Walker

Walker

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1 - 5 von 12
Walker vor 5 Monaten 5 10
9
Flakon
6
Sillage
7
Haltbarkeit
9
Duft
Im Hintergrund passiert mehr!
Ein halbes Jahr ist es her, vielleicht sogar länger. Auf der Merkliste die Hermes‘schen Klassiker, "Bel Ami (Eau de Toilette) | Hermès" , "Rocabar (Eau de Toilette) | Hermès" , "Equipage (Eau de Toilette) | Hermès" .
Unvoreingenommen gehe ich an den Test heran.
Bel Ami: Weiche von mir!
Rocabar: Nicht meine Welt.
Equipage: … was … hm … mag ich‘s, mag ich‘s nicht?
Unheimlich klassisch, aber irgendwie doch modern.
Vor meinem geistigen Auge tun sich Bilder von Rasierschaum und Honigbrot auf (welches ich abgöttisch liebe). Frisch, würzig, ganz leichte Süße. Wie gesagt klassisch und doch verspielt.
Selten ist mir ein Duft, den ich erstmal gar nicht so toll fand, so hartnäckig in Erinnerung geblieben.
Also musste der nächste Test her. Und wieder Faszination und allerlei Gedanken, ohne ein Fazit schließen zu können.
Aber loslassen konnte ich nicht.
Noch ein Test und noch einer und so weiter.
Nach einem halben Jahr kann ich immer noch nicht sagen, was es ist, dass mich hier fesselt.
Rein vom Geruchsprofil gibt es Düfte in meiner Sammlung, die meinen Geschmack eher treffen.
Aber ich kann sagen, dass er nun doch in meiner kleinen Sammlung einen Platz hat und ich die Ratlosigkeit, mit der er mich zurücklässt, unheimlich genieße.
Gefällt er mir? Gefällt er mir nicht?
Was solls, denn manchmal fühlt man sich zu etwas hingezogen ohne genau sagen zu können wieso.
Obwohl ein Duft für sich betrachtet natürlich erstmal nur genau das ist, nämlich ein Duft,
so spielt das, was er bei der tragenden Person auslöst doch eine nicht zu vernachlässigende Rolle.
Mich fasziniert das und ich hoffe sehr, vielleicht noch ein paar weitere Düfte zu entdecken, bei denen mich das Tragegefühl noch mehr begeistert als der reine Duft.
10 Antworten
Walker vor 2 Jahren 11 4
9
Flakon
7
Sillage
8
Haltbarkeit
9.5
Duft
Von Orange zu Braun
Juhu, Erster. Ich freue mich ein bisschen Text und Erfahrungsbericht zu diesem Duft beisteuern zu können.
Gleich vorweg, Mx. hat mich komplett umgehauen und daher wird dieser Kommentar auch leicht euphorisch verzerrt sein, aber meine Begeisterung kann ich an dieser Stelle nicht zügeln!

Vielleicht fange ich mal mit einer makroskopischen Beschreibung an: Mx. würde ich als „dunklen“ Duft betiteln, der den Fokus auf Noten aus der Gruppe „erdig“, „schokoladig“, „holzig“, „pfeffrig“, etc. legt.
Einen Verlauf gibt es auch, allerdings nicht im klassischen Zitrus-Blumen-Holz Sinne. Um es bildlich zu beschreiben - hier bekommt man eine sehr sanfte Überblendung von orange zu dunkelbraun. Kein Porträt, keine fotorealistische Abbildung eines Motives, sondern der Mittelpunkt auf eine Farbgruppe die in all ihrer subtilen Vielfalt erstrahlen darf.

Los geht es mit einer würzigen Prise Pfeffer, die durch den Ingwer einen besonderen Kick bekommt. Der Pfeffer bleibt auch eine gewisse Weile, sinkt dann aber nach etwa 10-20 Minuten in die Basis ein, die sich schon vom ersten Sprühstoß an bemerkbar macht. Die Mischung aus Kakao Patchouli und Bibergeil ist uuunglaublich anziehend und einhüllend. Die Noten sind so harmonisch miteinander verblendet, dass nie etwas störend wird oder sich in den Vordergrund schiebt. Kaum denkt man „ui jetzt wirds aber doch erdig“, kommt der Kakao und besänftigt das Gemüt direkt wieder. Dieser wiederum wird so schön mit herben Tönen kontrastiert, dass er nie ins Gourmandige abdriftet.
Ich musste von der Machart ein bisschen an Gualtieri’s Düfte denken. Nicht etwa vom Duftprofil her, sondern weil auch er manche seiner Düfte so komponiert, dass von Anfang an ein Thema im Vordergrund steht und die vorhandenen Noten wellenartig kommen, gehen, sich ablösen und dann wieder ergänzen.

