Yukiko

Yukiko

Rezensionen
Yukiko vor 4 Jahren 19 14
6
Sillage
8
Haltbarkeit
4
Duft
Serge, was soll nur aus uns werden ?
Salut chèr Serge,

Wir kennen uns nun doch schon ne zeitlang. Und wenn Du mal in meine Sammlung siehst, dann wirst Du feststellen, dass ich doch ein echter Fan Deiner Kreationen bin.
Na gut, zugegeben, Arabie war schon arg speziell und mit Le Participe passé konnte ich letztens ja mal gar nicht, der musste fast noch am gleichen Tag auf die Terrasse und bald darauf ganz ausziehen.

Aber: Keine Regel ohne Ausnahme.
Was ich sonst noch von Dir getestet habe, hat mir jedenfalls immer ziemlich zugesagt.

Aber ab heute bin ich echt über-Kreuz mit Dir, so was von wahr !
Ich rieche, nahezu unabwaschbar, zu 50 % nach brenzlig-brauner, nochmal im eh schon siffigen Topf eingekochter Milch mit Haut und mit den übrigen 50% ... tadäää :
Nach meinem heißgeliebten, hausgemachten Kartoffelsalat !

Den mach ich, seit ich kochen kann, und das ist echt lang, mit einer besonderen Gewürzmischung, die ordentlich Bockshornklee innehat. Mein Salat wird allseits hoch geschätzt.
Aber meine heutige Duftwolke beschert mir harsche Ablehnung von der Restfamilie und mir ein flaues Magengefühl, das so hartnäckig bei mir bleibt, wie Dein Duft...äh Geruch.

Was hatte ich mich auf Sandel und weiß und ach, auf alles sonstige gefreut ! Und nu ?
Geh ich mir vielleicht doch n Magenbitter einschenken.
Schade um unsere langjährige Freundschaft.
Tu was, Serge ! So kann es nicht weitergehen mit uns !!
A bientôt !
Deine Yukiko





Nachtrag:
Natürlich bedanke und entschuldige ich mich gleichzeitig noch bei der lieben Parfuma / dem netten Parfumo für die Probenzugabe. Leider ist mir der Name verlorengegangen. Sicher wollte mir hier jemand eine Testfreude machen.... hat diesmal nicht sollen sein.
14 Antworten
Yukiko vor 4 Jahren 65 35
10
Flakon
7
Sillage
9
Haltbarkeit
10
Duft
Dürfte ich Dich doch noch einmal erschnuppern und berühren...
Barynia, du warst meine 'Einstiegsdroge' und Begleiterin in die 'echte Parfumwelt' a long time ago...

Man schreibt den Herbst des Jahres 1985. Yukiko ist fast 14 und mit Düften schon lange bestens bekannt. Bis auf eine Freundin teilen aber leider keine Gleichaltrigen ihre Leidenschaft.
Aber da gibt es ja die wohlhabendere verwitwete Nachbarin mit ihrer Tochter gleich in der Wohnung nebenan im sonst stinknormalen Mehrparteienhaus. Man kennt mich nebenan seit Babytagen und die gut 12 Jahre ältere Tochter teilt mit mir ihre Musik- und eben Parfumleidenschaft. An kalten Tagen verbringen wir oft Schnupperabende mit ihren neuen Duft-und Vinylerrungenschaften im Hintergrund. Ich werde von ihrer Mutter aus der Nobelparfumerie der nahen City mit Pröbchen versorgt... zum Nikolaus... Hl. Abend... Geburtstag oder einfach mal so.

Meine ebenfalls duftaffine, jedoch aufgrund von Trennung finanziell wenig gut aufgestellte Mama findet das alles völlig okay. Nur manchmal äußert sie Bedenken, dass ich für so Erwachsene-Damen-Düfte doch zu jung sei. Und ich möge bitte doch die Eindieselmenge begrenzen... es reicht doch, wenn man besagte liebe Nachbarin stundenlang im Raum oder Treppenhaus röche.
Das alles war durchaus nicht böse gemeint und immer mit einem Augenzwinkern ihrerseits bedacht.

Zu der Zeit teilten meine duftlose beste Freundin und ich uns die Zeitschrift "Mädchen". Abwechselnd besorgte alle 2 Wochen eine das Heft. Wer mit Bezahlen dran war, durfte das Heft zuerst für 5 Tage bei sich behalten. Jaaa... wir achteten akribisch auf unsere Kohle. Sie investierte ihrerseits in Sportklamotten und ich eben in Schallplatten und so manches mädchenhafte Duftschätzchen.

