loewenherz
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Wir sind alle Sternenstaub
Lancômes Poême ist das Produkt eines Jahrzehnts, das - und oft bemerkt man sowas ja erst Jahre später - merkwürdig unentschlossen war, was oder wer frau sein wollte/sollte/musste. Die 90er waren berühmt für Grunge und eine frühe Form von 'reduziert' und erfanden den Heroin Chic: Kate Moss, Jil Sander, Kurt Cobain. Man las Tempo und Max, und ihre Ästhetik verwendete eine kühle, mitunter beinahe klinisch-distanziert erlebte Sprache und die scheinbare Reduktion auf 'less' - Lindberghs berühmter Supermodelschnappschuss in schwarzweiß und flachen Schuhen.
Und dann kam dieser hier, Poême aus dem Pariser Kosmetikhaus Lancôme, der das genaue Gegenteil vertritt und tut: ein 'viel von allem' ohne jegliches 'zu viel'. Poême feiert den Überfluss, feiert das Leben - und auch das kennzeichnet die 90er: Friends, Spice Girls und Eurodance und ein Frauenbild jenseits der konservativ tradierten 80er mit einer neuen Selbstverständlichkeit, 'ganz Frau und trotzdem frei zu sein'. Poême ist eine der olfaktorischen Signaturen dieser neuen Frau: empfindsam und verträumt und gleichwohl unabhängig und nur sich selbst treu und verpflichtet.
Alle Blumen - na ja, fast - die man in einem Parfum verwenden kann, sind hier vertreten: präsent, bewusst und selbstbewusst: Jasmin, Engelstrompete, Tuberose und Ylang-Ylang - starke weibliche Geschöpfe jede für sich. Dazu ein Obstgarten und süße Hölzer - und wundersamerweise doch in keinem Augenblick zu viel. Poême ist opulent und kraftvoll, ist voll Weichheit, eben empfindsam und verträumt, ist fraulich-floral und doch fast scheu - wie ein vergehender Stern noch einmal strahlend hell aufleuchtet, ehe er versinkt - bedauernd zwar, doch lachend. Und ohne Traurigkeit.
Fazit: ein Duft, der mehr Erinnerung verdient, als er bekommt. Der so viel zu erzählen hat - von Glück und Sehnsucht und Verlust. Von weißen Blüten, süßen Früchten und Ylang-Ylang. Von den 90ern in all ihrer furchtbaren Schönheit. Vom Leben und davon, eine Frau zu sein - Löwin und Lamm und Liebende. Und dass wir alle Sternenstaub sind.
Und dann kam dieser hier, Poême aus dem Pariser Kosmetikhaus Lancôme, der das genaue Gegenteil vertritt und tut: ein 'viel von allem' ohne jegliches 'zu viel'. Poême feiert den Überfluss, feiert das Leben - und auch das kennzeichnet die 90er: Friends, Spice Girls und Eurodance und ein Frauenbild jenseits der konservativ tradierten 80er mit einer neuen Selbstverständlichkeit, 'ganz Frau und trotzdem frei zu sein'. Poême ist eine der olfaktorischen Signaturen dieser neuen Frau: empfindsam und verträumt und gleichwohl unabhängig und nur sich selbst treu und verpflichtet.
Alle Blumen - na ja, fast - die man in einem Parfum verwenden kann, sind hier vertreten: präsent, bewusst und selbstbewusst: Jasmin, Engelstrompete, Tuberose und Ylang-Ylang - starke weibliche Geschöpfe jede für sich. Dazu ein Obstgarten und süße Hölzer - und wundersamerweise doch in keinem Augenblick zu viel. Poême ist opulent und kraftvoll, ist voll Weichheit, eben empfindsam und verträumt, ist fraulich-floral und doch fast scheu - wie ein vergehender Stern noch einmal strahlend hell aufleuchtet, ehe er versinkt - bedauernd zwar, doch lachend. Und ohne Traurigkeit.
Fazit: ein Duft, der mehr Erinnerung verdient, als er bekommt. Der so viel zu erzählen hat - von Glück und Sehnsucht und Verlust. Von weißen Blüten, süßen Früchten und Ylang-Ylang. Von den 90ern in all ihrer furchtbaren Schönheit. Vom Leben und davon, eine Frau zu sein - Löwin und Lamm und Liebende. Und dass wir alle Sternenstaub sind.
