Wolf

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1 - 5 von 18
Wolf vor 9 Jahren 10 2
7.5
Flakon
5
Sillage
7.5
Haltbarkeit
9
Duft
Eau de Cologne merveilleuse
Lange schon stand Cologne du 68 auf meiner mentalen Liste der intensiver zu testenden Düfte. Ich fand ihn beim ersten Kennenlernen recht interessant, aber irgendwie geriet er dann doch in Vergessenheit. Nun habe ich ihn mir mal wieder vorgenommen und bin begeistert von diesem ungewöhnlichen und so gar nicht „colognigen“ Cologne, geht es doch deutlich und weit über das hinaus, was ein Eau de Cologne, vor allem die klassischen Vertreter dieser Gattung, üblicherweise ausmacht.

Die Kopfnote bringt zwar noch eine Bergamotte-Kräuternote mit, jedoch fehlt die für ein klassisches Eau de Cologne typische, scharfe Nerolinote. Hingegen drängt sich hier sofort eine dunkelgrün-krautige Anmutung in den Vordergrund und unterstreicht so die dunkleren und bittereren Töne der Bergamotte. Der Duft wirkt saftig, aber eben nicht erfrischend-saftig, sondern dunkelgrün-bitter-saftig wie ein Bündel frisch gehackter Kräuter. Erste Anzeichen von Holz kommen hier auch schon ins Spiel.

Im weiteren Verlauf zeichnet sich der Duft dann durch ein Wechselspiel mannigfaltiger Düfte, Noten und Nuancen aus. Ob es sich hierbei wirklich um 68 Ingredienzien handelt, wie auf dem Flakon angegeben oder um deutlich mehr oder gar erheblich weniger, fest steht, dass hier ein hochinteressantes und komplexes Wechselspiel der unterschiedlichsten Komponenten kreiert wurde. Ich würde sogar fast so weit gehen, von einem Cologne im sechsdimensionalen Raum zu sprechen, denn der Duft spannt sich zwischen insgesamt sechs Achsen aus: zitrisch, blumig, holzig, krautig, würzig, süß. So entsteht ein changierender Duft, der Gegensätze benennt, aber eben nicht gegenüberstellt, sondern sie harmonisch zu einem Ganzen vereint. Er erscheint warm und kühl, holzig und frisch, transparent und komplex. Dabei wirkt er jedoch keinesfalls überladen. Vielmehr entsteht durch diese Vielzahl an Nuancen - und so würde ich die angegebenen Duftnoten am ehesten verstehen wollen - ein seidig-perlmutten schimmerndes Parfum.

Als Konstante zieht sich nach dem Abflauen der frisch-dunkelgrünen Kopfnote eine moderne Interpretation der Guerlinade durch den Duft: Die Ahnung eines Sträußchens Kräuter der Provence, ein Hauch Bergamotte, sowie Tonkabohne, eine sanft-rauchige Vanille und ein Hauch von Schokolade und Karamell, wodurch die Vanille eher in Richtung Gianduja oder, wie auf dem Flakon angegeben, Praliné geht. Auch ein wenig schwarzer Tee mit einem Schuss Milch schwappt mir immer wieder in die Nase. Später schiebt sich auch immer wieder ein holziger Eindruck in den Vordergrund. Und um all dies herum der zarte Perlmuttglanz und das Farbspiel der vielen Nuancen und Facetten. Aber all das geschieht immer wohl dosiert und sehr fein ziseliert.

Vermutlich liegt hier aber auch für mich der Knackpunkt, warum ich diesem feinen Parfum „nur“ 90% gebe. Die Schönheit, Ausgewogenheit und Feinheit wird auf Dauer dann doch auch ein wenig langweilig. Das ist zugegebenermaßen auf hohem Niveau gejammert, aber zu einem wirklichen 100%-Knaller fehlt mir das letzte Quentchen, der gewisse unerwartete oder genialische Kick. Cologne du 68 ist, kulinarisch gesprochen, ein sehr sehr gutes Drei-Gänge-Menü, aber eben kein Acht-Gänge-Gourmet-Menü mit dazu passenden Weinen.
Trotzdem ist es große Parfumeurskunst: Ein durchaus moderner und zeitgemäßer Duft, der aber seine Wurzeln nicht verleugnen kann und will, eine moderne Neu-Interpretation und Evolution des Themas Eau de Cologne gepaart mit Traditionsbewusstsein und der typischen Qualität dieses großen Hauses.

