Zerostar

Zerostar

Rezensionen
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1 - 5 von 20
Zerostar vor 9 Jahren 5 1
5
Flakon
7.5
Sillage
7.5
Haltbarkeit
8
Duft
A*Men für A*Men-Hasser ;-)
Ich bin bislang nicht unbedingt ein großer Fan der A*Men-Düfte. Sie missfallen meiner Nase zwar nicht direkt, aber sie hauen mich eben auch nicht sonderlich vom Hocker. Ich finde an ihnen im Allgemeinen auch nichts Kantiges, Anstößiges oder gar Grenzwertiges. Im Gegenteil, die typische A*Men-Note nehme ich als einen mehr oder weniger leckeren Gourmand-Duschgel-Duft wahr, den ich eigentlich als total gefällig beschreiben würde. Diese A*Men DNA macht mir mit ihrer banalisierenden Art sogar den Pure Havane, den ich ansonsten wirklich ziemlich toll finde, etwas kaputt. Für Fans ist es natürlich schön, auch bei den verschiedenen Flankern noch das geliebte Original deutlich wiedererkennen zu können. Ich komme dann aber dagegen eher zu dem Schluss, dass mir insbesondere diejenigen Interpretationen besser gefallen, die vom Ausgangs-Werk möglichst weit entfernt sind. Bislang habe ich zwar auch nur 5 Varianten getestet, und Leder, Holz & Kaffee stehen noch auf der To-Smell-List, aber Le Goût du Parfum ist für mich bis dato klar der interessanteste und auch schönste Vertreter seiner Zunft, wogegen ich bspw. Pure Malt, das mir quasi wie eine Extrem-Version des Originals erscheint, wirklich schon fast schlecht finde.

Den Auftakt und gleichzeitig auch das zentrale Thema von Le Goût bildet eine sehr heftige krautig-würzige Note, die mich zuerst an eine frische und leicht süße Mischung aus Anis und Süßholz denken ließ. Dieser Geruch ist wirklich schon sehr speziell, aber ich finde ihn genau deshalb auch sehr interessant und auch gerade noch nicht zu extrem, dass er dem Parfum so eine Aura der Untragbarkeit verleihen würde. Beim Blick auf die Duftpyramide würde ich dann sagen, dass es insbesondere Koriander und Pfefferminze sind, die hier so krass im Vordergrund stehen und die leicht vom Lavendel unterstrichen werden – das könnte jedenfalls in etwa einen solchen Duft ergeben, wie ich ihn hier wahrnehme.

Der weitere Verlauf treibt diese Extravaganz dann auf die Spitze ehe die aufgeschreckten Gemüter mit einer cremigen Süße wieder besänftigt werden: die stechend-würzige Note wird zunächst immer dominanter. Das erinnert mit viel Fantasie tatsächlich auch an die angesprochene Currywurst oder vielleicht auch an einen recht deftigen Eintopf, aber doch auf eine Weise, als ob man das Ganze nicht kleckernd an einer siffigen Imbissbude isst, sondern eher als bekäme man es in einem Gourmet-Restaurant serviert. Und der adrette Kellner trägt dabei einen leichten Spritzer des Original-A*Men, denn die dafür typische Note bleibt stets im Hintergrund und wird nur ganz dezent angedeutet. Wenn man im Bild bleiben will, stellt die Basis dann sozusagen das Dessert dar: Die Tonkabohne duftet dabei besonders honigsüß und verbindet sich mit der beständigen Würze zu einer Chai-Latte ähnlichen Komposition. Spätestens jetzt habe ich mich an den sehr besonderen Grundton des Le Goût Flankers gewöhnt und ihn schon so ins Herz geschlossen, dass ich mit dem ganzen Menü gleich nochmal von vorn beginnen mag :-)
1 Antwort
Zerostar vor 9 Jahren 8 10
7.5
Flakon
7.5
Sillage
10
Haltbarkeit
10
Duft
solche Überschriften kommen raus, wenn ich vor lauter Begeisterung nicht weiß, was ich schreiben soll...
Kennt ihr das? Ihr testet ganz unverhofft ein neues Parfum und habt schon nach dem ersten Probeschnuppern das Gefühl, all eure bisherigen Parfumbewertungen müssten jetzt erst mal 10% nach unten geschraubt werden, um einem neuen Meisterwerk gerecht werden zu können? So oder so ähnlich ging es mir jedenfalls vor etwa einem Monat als ich eine Probe von Ambre Loup von Laurel erhielt. Ich habe den Duft seitdem immer wieder getestet, zu unterschiedlichsten Gelegenheiten sowie Tages- und Nachtzeiten und mein Ersteindruck hat sich dabei stetig verfestigt.

