Yharnam79

Yharnam79

Rezensionen
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1 - 5 von 79
Yharnam79 vor 9 Stunden 4 2
10
Flakon
8
Sillage
8
Haltbarkeit
8
Duft
Die Krux mit den Sequels
Nachdem die ursprüngliche Version wohl DER Konzeptduft der Konzeptdüfte ist und heiß diskutiert, geliebt oder verabscheut wurde, ist es wahrlich schwierig uneingenommen an den Nachfolger heranzutreten.
Ich persönlich bin zugegebenermaßen Fan der ersten Stunde vom Original. Und gerade deswegen komme ich zu folgendem Gedankengang:
Vielleicht hätte es dem Duft - einzig der Bewertungen und der vermaledeiten Voreingenommenheit wegen gut getan, hätte man ihm ein anderes Tier zugeschrieben. Ich gehe sogar so weit zu behaupten, dass die Gesamtwertung für den Duft wesentlich besser ausgefallen wäre.

Bat 2020 verfolgt einen ganz anderen Ansatz als das Original von 2015.
Muff, feuchte Erde und Steine, kurz: das ganze fledermaushöhlenartige fehlt zunächst komplett. Die Animalik oder sogar eine strenge Urinnote, die in einigen Statements und Rezensionen als schon fast brechreizverursachend dargestellt wird, suche ich ebenfalls vergebens. Gerade auch im Vergleich zu manch anderen Zoologisten.
Vielleicht bin ich aber auch zu animalik-verwöhnt und nehme die deswegen nicht wahr (?)...
Rätsel.
Spreche ich davon, dass etwas "fehlt" ist das allerdings kein sehr passendes Wort, denn wäre das hier die erste Ausgabe von Bat, hätte ich den Duft auch so genommen wie er ist. Die Krux mit der Namensgebung bzw. einem Relaunch mit anderer DNA... Ein bischen wie der Fluch des zweiten Albums in der Musik.

Bat 2020 Dufterfahrung:

Zum Auftak: Fruchtig-bittersüß... Fast "echte" Guave dominiert deutlich. Eingehüllt in etwas Bach-Muff, stillstehender, heißer Luft und einer Nuance, die verdammt stark an den guten alten (!) Dodo erinnert (ich tippe irgendwie auf Farn). Der Dodo ist nebenbei bemerkt auch ein Zoologist-Kandidat, der eingestellt und völlig verdreht wieder veröffentlicht wurde. Auch hier hätte ich den Namen des Tieres schlichtweg geändert... Zugegeben, die Auftaktmischung befindet sich irgendwo zwischen bedenkenlos tragbar und einer Mischung aus Entzückend und erstmal abstoßend. Deftiv kein frischer oder kühler Duft und mehr Fledermausgehege im Tierpark als dunkle Tropfsteinhöhle.

Die immer präsente Guave reift im Verlauf merklich vor sich hin und ist dann, nach und nach durchzogen von mehr Natur, Schlamm und welkendem Seegrün auch irgendwann ganz schön faulig. Feige und Heu tun ihr Übriges dazu. Nichts von all dem Verwelkten und Fauligen ist jedoch überdosiert oder drängt sich zu sehr nach vorne, so dass der Duft immer an der Grenze der Gefälligkeit bleibt.
Spätestens jetzt kommt auch eine altbekannte Nuance des Originals (vielleicht DIE Nuance des Originals) zum Vorschein: Stein. Und damit kriegt der Duft auch erstmals eine für ich vergleichbare Vebindung zur (alten) Fledermaus hin und schafft eine kleine Höhlenassoziation. Schon olles Leder ist auch mit von der Partie, ebenfalls in Maßen. Und über-unter allem dieser "feuchte" Grundton, der mich nach wie vor stark an Dodo (2019) erinnert.

Bat 2020 ist weniger Konzept als Duft, viel weniger Konzeptduft als das Original und gehört für mich wohl zu den gefälligeren, wenn nicht sogar den gefälligsten Zoologisten. Ich musste anfangs erstmal zu akzeptieren lernen, dass der gesamte Weg ein anderer ist als beim von mir geliebten Bat (2015). Nimmt man den Fledermausbruder aber für das, was er ist und straft ihn nicht ab, für das, was er vielleicht "nicht mehr" ist bleibt ein ziemlich guter, ohne Frage innovativer, zoologistwürdiger und einzgartiger Duft, der wesentlich tragbarer und weniger vollgepieselt ist als sein Ruf suggeriert.
2 Antworten
Yharnam79 vor 2 Monaten 7 8
8
Flakon
8
Sillage
8
Haltbarkeit
9
Duft
"Nur" Musik.
Zwischen den Ohrensesseln und Nierentischen, dem modrig angenehmen Geruch der Kisten und Kartons krame ich in den alten Plattenkisten herum.
Duftkerze?
Fand ich eigentlich immer blöd. Aber warum nicht?
Plattenkoffer auf, ein zwei Blicke:
knister-knarz dreht die erste Scheibe los.

