Missoni

Die Olympischen Spiele 1948 in London, ein 400-Meter-Hürdenlauf und zwei Strickmaschinen, das sind die Zutaten für die Entstehungsgeschichte der kunterbunten Marke Missoni. Doch nun einmal der Reihe nach:

Bereits während seiner sportlichen Karriere als Hürdenläufer tüftelte der im Jahre 1921 geborene Ottavio ‘Tai’ Missoni an Sportkleidung, die auf die Bedürfnisse der Athleten zurecht geschneidert war. Prompt wurde diese vom italienischen Team während der Olympischen Spiele 1948 getragen. Zwar wurde Ottavio bei denselben Spielen nur Sechster in seiner Disziplin, dem 400-Meter-Hürdenlauf, doch dafür hat er dort in London seine spätere Ehefrau Rosita kennen gelernt.

Tai und Rosita heirateten im Jahre 1953 und im selben Jahr gründeten sie die Marke Missoni. Mit jenen anfangs erwähnten zwei Strickmaschinen, die Rosita von ihren in der Textilindustrie arbeitenden Großeltern bekommen hatte, spezialisierten sich die zwei nun auf Strickwaren. Aber deren Kleidungsstücke hatten nicht das übliche angestaubte und spießige Image, sondern die Modelle überzeugten durch ein Design, das sie eher cool, zeitlos und wie Kunstwerke aussehen ließen.

Ihre Masche hatte Erfolg: Innerhalb weniger Jahre wurde die Marke Missoni zu einer treibenden Kraft der italienischen Moderenaissance der Nachkriegszeit. Legendäre Moderedakteurinnen wie Anna Piaggi und Diana Vreeland wurden auf die Marke aufmerksam und förderten die Bekanntheit der psychedelisch bunten Zick-Zack-Streifen. Als Missoni 1967 eingeladen wurde ihre Kollektion bei der 'Pitti Palace' in Florenz zu zeigen, stellte Rosita erschrocken fest, dass die Models Büstenhalter trugen, die farblich nicht zu den Kleidungsstücken passten und gab die Order, die BHs einfach weg zu lassen. Zu dumm, dass die Scheinwerfer das Material durchsichtig werden ließen... Missoni wurde nicht noch einmal zu der Modenschau eingeladen, aber die Kollektion wurde zu einer Sensation. Pech für Florenz: Tai und Rosita fanden es sowieso praktischer, ihre Kollektionen bei sich in Mailand zu zeigen und schon bald folgten andere italienische Designer Missonis Beispiel, nach Mailand zu kommen. Heutzutage ist Mailand Synonym für die italienische Mode, wer denkt da noch an Florenz.

Durch solche Errungenschaften war es für Tai und Rosita nahe liegend, die Marke weiter auszubauen: Mitte der 70er wurde die erste Missoni-Boutique eingeweiht, Ende der 70er gab es die erste Herrenkollektion, Anfang der 80er wurde das erste Parfum aus der Taufe gehoben und zur selben Zeit kam die erste Kollektion an Wohnaccessoires auf den Markt. Inzwischen gibt es zusätzlich bei Missoni Schuhe, Handtaschen, Bademode und Kinderbekleidung zu kaufen. Sogar Hotels sind vor den farbintensiven Missoni-Mustern nicht sicher: 2007 eröffnete das erste Missoni-Hotel in Edinburgh, dem weitere folgten.

Man könnte natürlich denken, dass bei diesem Wachstum der Missoni-Konzern längst von externen Managern geleitet wird, doch Tai und Rosita haben ihre Kreativität, die Liebe zum Kunsthandwerk und den Geschäftssinn an ihre drei Kinder Vittorio, Luca und Angela vererbt. Darum übergaben die zwei 1997 die Firma an die nächste Generation, die ungebrochen das Gedeihen der Marke Missoni fortsetzen konnte.

Selbst der tödliche Unfall des ältesten Sohnes Vittorio und der Tod des Familienpatriarchen Tai im Jahre 2013 haben der Marke nichts antun können. Auch heute ist die Aktiengesellschaft Missoni zu 100% in Familienhand und es gibt inzwischen eine dritte, aber sicherlich nicht letzte Generation, die für die weltberühmten, farbenfrohen Zick-Zack-Streifen verantwortlich ist.