Ambre Loup ist für mich eine neue Referenzklasse, es ist Glück zum Aufsprühen, Ecstasy als Parfum, pure Schönheit im Flakon, ein Gipfel olfaktorischer Ästhetik. Mir fällt es wirklich schwer, die passenden Worte für diesen Duft zu finden, weil ich immer fürchte, ihm mit keiner begrifflichen Umklammerung gerecht werden zu können. Ich bin so fasziniert von dieser Anmut, von dieser Eleganz und von dieser Sinnlichkeit von Ambre Loup, dass ich gar nicht weiß, wo ich anfangen und aufhören soll, um ihn zu beschreiben.

Das Eindeutigste: Ambre Loup ist ein sehr süßer Duft. Wer Süße nicht ertragen kann, wird meine Emotionsausbrüche sicher auch in keinster Weise nachvollziehen können. Wer aber auf süße und warme Düfte steht, für all diejenigen ist Ambre Loup definitv den ein oder anderen Test wert.

Ansonsten fällt es mir schwer, einen Duftverlauf bzw. exakte Duftnoten herauszuriechen. Weder das namensgebende Amber, noch die in der Duftpyramide genannten Vanille- oder Oud-Noten kann ich so eindeutig erkennen. Zwar wird das Parfum im Drydown eindeutig etwas holziger, aber von Oud rieche ich dabei wirklich gar nichts. Vanille könnte für die Süße verantwortlich sein, aber das ist auch eher ein gemeinschaftlicher Verdienst aller Noten als dass man Vanille separat hervorheben könnte. Und Amber? Nun, laut Probenkärtchen setzt sich die Ambernote zusammen aus Perubalsam-Öl, Labdanum und Vanille. Und das kommt meiner Wahrnehmung auch eindeutig näher als eine reine Ambernote. Jedenfalls ist Ambre Loup mit keinem Amberduft, den ich sonst bislang so kennengelernt habe vergleichbar. Es ist weder ein leicht blumig-stechender Amber, wie ich ihn etwa bei L’Eau d’Ambre von L’Artisan exemplarisch finde, noch ein lieblicher Amber wie in Diors Ambre Nuit und auch kein würziger Amber in dem Sinne wie Ambre 114 von Histoires oder Ambre Orient von Armani würzig sind. Viel mehr bestimmt hier eine sanft-holzige Harzigkeit den süßlichen „Amber“-Duft und seine würzige Wärme erhält das Parfum zudem von einer traumhaften Gewürznelken-Note, wie ich sie mir bei viel mehr Parfums wünschen würde, die vorgeben Gewürznelken zu beinhalten.

Die Fakten auf einen Blick:
Charakteristik: süß, harzig, würzig
Haltbarkeit: 4 bis 8 Stunden
Sillage: bis 4h sehr gut, danach allmählich immer körpernäher. (in die Haare gesprüht >12h)
Geschlecht: unisex as unisex can
10 Antworten
Zerostar vor 9 Jahren 6 2
7.5
Flakon
5
Sillage
5
Haltbarkeit
4
Duft
Große Erwartungen ...
Nachdem ich eine Herstellerprobe des „Bloody Wood“ von Les Liquides Imaginaires bei einer Parfumbestellung mit geschickt bekommen hatte und mich dieser Duft so unverhofft positiv überrascht, um nicht zu sagen: vollkommen begeistert hat, habe ich nun schon eine Weile auch nach den übrigen Düften der Marke Ausschau gehalten. Tumultu stand dabei sogar recht weit oben auf meiner Wunschliste und vor einiger Zeit hatte ich dann auch das Glück, ein Pröbchen hiervon ergattern zu können. Grapefruit und Kokos – das klang schon recht vielversprechend. Von der gewagten Mischung des Ganzen mit Patchouli und Hölzern in der Basis konnte ich mir zwar noch keine rechte Vorstellung machen, aber da mir an sich auch diese Noten durchaus behagen war ich voll großer Erwartungen.