Porstishead nehmen mich mit durch trip-hoppige Welten zum "Wandering Star".
Immer wieder gut!
Oh, was ist das denn?
Lange nicht gehört.
Dückender Beat, rumpelnder Bass, "I got the posion, I got the remedy...".
Das waren noch Zeiten...
Und meine ersten Dr. Martens, für die ich meine Eltern regelrecht beknien musste.
A por pos Dr. Martens:
Kameraschwenk zum Hurricane-Festival.
Ganz in rosa, Kippe in der Hand und mit Flügeln auf dem Rücken schreit Courtney Love ins Publikum: "When they get what they want, and they never want it again..."
God save the Queen (of Rock)!
Schluck Wein, nächste Scheibe.
Was ganz altes: Lust for Life.
Macht immer noch Laune.
Düsterer und tanzbar wäre jetzt irgendwie gut.
Kram, kram...
Ah!
Auch ein echter Geniestreich, dieser Song!
Irgendwann vor zweidrei Jährchen hatte ich mal gelesen, dass der nach wie vor einer der meist gewünschten und gespielten Songs in Clubs ist. Fand ich irgendwie strange.
"I wanna f___k you like an animal...".
Das Finale dröhnt, fast schon psychedelisch-meditativ dem Climax entgegen.
Puh. Geschafft.
Anstrengend und gut zugleich.
Elektronisch war ganz nett gerade, also bleibe ich an "Silent Shout" von The Knife hängen.
Dann fällt mir ein, dass ich das erste Garbage Album ewig nicht gehört hab.
Und eigentlich müsste man auch nochmal die Breeders und Dover auflegen.
Smashing Pumpkins?
Och, vielleicht mal wieder Disarm.
Das war schön.
Müde bin ich.
Gar nicht unbedingt weil es Mitten in der Nacht ist oder vom Wein.
Eher von den tausenden Blitzerinnerungen und Emotionen, die beim Lauschen und Schwelgen um mich herum geflogen sind.
Noch nen schönen zum Abschluss.
"And someday, you will ache like I ache...".
Kerze auspusten.
Räuchel, dampf.
Augen zu.


Das ist Dark Vinyl Musk.
8 Antworten
Yharnam79 vor 1 Jahr 17 2
10
Flakon
6
Sillage
5
Haltbarkeit
8.5
Duft
Diskrepanz zwischen tollem Duft, katastrophaler Haltbarkeit und unverschämtem Preis
Eigentlich ist das, was ich zu dem Duft zu sagen habe gar nicht so umfangreich. Für ein Statement ist es aber widerum zu viel. Daher nehme ich mir zur Rechtfertigung dieser Rezension einfach mal heraus vorauszusetzen, dass auch der Preis zur Bewertung dazu gehört.

Ja, der Preis... Der ist der große Minuspunkt. Die Preispolitik von bzw. bei Tom Ford grenzt in den letzten Jahren wirklich an einer Frechheit. Das wäre auch so, wenn die Düfte noch die Qualität und Haltbarkeit der früheren Private Blend mit sich brächten. Dem ist aber leider so gar nicht so. Haltbarkeit und auch Sillage sind teils eine echte Katastrophe, was leider auch auf Cherry Smoke zutrifft.
Nach gut 3 Stunden ist nur noch ein Hauch von Restduft zu erahnen. Aber hey, dann sprüht man halt ganz oft nach und schwuppsdi sind die 50ml leer und man kauft bestenfalls gleich nach...
Tom Ford stand vor Jahren mal für qualitativ hochwertige Düfte. Die Qualität hat immer mehr abgenommen, die Preise dafür überproportional zu.
Auch die letzten Düfte waren für meinen Geschmack nur okay-es Mittelfeld an Einfallsreichtum; das widerum ist aber natürlich reine Geschmackssache.
Demenstprechend wenig erwatet habe ich auch von Cherry Smoke. Vieleicht gut so, denn die Rauchkirsche hat mich seit langem (bezogen auf Tom Ford) mal wieder positiv überrascht.