11 Antworten
Ich bin nicht böse. Nur enttäuscht.
Schon ganz von Anfang an hatte ich zwei widerstreitende Empfindungen in meiner Brust. Zum einen die ganz naheliegende - und schon in anderen Kommentaren, zuletzt beim unsäglichen Vanilla Sex, in Worte gefasste - latente Genervtheit ob des doppeldeutigen blöden Namens, aber das Thema muss ich hier nicht noch mal stressen. Zum anderen tatsächlich eine gewisse Neugier, dass da endlich mal wieder einer Rose ohne Oud versucht - sollte Tom Ford wirklich doch noch..?
Ja und nein, und gerade dieses Unentschlossene ist schade. Zum einen wird auf Oud tatsächlich weiträumig verzichtet. Ich habe gar nichts gegen Oud, aber in Kombination mit Rose hat dieser Akkord sich dermaßen totgelaufen, dass er inzwischen auch in Duftkerzen von Zara Home und Drogeriemarktduschbädern zu finden ist. Andererseits wird die Chance 'Rose endlich mal wieder ohne Oud' hier doch vertan: Rose Prick hätte viel besonderer sein können (und müssen) als er ist.
Tom Ford kann Rose eigentlich. Café Rose - der erste von 2012 - ist wunderbar. Und auch die jüngeren Rose d'Amalfi, Rose de Chine und der früh diskontinuierte Rose de Russie sind jeder für sich beachtenswert und schön. Insofern waren die Erwartungen an einen namens Prick - was im Englischen sowohl 'Stich' bedeutet wie auch vulgärkolloquial das männliche Geschlechtsorgan umschreibt - kicher, kicher, schamhaft errötend - natürlich hoch. Erfüllen kann er sie für mich nicht.
Rose Prick ist als Duft nicht grundsätzlich enttäuschend. Hier ist eine kraftvolle, wenngleich recht monochrome Rose, begleitet von einer warmvibrierenden Basisnote auf Gewürzbasis. Das ist nicht schlecht gemacht, doch vom Charakteristikum des Szechuanpfeffers, sinnlich eine Art prickelndes Taubheitsgefühl auszulösen, einer Ahnung von grünen Pflanzensäften (oder von Blut) - oder von irgendetwas, das nach 'Prick' anmutet, folgt der initialen Rose doch viel zu wenig nach.
Es gibt die vorgenannten Duftakkorde durchaus in Parfums: Serge Lutens' Sa majesté la rose zeichnet verletztes Rosenblattgrün ganz meisterlich nach, und Etat Libre d'Oranges berüchtigte Sécrétions Magnifiques bilden die Assoziation zu Blut (und anderen Körpersäften) mit beinahe als zu mutig empfundener Akkuratesse nach. Das alles traut Estée Lauder sich dann nicht, und ist Rose Prick hinsichtlich Marketing auch mehr Private Blend denn je - der Duft selbst ist es nicht (mehr).
Fazit: kein Grund, Tom Ford böse zu sein. Nur - wie zuletzt so oft - etwas enttäuscht.
Ja und nein, und gerade dieses Unentschlossene ist schade. Zum einen wird auf Oud tatsächlich weiträumig verzichtet. Ich habe gar nichts gegen Oud, aber in Kombination mit Rose hat dieser Akkord sich dermaßen totgelaufen, dass er inzwischen auch in Duftkerzen von Zara Home und Drogeriemarktduschbädern zu finden ist. Andererseits wird die Chance 'Rose endlich mal wieder ohne Oud' hier doch vertan: Rose Prick hätte viel besonderer sein können (und müssen) als er ist.
Tom Ford kann Rose eigentlich. Café Rose - der erste von 2012 - ist wunderbar. Und auch die jüngeren Rose d'Amalfi, Rose de Chine und der früh diskontinuierte Rose de Russie sind jeder für sich beachtenswert und schön. Insofern waren die Erwartungen an einen namens Prick - was im Englischen sowohl 'Stich' bedeutet wie auch vulgärkolloquial das männliche Geschlechtsorgan umschreibt - kicher, kicher, schamhaft errötend - natürlich hoch. Erfüllen kann er sie für mich nicht.