Ein echter Guerlain. Bravo!
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Wolf vor 9 Jahren 11
10
Flakon
5
Sillage
7.5
Haltbarkeit
8
Duft
Jasmin d'un jour d'été
Manchmal ist es überraschend, wie anders man einen Duft wahrnehmen kann, wenn man ihn zu einer anderen Jahreszeit oder mit wahrender Dufterfahrung testet. So war mir Jasmin de Nuit als üppig-schwülstiger und klebriger Jasminduft mit Zimtkaugummi in Erinnerung. Definitiv gut gemacht und mir Achtung abnötigend, aber wirklich tragbar fand ich ihn nicht. Dennoch durfte er in der Sammlung bleiben.

Nun ist mir der Flakon heute wieder in die Hände gefallen und ich habe spontan mal einen Arm damit eingesprüht. Zunächst überfiel mich wieder diese klebrige Kopfnote, die ich in Erinnerung hatte: übersüßter Johannisbeer-Glühwein, mit künstlichem Anis-Koriander-Aroma in dem man ein Zimtkaugummi aufgelöst hat. Dazu gesellt sich eine heftige und süßlich verwesende Jasminnote.

Nach einer viertel Stunde legt sich dieses Zuckerfruchtglühweinkaugummiverwesendeblumechaos und hervor tritt ein feiner, filigraner, ganz wunderbarer Sommerduft. Vergessen ist das matschige Chaos, das sich noch vor wenigen Minuten auf meiner Haut und in meiner Nase abgespielt hat. Die Bergamotte in Verbindung mit dem Anis und einer leicht blumigen Note schafft eine gedankliche Querverbindung zum von mir heißbeliebten Après l’ondée von Guerlain. Der zunächst schräge und irgendwie quietschige Duft dreht sich um 180 Grad und zeigt plötzlich Nuancen eines großen Klassikers. Ist dies vielleicht Céline Ellenas Hommage an diesen Duft, wie ihr Vater es zuvor mit seinem L’Eau d’hiver für Frederic Malle vorgemacht hat?

Jasmin de Nuit ist nun leicht und zugleich sanft würzig, die einzelnen Noten so fest zu einem seidig schillernden Ganzen verwoben, dass sie kaum zu differenzieren sind. Kopfkino setzt ein: An einem warmen Sommertag weht eine kühle Brise durch einen Blumenhain; man meint, die wispernden Blätter und Blütenstängel förmlich zu hören. Das ist genau die gleiche erfrischende Kühle, die auch „Après l’ondée“ ausstrahlt. Zugleich duftet er aber auch nach sonnengebräunter, exotischer Haut und bringt so einen sommerlich erotischen Touch mit.
Es ist ein Spiel mit hellem Sonnenlicht und Schatten, Sommerhitze und Schattenkühle, das sich auf meiner Haut abspielt. Sexy, aber nicht verrucht, sommerschattig, aber nicht düster, leicht, aber nicht zu leise. Céline Ellena scheint hier viel von Ihrem Vater gelernt zu haben, denn der Duft zeichnet sich nun durch eine feine und luzide Transparenz aus, wie bei den besten Düften ihres Vaters.

Für mich ist dies ein ganz wunderbarer, sommerlicher Immergeher ganz abseits von den üblichen Zitrus-Erfrischern. Allerdings ist er eher für den Tag oder den Sommerabend als für die Nacht gemacht. Nicht verrucht und lüstern, wie es der Name vermuten lässt, aber sich seiner Ausstrahlung bewusst seiend und einem Abenteuer durchaus nicht abgeneigt. Und definitiv sowohl von der Damen- als auch von der mutigeren Seite der Herrenwelt zu tragen.

In der Basis schließlich wird dieser filigrane, sanft leuchtende, sexy sommerliche Hauch dann von einem zartwürzigen und sinnlichen Sandelholz- Amber-Akkord umarmt. Der Duft bekommt sogar eine leicht salzige Note wie getrocknetes Meerwasser auf sonnengebräunter Haut. Das ist zum Anschmiegen und Anbeißen und weckt die Lust und Vorfreude auf die gemeinsame Nacht, in der bestimmt nicht nur gekuschelt wird.

