Zimtschnecke

Zimtschnecke

Rezensionen
Zimtschnecke vor 5 Jahren 22 8
8
Flakon
8
Sillage
8
Haltbarkeit
9
Duft
Urlaub, Entspannung, Creme Brulée von der Tonkabohne und die Folgen…
Kürzlich war ich im Urlaub. Zum Behufe der Erholung ging es mal wieder auf die schmucke Insel in der Nordsee. Die Sonne schien, der Entspannungslevel bewegte sich schnell auf bestem Niveau und teilte sich neben anderem, was man im Urlaub so tut, mit leichtem bis mittelschwerem Shopping ausgewogen die beiden Seiten der Waagschale – mit wenigen Worten: Es war perfekt! Bis, ja bis zu diesem einen Abend: Megaleckeres Essen in einem gemütlichen Restaurant in den Dünen, dazu ein perfekter Ausblick auf das sich wunderschön im Meer spiegelnde Sonnenlicht und zum Dessert Creme Brulée von der Tonkabohne. Das Leckerchen war ein Gedicht und ich werde noch Jahre davon als die beste Creme Brulée, die ich je das Vergnügen hatte, verputzen zu dürfen, schwärmen.

Wenn damit nicht gleichzeitig auch schon die einzige Schattenseite des famosen Urlaubs offenbar würde: Die Sinne geschärft durch die kulinarische Sensation, wurde der Wunsch nach einem tollen Tonka-Duft nicht nur belebt, sondern musste umgehend in ein Kauferlebnis umgewandelt werden. Da ich Myrrh & Tonka vor einiger Zeit bereits ausgiebig getestet und für toll befunden hatte, wurde der Duft umgehend als Wunsch auserkoren. Allein, sämtliche Parfümerien vor Ort konnten mit dem Objekt der Begierde nicht aufwarten. So hieß es dann also, Geduld bewahren und – wieder daheim – flink die frisch getankte Urlaubsenergie in einen Besuch der gut sortierten Duftoase des Vertrauens investieren.

Nach dem Wunsche erkundigt, wurde direkt bestätigt, aber selbstverständlich führe man diesen Duft und ehe ich es mich versah, wurde mir wie von Zauberhand ein frisch besprühter Test-Duftmittelträger in die Hand gedrückt. Sofort umschmeichelte meine Nase die frisch-saubere Lavendel-Note, auch Myrrhe ließ sich bereits erahnen, ich war erneut begeistert. Alsbald wurde ein kleiner Flakon von kundiger Hand sorgfältigst und liebevoll verpackt, um in sein neues Zuhause überführt zu werden, wo ein umgehendes Entkorken und Einsprühen natürlich unumgänglich war.

Sofort fand ich mich in einem Lavendelfeld wieder, sauber-seifig frisch stehe ich da und bestaune den lila Auftakt dieses wunderbaren Duftes. Gern könnte diese Ouvertüre ein wenig ausdauernder sein, jedoch ist die nun folgende Verbindung des Lavendels mit der Myrrhe ebenfalls sehr reizvoll. Weich und sanft werde ich davon getragen, umwogt von einer schmeichelnden, Trost spendenden Wärme. Während ich mich schon ein ziemliches Weilchen wohlig umhüllt fühle, schleicht sich auf behaglichen Pfaden auch schon die Tonkabohne, ein My von Waldmeister mitbringend, an. Begleitet wird sie im späteren Verlauf von einer feine Pudrigkeit verbreitenden Mandel und einem Hauch Vanille.

Myrrh & Tonka ist ein wunderbarer Begleiter durch den ganzen Tag. Vom frischen lavendeligen Auftakt bis zum pudrig-vanillig umhüllenden Ausklang, fühle ich mich gut aufgehoben. Die hier des Öfteren erwähnte Rasierwasser-Attitüde zeigt sich mir nicht, es bleibt von Anfang bis Ende warm, weich und umhüllend - auch wenn der Start - vermutlich durch den Lavendel - tatsächlich ein wenig maskuliner wirkt als der weitere Duftverlauf, so ist der Duft meiner Nase nach definitiv unisex. Die Haltbarkeit ist mit ca. 8 bis 10 Stunden gut, auf Kleidung ist Myrrh & Tonka auch am nächsten Tag noch gut wahrnehmbar. Die Sillage sollte auf keinen Fall unterschätzt werden. Erscheint der Duftschleier zunächst harmlos, dreht er nach kurzer Zeit deutlich auf, bevor er sich gegen Ende wieder ins Hautnahe wandelt.