Mx. schafft eine Aura, die klar als Parfum zu erkennen ist, sich aber trotzdem fast so anfühlt wie der eigene Körpergeruch oder eine zweite Haut (würde mich auch nicht stören wenn’s die richtige Haut wäre die so duftet :D).
Die Sillage ist eher körpernah aber aus der Nähe gut wahrnehmbar. Bei der Haltbarkeit liegt Mx. im oberen Durchschnitt, auf meiner Haut bekomme ich 8 bis 10 wohlig warme Stunden.

Zum Schluss möchte ich noch ein paar Referenzen nennen, um die Richtung mit bekannteren Beispielen zu skizzieren. Wer sich (wie ich) für Düfte wie "L'Instant de Guerlain pour Homme (Eau de Toilette) | Guerlain" oder "Tempo | Diptyque" begeistern kann, dem/der sei Mx. ebenfalls ans Herz gelegt. Auch die beiden oben genannten Düfte haben diese geniale dunkle und dennoch absolut sanfte Ausstrahlung, in der ich unheimlich gerne versinke (weshalb auch die zwei Kandidaten in meiner Sammlung sind).

Ich hoffe, dass meine Einblicke hilfreich waren und dem/der Ein oder Anderen vielleicht sogar Lust auf einen Test gemacht haben.
4 Antworten
Walker vor 3 Jahren 10 4
10
Flakon
6
Sillage
7
Haltbarkeit
9
Duft
Kühl, türkis und wässrig
All das sind Attribute die mir in den Sinn kommen wenn ich Aqva Marine aufsprühe. Wobei wässrig hier nicht im Sinne von lasch gemeint ist, sondern dass mich der Duft tatsächlich an Wasser denken lässt - wenngleich Wasser in Reinform eigentlich nach nichts riecht.

Das Aquatische, was ich nicht recht zu beschreiben vermag zieht sich durch den kompletten Verlauf, wird aber nach und nach durch verschiedene Noten ergänzt/verändert.
Der Start gestaltet sich spritzig grün mit einer schönen Mischung, die mich an Zitrik und Gras (das auf der Wiese) erinnert. Mir kommen Bilder von hohen Wiesen in Küstennähe.
Im weiteren Verlauf wird's dann aromatisch/mineralisch. Der grüne Eindruck driftet immer mehr ins türkis-wasserfarbene. Blüten, Kräuter, Salzwasser, von der Wiese aus werde ich weiter in Richtung Strand geführt. Keine tropische Insel, keine wilde Steilküste und auch keine trocken mediterrane Landschaft. Irgendwas zwischen all dem, einfach ein hübscher Sandstreifen am Atlantik.
Und hier verweilt der Duft dann auch bis zum Schluss, lässt die Gedanken an Wasser gemütlich weiterfließen.

Dieser gemütliche "Strandspaziergang" der in seiner Dauer nicht allzu ausschweifend ist, entzündet zwar kein Feuerwerk an Szenerien und Eindrücken, vermittelt sich selbst dafür aber perfekt. Und ich will - gerade als Meer Enthusiast - genau das.

Für mich ist das Thema aquatische Düfte ein extrem spannendes, und bisher leider auch oft ernüchterndes gewesen. Die Idee Wasser, Meer, Küste, eben alles was damit zu tun hat in einen Duft zu packen, finde ich faszinierend. Da ich zur Hochphase der aquatischen Düfte auch noch viel zu jung für Parfums als Hobby war, habe ich ein sehr unbelastetes Verhältnis zur Gattung Aquaten.
Trotzdem haben mich viele Tests irgendwie enttäuscht. Der Geruch nach Sonnencreme löst in mir die komplette Abwehrhaltung aus (wer wird als Kind schon gern eingecremt...) und viele an sich und auf Papier sehr schöne Vertreter z.B. "Sel Marin | Heeley" , "Coastal Cypress & Sea Fennel (Eau de Toilette) | Molton Brown" o.Ä. haben auf meiner Haut einen stark medizinischen Geruch entwickelt. Und dann gab es noch abgefahrene Düfte wie z.B. "Megamare | Orto Parisi" den ich zwar genial meerig fand, aber knapp 2 Tage Haltbarkeit war mir dann doch etwas zu krass...