Rose Prick ist als Duft nicht grundsätzlich enttäuschend. Hier ist eine kraftvolle, wenngleich recht monochrome Rose, begleitet von einer warmvibrierenden Basisnote auf Gewürzbasis. Das ist nicht schlecht gemacht, doch vom Charakteristikum des Szechuanpfeffers, sinnlich eine Art prickelndes Taubheitsgefühl auszulösen, einer Ahnung von grünen Pflanzensäften (oder von Blut) - oder von irgendetwas, das nach 'Prick' anmutet, folgt der initialen Rose doch viel zu wenig nach.
Es gibt die vorgenannten Duftakkorde durchaus in Parfums: Serge Lutens' Sa majesté la rose zeichnet verletztes Rosenblattgrün ganz meisterlich nach, und Etat Libre d'Oranges berüchtigte Sécrétions Magnifiques bilden die Assoziation zu Blut (und anderen Körpersäften) mit beinahe als zu mutig empfundener Akkuratesse nach. Das alles traut Estée Lauder sich dann nicht, und ist Rose Prick hinsichtlich Marketing auch mehr Private Blend denn je - der Duft selbst ist es nicht (mehr).
Fazit: kein Grund, Tom Ford böse zu sein. Nur - wie zuletzt so oft - etwas enttäuscht.
4 Antworten
Benetton-Pullover um die Schultern, auf dem Walkman Chris de Burgh
Es ist ein einstudiertes Ritual, wie sie die Fußgängerzone entlang flanieren, eine der anderen gleich. In ihrem langsamen und selbstsicheren Gang, in ihrer Silhouette, ihrem Stil gleichen sie Königinnen in schneeweißen Jeans und engen Spitzenbodies, ab und zu bläst eine von unten wie zufällig gegen ihre Ponyfransen. Ein Handy hat keine von ihnen - es sind die frühen 90er, da gibt es sowas nicht. Stattdessen tragen sie um die Schultern dünne Benetton-Pullover, lässig geknotet und noch nie richtig getragen, denn nur zum 'lässig um die Schulter knoten' sind sie da.
Steter und täglicher Gebrauch hat ihre Freundschaft nicht zerschlissen - jeden Freitag- und Samstagnachmittag gehen sie an denselben Fußgängerzonenschaufenstern vorbei, Chris de Burghs Lady in Red auf dem Walkman, jede nur einen Ohrstöpsel am Ohr. Am angesagtesten Eiscafé halten sie inne - und die anerkennenden Blicke der Jungs (und der weniger angesagten Mädchen) mühelos aus - und schlendern gemessen weiter, wie zufällig und doch bedacht - als schritten sie über die Nacken von Bauern. Die Benetton-Pullover schwingen im Rhythmus mit.
Eine schimmernde Duftwolke schwebt hinter ihnen her - von einem Hauch zu sprechen wäre unpräzise und stark untertrieben - während die Blicke der Jungs mit den Chevignon-Jacken und Windsurfing Chiemsee-T-Shirts ihnen folgen. Sie können es in den Fußgängerzonenschaufenstern sehen, doch keine denkt daran, den Kopf zu drehen. Und in der Wolke folgen ihnen auch Orangenhonig, Pflaume, Tuberose, die dieses Geschwader der 80er im Grunde völlig ungeeignet für junge Mädchen machen - zumal an einem Samstagnachmittag, zumal mit Chris de Burgh.
Diors Poison war schon immer einer, den die selbstbewussten Mädchen trugen - er gestattet unbedachte Nutzung nicht - die mit den Spitzenbodies und den Benetton-Pullovern. Die wochenends über die Fußgängerzone und das Eiscafé geboten und von den coolen Chevignon-Jacken-Jungs zur Tanzschule begleitet wurden. Die heimlich auf der Schultoilette hustend die ersten roten Gauloises probierten, deren Rauch sich dann mit Orangenhonig, Pflaume und Tuberose mischte - und noch lange in den Benetton-Pullovern und den Spitzenbodies hing.
