Vonproscznow

Durch einen Spalt im Vorhang, zwängt sich eine Gestalt. Weitausschreitend unter der Last eines voluminösen weißen Mantels mit ausladender Schleppe aus einem sonderbaren Material. Kaum steht sie richtig im Licht , ein beherzter Griff in den Mantel, reißt sie die Schleppe nach vorne. Üppig weich und strahlend ,schwer, lässt der Mantel eine Schulter unbedeckt.

Ihre tragende rauchige Stimme stimmt ein Lied an, das von Verlust und glücklichen Stunden erzählt von Einsamkeit ,Traurigkeit und Hoffung.

Bitte geh nicht fort.

Man erzählt sich der Mantel ist aus Schwanenfedern. Ich glaube er ist aus Blüten. Blüte um Blüte einzeln zu einem riesigen prächtigen Mantel, von einmaliger Schönheit zusammengesetzt. Blüten über Blüten die melancholisch ihr bittersüßes Aroma hintersichher ziehen.

Achtung der Mantel wärmt !

Coco kann alles was schwarz auch kann.


Die Diva
Die Unnahbare
Die Kokette
Die Geheimnisvolle
Die Anhängliche
Die Seriöse
Die Unbändige
Die Charmante und die Pragmatische.
Und selbst die Verführische hatt se drauf.

Coco bastelt aus einer schwarzen Jeans mit Rollkragen ein Cocktailkleid, aus einem Twinset ein Negligee und aus Plüschsocken ein Paar Samtslipper. Coco klöppelt selbst aus dem verwaschensten Tshirt ein einen Anzug.

Frisch aus der Flasche malt sie ein riiiiiiiesiges Verpissdichschild, das ich mir gern zum einkaufen umhänge, um unliebsam „duftende“ Mitmenschen in der Schlange fernzuhalten, die einem meistens auch noch in die Hacken treten und ihre Fahne in den Nacken atmen. Man sollte allerdings flott einkaufen, aus dem verpiss dich wird schnell komm näher.

Coco markiert hervorragend das Revier, gegen Mosquitos hilft sie bestimmt auch ! Wildfrass bliebe auszuprobieren. Es haben jedenfalls schon einige Hunde und Katzen versucht Coco von meinem Arm zu lutschen (kein Witz). Ich bekomme von Männern wie von Frauen positive Reaktionen auf Coco. Haltbarkeit und Sillage sind gut ca. 6 Stunden. Bitte nicht drin baden. Das endet entweder in einem wütenden Mob oder wie in das Parfum oder beides.

Und falls es doch mal ungewollt Zuviel wurde, einfach mit : „genießen, war teuer“ kontern !

Kennt Ihr das ? Man trägt einen kräftigen üppigen Duft auf und man freut sich morgens wenn man ihn noch deutlich auf der Haut wahrnehmen kann? Der Oragnist spielt noch die selbe Melodie allerdings mit Dämpfer ?

Diesen Eindruck habe ich bei Shalimar. Das was mir entgegenkommt erinnert mich sehr sehr stark an einen üppigen vollen Duft. Am Morgen danach. Ja.

Nicht unangenehm aber irgendwie eingelebt und schwach.
Ich musste sehr schmunzeln denn ich kann die “ ungelüftetes Weihnachtszimmer“ Assoziation meiner Vorrednerin vollkommen nachvollziehen.

Die beachtliche, fast 20 minütige Kopfnote aus Bergamotte und Blüten, die für mich wie Zitronenöl duftet, blendet wunderschön in einen kleinen Irisakkord. Dann huscht Shalimar sehr sehr zart, seinem „ausgepusteter Vanilleduftkerze“ Ende zu. Moderate Sillage, eher hautnah, Haltbarkeit bei mir maximal 4 Stunden.

Ich kann mich dem Eindruck nicht wehren, das hier eine schöne alte Melodie, die eigentlich mit ehrfurchtsgebietender Registrierung gespielt werden sollte, einem diplomatischen Flöten gewichen ist. Ich trage es trotzdem. Ich liebe es auch irgendwie .. aber seine Lieblingsmusik hört man doch gerne etwas lauter?