Aqva Marine schafft wie ich finde einen sehr schönen Kompromiss. Er baut eine Brücke zwischen Konzeptduft und alltagstauglichem Parfum. Lässt die raue Seite des Sees zwar weg, entwickelt aber nur angenehme Noten auf mir und verweilt auch nicht so, als hätte ich ihn mir mit der Heißklebepistole aufgetragen. Ein nicht allzu komplexer Duft, der es dafür aber schafft ein sehr konkretes Bild zu erzeugen.
Vom bisher Getesteten (an der Stelle Danke an @Dynax für die Abfüllung) ist Bvlgari's türkisener Kieselstein am Nächsten an dem dran, was ich mir von einem aquatischen Duft wünsche. Aus dem Grund - und weil ich Bvlgari mag - habe ich nun endlich einen Wasserduft bei mir Zuhause. Yeey :)
4 Antworten
Walker vor 4 Jahren 21 11
10
Flakon
8
Sillage
9
Haltbarkeit
9.5
Duft
Das Rauschen des Meeres
Megamare gehört offensichtlich zu den eher polarisierenden Düften und ich kann auch gut nachvollziehen wieso. Es ist in meinen Augen kein typisches Parfum, das man aufträgt um gut zu riechen oder etwas subtiles wie "Gepflegtheit" "Erfolg" "Attraktivität", etc. auszustrahlen.
Für mich wirkt es eher wie ein Versuch das Meer in den Worten eines Duftes beschreiben zu wollen und ich empfinde diesen Versuch als sehr gelungen.

Die Geschichte habe ich so erlebt:
Der erste (und einzige) Sprühstoß fühlt sich an wie eine 20-Meter Welle die in sich einbricht und danach den Blick auf das tosende Meer freigibt. Irgendwie habe ich das Gefühl dass der Duft Anfangs zwischen zwei leicht verschiedenen Duftfarben wechselt und das fühlt sich in der Tat so an wie ein Wellen auf-und ab. Ich kann diesen Geruch nicht genau beschreiben aber es kommt einer Mischung aus salzgetränkter Luft und etwas Würzigem, dass in mir ein Bild von Kupfer mit Grünspan hervorruft nahe.
Also keine klassische Frische im Sinne von Zitrusnoten o.Ä.
Das ganze bleibt relativ lange (ca. 4 Stunden) so erhalten bis der Duft etwas "kühler" wird, die Würze wird etwas dezenter und es macht den Eindruck als würde sich das Meer etwas beruhigen, das salzig und kühl anmutende bleibt aber weiterhin erhalten.
Nochmal fast 4 Stunden später ändert sich der Duft ein weiteres mal geringfügig und es kommt deutlich die einzige Note heraus, von der ich mir sicher bin dass ich sie erkenne (da ich das Kraut daheim habe und es aus Ganymede kenne), nämlich die Immortelle. Sie vermischt sich mit dem was sonst noch in dem Duft ist zu einem Geruch der in mir die Assoziation von salzigem Sand am Strand hervorruft, als wäre man nach einer stürmischen und anstrengenden Eskapade durch das Meer endlich am sicheren Strand angekommen und bleibt dort einfach erschöpft aber zufrieden liegen.
So klingt der Duft auch aus und bleibt nochmal gute 4-6 Stunden präsent.
Also in der Tat eine sehr sehr hohe Haltbarkeit, erst nach mehr als 10 Stunden nur noch Hautnah und dann immer noch wahrnehmbar. Allerdings ist die Silage auf meiner Haut nicht ganz so extrem, also die ersten 3-4 Stunden gut wahrnehmbar (deutlich über eine Armlänge) und danach bis etwa Stunde 8 etwa ab einer Armlänge (laut meiner Freundin).

Das ist für mich kein Duft für alle Tage und kein Duft fürs Büro, sondern einer für mich privat. Für mich privat, weil ich das Meer liebe und mir diese Geschichte vom Meer unheimlich gut gefällt. Vielleicht muss ich dazu sagen, dass ich eine Affinität zu experimentellen Konzepten habe weil ich selbst in der experimentellen Musik unterwegs bin. Also ich gehöre absolut nicht zu den Leuten die sagen "ja wer das nicht wertschätzt hat keine Ahnung, blablabla..." oder da eine Religion oder sonst was daraus macht, nein mir gefällt es schlicht und einfach. Das Meiste zumindest, wenn reine Provokation das Ziel ist, find ich es auch Sch**e. Die anderen Düfte Gualtieris kenne ich noch nicht und ich bin mir nicht sicher ob er so ein Provobärchen ist oder nicht, bei Megamare hatte ich allerdings das Gefühl dass das ernst gemeint ist und geschaffen wurde, um auszudrücken wie das Meer riechen könnte, nicht nur um (à la Sécrétions Magnifiques) einfach was zu machen das "schockiert".

