Zinken

Zinken

Rezensionen
Zinken vor 3 Jahren 8 2
Roja Vetiver Parfum Cologne
Ich möchte hier mal nur auf meine ollfucktorischen Empfindungen anstatt auf Haltbarkeit und Sillage eingehen, immerhin geht es hier "nur" um ein Cologne.

Im allerersten Moment nach dem aufsprühen dachte ich erst: Zahnarzt! Fast in der selben Sekunde nahm ich aber eine äusserst angenehme Zitrone wahr, welche sogleich von einer leichten Vetiver - Crispigkeit unterlegt wurde, die im weiteren Verlauf kräftiger wird und in den Vordergrund rückt, dabei aber stets so hervorragend austariert bleibt, dass sich beim wahrnehmen nicht der ganze HNO - Bereich pelzt. Wo der Encre Noire - Vetiver ein vielleicht nicht mit der nötigen Sorgfalt getrocknetes Vetiverbund mit einer gewissen Muffigkeit ist, mit dem auch noch im schon lange geschlossenen Beerdigungsinstitut gestaubfeudelt wurde, ist der Roja Vetiver hier ein ganz fein getrocknetes Sträusschen, das in einem mit Goldrändern eingefassten Poesiealbum ruht.

Obwohl: "trocken" finde ich hier im Sinne des Gesamteindrucks fast schon etwas zu hart ausgedrückt und möchte mich eher zu einem "dry" oder "sec" hinreissen lassen. Insgesamt tatsächlich ein grün - mildwürziger, nicht zu krautiger Nasenschmeichler mit einem sehr angenehmen Ticken zitroniger Colognefrische, Und ich finde Vetiver an sich noch nicht mal besonders toll. Das will was heissen.
2 Antworten
Zinken vor 6 Jahren 34 13
9
Flakon
7
Sillage
8
Haltbarkeit
8.5
Duft
A Forest (The Cure)

Im Dorfkrug erzählte mir der Kellner...

(Jaha - du kommst in dieser Geschichte vor da ich erst durch deinen tollen Kommentar auf diesen wunderbaren Duft aufmerksam geworden bin, liebe Grüsse und vielen Dank!)

...von dem angeblich verwunschenen Wald in dem ein ansässiges Mädchen auf den Tag genau vor hundert Jahren verschwand und nie mehr wieder gesehen wurde. Die Dorfbewohner mieden seit dem das ausgedehnte Gehölz und berichteten gar bei Spaziergängen in der Nähe des Waldes ihre Stimme flüstern gehört zu haben die sie in den Wald zu locken schien. Natürlich beschloss ich belustigt ob dieser Geschichte diesem dörflichen Aberglauben auf den Grund zu gehen. "Finde sie solange es dir möglich ist!" rief er mir mit ernstem Gesicht beim Aufbruch hinterher, was ich mit einem Lachen und einer nur für mich sichtbaren Scheibenwischerähnlichen Geste quittierte.

Am Waldrand fand ich ein zerbrochenes Fläschchen welches vormals anscheinend eine Art vom örtlichen Heilkundler selbstgebrautes, streng duftendes Elixier enthielt. Kein Wunder, wurde mir doch berichtet dass die Dorfbewohner seltsame Sude am Waldrand verteilen um die vermeintlichen Waldgeister am verlassen ihres Reviers zu hindern. Nur ganz kurz kam mir daraufhin der Gedanke zur Umkehr, jedoch zog mich ein anderer, aus dem Wald lingernder mystischer Geruch wie magisch an. Bei jedem Schritt weiter ins Unterholz, bei jedem streifen der tiefhängenden Äste umhüllte mich der Duft der seltsamen, nie zuvor gesehenen Bäume und Gewächse. Nicht erdrückend, eher verlockend so dass ich immer tiefer und tiefer in den dichten Wald hineinging, nur um mehr von diesem Wohlgeruch inhalieren zu können. Gleichzeitig machte sich eine innerliche Ruhe breit die ich schon lange nicht mehr so empfunden habe. Fast umfing mich schon ein nicht unangenehmer Schwindel und ein ungläubiger Blick auf meine Taschenuhr verriet mir dass ich schon seit Stunden unterwegs war.