In einem der Herbsthefte erschien dann ganz klein eine Anzeige zum neuen "Barynia". Kein Testsachet, nix... nur ein Minibild mit Text. Mich traf der Name wie ein Blitz... mystisch und geheimnisvoll. Welten taten sich vor meinem inneren Auge auf. Und der Kubus auf dem Flakon war genau meine Vorstellung von Innovation und Luxus... lächel.
Der musste zu Weihnachten einziehen... komme da, was wolle !

Meine Mama war meinem Wunsch gegenüber schon aufgeschlossen, jedoch mussten wir uns finanziell sehr mäßigen. An den Preis kann ich mich nicht mehr recht erinnern... es werden wohl um die 50 DM gewesen sein. Ein Heidengeld für uns ! Das würde besser für Lebensmittel ausgegeben. Aber meine menschlich tief enttäuschte, nun alleinerziehende Mama befand just zu dieser Zeit, dass wir uns was gönnen müssen! Ihrer sparsamen und bescheidenen Natur fiel so ein Satz sicherlich nicht leicht.

Und so gingen wir in der kleinörtlichen, inhaberin-geführten Miniparfümerie ganz kurz verschämt Probeschnuppern. Allein das war ein Erlebnis! Wann hatten wir schonmal vorher diese Schwelle überschritten... so gut wie nie, da dieser Luxus für uns unerhört war.

Wir waren beide nach einem Mini-Kleinst-Sprühstoß hingerissen und beschlossen, uns den Duft zu Weihnachten gemeinsam zu leisten. Gekauft hat ihn dann meine Mama, als ich nicht dabei war und er wurde wirklich erst am Heiligen Abend unter dem Baum aus der wunderschönen Verpackung genommen.
Nie vergesse ich das unglaublich erhabene Gefühl, diesen Duft besitzen und tragen zu dürfen. Was für ein glanzvolles Fest !

Ein warm-kühl würziger und für unsere Begriffe orientalischer Chypre war diese Barynia. Ein wirklich langanhaltender Schleier legte sich um uns. Oft wurden wir positiv darauf angesprochen. Selbst die duftverwöhnten Nachbarinnen fanden Barynia besonders und bescheinigten ihr einen eigenen Touch und hohen Wiedererkennungswert. Die Marke Rubinstein war zwar durchaus damals ein guter Name, aber kein Vergleich zu Chanel oder Guerlain.
Die Basis war ein holzig-sanfter Traum, der mich in diese Richtung stark geprägt hat. Nach dieser Referenz suchte ich künftig meine wenigen 'Sindbad-Düfte' aus.
Die genaue Bedeutung des Namens " Barynia" erfuhr ich erst viel später. Vermutlich wollte ich es auch nie genau wissen... die Magie sollte nicht enden. Ich wollte meinen Orientzauber !

Sehr viel würde ich heute dafür geben, meine Barynia noch einmal zu erschnuppern. Ich verbinde so viel mit ihr und trotz der ungezählten Düfte, die danach noch kommen durften und sehr geliebt wurden:
Barynia ist und bleibt der Grundpfeiler meiner Duftleidenschaft und DER Duft, den ich mit meiner Mama verbinde.
Sie wurde Jahre später noch einmal richtig glücklich und konnte sich auch viel leisten. Aber unser Barynia-Weihnachten blieb uns immer unvergessen und wurde wieder und wieder erzählt.

Dieses Jahr verstarb sie an Ostern nach schwerer Krankheit und großem Leid. Bis zum Schluss war es ihr wichtig, gepflegt zu sein. Duftschnuppern konnten wir an ihrem Krankenbett noch zusammen, als anderes leider gar nicht mehr möglich war. Glücklicherweise spielte das auf der Palliativ-Station eine wichtige Rolle.

Immer wieder betrachte ich mir hier das Flakonbild. Es ruft mir eine unglaubliche Sehnsucht herauf; gleichzeitig ist da jedoch auch das tröstliche Gefühl, dass meine Mama in einer sehr schwierigen Zeit uns ein Duftfest bereitet hat, das uns begleitet und geprägt hat.

Dir, liebe Mama und Deinem unverbrüchlichen Willen, weiterzumachen und sich etwas Gutes zu gönnen, widme ich meinen allerersten Kommentar hier.
Es möge Dir gut gehen, wo immer Du jetzt bist. *Kuss*
35 Antworten