Doch wie es leider so häufig mit derartigen Vorfreuden läuft, wurden sie im Falle von Tumultu und mir recht klar enttäuscht. Leider schafft es dieses Parfum weder mich durch Aspekte wie Schönheit oder Besonderheit der einzelnen Noten, die mir ja im Allgemeinen wie schon gesagt eigentlich durchaus gefallen, noch durch eine gelungene Gesamtkomposition seiner inhärenten Gegensätzlichkeit zu beeindrucken. Eher noch im Gegenteil: ich würde fast sagen wollen, dass dieser Duft handwerklich einfach nicht besonders gut gelungen ist, um es mal nett zu umschreiben.

Die Kopfnote wird unmittelbar von der kühlen Rauchigkeit und dem frisch wirkenden Holz der Basis bedrängt und eine saubere Grapefruit- oder überhaupt irgendeine halbwegs reine fruchtige Note kommt so überhaupt nicht zustande. Was hier vermutlich einen herb-zitrischen Auftakt bieten sollte, erscheint mir persönlich eher frisch, krautig und grün, und stets schon von einem holzigen Rauch umhüllt.

Den Übergang zur Herznote würde ich nach ca. 10 Minuten daran festmachen, dass die Basis doch noch einmal in den Hintergrund tritt und einer grasig-grünlichen Feuchtigkeit mit milder Süße Platz macht, für die es auch einer Portion Fantasie bedarf, sie als Kokosmilch wahrzunehmen. Aber immerhin ist Tumultu jetzt dennoch näher an besagter Kokosmilch dran als die geräucherte Holzfrucht im Kopf in die Nähe einer Grapefruit kommen könnte. Insgesamt muss ich bei der Herznote trotzdem mehr an eine taubedeckte hohe Wiese an einem nebeligen Morgen denken, während vom anderen Ender der Stadt der süßliche Duft der Bäckerei herüberzieht, als an den frischen Saft der Kokosnuss. Aber zumindest angenehm finde ich dieses Wässerchen jetzt schon.

Doch spätestens nach einer halben Stunde hat sich die Basis wieder unüberriechbar ausgebreitet und hat noch eine unerfreuliche metallische Nuance hinzugewonnen, die mich zuerst kurz überlegen ließ, ob mit der Kokosmilch vielleicht eher das Zeug aus der Konservendose gemeint war. Aber Spaß beiseite: Ich weiß nicht ob der metallische Geruch das Patchouli sein soll oder wo dieses sonst zu finden wäre, bzw. was jener ansonsten in diesem Parfum zu suchen hat, Fakt ist: die Basis ist auch so nicht der Kracher – solide Holzfrische die etwas an einen kleinen, blassen Bruder von Wonderwood erinnert, der zudem noch nervig mit alten Blechdosen rumscheppert. Das ist, wie Tumultu insgesamt, einfach nichts Halbes und nichts Ganzes. Vielleicht ist dieser Duft zu geistreich für mich oder meine Nase noch zu provinziell für ihn, vielleicht liege ich mit meiner Wahrnehmung aber ja doch nicht ganz so daneben und er ist einfach wirklich nicht besonders gut gemacht. Den Weg in mein Regal wird er jedenfalls nicht finden.
2 Antworten
Zerostar vor 10 Jahren 4 2
7.5
Flakon
5
Sillage
2.5
Haltbarkeit
7
Duft
Ein (kurzer) Cologne-Traum
Ein riesen Dank geht erst einmal an Sensual, der ich die Abfüllung von Cologne Sologne verdanke ;-)

Nun aber zum Thema: Ich tue mich ja nicht ganz so einfach mit Cologne-Düften. Während die Flaggschiffe von Atelier Cologne, Cedrat Enivrant und Orange Sanguine, zu meinen absoluten Lieblingsdüften gehören, habe ich ein paar Probleme mit den Wässern, die einen klassischeren Cologne-Stil verfolgen, wie etwa die Colonias von Acqua di Parma. Da sind mir die grünen Kräuter zu krautig und herb und die Zitrusfrüchte zu hintergründig. Außerdem erinnert mich das Ganze immer leicht an den 4711-Geruch in der alten Wohnung meiner Uroma früher. Dennoch fasziniert mich die Duftrichtung irgendwie und die ebenfalls nicht gänzlich unklassische Variante Vettiveru aus der Cologne-Serie von Comme de Garcons gefällt mir mit ihrem betont holzig-würzigen Charakter sogar wiederum richtig gut.