Um abschließend bei einem Musikvergleich zu bleiben - so kann ich mich am Besten ausdrücken - Megamare ist in meinen Augen kein Pop Song, der das Meer als Thema romantisch darstellen möchte, aber auch keine Heavy-Metal Nummer, die von Schiffsunglücken und der Brutalität des Meeres handelt. Es ist einfach nur der experimentelle Versuch, das wirkliche Geräusch des Meeres, der Wellen, des tosenden Windes, der Wasserschläge gegen hohe Felsen und das Durchspülen des Sandes abzubilden.
Ein solches Konzept ist speziell und gefällt nicht jedem und ich denke auch nicht, dass ich einen Weiteren solchen Duft in meiner Sammlung brauche, da ich es ansonsten auch eher klassisch mag (also gut riechen im Büro etc.). Als Meer-Fan und Mensch der Experimentelles mag, möchte ich zumindest Megamare aber auch nicht missen wollen, denn Gefühle löst der im Vergleich zu allen anderen Aquaten die ich getestet hab gehörig aus!
11 Antworten
Walker vor 5 Jahren 12 3
10
Flakon
6
Sillage
6
Haltbarkeit
9
Duft
Zum Greifen nahe
Fahrenheit ist für mich schon immer mit einem gewissen Touch Nostalgie belegt, da ich aus der Generation komme, die den Geruch aus Kindertagen kennt.
Damals wusste ich noch nicht wie der Duft heißt oder überhaupt was Düfte allgemein sein sollten, ich wusste nur, dass meine Eltern welche trugen.
Als ich selbst angefangen habe mich für Düfte zu interessieren, bin ich dann zwangsläufig irgendwann über Fahrenheit gestoßen und wusste direkt auf den ersten Sprüher: Das kenne ich von Früher! Ich fühlte mich wie in einer Art Wohlfühlblase.
Nachdem ich mich dann so durch die aktuell verfügbare Fahrenheit Familie geschnuppert hatte, (Parfum, EdT und EdC, für andere Flanker bin ich noch nicht lange genug dabei) bin ich vor allem beim EdC hängen geblieben. Der Duft der sich in meiner Erinnerung befindet ist natürlich nur eine Abbildung meiner Fantasie und so in der Form wie ihn meine Gedanken zeichnen gibt es ihn nirgends, aber Fahrenheit Cologne kommt für mich wirklich zum Greifen nahe dran! Damit will ich nicht sagen, dass er tatsächlich der Version aus den 90ern ähnlicher ist als die aktuelle Formulierung oder so etwas, ich habe nichts womit ich das vergleichen könnte und es wäre mir ehrlich gesagt auch egal, aber er erinnert mich an das, was sich damals in mein Duftgedächtnis eingebrannt hat und das hat für mich einen echt großen Wert.

Zum Duft selbst: In der Kopfnote nehme ich vor allem ein breites Bouquet an zitrischen Noten wahr, in die die Fahrenheit DNA eingebunden ist. Nach ca. 10-15 Minuten kommt dann das Veilchen deutlicher zum Vorschein, begleitet vom Zedernholz. Das frische und leichte Gefühl geht dabei aber nicht verloren. Die fehlende Ledernote die auch mein Vorredner erwähnt hat stört mich nicht, da ich sowieso kein großer Freund von Leder bin.
Nach etwa drei Stunden klingt der Duft holzig aus und die holzige Note verbleibt für weitere zwei Stunden auf der Haut, ist aber auch nur unmittelbar dort noch zu riechen. In Anbetracht der Duftkonzentration und der vielen zitrischen Noten ist die Haltbarkeit für mich durchaus okay.
Die Schwere/Tiefe, die das "standard" Fahrenheit mit sich bringt ist hier nicht so präsent und gerade weil es ein leichterer und nicht so markanter Duft ist, kann ich gut verstehen, dass er keinen riesen Anklang findet, gerade wenn man eher das EdT mag.
Aber Düfte sind subjektiv und ich persönlich bin total begeistert von diesem Duft. Nicht nur weil er riecht wie er riecht, sondern auch weil er mich an meine Kindheitstage erinnert und ein Gefühl der Unbeschwertheit auslöst.
3 Antworten
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