Das ist doch keine Vanille ! Da kriegt man ja nichtmal Kopfschmerzen oder Schweißausbrüche von ! Und dann ist das nichtmal zuckrig oder klebrig ! Ja das waren meine ersten verblüfften Gedanken als Bertrand kurzerhand meinen sagen wir mal dürftigen Mainstream Synthetik geprägten Vanille Erfahrungsschatz in den, na ihr wisst schon wohin trat .

Als mein Hirn dann verkraftet hatte das Vanille mehr sein kann als ein Einhornpups und dass ich die ganze Zeit nur einer schlechten Parodie aufgesessen bin, begriff ich das Wunder.

Kühl?! Ein bisschen grünlich ... mit dieser traumhaften Rumnote. Ich habe Vanille noch nie so angenehm authentisch Understatet und Elegant gesehen. Eine vollkommen unsüsse und unschwülstige neue, im wahrsten Sinne des Wortes, coole Erfahrung.

Der Auftakt ist bei mir Vanilleschote mit Rum, der sich nach einer Weile verzieht und die Vanille alleine lässt. Nach und nach wird die Vanilleschote weicher weniger grünlich, eher cremig, bevor sie ganz verblasst. Sie bleibt aber von Anfang bis Ende ihrer kühlen Noblesse treu.

Würde ich dem wiederwärtigen außerirdischschönen Zeug eine Farbe geben müssen wäre es samtig dunkelgrün-lackrot dunkelbunt. Was der Herr da gemacht hat ist kein Duft , das ist ein Material so fließend staubig es sich stehend durch die Athmoshäre bewegt. Von kompakter Transparenz und komplexer Einfachheit. In seiner Dumpfheit schillert es wie buntes Licht das durch Rauch fällt.

Ich könnte noch seitenweise Paradoxa spinnen, letzendlich wird keine Beschreibung der plumpen Grazie, dieses Zeugs gerecht. Der Duft ist ein Paradoxon ein Widerspruch insich, schon die oktagonale Flasche ist ein Widerspruch. Der Kreis das unendliche vollkommene Göttliche, trifft auf das Quadrat, das endliche Unvollkommene.

Ganz vage habe ich das Gefühl das hier meine unvollkommene Nase auf etwas trifft das so komplex ist das man es in seiner Vollkommenheit aufeinmal garnicht wahrnehmen kann. Es ist soooo viel das es schon wie ein Einziges erscheint.

Grob würde ich sagen haben wir es hier mit etwas rauchig fruchtigem zu tun. Entfernt auch Leder und Blumen. Nichts davon war aber zu irgendeiner Zeit klar differenzierbar, die Fruchtnote erinnert mich entfernt an Schwarzkirschen. Der Duftpyramide oben kann ich nicht ganz glauben, zumindest nicht um den Effekt des Duftes zu umreißen. Kühl ist er bei mir nicht, alkoholisch auch nicht, Säure hat er bei mir auch keine, ebenso keine Kopfnote oder einen Verlauf, er changiert konstant zwischen rauchig fruchtig ledrig blumig. Meiner Empfindung nach ist er angenehm süßlich, würzig auffallend dezent...
bevor das schonwieder los geht hör ich lieber auf.

Ich habe mich heute nochmal mit mon Numero 10 beschäftigt und dachte ich vertiefe die Eindrücke noch etwas sachlicher. Also startet bei mir direkt würzig süßlich fruchtig Vanillig rauchig, jeweils zu gleichen Teilen, der Duftstil kommt eher schwer daher, was die eher mäßige Sillage nicht unterstützt. Ist also nicht besonders wuchtig trotz der Fülle aber auch nicht schwül oder pudrig. Ich finde ihn gourmandig, cremig fruchtig mit Rauch, der im Drydown zu einer schlichten Tonkacreme mit Einer einzigen Kirsche wird.