Fazit: die Mädchen von damals sind nun Frauen um die fünfzig, mit guten dreißig zusätzlichen Jahren im Herzen und Gesicht. Im Grunde war und ist Poison einer für eine Frau, die Leben vorzuweisen hat, geliebt, bereut, verloren hat. Vielleicht sollten die Mädchen meiner Jugend ihn heute noch mal ausprobieren. Auch ohne Benetton-Pullover. Und ohne Chris de Burgh.
Steter und täglicher Gebrauch hat ihre Freundschaft nicht zerschlissen - jeden Freitag- und Samstagnachmittag gehen sie an denselben Fußgängerzonenschaufenstern vorbei, Chris de Burghs Lady in Red auf dem Walkman, jede nur einen Ohrstöpsel am Ohr. Am angesagtesten Eiscafé halten sie inne - und die anerkennenden Blicke der Jungs (und der weniger angesagten Mädchen) mühelos aus - und schlendern gemessen weiter, wie zufällig und doch bedacht - als schritten sie über die Nacken von Bauern. Die Benetton-Pullover schwingen im Rhythmus mit.
Eine schimmernde Duftwolke schwebt hinter ihnen her - von einem Hauch zu sprechen wäre unpräzise und stark untertrieben - während die Blicke der Jungs mit den Chevignon-Jacken und Windsurfing Chiemsee-T-Shirts ihnen folgen. Sie können es in den Fußgängerzonenschaufenstern sehen, doch keine denkt daran, den Kopf zu drehen. Und in der Wolke folgen ihnen auch Orangenhonig, Pflaume, Tuberose, die dieses Geschwader der 80er im Grunde völlig ungeeignet für junge Mädchen machen - zumal an einem Samstagnachmittag, zumal mit Chris de Burgh.
Diors Poison war schon immer einer, den die selbstbewussten Mädchen trugen - er gestattet unbedachte Nutzung nicht - die mit den Spitzenbodies und den Benetton-Pullovern. Die wochenends über die Fußgängerzone und das Eiscafé geboten und von den coolen Chevignon-Jacken-Jungs zur Tanzschule begleitet wurden. Die heimlich auf der Schultoilette hustend die ersten roten Gauloises probierten, deren Rauch sich dann mit Orangenhonig, Pflaume und Tuberose mischte - und noch lange in den Benetton-Pullovern und den Spitzenbodies hing.
Fazit: die Mädchen von damals sind nun Frauen um die fünfzig, mit guten dreißig zusätzlichen Jahren im Herzen und Gesicht. Im Grunde war und ist Poison einer für eine Frau, die Leben vorzuweisen hat, geliebt, bereut, verloren hat. Vielleicht sollten die Mädchen meiner Jugend ihn heute noch mal ausprobieren. Auch ohne Benetton-Pullover. Und ohne Chris de Burgh.
16 Antworten
Nie wieder Nacht
Quelques Fleurs war nicht die erste Schöpfung des legendären Hauses Houbigant, ist aber heute sicher die berühmteste. Es heißt, dies war der erste multiflorale Duft der Parfumgeschichte - also der erste, der mehrere Floralakkorde orchestrierte, sie neben- und miteinander wirken ließ. Das macht ihn heute zu einem Monolithen unter den Parfums der Gegenwart, denn über hundert Jahre später wird er wieder und immer noch getragen und gekauft - verblüffend alterslos und ewigjung.
'Verblüffend alterlos' muss man vielleicht erklären, denn für eine nach der Jahrtausendwende herangewachsene und duftsozialisierte Nase ist er natürlich ungewohnt und fremd. Die Parfums der Gegenwart, die in floraler Sprache Licht und Jugend zu erklären versuchen, bedienen sich späterer Techniken und einer anderen Duftarchitektur. Dieser hier ist wie der Klang des Cembalos - anachronistisch und hochkontemporär zugleich - überraschend im Kontext des Heute und daher 'ewigjung'.
Houbigants Quelques Fleurs erinnert an die feine Aquatintazeichnung einer Blumenwiese, hochakkurat und jeder Akkord präzise - und dabei doch scheinbar zufällig, wie hingeworfen filigran konturierte Wiesenkräuter und die feine Frische der Gartennelke, Lilie und Rose in heute verloren gegangener Zartheit fast lässig und ganz nonchalant dabei. Jede von ihnen ist erkennbar, doch keine dominant, jede erzählt ihre eigene Geschichte, und jede lässt die der anderen als ebenbürtig gelten.