Dunkler als Lost Cherry und wenn man mag und hier ganz stereotyp denken darf, wahrscheinlich auch deutlich maskuliner - oder nennen wir es ernster.
Die Kirsche wirkt auf mich wesentlich "echter" und nicht so knallig wie beim gesitigen Vorgänger. Und sie ist umhüllt von herben Rauschschwaden. Anfangs die volle Kirschbombe, nimmt sich diese im Verlauf zurück und Osmanthus, Safran und Rauch nehmen zu. Man könnte fast die Brücke schlagen und sagen, es röche wie Oud Wood Intense mit Kirsche drin.
Gerade das gefält mir ausgesprochen gut und gibt dem Duft sogar was leicht schmutziges. Schmutzig hier gemeint im saubersten Sinn.
Alles in allem ein wirklich gelungener, ganz und gar ungourmandiger und ernster Kirschduft.

Der Preis und das Thema Haltbarkeit stehen jedoch auf einem anderen Blatt...
2 Antworten
Yharnam79 vor 2 Jahren 9 5
10
Flakon
9
Sillage
8
Haltbarkeit
9
Duft
Der Biss der Schlangenfrau
Zugegebenermaßen, ich bin kein großer Freund der Veröffentlichungspolitik von Zoologist, nämlich Düfte nach einem Jahr einzustellen und eine Update-Version rauszubringen; sei es Rhinoceros, Dragonfly, Beaver oder eben auch Dodo. Geschickter hätte ich da einfach nen anderen Tieranamen gefunden... Aber ich trauere dem alten Dodo auch wirklich hinterher und hab mich lange gewehrt, den neuen überhaupt zu testen. Mitunter auch beeinflusst durch die wirklich nicht sehr guten Wertungen hier auf parfumo...
Vor Kurzem ist mir dann allerdings eine Probe beim Parfumkauf mitgeschickt worden und auch der Flakon ist seit heute morgen bestellt.

Was soll ich sagen, es scheiden sich wohl die Geister bzw. die Geschmäcker an diesem Duft.
Zurecht.
Allerdings kann ich die Negativpunkte trotzdem nur teils nachempfinden bzw. teilen. Schimmel, Schweiß und Urin kann ich beim allerbesten Willen nicht ausmachen. Indisches Essen ebenso wenig. Nichtmal den Ansatz indischer Gewürze.

Was ich wahrnehme ist eine zugegeben sehr, sehr bissige grüne Würzigkeit, die zwischen fast stechendem kalt-nassem Blätterzeug und Gras und wässriger Sommerschwüle am bewucherten Bächlein hin und her schwenkt. Auch ein paar angegorene, saure Früchte sind im Hintergrund zu erahnen. Eine recht dominante und verhältnismässig strenge Basilikumnote wabert die ganze Zeit mit, ebenso wie anderes würziges Krautzeugs.
Alles in allem ein durchweg säuerlicher und grüner Duft. Teils stechend säuerlich, der mich von der Duftart (nicht zu verwechseln mit dem Duft an sich) irgendwie an Succus errinnert. Das kann aber auch einfach dem beißenden, fast überfrischen Grün geschuldet sein. Auch ist Succus wohl um einiges verträglicher und zahmer. Der fruchtig-säuerliche Rhabarber in Succus ist noch taufrisch wohingegen die Früchte hier schon die besten Tage hinter sich haben.

Beißende, saure, grüne Kräuterbombe mit angeschwipsten Früchten trifft es da schon ganz gut, wie ich finde.

Ich liebe den alten Dodo und der völlig andere neue hätte nun von mir aus auch ein anderes Tier sein können (irgendeine Wasserschlange oder sowas) aber der Duft an sich ist ein für mich nachvollziehbares und stimmiges Konzept, ziemlich schräg und eigenwillig und in meinem Duftuniversum auch super gelungen.