Ich musste mich bemühen den eigentlichen Grund meiner Anwesenheit hier nicht aus den Augen zu verlieren. Mir schien dass tief aus der Dunkelheit eine Stimme flüsterte, aber ich konnte, ich wollte nicht
darauf reagieren. Ich wollte nur diese unglaubliche Ruhe geniessen - und diesen Duft. Meinen Rucksack mit Proviant und Wasservorrat hatte ich schon vor Kilometern abgelegt. Zu sehr lastete er auf meinen Schultern - wie die Sorgen und Probleme aus einer in meinen Gedanken jetzt unwirklichen Welt mit ihren übelriechenden Ausdünstungen der ich gestern noch angehörte. Hier dagegen gab es wie selbstverständlich nur tiefe innere Entspannung, Ruhe und diesen Duft.

Ich hatte mich schon lange verlaufen, was aber überhaupt keine Rolle mehr spielte, denn hier fühlte ich mich
geborgen und sicher.

Ich legte mich auf den geradezu hypnotisch aber ohne jede Spur der eigentlich zu erwartenden Muffigkeit
duftenden Waldboden, bettete mein Haupt auf die herausragenden Wurzeln eines auf seltsame Art besonders Vertrauen erweckenden Baumes, dessen Rinde vor austretendem Harz glänzte, schloss die Augen und sog den Flor der im Unterholz wachsenden Blüten und Kräuter ein, der sich perfekt mit dem vorherrschenden Duft der über mir ragenden Bäume verband. Wieder hörte ich die Stimme in meinen Gedanken die jetzt meinen Namen zu rufen schien. Aber nichts in der Welt konnte mich nun noch in meiner Seelenruhe stören oder würde mich dazu veranlassen meine Augen zu öffnen und mich aus der Umarmung dieses Duftes zu lösen. Innerlich lächelte ich bei dem Gedanken mich im Wald verlaufen zu haben wegen eines Mädchens dass es niemals gab. Bis heute war es doch immer dasselbe: viel zu lange bin ich wegen Nichtigkeiten Sturm gelaufen:

immer und immer und immer und immer und immer wieder...

Hundert Jahre später fand ein Holzfäller in einem seltsam unwirklich anmutenden Wald ein ausgeblichenes Skelett, dessen Schädel auf den aus dem Boden ragenden Wurzeln des von ihm zur Fällung auserkorenen mächtigen Baumes, die Rinde glänzend vom austretendem Harz, ruhte. Ihm kam kurz die Geschichte in den Sinn die ihm der Kellner unten im alten Dorfkrug erzählte, vom verwunschenen Wald in dem schon mehrere Menschen verschwanden und niemals wieder gesehen wurden. Gerade wollte er kehrt machen um seinen Fund im Dorf kund zu tun, als ein unglaublich anziehender Duft der aus der Tiefe des Waldes zu kommen schien in ihm den unwiderstehlichen Drang auslöste der Herkunft dieses Wohlgeruchs nachzugehen...
13 Antworten
Zinken vor 7 Jahren 28 8
10
Flakon
10
Sillage
10
Haltbarkeit
10
Duft
Dann hat die Mieze eben Pech gehabt.
Man salbe und öle mich mit Kouros! Es ist mir völlig egal , was andere
Leute sagen, ob sich, wie eine Gazette nach dem Viertelfinal-Aus bei der WM 94
über den ehemaligen Bundestrainer Berti Vogts schrieb, "selbst Freunde
von mir abwenden", oder meine Frau die Scheidung einreicht -

dann hat die Mieze eben Pech gehabt.

Ich weiss garnicht wie es dazu kommen konnte dass ich von Kouros
bis vor circa zwei Jahren nocht nicht einmal gehört hatte.
Aber erst damals las ich hier auf Parfumo zum
ersten Mal von Yves Saint Laurents legendärem Meisterwerk und
damit leider auch von dem Unterschied der ursprünglichen (um mal das
inflationär genutzte Wort "vintage" zu vermeiden) zur heutigen Version.
Nun ist die heutige Version auch ein ganz wunderbarer Duft der mir, wenn er denn
mit ordentlicher Sillage und längerer Haltbarkeit ausgestattet wäre, durchaus zum
Signaturduft gereichen würde. Doch leider muss man die hier gebotene
Performance im Rückblick auf den Altvorderen als etwas schwächelnd bezeichnen.
Die ursprüngliche Version dagegen ist mit ihrem seifig - würzigen, scheinbar
sauberen Auftakt und dem unerreichten animalisch ausstrahlenden / anziehenden
Honig-Zibetrausch, (natürlich
immer im perfekten Zusammenspiel mit all den anderen Komponenten)
in ihrer unfassbaren Tiefe, ihrer Ausstrahlung und Haltbarkeit für mich
bis heute unübertroffen.

