Etwas Neues haben
Meine Generation - die in den 70ern Geborenen (und die davor natürlich auch) - können sich noch an eine Offline-Welt erinnern, als etwa der Erwerb eines neuen Tonträgers - einer CD also oder ganz früher: Schallplatte - noch etwas ganz Besonderes war. Wenn das langersehnte neue Album des Lieblingsinterpreten endlich in den Läden war, dann hatte der Moment des Kaufs etwas fast Feierliches. Als ich noch Schüler war, war eine neue CD ein Kauf, der alleine aus monetären Überlegungen nicht leichtfertig getroffen werden durfte. Schon auf dem Nachhauseweg wurde das Booklet andächtig gelesen - keine Knicke reinmachen! - und dann machte man die Zimmertür zu, saß auf dem Bett und hörte das neue Album bewusst und möglichst ungestört gleich mehrere Male hintereinander durch.
Neulich hab' ich mir ein neues Parfum gekauft: "Series 3: Incense - Zagorsk" von Comme des Garçons, den wollte ich schon lange haben. Und obwohl er weder teuer, noch schwer zu kriegen ist - ich habe sowohl teurere wie auch deutlich schwerer zu beschaffende Parfums in meiner Sammlung - hab' ich mich schon im Geschäft sehr gefreut. Auf dem Heimweg hab' ich die - gar nicht mal sonderlich aufwändig gemachte - Verpackung ganz vorsichtig geöffnet - keine Knicke reinmachen! - und den Deckel abgemacht. Am Deckel gerochen. Und am Zerstäuber. Zuhause hab' ich mich in Ruhe hingesetzt. Und dann zwei Sprühstöße auf die Unterarme. Augen zu. Hineinriechen. Kommen lassen. Stille. Und ein bisschen war es wieder so wie früher mit einer ganz neuen CD. Es funktioniert noch. Schön.