In welche Richtung geht es nun bei Cologne Sologne? Die Antwort fällt mir spätestens nach dem zweiten Test auf der Haut dann doch relativ einfach: Der Daumen und die Mundwinkel zeigen eindeutig nach oben! Sologne vereint die drei eingangs angesprochenen Komponenten: Die Zitrusnoten wirken saftig-frisch, authentisch und verstecken sich vor allem auch nicht nach den ersten Minuten gleich wieder. Die grünen Noten des Duftes sind nicht so unangenehm krautig sondern wunderbar satt aber doch mild. Hinzu kommt ein holziger Unterton, der aber nicht so stark in der Vordergrund dringt, als dass die klassiche Cologne-Note verloren gehen müsste. Alles in allem ist die Komposition somit wirklich ziemlich perfekt.

Einziger Haken an diesem Wässerchen ist allerdings leider die Cologne-typische Haltbarkeit. Während sich bei der Sillage noch alles im Rahmen hält, ist in Sachen Ausdauer nach allerspätestens 3 Stunden Schluss - eher sogar schon nach etwa 2. Es ist also viel Nachsprühen angesagt und das schmälert für mich doch den sonst so positiven Eindruck. Daher gibt's statt 80 nur 70 Punkte, sorry ;)
2 Antworten
Zerostar vor 10 Jahren 4 4
5
Flakon
5
Sillage
7.5
Haltbarkeit
1
Duft
Der General & 1 Tonne Süßstoff
Mir ist ja schon ein wenig unwohl dabei, wenn ich so häufig nur die Düfte kommentiere, die ich wirklich ganz ganz toll finde, oder eben diejenigen - wie es hier der Fall ist - die ich ganz ganz unterirdisch finde. Aber da solche Extremfälle nun einmal am meisten zum Tippen reizen, und gerade weil es noch keinen so sonderlich negativen Kommentar gibt, der das aufgreift, was mich bei diesem Duft umtreibt, muss ich meine Gedanken einfach mal loswerden - dafür wird's kurz und schmerzlos:

Ich kenne Haushalts- und/oder WC-Reiniger mit heftig umworbener "Zitrusfrische", die authentischer und natürlicher nach den jeweiligen Früchten riechen, als dieses Gebräu! Mandarine Osmo ist bei mir nach dem Aufsprühen ein synthetischer Zitrusduft im aller schrecklichsten nur denkbaren Sinne. Weit entfernt davon, den Geruch einer frisch geschälten oder aufgeschnittenen Mandarine auch nur im Ansatz naturgetreu abzubilden, entfaltet sich hier ein stechendes, ultrakünstliches Mandarinen-/Clementinen-Aroma, das in seiner plastikartigen Synthetik nur noch von der ebenso künstlich anmutenden, ekelerregenden Süße ästhetisch unterboten wird, die mit dem Zitrusreinigergestank einhergeht. nach 2 Minuten habe ich unerträgliche Kopfschmerzen und will das Zeug einfach nur wieder loswerden, aber hautnah ist es auch nach eifrigem Waschen, Putzen und Schrubben noch viel zu klar wahrnehmbar und bleibt so mein lästiger Begleiter für den Rest des Tages.

Besser wird das Ganze erst nach ein paar Stunden im Drydown, wenn diese sogenannte Mandarine nur noch schwach wahrzunehmen ist und ihre pappige Süßstoff-Kandierung scheinbar von den nicht näher zu spezifizierenden Gewürzen etwas gehemmt wird. Dafür und für die (leider) verhältnismäßig gute Sillage und Haltbarkeit, bin ich bereit ein kleines Sternchen zu geben. Der Rest dieses olfaktorischen Abenteuers ist jedoch zu vergessen, wenn das nur mal so einfach wäre...

PS: Danke dennoch an Morgaina für die kleine "Kostprobe" :)
4 Antworten
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