Ist Quelques Fleurs ein Duft für eine/n, die/der dufthistorische Anachronismen sucht? Möglicherweise. Riecht Quelques Fleurs nach 1912, nach unseren Urgroßeltern? Vielleicht auch das. Riecht Quelques Fleurs gar 'alt'? Ja, so wie ein von Franz Marc, von Wassily Kandinsky oder August Macke hingemalter Blumengarten 'alt' anmutet - wirbelnde, leuchtende Farben auf weißer Leinwand im blendenden Licht einer aufgehenden Sonne im April. Ja, in dem Sinne riecht Quelques Fleurs 'alt.'
Fazit: eine Sinfonie aus Licht und Frühling. Nie wieder Winter. Und nie wieder Nacht.
'Verblüffend alterlos' muss man vielleicht erklären, denn für eine nach der Jahrtausendwende herangewachsene und duftsozialisierte Nase ist er natürlich ungewohnt und fremd. Die Parfums der Gegenwart, die in floraler Sprache Licht und Jugend zu erklären versuchen, bedienen sich späterer Techniken und einer anderen Duftarchitektur. Dieser hier ist wie der Klang des Cembalos - anachronistisch und hochkontemporär zugleich - überraschend im Kontext des Heute und daher 'ewigjung'.
Houbigants Quelques Fleurs erinnert an die feine Aquatintazeichnung einer Blumenwiese, hochakkurat und jeder Akkord präzise - und dabei doch scheinbar zufällig, wie hingeworfen filigran konturierte Wiesenkräuter und die feine Frische der Gartennelke, Lilie und Rose in heute verloren gegangener Zartheit fast lässig und ganz nonchalant dabei. Jede von ihnen ist erkennbar, doch keine dominant, jede erzählt ihre eigene Geschichte, und jede lässt die der anderen als ebenbürtig gelten.
Ist Quelques Fleurs ein Duft für eine/n, die/der dufthistorische Anachronismen sucht? Möglicherweise. Riecht Quelques Fleurs nach 1912, nach unseren Urgroßeltern? Vielleicht auch das. Riecht Quelques Fleurs gar 'alt'? Ja, so wie ein von Franz Marc, von Wassily Kandinsky oder August Macke hingemalter Blumengarten 'alt' anmutet - wirbelnde, leuchtende Farben auf weißer Leinwand im blendenden Licht einer aufgehenden Sonne im April. Ja, in dem Sinne riecht Quelques Fleurs 'alt.'
Fazit: eine Sinfonie aus Licht und Frühling. Nie wieder Winter. Und nie wieder Nacht.
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Coco Jamboo (2020 Remix feat. Calvin Klein)
Mit einer Mischung aus Erstaunen und Faszination beobachte ich gegenwärtig, dass die Subkultur der 90er - meinem persönlichen Coming-of-Age-Jahrzehnt - seit ein paar Jahren bei der Generation Z (also den in den späten 90ern und danach Geborenen) wieder heiße Scheiße ist, zumindest teilweise. Und ich erinnere mich, wie wir damals Dr. Alban, Haddaway und Blümchen hörten, vor H&M-Plakaten mit Anna Nicole Smith Auffahrunfälle produzierten und eine magere Kate Moss in schwarzweiß von Calvin Klein-Anzeigen traurig und hungrig in die Linse schauen sahen. Wir, die am Übergang zwischen Generation X und Millenials Geborenen - wir waren dabei!
Parfumtechnisch brachten die 90er damals einen Paradigmenwechsel. Die 80er-Grenzen zwischen dauergewellt-blaulidschattigen Damen- (Linda Evans, Morgan Fairchild) und brusthaarig-schnauzbärtigen Herrendüften (Tom Selleck, Jürgen Hingsen) wurden aufgehoben. Aquaten und andere Frischlinge eroberten den Markt und dann kam - bam! - mit CK One einer für alle, unisex, crazy! Das war ein Wagnis. Aufruhr. Neu. Die 90er wurden das Jahrzehnt des Kleinschen Siegeszuges - Obsession, Escape, Eternity und eben Kate Moss und Marky Mark in Unterwäsche - das erst mit Zladdi und Jürgen in der Jahrtausendwende mündete. Wie gesagt - wir waren dabei!