Ich frage mich übrigens wie die Zibetgewinnung vonstatten geht und ob die
Zibetkatzen nur gemolken oder ausgewrungen werden, oder ob die armen
Tierchen dafür ihr Leben lassen müssen. Ich bin ein grosser Tierfreund und
weder Spinne noch Grosswild müssen sich meinetwegen Sorgen machen, aber
wenn Zibet das ist, was Kouros zu Kouros gemacht hat und letzteres der Fall sein sollte -

dann hat die Mieze eben Pech gehabt.





8 Antworten
Zinken vor 7 Jahren 11 3
6
Flakon
5
Sillage
6
Haltbarkeit
5.5
Duft
Rummelplatzstecher mit Betonschuhen
Also wie man darauf kommt dass das der (Duft)Zwilling von Kouros sein soll ist mir schleierhaft.

Der Flakon geht ja noch. Aber sonst? Ein herb - trockener Beifuss- Kräuter- Gewürzrmix bei dem die Kräuter und Gewürze auch schon bessere Zeiten gesehen haben. Herbe Handseife, ja. Moschus, Amber? Warum nicht, soll ja in den einschlägigen Axe Produkten entsprechenden Namens auch drin sein, sicherlich hier etwas feiner abgestimmt. Leder, Tabak? Mag sein dass im hintersten Winkel der finsteren, staubigen Duftwerkstatt ein Paar Herrenlose Lederschuhe herumstehen und geraucht wurde auch. Die meisten Ingredenzien lassen sich allerdings nur erahnen, von Zibet keine Spur. Selbst der italienische Hersteller weiss angeblich nichts von dieser Zutat. Aber gut, das kann ja mit dem ungeschriebenen Gesetz der Omertá zu tun haben.

Allerdings kann ich mir vorstellen dass dieser Duft ursprünglich anders gemeint war als er (für mich)
heute rüberkommt, oder tatsächlich früher einfach besser war. Vielleicht sollte er auch so eine Art herbes One Million für untere Mafiaränge werden aber dem Parfumeur kamen vor Fertigstellung seine neuen Betonschuhe dazwischen.

Direkt nach dem Auftragen breitet sich raumfüllende Sillage aus, das ist aber mit einer knappen halben Stunde nicht von langer Dauer. Die Haltbarkeit lässt auch zu wünschen übrig, was aber in dem Fall kein Verlust ist. Alles in allem doch eher nullachtfünfzehn als 80er.

Ins Klo kippen muss man ihn deswegen nun nicht gleich.

Für den Gang zum Pizzamann taugt er allemal. Um dort nicht aufzufallen.
Oder als Geschenk für klingelnde Drückerkolonnenmitglieder oder so Rummelplatzstecher.
3 Antworten
Zinken vor 7 Jahren 14 3
8
Flakon
8
Sillage
8
Haltbarkeit
8.5
Duft
Hallo Eingeborene / Vom Kapitän zum Kloputzer
Einst sah ich in einem Berliner Tanzschuppen einen alten Mann, offenbar als Klo-Mann angestellt, der hinter seinem Tisch, auf dem der übliche Teller mit dem als Obulus für die Toilettenbenutzung entrichteten Kleingeld stand, hockte, ziemlich verlebt aussah und Kette rauchte. Auf seinem Kopf allerdings thronte stolz eine Kapitänsmütze mit dementsprechender Aufschrift die ihm eine gewisse eigentümliche Würde verlieh und mich noch - längst wieder zuhause - über den vermeintlichen Lebenslauf des Mannes nachsinnen liess.

