aquatischen, duschigen Frische. Dieser Kern ist auch der Grund, weswegen ich für den griechischen Bengel die Lanze breche.
Vermutlich die Tanne, weder bissig, noch muffig. Er gibt der Frische mehr Volumen und erdet den Duft auf leichte Art. Aber leider zu leise…

Ich suche ein EdT, daß dieses Zusammenspiel von schattiger Nuance und Frische/Helligkeit noch famoser gestaltet. Das ist die einzige, aber beinahe fatale Schwäche von Blue Sage: Er ist noch grün hinter den Ohren.

-Guter Office-Duft, tut nicht weh, wirkt belebend.
-Guter-Morgen-Duft, vielleicht ein Aufheller für verregnete Morgen.
-Definitiv kein Abendduft, noch nicht einmal für Sommernächte.
-Rendezvous? Eher nicht, ist eher Keil als geil.
0 Antworten
VelcroBanana vor 7 Jahren 15 4
9
Flakon
8
Sillage
7
Haltbarkeit
7.5
Duft
Logbuch der „Bleichen Hering“ von Capt. Jock Strap
---/ 05.01.2017 /---
Stockfisch: 85,4
Makrele: 101,1
Schwertfisch: 1
Calamari: 54,2
Autoreifen: 1

Die See ist etwas ausgepeitscht, lässt sich aber mit einem Opferfisch und ein paar Zeilen Keats besänftigen.
Habe im Treibnetz ein Fläschen gefunden, merkwürdige dunkle Flüssigkeit. Whisky? Etikett sagt „Lord of Goathorn“. Wahrscheinlich selbstgebrannt.

---/ 06.01.2017 /---
Walfisch: 0,25
Makrele: 2,27
Tintenfisch: 2045,9
Autoreifen: Winter

Die See ist extrem aufgepeitscht, und als ich das Treibnetz einhole taucht ein bärtiger, muskulöser Typ auf, reitet auf einem Seepferd, brüllt mir etwas zu und schmeisst mit einer Heugabel nach mir. Ich zitiere ein paar Zeilen Keats und behalte die Gabel.
Nachtrag: In dem Fläschen war kein Whisky, sondern irgendwas. Wollte es schon wegschmeissen, aber die Pipette ist noch ganz neu. Ich werde sie ausspülen, kann sie bestimmt gebrauchen.

---/ 07.01.2017 /---
Stockfisch: 120,0
Makrele: 51,6
Hammerhai: 1
Autostoßstange: Ford Fiesta

Merkwürdig: Der Geruch von Zeug in dem Gläschen geht mir nicht aus dem Kopf. Habe nachgeschaut, und auf der Rückseite steht irgendwas mit Seetang, Estragonöl und Basilikum. Wozu macht man sowas? Ein Parfüm ist das nicht. Das Zeug riecht wie in Mrs. Flimshipherthin’s „Laden für Ölmalerei- und Munitionsbedarf“ und es zwiebelt in der Nase wie Aceton. Mist, jetzt habe ich es auf meinen Arm verschüttet. Pfui! Riecht ganz schön streng. Oder nur anders streng als sonst…

Nachtrag: Später, beim Krabbenpullen, roch mein Arm eigentlich fast gut. Bisschen auch wie Arzneimittel, so eher Kräuterisch. Ist vielleicht doch zum trinken, wenn sich was in den Bronchien festgesetzt hat...
---/ Logbuch Ende /---

Kurzfassung: „Lord of Goathorn“ ist intensiv, scharf, riecht wie liebliches, würziges Schießpulver.
Das Estragonöl ist kein bisschen weichgezeichnet, deshalb ist das hier kein olfaktorischer Spaziergang an einem Sommertag in einem Kräutergarten, das ist tatsächlich ein Laden für Ölmalereibedarf und eine kleine Flasche mit Farbmittelverdünner auf pflanzlicher Basis ist soeben auf den Boden zerborsten und zieht in die Holzdiele (Die übrigens keine Blasen wirft oder raucht. So schlimm ist es nun auch nicht…).
Aufgetragen (Oh, ja!) hält sich die Schärfe eine ganze Weile, bis sie nach rund 30 Minuten leiser wird und Platz macht für den Basilikum. Falls Lakritze im Spiel ist dann liegt sie unter dem Basilikum.

Das ist ein reiner Liebhaberduft. Für Abends vorm Kaminfeuer mit einem torfigen Whisky, nachdem man tagsüber das erlegte Wild eigenhändig aufgebrochen hat…
4 Antworten
VelcroBanana vor 7 Jahren 12 3
7
Sillage
8
Haltbarkeit
8
Duft
Sei ein Unmann (oder Unfrau)
Obacht, hier kommt mein 1. Kommentar!
Aber erst einmal ein großes Lob an alle Parfumos für die Begeisterung, Akribie und gute Laune, die ihr Parfüms und sonstige Duftwässerchen entgegenbringt. Es ist mir eine Wonne, eure Kommentare zu lesen. Es ist ein Gewinn, durch eure Erfahrungen eine zuverlässige Richtschnur in der Hand zu haben, wenn ich olfaktorisches Neuland betrete.

So auch geschehen bei „Green Carnation“.
Zunächst durch Zufall in ALZD entdeckt und neugierig geworden, habe ich dann hier eine Bekräftigung meines Bauchgefühls gefunden und eine Probe bestellt.
(Ich bin, was Parfüms betrifft, reichlich unbeleckt. Die übliche Regalriege bei Douglas oder DM spricht mich nicht an. Dafür kenne und schätze ich die Produkte vom LUSH, auch einige Parfüms. Dort habe ich erst gemerkt, was qualitativ hochwertige Produkte wirklich ausmacht.)

„Green Carnation“ schien also ein Kandidat, der aus der „Schema F“-Reihe tanzt:

Kopfnote: Nelke, Grapefruit, Baumwollblüte
Herznote: Roter Pfeffer, Vetiver
Basisnote: Rauchige Noten, Whisky

Aufgetragen und erstmal gestutzt.
Jetzt wird’s ein bißchen krampfig, denn ich weiß nicht, was ich da rieche. Röche ich rauchige Noten, dann würde ich sie so benennen können, aber: Fehlanzeige. Stattdessen leicht stechend in den ersten 2 Minuten, mehrere Komponente, aber alle gleichberechtigt nebeneinander. Kein Gerempel mit ausgefahrenen Ellbogen, dafür ein mehrschichtiges Zusammenspiel.
Der erste Eindruck geht über in einen kraftvollen, hellen, warmen Duft. Die Grapefruit ist minimal, zumindest ist da nichts, was an Zitrusfrüchte erinnert und erst recht nicht an Limo.

Jetzt bin ich aber schon fast fertig, denn dieser Duft, der sich nach rund 5 Minuten entfaltet hat, bleibt so konstant für die nächsten 6 Stunden!
Er bleibt hell, warm und freundlich. Da ist kein bißchen Rauch, also ehrlich. Whisky? Niemals nie.

Was mir an „Green Carnation“ gefällt ist, daß es zwar einerseits eindeutig nach pflanzlichen Ursprung riecht, aber zwischen allen Stühlen sitzt. Es riecht eindeutig blumig, die ganze Zeit, aber jedesmal, wenn mein Verstand sagen will, daß ist ein femininer Duft, kommt klipp und klar: Nein, ist er nicht, und erst recht nicht maskulin. Ich behaupte, dieser Duft ist nichts für Männer und Frauen, die eindeutige Parfüms benutzen, um ihre Geschlechtereinteilung zu unterstreichen.

Ich mag ihn immer mehr, weil ich einfach nicht schlau draus werde.
3 Antworten