Nachdem wir uns nun gefunden haben, freue ich mich auf künftige feine Stelldicheins und ich bin dennoch gespannt, welche Inspiration mir der nächste Urlaub bescheren wird.
8 Antworten
Zimtschnecke vor 9 Jahren 9 5
7.5
Flakon
7.5
Sillage
7.5
Haltbarkeit
7
Duft
Risikofaktor Blindkauf
Freudig erregt (kann man das so schreiben ohne Missverständnisse zu verursachen? Egal, ich lass‘ das jetzt so… :D) und euphorisiert durch die Erfahrungen mit 1881 Bella Notte (ja, wir sind eine innige und harmonische Beziehung eingegangen), konnte ich es trotz eigentlich selbst auferlegtem Ausgabenstopp im Allgemeinen und für „Unnützes“ im Besonderen nicht lassen - ich bin dem Jagdfieber anheim gefallen. Schließlich und endlich gibt es ja auch Gelegenheiten, die man einfach nutzen MUSS – die sich quasi aufdrängen.

Solch eine Gelegenheit bot sich vor einigen Tagen in Form eines Angebotes für dieses Düftchen beim lokalen Drogeriehändler. Den hitzigen Temperaturen zum Trotz eilte - na ja, ehrlicherweise müsste es wohl doch eher heißen „schlich“ – ich nach der Arbeit los. Nein, hieß es, einen Tester gäbe es derzeit nicht, der Duft sei ja ganz neu und die Tester kämen dann erst irgendwann später. Die Logik dahinter erschloss sich mir nicht… erschließt sich mir auch noch immer nicht, gerade bei einem Duft der in limitierter Auflage erscheint, aber nun gut.

Da mir die guten Erfahrungen mit 1881 Bella Notte suggerierten, sooo schlecht könne der Blanche bestimmt auch nicht sein, schlug ich dann nach kurzer Überlegung einfach zu. Gelegenheit macht Schnäppchen oder so!

Zuhause konnte ich es dann kaum erwarten, endlich eine erste Schnupperprobe zu nehmen. Flugs die Verpackung aufgerissen, den Flakon entkorkt, pffft… und…. hmmmm….. na jaaa… ganz nett!

Im ersten Moment schlug mir eine unglaubliche Frische entgegen, die aber ziemlich bald in einer fluffig-cremigen Wolke unterging. Und dann?? Kopfschmerzen!!! Drei Tage lang… ob es am Duft lag? Wer weiß es schon? Das Parfum war für den Moment jedenfalls erst einmal verbrannt.

Zwei Wochen später wagte ich dann aber doch einen erneuten Versuch. Aufgeben ist schließlich keine Option. Und siehe da, zu der cremigen Fluffelwolke gesellten sich plötzlich Orangen… Orangen? Ach, das muss dann wohl die Bergamotte sein… mmmh… gar nicht mal so übel! Eingelullt in einen warmen Vanille-Moschus-Mantel mit zartem Orangenhauch fühle ich mich dann jetzt eigentlich doch ganz wohl mit meinem Wölkchen. Von Migräne keine Spur, Johannisbeere und Veilchenblatt halten sich zurück, aber vielleicht trauen sie sich auch nur nicht, sich meiner untrainierten und somit womöglich unwürdigen Nase zu offenbaren.

Insgesamt ist der Duft auf seine Art für mich zwar ganz angenehm, aber er kommt um Längen nicht an das Original oder an Bella Notte heran. Ein bisschen mehr Frische wäre vielleicht wünschenswert, die lieblich-cremige Pudrigkeit hat aber durchaus auch ihren Reiz. Für eine dauerhafte Beziehung reicht es aber wohl leider nicht.
5 Antworten
Zimtschnecke vor 9 Jahren 7 4
7.5
Flakon
7.5
Sillage
10
Haltbarkeit
9
Duft
"They call me the wild rose..."
ohrwurmt es mir bei diesem Duft durch den Kopf. Nun gut, es gab schon Schlimmeres, das sich nicht mehr loswerden ließ, sich festsetzte wie eine Klette und mich um den Nachtschlaf brachte. Aufzuwachen – irritiert und orientierungslos - mit Britney Spears‘ „Oops, I did it again“, das sich endlos durch mein Hirn wand, ist eine Erfahrung für sich, nein, dann lieber Kylie Minogue. Doch ich schweife ab.

