Vikk

Aramis, DER Herrenduft aus einer vergangenen Epoche. Spontan kam ich auf die Idee, mir eine Vintage-Miniatur zu schießen, als ich herausfand, dass das wohl das Cologne von Freddie Mercury, meinem mittlerweile täglichen Begleiter, war.

Paket aufgemacht, dran gerochen, und erstmal stutzig geworden. Müffelt ganz schön, dachte ich mir. Hat aber auch was luftiges. Ein starker Kontrast zu den modernen Düften, die ich bis dato in meiner Sammlung hatte. Herber, etwas dreckig, kantiger, männlicher - mal was ganz anderes.
Man(n) gab damals nichts drauf, anderen zu gefallen.

Der Gute startet bei mir mit einer muffigen, pfeffrigen Bergamotte, wobei sich nach kurzer Zeit eine gewisse Cremigkeit hinzugesellt. Ich habe keine Ahnung durch was die kommt, ich tippe aber mal auf die Kombi Salbei und Iris.
Kein starker Verlauf, nach einer Zeit gesellt sich das Leder dazu, was den Aramis schön abrundet und ihm Kante verleiht. Eine leichte Schweiß-Note mag ich zu vernehmen. Riecht nach Sex, Drugs & Rock’n Roll.

Performance ist ne 8, ordentlich für ein Cologne. Sillage präsent, aber nicht zu stark. Top.

Mir macht’s richtig Spaß ihn zu tragen, vermutlich weil ich ihn mit einer Zeit verbinde, die ich sehr gerne erlebt hätte.
Eine Zeit, in der es mehr Uniqueness gab, weniger Einheitsbrei. In der nicht in jeder Sekunde ein Flanker rauskam. In der sich nicht jedes Lied gleich angehört hat. In der nicht alles um Show-Off ging.

Aramis, bist n cooler Typ!

Ich öffne die Tür meiner Blockhütte im Wald, die ich vor ein paar Jahren mit Freunden gebaut hatte. Kaltes Nass widerfährt mir. Aber ich muss Holz hacken gehen, damit ich meinen Kamin schüren kann. Also gehe ich wieder rein, werfe mir meine Jacke um und verlasse mit meinem Hund zusammen die Hütte in Richtung Holzscheit. Ich nehme die am Gartenhaus lehnende Axt in die Hand und platziere vorsichtig ein Stück Holz auf meiner Unterlage. Ich schlage zu. Krachend bricht das Stück entzwei. Das wiederhole ich ungefähr 15 mal, bis ich mir meinen Korb schnappe und die Stücke hineinlege. Ich mache kehrt und begebe mich zurück zur Hütte, wo Zimtschnecken im Ofen auf mich warten. Die hatte ich vorhin noch schnell gemacht. Ich öffne die Tür, sowohl Hund als auch ich triefen. Hund legt sich auf die Couch vor den Kamin, während ich in die Küche gehe und die selbstgemachten Zimtschnecken aus dem Ofen hole. Es duftet herrlich. Zusammen mit ein paar Mandarinen richte ich sie an und lege mich zu Hund auf die Couch. Woah, alles ist nass. Aber das Feuer wärmt. Der Duft der Zimtschnecken liegt in der Luft, zusammen mit der Wärme wird es ganz schön schwitzig hier. Ich stecke meine Nase in das kalte, nasse Fell von Hund, und mach mir gar keinen Stress. Herrlich.

"Musc Ravageur | Editions de Parfums Frédéric Malle" startet mit einem Gemisch aus Lavendel, Mandarine & Zimt, wobei auch ziemlich schnell der Moschus seinen Auftritt hinlegt und dem Musc etwas cremiges und weiches, fast schon schwülstiges verleiht. Kann bei Überdosierung durchaus unangenehm werden.

Mich erinnert der Auftakt an ein Hotel Spa an einem regnerischen Tag. Zunächst im Dampfbad. Danach einen warmen Tee in der einen Hand, getrocknete Früchte und Nüsse in der Anderen. Entspannen auf der Liege. Der Musik lauschen und für einen kurzen Moment abschalten.

Der Musc ist die perfekte Mitte zwischen leise und laut. Haltbarkeitstechnisch komme ich hier auf 5-7 Stunden, danach ist der Spa Day wieder vorbei.

Schade, aber dafür freut man sich auch auf den nächsten.

Was hab ich mir nur dabei gedacht? Der Wetterbericht hat doch Sonne und eine ruhige See vorausgesagt. Als ich heute früh mein Haus an der Küste Schottlands verließ und mich voller Vorfreude auf den bevorstehenden Tag auf meinem Boot freute, war das Wetter noch gut.
Aber jetzt sitze ich hier, und die Wellen spielen sich mein Boot wie einen Ping-Pong Ball gegenseitig zu. Ich bin machtlos. Wind , er spritzt mir die Gischt der brechenden Wellen ins Gesicht. Die Salzkruste brennt auf der Haut, sie brennt in den Augen. Mann, das Boot habe ich doch erst vor ein paar Monaten gebaut, es darf mich doch nicht genau jetzt im Stich lassen. Mein Leben darf noch nicht vorbei sein. Unglücklicherweise atme ich genau in dem Moment ein, als eine gigantische Welle mein Boot überkommt. Ich schlucke Salzwasser. Ich huste. Versuche das Boot zu stabilisieren. Es gelingt. Zu allem Überfluss, eine dichte Regenwand am Horizont. Weitere Wellen überkommen das Boot. Klatsch. Eine Alge fliegt mir ins Gesicht. Voll aufs Auge. Salzwasser brennt im Auge. Kurze Zeit später fängt es an zu regnen. Nass bin ich eh schon, was soll mir noch groß passieren. Kentern? Ja, dann wars das eben mit mir. Ich schicke ein Stoßgebet zum Himmel und füge mich meinem Schicksal. Ich lege mich hin, schließe meine Augen und hoffe, dass alles schnell vonstatten geht.