Ich kann auch voll und ganz verstehen, dass das Duftbild polarisiert, eine Wertung von 0,5 tut mir aber in der Seele weh; gerade wenn daneben sowas wie der 100ste 1-Million-Aufguß noch eine Wertung von über 7 absahnt...
5 Antworten
Yharnam79 vor 2 Jahren 22 6
8
Flakon
8
Sillage
9
Haltbarkeit
10
Duft
Pheromon
Jedesmal wenn Prin neue Düfte auf dem Markt bringt habe ich Angst um mein bitter verdientes Geld. Dass ich, wenn auch nicht vorbehaltslos, einen Narren an den Düften von Prin (Lomros) gefressen habe, gebe ich gerne offen zu; leider sind genau diese Düfte aber auch alles andere als kostengünstig...
Bei Rahassanai kommt erschwerend hinzu, dass er auch noch limitiert ist auf 200 Flakons (die anderen beiden neuen Düfte sind, soweit ich weiß, auf 300 reduziert bzw. limitiert). Und auch das spiegelt sich noch zustätzlich im Preis wieder...
Der Vernunft wegen habe ich alle erstmal als Probe bestellt, wobei Rahassanai nun auch als Flakon mit handschriflticher Nummerierung bei mir enziehen durfte (oder eher: musste).

Was soll ich also sagen?
Prin-Düfte sind so ne Sache...
Wer mit experimentellen und stark künstlerischen Düften nix anfangen kann oder nach dem Motto lebt, Kunst gehöre an die Wand, nicht auf die Haut, der wird auch mit an mit Scherheit grenzender Wahrscheinlichkeit nicht warm mit diese Duft werden. Ebenso sei allen Gegnern von Animalik angeraten, einen Bogen um die (neuen) Prins zu machen.
Rahassanai macht da keine Ausnahme.
Zu befremdlich, fast bizarr mag es einem beim ersten Sprüphstoß erscheinen, diesen Geruch als Duft einordnen zu sollen.
Bei mir persönlich wandelt sich das in der Regel recht schnell in steigendes Interesse, diesen Duft zu verstehen, zu analysieren und zu "bewzingen". Das liegt aber schlichtweg daran, dass Düfte für mich nicht nur Wegbegleiter für eine nette, unbeschwerte Zeit sind. Ecken, Kanten, Sperrigkeiten, Neues und Unbekanntes faszinieren mich und machen Düfte für mich besonders.
Zurück zu Rahassanai.

Ich könnte beim besten Willen nicht kategorisieren, was ich da rieche. Ich könnte keine Nuance nennen, die da besonders heraussticht oder den Duft bestimmt. Da ich aber nun auch beim besten Willen nicht weiß, wie Stinktier riecht und der Duft bzw. das Konzept genau darauf aufbaut, nehme ich mal stark an, dass es genau dieser Akkord ist, der diesen Duft so bizarr wirken lässt. Bizarr hier so positiv gemeint, wie es nur geht. Es kann aber auch das Zusammenspiel aller Nuancen sein, aus dem sich das letztendliche Duftbild ergibt. Ziemlich schräg mutet das Ganze auf jeden Fall ertsmal an.

Rahassanai ist recht komplex. Schwer zu durchschauen oder zu analysieren.
Es riecht medizinisch-seifig und auf der anderen Seite bzw. gleichzeitig krautig und erdig. Und - auf die ursprünglichste Weise - gemeint "natürlich".

Gibt es den Begriff muffig-frisch?
Weiß noch jemand, wie die Oldschoolversion von Penatencreme in den 80ern roch? Ich rieche die irgendwo da drinnen ganz genau so heraus, wie ich sie in meinen Kindheitserinnerungen abgespeichert habe.
In böser und vielfach vereinfachter Zunge könte man sagen: es riecht wie die medizinische Ausgabe von Penatencreme mit Arztseife und Kräutern versetzt. Und dann hat ein Tier zusätzlich noch seine Pheromone dazu gegeben.
Und obwohl es dem sehr nahe kommt, finde ich die Beschreibung zu einfach. Denn obgleich mir diese Assoziationen kommen, Rahassanai ist als Duft viel mehr als das. Und obwohl sich das Duftbild im gesamten Verlauf nicht sonderlich wandelt, ab und an wirkt er seifig und fast natürlich rein, nur Minuten später animalisch auf eine mir jedoch bisher nicht bekannte, Weise. Keine Pipi-Kacka-Animalik, kein Schweiß. Aber irgendwie eindeutig etwas nicht greifbares animalisches.
Plus Penatencreme aus den 80ern.
Und da mich hier auch nur die wenigsten persönlich kennen: irgendwie hat der Duft auch was sexuelles...

Abschließend kann ich sagen, ich habe in den letzten Jahren schon so einzwei Düfte getestet und/oder besessen. Ein derartiger oder vergleichbarer Duft ist mir bisher noch nicht unter die Nase gekommen.

Chapeau!
6 Antworten
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