Am Ende also doch noch ein Nacht-Duft? Ein wunderbarer in jedem Fall!!
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Wolf vor 10 Jahren 18 9
10
Flakon
10
Sillage
10
Haltbarkeit
10
Duft
Like the way I do...
Um es kurz zu machen: Dieser Duft ist Sex pur. Und zwar von der wilden und animalischen Sorte. Zum kuscheln bliebt hier keine Zeit...

Ich habe diesen Knaller vor kurzem über den Umweg des braveren kleinen Bruders "Cologne pour le Soir" von MFK kennengelernt. Das fand ich bereits ziemlich umwerfend. Der Wunsch nach dem unanständigen großen Bruder war also nur logisch... ;-)

Als ich diesen dann in Händen hielt und zum ersten Mal testete, war ich ganz überwältigt von seiner orientalischen Wucht, die mir geradezu brachial auf die Nase hieb, eine Mischung aus arabischen Wohlgerüchen und Gestank, Räucherwerk und Ausdünstungen, dickem dunklem Honig und Säften der Liebe. Eine solchen Kracher stelle ich mir unter Sécrétions magnifique von EldO vor, das ich bislang noch nicht kenne.

Gestern abend hörte ich durch Zufall meinen Lieblingssong von Melissa Etheridge: Like the way I do. Und sofort schlug dieser Song Brücken zu AplS, das ich schon einige Zeit nicht mehr getragen hatte. Die Idee zu einem neuen Kommi war geboren! Ich habe dann einen Spritzer aufgetragen und eine wahre Bilderflut stürzte auf mich ein: wilde Party, Leidenschaft, Obsessionen, Sex, verschwitzte Körper, laute Musik... alles wild durcheinander!

Like the way I do, der Song zum Parfum.
Absolue pour le Soir, das Parfum zum Song.

Aber wie riecht es nun eigentlich?
Der Duft ist in der Tat gewöhnungsbedürftig. Ein herber und lauter Paukenschlag oder viel mehr ein wildes Drumset-Solo mit kreischenden E-Gitarren. Tanzen und Feiern bis zum Morgen. Wilder, leidenschaftlicher, animalischer Sex in tropischer Hitze.

Dunkel-herber Honig vermischt mit trockenem Sandelholz, Weihrauch und anderem Räucherwerk steigt einem zu Beginn in die Nase. Vor allem die kratzig-vanillige Benzoe kann ich hier wahrnehmen. Wer einmal an reinem Benzoe-Harz gerochen hat, der weiß, was ich meine. Es verströmt als Granulat einen süßlich-balsamischen Vanilleduft, der sich, sobald man es verräuchert in eine kratzig-harzige und herbe Vanille mit extremen Rauchanteilen verwandelt. „Normalen“ Kirchenweihrauch empfinde ich immer eher als kühl, sakral, feierlich. Benzoe hingegen als trocken, heiß und extrem sinnlich und verrucht.

Der rauchige Anteil von AplS besteht also aus dieser sinnlichen und doch derben Kombination von heißem und kaltem Räucherwerk vermischt mit düsterem Sandelholz. Darüber oder daneben riecht – nein schmeckt! - man dunkel-würzigen Honig, der auf dunkelrote, feucht glänzende Rosen (mit Stiel und Dornen!) gegossen wird. Gegossen, nicht geträufelt! Denn zurückhaltend und sanft ist hier nichts! Der Duft ist laut, ja sehr laut und von einer geradezu bedrohlich-animalischen Potenz. Was auch immer hier an Zibet, Moschus und wer weiß was noch verbaut wurde, es ist schlichtweg umwerfend, atemberaubend und nicht jeder wird es lieben. Aber genau das macht den Duft auch so unglaublich spannend, gibt ihm den Touch des Verruchten und Verbotenen.

„Is it so hard to satisfy your senses?
You found out to love me you have to climb some fences.
scratching and crawling along the floor to touch you...

