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vor 7 Jahren - 07.01.2017
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Azzaro pour Homme vs. Azzaro pour Homme

Azzaro pour Homme ist wohl einer der bekanntesten "Herrendüfte", welche produziert wurden und werden. Entstanden 1978, war der Duft durch die 80ger hindurch omnipräsent. Wer ihn letztlich geschaffen hat, scheint nicht abschließend geklärt und wird es wohl auch nie werden. Schließlich unterstützt das nur den Mythos mit Namen Azzaro pour Homme.


Der Duft ist einer der wenigen, bei denen ein offizielles Statement vom Hersteller über die Reformulierung herausgegeben wurde. So änderte man 1997 die Formel auf Grund von neuen Bestimmungen der IFRA ab (Im Forum ist dies leider nicht nachzuvollziehen, da es nur einen Eintrag gibt). Damit einher ging auch ein Wandel des Flakons. 2007 folgte noch eine Änderung des Flakons. Die Formel wurde dann mit einiger Sicherheit in 2010 nochmals abgeändert. Wer sich darüber ausführlicher informieren möchte, dem empfehle ich den Artikel von Raiders of the lost scent (Englisch), welcher hochgradig informativ und spannend ist.


Ich liebe Azzaro pour Homme und wollte daher selber einen Vergleich anstellen. Die Reformulierung wird insgesamt sehr negativ aufgenommen, von daher wollte ich meine Nase gerne auch an den alten Duft halten. Nach einiger Zeit wurde ich fündig und konnte einen Flakon prokurieren, welcher Ende der 80ger bis Mitte der 90ger produziert worden sein dürfte. Ich besaß bis dato bereits einen Flakon aus 2015 und war sehr zufrieden mit dem aromatischen Machoduft. Die Formel, welche zwischen 1997-2007 existierte, konnte ich leider für einen Vergleich nicht heranziehen, siehe dazu den oben genannten Artikel.



Azzaro pour Homme ca. 1985-1997

Kommen wir also zunächst zum Original:

Das ist er also, Azzaro in Reinform. Er ist zu Beginn aromatisch und ganz klar als fougère zu erkennen. Ich liebe diese Basilikumnote, welche im Kopf steckt sowie den Anis, welcher ein besonderes Stilmerkmal für den Duft darstellt. Da der Duft sehr gut ausbalanciert ist, fällt es mir hier ungemein schwer andere Duftnoten als die beiden genannten wirklich zu verorten. Ich merke direkt, dass der Vintage von Beginn an sehr rund und ausgeglichen ist. Nach einer Weile kommt eine herbe-krautige Seite hervor, die jedoch flankiert von den aromatischen und floralen Bestandteilen perfekt abgemischt bleibt, den Gesamteindruck positiv unterstützt und die Zugehörigkeit zur fougère-Familie perfekt macht. So verweilt der Duft dann in bekannter Manier lange und ausstrahlend auf der Haut. Er ist dabei erkennbar moosig und wirkt distinguiert. Eher ein älterer Gentleman als ein Macho. Ein eleganter, meisterlich komponierter und attraktiver Duft! Ob der Duft Alterserscheinungen hat, kann ich nicht einschätzen. Er reicht zumindest in keiner Weise "schlecht".


Azzaro pour Homme 2015

Das ist der Azzaro, den ich zuerst kennen lernen durfte. Die verschriene Formel ab 2010. Der Duft startet sehr stark mit Basilikum und Anis. Die Noten wirken dabei etwas durcheinander und ans Plakative grenzend laut. Etwas unausgewogen, aber dennoch aromatisch fougère-artig. Er ist erkennbar süßlich, ohne dabei jedoch wirklich süß zu sein. Auf Papier gibt er sich fast gleich der alten Formel, ist lediglich nicht so herb-moosig. Sprühe ich die beiden jedoch auf die Haut, zeigen sich deutliche Unterschiede. Dieser hier ist erkennbar ein Matcho! Ihm haftet eine Note an, die mich auf seltsame Art und Weise an sonnengebräunte Haut erinnert oder dezent an den Geruch von Solarium. Ich bin in meinem Leben ein einziges Mal in ein Solarium gegangen, jedoch der Geruch ist mir seltsam in Erinnerung geblieben. Dies finde ich im Duft jedoch als ein positives Merkmal. Haltbarkeit und Sillage sind bei diesem hier exorbitant. Auf meiner Haut hält er bis zu 48 Stunden deutlich erkennbar aus! Hier kommen die Assoziationen von Macho mit offenem Hemd. Ultra maskulin, ultra selbstbewusst und ultra auffallend.


Fazit zu beiden Formeln:

Ich genieße einen Vorteil; ich habe die neue Formel zuerst kennengelernt und bereits als sehr gut befunden. Ich hatte also nicht den Vergleich. Obwohl die 2010-Formel fast plakativ, laut und leicht prollhaft ist, mag ich sie sehr gerne. Obgleich dies alles keine Attribute sind, die ich mir zuschreiben würde. Wenn ich unsicher bin und einen boost an Selbstbewusstsein brauche, dann muss ich nur an dem neuen Azzaro schnuppern und fertig. Testosteron in einem Flakon? Ich finde diese ganzen sexistischen clichés überkommen und abstoßend. Jedoch sind sie persistent und ihr Vorhandensein lässt sich nicht leugnen. So wird hier auch meine Wahrnehmung beeinflusst.

Die ursprüngliche Formel ist wesentlich besser ausbalanciert und distinguierter. Moosig, etwas kratzig in der Basis hat sie zwar Kanten, diese sind jedoch immer noch gepflegter Herr und nicht Macho. Man kann jedoch beruhigt sagen, dass die neue Formel den Ausgangsduft klar zu erkennen gibt und Azzaro in neuem Gewand auch für die Nachgeborenen erhalten bleibt. Es wirkt als hätte man zwei Versionen vor sich, die für unterschiedliche Altersklassen bestimmt wären. Die alte Formel für die älteren, die jüngere Formel für die jüngeren.

Ich mag sie alle beide und habe jetzt unterschiedliche Einsatzmöglichkeiten, bei denen ich immer nach Azzaro riechen kann, jedoch einen jeweils sehr unterschiedlichen vibe ausstrahlen kann. Das allein ist doch eine sehr feine Sache, oder?

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