Nanu, was ist das? Ich spüre Sonnenstrahlen. Auf meiner Haut? Nein, wahrscheinlich bin ich im Himmel. Stop. Nein, es ist tatsächlich meine Haut. Ich öffne meine Augen. Ein Widerstand. Das Salz hat meine Wimpern verklebt. Ich grinse. Ich habe es tatsächlich geschafft. Ich bin wieder am Strand. Zwar fehlen Paddel, Rucksack und Fernglas, aber mein Boot ist noch heile. Ich kann es nicht fassen.

Test the waters ;-)


oder eben nicht, aber dann seid euch einer Überraschung sicher :-)

Mein 10-Jähriges Ich im Sommer 2012 im Kainzenbad in Garmisch auf der Liegewiese: "Mama, darf ich mir ein Eis holen?" "Ja Tiggi, darfst du. Komm wir gehen eins holen." In meinem Kopf schwirrt es, was soll ich mir bloß für ein Eis holen? Cornetto? oder doch lieber BumBum? BumBum solls sein, mein damaliges Lieblingseis. Cool sah dieses rote runde Ding aus, mit dem Kaugummi als Stiel. Ich mach's auf, schleck a bissel und lege mich wieder in die Sonne, um mir daraufhin nen dicken Sonnenbrandy zu holen.

Und jetzt, zehn Jahre später rieche ich dieses Eis wieder: Aus dem Flakon von Eau de Soleil Blanc. BumBum Eis mit einem Hauch von Kokos und Sonnencreme. Fantastisch. Ich seh sie wieder vor mir, die quietschbunte Luftmatratze, die anderen Kinder und die Vorfreude auf das Abendessen im Restaurant, in einer Zeit, in der vieles noch leichter und unbeschwerter gewesen zu sein scheint.
Einen großen Verlauf hat dieser hier nicht, aber das braucht er nicht. Er ist toll so wie er ist. Weckt Erinnerungen an vergangene Urlaube und weckt die Vorfreude auf bevorstehende. Leichter als sein großer Bruder, und wie ich finde, dadurch ein besserer Begleiter auch bei höheren Temperaturen.

Preis-Leistung stimmt hier wie ich finde auch, 160 Flocken kann man für 100ml schon mal schneien lassen, ohne dass einem die Düse beim Checkout geht. Performance ist bei mir echt gut, komme locker auf 6-7 Stunden, und zwischendurch habe ich den immer mal wieder in die Nase.
Ein toller Sommerduft, Chapeau Mr. Ford.

Sowas habe ich noch nie gerochen. Signaturepotenzial.

Ein Apfel fällt vom Baum hinunter, auf frisch ausgelegte Erde. Das Gewicht des Apfel drückt ihn beim Aufprall in die Erde, es formt sich ein Krater. Gut fixiert liegt er nun da. Es ist Hochsommer, jeden morgen sprenkelt der Hausherr Wasser auf die frische Erde. Die Sonne macht ihre Arbeit, der Apfel beginnt langsam zu gären, das Wasser entweicht und sickert in die Erde. Die Erde trocknet wieder, es wird Nacht. Und am nächsten Tag wieder. Dominique Ropion läuft hinaus in seinen Garten, besorgt sich eine Schaufel aus seiner Garage, und lädt die versäuerte Erde auf. Innen auf dem Esstisch steht ein leerer Glasflakon, das zukünftige Zuhause dieser Rezeptur. Den Namen Promise soll es tragen.

Promise ist so ein Duft, an dem ich wie beim "Musc Ravageur | Editions de Parfums Frédéric Malle" am Anfang immer mal wieder riechen und schauen musste, ob eklig oder geil.
Viel vergorener Apfel, wie ein Cider und Apfelessig gemischt - sehr gewöhnungsbedürftig, jedoch nur zu Beginn. Dann kommt die Rose ein wenig, ganz dezent durch und harmoniert dann später gut mit diesem Erdgeruch. Keine Ahnung woher der kommt, bin ungeübt, lediglich meine Impression. Mördersillage, aber meiner Meinung nach auch gut im Sommer am Abend zu tragen. Über die Haltbarkeit brauchen wir gar nicht diskutieren, geisteskrank.

Falls euch der zu Beginn nicht zusagt, gebt ihm Zeit, testet ihn fünf mal und schaut dann erneut.

Preis Leistung stimmt hier absolut. Promise ist ein Gemälde, wahre Kunst. Eine dunkle Komposition aus grünen, schwarzen, braunen, etwas pinken und roten Akzenten.

Parallelen zu Gemälden sind hier vorhanden: Steht man nur eine Sekunde davor, entgeht einem einiges. Verweilt man jedoch ein wenig länger, offenbart sich einem die volle Schönheit.

Der zieht ein.