Baby tell me does she love you like the way I love you?
Does she stimulate you, attract and captivate you?
Tell me does she miss you, existing just to kiss you, like the way I do?
Tell me does she want you, infatuate and haunt you?
Does she know just how to shock you, electrify and rock you?
Does she inject you, seduce you and affect you like the way I do? “

Eine schwülheiße, erotisch aufgeladene Grundstimmung, in die sich arabische Wohlgerüche mischen; eine aufregend sinnliches Hintergrundrauschen, das nur aus den Ausdünstungen erhitzter Körper (Kreuzkümmel!) zu bestehen scheint; eine lüsterne Süße von Rosen, Honig und Ylang-Ylang, die sich mit den herben, kratzigen und beinahe schon schmerzhaften Noten von orientalischem Räucherwerk (in dem bestimmt die ein oder andere berauschende Substanz mitkokelt) verbindet. All das wird zum Abbild einer heißen, leidenschaftlichen Nacht voller erotischer Ausschweifungen und Entgrenzungen.

„Nobody loves you like the way I do!
Nobody wants you like the way I do!
Nobody needs you like the way I do!
Nobody aches, nobody aches just to hold you like the way I do!
No, no, no!!!

Tell me does she love you like the way I love you?
Does she stimulate you, attract and captivate you?
Baby, baby, tell me does she miss you, existing just to kiss you, like the way I do?
No, tell me does she want you, infatuate and haunt you?
Does she know just how to shock you, electrify and rock you?
Does she inject you, seduce you and affect you, baby, like the way I do?
No, like the way I do, oh oh yeah!!!“
9 Antworten
Wolf vor 10 Jahren 25 7
10
Flakon
7.5
Sillage
7.5
Haltbarkeit
9
Duft
Nasenorgasmus durch Kopfnote
Boah, beim ersten Schnüff gibt's gleich voll einen auf die Nase und Christian Plesch trifft den G-Punkt der Rezeptoren für pfeffrig-scharfe und zitronig-saure Düfte. In diese Kopfnote hat er scheinbar alles reingepackt, was einem so richtig die Birne freipustet: Saure Noten von Grapefruit und Limette, die sofort den Speichelfluss anregen, werden gepaart mit den scharfen Noten von rosa Pfeffer und dem zitrisch-scharfen Ingwer. Dazu kommen die Schwefelnoten, die in der Grapefruit ja ohnehin schon enthalten sind. Sie sind aber ordentlich hochgedreht und pimpen Schärfe und Säure noch weiter. Erfrischend, aber mit Schweppes-Gesicht. Das prickelt und brennt sogar ein bißchen in der Nase. Ein quasi sadistisch aufgemotztes Cologne. Sehr sauer, scharf ein kleines bißchen Nasen-SM und definitiv ziemlich geil!

Im weiteren Verlauf kommen dann langsam die Blüten zum Vorschein (ich bemerke vor allem eine grünlich schimmernde Rose), werden aber immer von Pfeffer und Säure an der kurzen Leine gehalten. Hier geht's nicht um Romantik, sondern um Spaß und Action! Dennoch wird der Duft etwas weicher, aber gleichzeitig auch ein kleines bißchen dreckig. Vermutlich durch Jasmin und die sich ankündigenden ledrigen Noten. Erhitzte Haut und laszive Berührungen. Aber nur eine kleine Ahnung davon, als sollten Nase und Hirn nur ein bißchen geneckt und geteased werden. Interessanterweise kombinieren sich die Blüten der Herznote auf meiner Haut auch zu einer leichten Anmutung von Flieder.

Langsam stellen sich dann die Kandidaten der Herznote ein. Nach der hitzigen und actiongeladenen Kopfnote und dem blumig-menschelnd-dreckigem Herz mit Blüten auf dem Kissen wird es nun etwas gesetzter und männlicher mit Zeder, bitter-dunklem Vetiver, Patchouli und dunklem Kakao, der hier so gar nicht gourmandig rüberkommt. Rückblickend erinnere ich mich, eine leichte Kakao-Ahnung schon in der Herznote wahrgenommen zu haben. Da konnte ich ihn nur nicht so richtig einordnen. Aber wer denkt auch an eine Tasse Kakao, wenn gerade der G-Punkt getroffen wurde?! Das schafft nicht mal ein Schokoholic.

Interessant, daß es dieser Duft schafft, eine Spannungskurve über eigentlich drei unterschiedliche Düfte zu erzeugen. Im Kopf das SM-EdC, im Herz ein leicht versauter Blumenduft mit Zitronenpfeffer und jetzt zum Schluß ein dunkel-männlicher Duft an den man sich einfach ankuscheln will.