Jovan Musk Oil for Men war für mich bestimmt knapp fünfzehn Jahre lang wohl das was Parfumo Eingeborene als meinen "Signaturduft" bezeichnen würden. Jedenfalls mein erster bewusst gewählter Duft und von da an mein heiss und innig geliebter treuer Begleiter. Ich habe ihn irgendwann als fast Erwachsener mal bei Schlecker getestet und mit Staunen über den günstigen Preis ( ich glaube das Deo kostete damals knapp zehn Mark das After Shave/Eau de Toilette je nach Packungsgrösse zwischen fünfzehn und zwanzig Mark) eingepackt und wusste: mit diesem Duft krege ich sie alle. Nicht dass ich von mir aus so eingebildet wäre aber Jovan Musk Oil for Men suggeriert einem das und das nicht nur durch den Text auf der Box:

"Moschus
Provokation in einem Duft
regt ihn an
und sie auf..." usw.

Und tatsächlich: Mädchen/Frauen aller Altersgruppen, ob nun Freundinnen, Discobekanntschaften oder die,
heute im Jugendslang sicherlich als "Milf" zu bezeichnende (damals gab es diese Bezeichung noch gar nicht) Nachbarin über mir, Frau S., schnüffelten fortan an mir herum, fanden dass ich "geil" riechen würde und wollten unbedingt wissen welchen Duft ich trage. Das behielt ich allerdings geflissentlich für mich da ich in meiner gesamten Jovan Musk Oil for Men Laufbahn kein einziges mal auf einen anderen Mann traf der den selben Duft benutzte und ich fand dass das auch ruhig so bleiben könnte und tröpfelte Jovan Musk Oil for Men auf meine Bettwäsche und beim Wäsche waschen ins Weichspülerfach.

So genannte Freunde allerdings taten oftmals genervt ob seiner bzw. meiner raumgreifenden Sillage (in Wahrheit waren sie natürlich nur neidisch, ängstlich, gar verzweifelt da sie ihre Chancen beim weiblichen Gechlecht schwinden sahen wenn ich in der Nähe war.)

Ich gebe zu ich habe teilweise, je nach Anlass, wirklich in dem Zeug "gebadet" - erst die Grundlage mit dem Deo geschaffen und dann reichlich vom After Shave/Eau de Toilette auf dem Körper verteilt - es sollte ja schliesslich bis zum nächsten Morgengrauen halten - was es auch tat - bei sparsamerem Gebrauch (mit zunehmendem Alter und Erfahrung) ist die Sillage aber durchaus genau richtig, nicht erschlagend aber präsent und dennoch bemerkten nach mir eingetroffene Partygäste bei mehreren Gelegenheiten schon im Hausflur dass ich bereits vor Ort war.

Später als Schlecker plötzlich nur noch die Damenversion führte ermöglichte mir nach aufkommender leichter Panik eine kleine private Drogerie die Bestellung extra für mich.

Gegen Ende der ersten Dekade des neuen Jahrtausends, als meine Vorräte langsam zur Neige gingen (die kleine Drogerie gab es seit Jahren nicht mehr) bemerkte ich bei dem online georderten Nachschub nicht nur eine Veränderung im Verpackungs- bzw Aufschriftdesign (andere Schriftart, das Wort "Oil" fehlte plötzlich im Namen obwohl es bei der Bestellung und lange danach in dem Shop noch genauso abgebildet war - mit "Oil" und gewohnter Schrift) sowie offenbar den Wechsel des Distributors von "Jovan" bzw. "Sarah Lee" zu "Coty", sondern mit Entsetzen auch die Veränderung meines Lebenselixiers zu einem nur noch stark abgeschwächt duftenden, kaum eine Stunde und fast nur hautnah wahrnehmbaren Abklatsch seiner selbst.
Vom Kapitän zum Kloputzer.

Im Internet gibt es ab und an noch das Original zu Fantasiepreisen, aber ohne mich.
Ich habe noch ein halbvolles Deospray sowie meine letzte halbvolle 100 ml Flasche aus alten Zeiten die noch absolut in Ordnung ist und mir davon nach 3 Jahren Abstinenz heute Mittag einen kleinen Splash auf die Ellenbogenbeuge (oder wie heisst die Stelle wo der Ellenbogen ist, nur innen?) gegeben und jetzt, Stunden später entfaltet er sich immer noch, wobei er zwar im grossen und ganzen gleich bleibt, aber irgendwie dennoch immer besser,wird, göttlich duftend, und ich weiss dass ich diese nostalgische Erinnerung mindestens noch bis zum einschlafen geniessen darf. Oder ich klingel mal bei Frau S... .
3 Antworten