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vor 7 Jahren - 23.01.2017
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Perfuma und ihr später Sieg

In den 80ern, den wunderbaren Jahren meiner Kindheit, gab es eine ganz großartige Spielzeugserie, an die sich wohl jeder in den 70ern - und mancher später - geborene Junge (und zumindest all diejenigen Mädchen mit Brüdern in diesem Alter) gut erinnern wird. Es gab sie als Zeichentrickserie, als Hörspiele von Europa und natürlich als Actionfiguren des amerikanischen Spielzeugherstellers Mattel: He-Man and the Masters of the Universe.

Um die, die sowieso Bescheid wissen, und diejenigen, die es schon damals nicht interessierte, nicht gleichermaßen zu langweilen: es ging um den ewigen Kampf zwischen Gut und Böse - auf einem fernen Planeten namens Eternia. Zentrale Figur war der schüchterne Königssohn Adam, der sich mit Hilfe seines Zauberschwertes bei Bedarf in den Überhelden He-Man verwandeln konnte und dann an der Seite seiner heroischen Freunde gegen das Böse ankämpfte, das in Form dreier rivalisierender Schurkengruppen auftrat: der knochengesichtige Skeletor und seine Schergen, der nicht minder durchtriebene Hordak, Skeletors ehemaliger Lehrmeister, und seine Wilde Horde und schließlich die sogenannten Snake Men - Schlangenmenschen - unter der Führung des machtgierigen King Hiss. (Mein Profilbild zeigt übrigens Jitsu, den dämonischen Meister asiatischer Kampfkünste, der zu Skeletors Truppen gehörte.)

Masters of the Universe waren als Jungsspielzeug gedacht, und so waren die Charaktere (ergo: Spielfiguren) - von vereinzelten Alibi-Kämpferinnen mal abgesehen - alle männlich. Doch weil der Erfolg so überwältigend war, und Mattel ja ein Konzern ist, der gerne Geld verdienen möchte, wurde für die Mädchen flugs She-Ra erfunden, He-Mans Zwillingsschwester, der man die Haare kämmen und die Kleider aus- und wieder anziehen konnte. Die Geschichte war extrem unkreativ exakt dieselbe: eine wackere Königstochter namens Adora konnte sich mit Hilfe ihres Zauberschwertes in die flügelbehelmte, Pegasus-Einhorn reitende She-Ra verwandeln, die - begleitet von einer Garde weiblicher Kämpferinnen (ein Alibi-Mann war auch dabei) - gegen die intrigante Catra kämpfte, eine schwarzhaarige Katzenfee, deren Actionfigur auf Knopfdruck fauchen konnte. Wir Jungs fanden She-Ra damals ziemlich doof (schon wegen der kämmbaren Haare), und der Spin-Off war auch bei weitem nicht so erfolgreich wie die Masters-Spielfiguren.

Wo die Masters of the Universe mit 'männlichen' (sprich: richtigen) Waffen wie Maschinengewehren, Peitschen, Dreizacken und riesigen Krebsscheren kämpften, waren auch die Waffen von She-Ra und ihren Freundinnen natürlich weiblich: lange rosa und lila geflochtene Zauberhaare, mit denen die Gegnerinnen gefangen wurden, ein Schmetterlingsmädchen als Späherin und eine weitere mit einem auffächerbaren Pfauenfedernrad, eine Meerjungfrau mit glitzerndem Fischschwanz (war eher unbeliebt, weil sie ohne Beine ja nicht stehen, und man ihr deswegen nicht gut Kleider an- und wieder ausziehen konnte, das alte Meerjungfrauenproblem), eine Prinzessin, die mit rosa Lichtern helfen konnte, und ein Boot in Schwanenform - ein Hoch auf die Genderklischees der 80er!

Und dann gab es natürlich Perfuma, die ihre Gegner mit Parfum 'bekämpfte'.

Perfuma - ich habe ein Foto angehängt, wie die Actionfigur damals aussah, sie hatte am Rücken eine Art Hebel, mit dessen Hilfe sich die Blüte auf ihrem Kopf auf- und wieder zumachen ließ - war die sogenannte 'Hüterin der Wildblumen' und sah selber ein bisschen wie eine Blume aus. Sie bekämpfte ihre GegnerInnen, indem sie sie mit Wohlgerüchen bezauberte und verwirrte - und auch die Figur selber duftete damals nach Blumen (oder etwas sehr Ähnlichem), wenngleich das natürlich nach dem Öffnen der Packung ziemlich schnell wieder verflog. Eine richtige Offensivwaffe hatte Perfuma nicht, nur einen netten, frühlingsgrünen Schild - und so richtig konnten wir Jungs ihre Kampfkraft gegen Kriegshämmer und Äxte damals deswegen auch nicht gelten lassen.

Und jetzt - gut dreißig Jahre später - bin ich ihr doch verfallen.

(Der Vollständigkeit halber sei ergänzt, dass es unter Skeletors Helfershelfern einen Fiesling namens Stinkor gab - fischgesichtig und stinktierig schwarzweiß gestreift - der mit Übelgerüchen gegen seine Gegner vorging. Aber die Diskussion 'Frau duftet, Mann stinkt' mache ich hier jetzt nicht auf.)

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