Ambre Gris startet mit einer wuchtigen, aber insgesamt sehr harmonischen Gesamtkomposition, aus der zunächst einzelne Komponenten nicht wesentlich herausstechen. Nach einigen Augenblicken jedoch drängt sich das Holz – nicht irgendein Holz, sondern solches, das sich, eigens zusammen getragen, einen schönen, sich nach langer Hitze endlich abkühlenden Tag am Abend bei einem Lagerfeuer am Strand entspannt ausklingen zu lassen, zu einem knisternden Feuerschein entflammt - deutlich in den Vordergrund, begleitet von einer zurückhaltenden Vanille. Auch Assoziationen an Korkeichenrinde kommen mir in den Sinn, frisch entkorkt aus einer Flasche gut gekühlten trockenen Gewürztraminers.

Dann plötzlich bietet sich den erwartungsvoll geblähten Nasenflügeln etwas Stechendes dar. Nein, es drängt sich auf, beißt zu. Aber nur kurz, dann wird es wieder sanfter, vielleicht der rosa Pfeffer? Die verschüchterte Bergamotte und die Zitrone verstecken sich hinter dem Feuerholz und lassen sich nicht blicken, die Rose ist weniger schreckhaft und streckt erneut ihren Kopf hervor.

Im Laufe der Zeit wird der Duft deutlich sanfter, ohne seine Eigenarten zu verlieren, die Rose und das Holz dominieren, werden abgerundet durch eine unterstreichende, aber keinesfalls süße Vanille, die hier eher eine dem Salz an Kartoffeln ähnliche Funktion zu erfüllen scheint – sie bringt die beiden Komponenten deutlicher zur Geltung, ohne sich selbst zu sehr zu präsentieren, aber trotzdem immer da zu sein.

Insgesamt ist Ambre Gris ein eigenwilliger Duft, der sich vielleicht nicht unbedingt für eine Freundschaft auf den ersten Blick empfiehlt, doch eine verdiente Chance weiß er durchaus zu nutzen und hat nach einer Probeabfüllung nun einen festen Platz in meiner Sammlung.
4 Antworten
Zimtschnecke vor 9 Jahren 9 10
7.5
Flakon
5
Sillage
5
Haltbarkeit
8.5
Duft
„Kennst Du das Land, wo die Zitronen blühen?“
schreit sie mir, Goethe zitierend, entgegen. Nicht laut und aggressiv, kämpferisch gar, sondern bestimmt und leidenschaftlich. „Du kennst es nicht? Du wirst es kennenlernen!“ Es klingt wie ein Versprechen, nicht wie eine Drohung. „Komm…“, wispert sie und zieht mich in ihren Bann mit ihrer Frische und ihrem Esprit. „Lass uns Tanzen gehen… in einem wunderschönen Garten an diesem lauen Sommerabend…“ sprudelt es aus ihr heraus.

Ich kann nicht anders, ich folge ihr und genieße ihre sanfte, unaufdringliche und doch so hypnotische Begleitung. „Das Leben ist so kurz, genieße es“, ruft sie mir zu, während sie in harmonischen Bewegungen mit ihren Freundinnen Vanille, Orangenblüte und – ist es wirklich ein kleines Gummibärchen? – immer wieder lachend an mir vorüber schwebt.

Schließlich sieht sie mich strahlend an und fragt: „Freunde? Für immer?“

„Nicht so schnell“, denke ich. „Wir haben uns doch gerade erst kennengelernt.“ Doch mein Lächeln signalisiert, dass wir uns mit Sicherheit wiedersehen werden… schon bald…

Bis dahin „Bella Notte“, Du Wohlriechende, Behaglichkeit und Energie Verströmende, es ist eine Bereicherung, Dich getroffen zu haben!
10 Antworten