Es ist nachvollziehbar, zu einem Revival auch den passenden olfaktorischen Soundtrack anzufordern. Doch gibt es - reformuliert oder nicht - viele der Düfte der 90er ja noch zu kaufen, und es besteht so kein oder nur kaum Bedarf an einem 90er-Zitat, zumal an einem faden, lieblosen wie diesem. Die dufthistorische Essenz der 90er hat einen hohen Wiedererkennungswert, und es erfordert daher eine gewisse Sorgfalt und ein Momentum der Überraschung, um in der Gegenwart zu funktionieren. Denn wieso sollte ich ein lahmes Remix von Mr. Presidents legendärem Coco Jamboo hören, wenn ich das Original von 1996 runterladen kann? Ja genau.
Ich gestehe, dass dieser Test und diese Rezension nur entstanden sind, weil jemand mir eine Probe von CK Everyone in die Tüte steckte. Ich war versucht, sie ungeöffnet wegzuschmeißen und ließ mich dann doch noch von der Neugier (und zugegeben einer gewissen Lust an der erwarteten Katastrophe) treiben. In der Nase hatte ich dann einen lieblosen und bemerkenswert langweiligen 90er-Wannabe-Ingwer-Duschgel-Irgendwas-Duft von glücklicherweise geringer Ausdauer und Reichweite, an den ich mich schon morgen nicht erinnern werde. Kurz habe ich drüber nachgedacht, auf YouTube mal wieder in Coco Jamboo reinzuhören. Vielleicht mache ich das noch.
Fazit: die 90er sind over. Deal with it.
Parfumtechnisch brachten die 90er damals einen Paradigmenwechsel. Die 80er-Grenzen zwischen dauergewellt-blaulidschattigen Damen- (Linda Evans, Morgan Fairchild) und brusthaarig-schnauzbärtigen Herrendüften (Tom Selleck, Jürgen Hingsen) wurden aufgehoben. Aquaten und andere Frischlinge eroberten den Markt und dann kam - bam! - mit CK One einer für alle, unisex, crazy! Das war ein Wagnis. Aufruhr. Neu. Die 90er wurden das Jahrzehnt des Kleinschen Siegeszuges - Obsession, Escape, Eternity und eben Kate Moss und Marky Mark in Unterwäsche - das erst mit Zladdi und Jürgen in der Jahrtausendwende mündete. Wie gesagt - wir waren dabei!
Es ist nachvollziehbar, zu einem Revival auch den passenden olfaktorischen Soundtrack anzufordern. Doch gibt es - reformuliert oder nicht - viele der Düfte der 90er ja noch zu kaufen, und es besteht so kein oder nur kaum Bedarf an einem 90er-Zitat, zumal an einem faden, lieblosen wie diesem. Die dufthistorische Essenz der 90er hat einen hohen Wiedererkennungswert, und es erfordert daher eine gewisse Sorgfalt und ein Momentum der Überraschung, um in der Gegenwart zu funktionieren. Denn wieso sollte ich ein lahmes Remix von Mr. Presidents legendärem Coco Jamboo hören, wenn ich das Original von 1996 runterladen kann? Ja genau.
Ich gestehe, dass dieser Test und diese Rezension nur entstanden sind, weil jemand mir eine Probe von CK Everyone in die Tüte steckte. Ich war versucht, sie ungeöffnet wegzuschmeißen und ließ mich dann doch noch von der Neugier (und zugegeben einer gewissen Lust an der erwarteten Katastrophe) treiben. In der Nase hatte ich dann einen lieblosen und bemerkenswert langweiligen 90er-Wannabe-Ingwer-Duschgel-Irgendwas-Duft von glücklicherweise geringer Ausdauer und Reichweite, an den ich mich schon morgen nicht erinnern werde. Kurz habe ich drüber nachgedacht, auf YouTube mal wieder in Coco Jamboo reinzuhören. Vielleicht mache ich das noch.
Fazit: die 90er sind over. Deal with it.
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