Zusammengehalten wird das alles von zwei Komponenten: Da ist zum einen die pfeffrige Schärfe von rosa Pfeffer und Ingwer; und zum anderen eine spritzige, frische, prickelnde und duftige Grundstimmung, die ich, nachdem ich nun alle drei Düfte von Christian Plesch kenne, am besten als "Pleschinade" oder "Nasengoldinade" bezeichnen würde.

Leichte Abzüge gibt es für mich nur in der B-Note, da ich mir in Herz und Basis auch noch die eine oder andere Stimulation gewünscht hätte. Das macht zwar alles Spaß und ist toll, wirkt aber im Vergleich zur Hammer-Kopfnote ein klein bißchen zu brav. Ein kleines bißchen mehr aufregender Sex hätte mir gut gefallen.
Aber das ist Jammern auf hohem Niveau! Mit G. hat Nasengold mir einen wunderbaren und ziemlich befriedigenden Nasenorgasmus beschert. Und ich bin extrem gespannt, was man von Christian Plesch noch so alles zu riechen bekommt.
7 Antworten
Wolf vor 10 Jahren 5 1
10
Flakon
5
Sillage
7.5
Haltbarkeit
7
Duft
Pfeffrig und frisch
Mit :P teste ich nun den zweiten Duft von Christian Plesch für sein eigenes Label Nasengold. Nachdem mir #S schon ausnehmend gut gefallen hatte, war ich natürlich gespannt auf diesen Duft. Als die Probe ankam (ein großes Dankeschön an den Spender!) habe ich ihn zunächst nur auf Papier getestet, da ich am späten Abend keine Lust mehr auf Experimente hatte, die Neugier aber dennoch zu groß war, um bis zum nächsten Morgen zu warten.

Auf Papier fand ich ihn hübsch, aber nicht wirklich aufregend. Irgendwie eine Kreuzung zwischen #S und Terre d'Hermes mit einer kräftigen Umdrehung aus der Pfeffermühle.

Auf der Haut entwickelt er sich nach einem stark gepfefferten und vor Schärfe prickelnden Start, der es in sich hat, nun zunächst anders, nämlich unschön. Er wird plötzlich eigenartig wächsern, beinahe schmalzig. Zum Glück hält diese Phase aber nur ca eine viertel Stunde an und der Duft findet danach wieder in angenehmere Gefilde zurück. Die eigenartig Wachs-/Schmalznote mutiert wieder in Richtung Harz/ätherisches Öl. Irgendiwe habe ich dabei den Eindruck, daß mir der Duft mit den 15 unschönen Minuten wirklich die Zunge rausstreckt. Aber nun wird es zum Glück wieder pikant-pfeffrig mit grünen Anklängen. Scheinbar kombiniert sich aus der Schärfe des schwarzen Pfeffers und der Süße des rosa Pfeffers eine leichte Anmutung von grünem Pfeffer.

Nach und nach wird Koriander dominanter und ich fiebere der Herznote entgegen, da ich Jasmin liebe! Aber schon wieder streckt er mir die Zunge raus und die Herznote wird einfach übergangen. Stattdessen werden die harzigen Noten intensiviert und vertiefen den grünlich-pfeffrigen Eindruck. Guajakholz und Iso E Super passen sich hier wunderbar ein und stützen die Pfeffernoten. Erst spät gesellt sich dann doch noch der ersehnte Jasmin dazu und setzt einen ganz leichten und mehr zu erahnenden als wirklich wahrnehmbaren blumigen Kontrapunkt. Unterschwellig schießt dazu immer wieder etwas spritzig-frisches dazwischen und erinnert mich an das prickelnd-frische #S. Der Pfeffer verliert dabei etwas an Wärme und wird in eine frische und beinahe zitrisch-fruchtige Richtung gepusht. Sehr schön ist das Spiel der Sillage: Mal sehr körpernah und weich, dann plötzlich wieder etwas raumgreifender und spritzig-pfeffrig, was ich auf das Iso E Super zurückführe.

Alles in allem ein feiner, irgendwo zwischen Nische und Mainstream changierender, aber leider nicht wirklich aufregender Duft. Wo #S für mich schnell vom Nasengold zum Nasenkino wurde, ist :P eher ein Nasensnack. Qualitativ sicher auf hohem Niveau, aber dabei leider nicht so individuell und innovativ wie ich mir gewünscht hätte.
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