27.10.2012 - 13:06 Uhr
Palonera
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Palonera
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17
von der Bekehrung eines Duftsnobs
Jahre-, jahrzehntelang waren die vier Ziffern der Marke 4711 für mich Synonym des Duftes meiner Großmutter, der sie tagtäglich auf Schritt und Tritt umgab.
Wenn ich aus den bei ihr und meinem Großvater verbrachten Ferien wieder nach Hause fahren mußte, schmuggelte ich manchmal eines von Omas alten Spitzentaschentüchern in mein Gepäck, um es daheim unter mein Kopfkissen zu legen und mich ihr noch etwas länger nahe zu fühlen, bis auch der letzte Dufthauch dem Stoff entwichen war.
Mit Oma in der Nähe oder zumindest in der Nase war alles gut, war das Leben freundlich, aufmunternd und liebevoll – doch selbst so duften wollte ich nie, dafür waren 4711 und die während meiner Kindheit in den 70er Jahren erhältlichen Produkte dieses Hauses nach meinem Empfinden zu altbacken.
Mit diesem Image hatte der Markeninhaber Mülhens sicherlich nicht nur bei mir zu kämpfen.
Kreationen wie "Tosca" und "Sir" trugen in späteren Zeiten nicht dazu bei, vom hohen Roß meines Duftsnobismus herunterzusteigen – bis mich im Jahr 2009 die ersten Düfte der Acqua Colonia-Reihe aus dem Sattel warfen.
Frisch und ein bißchen frech, innovativ und komplett staubbefreit kamen sie daher und ließen ihr Mutterhaus für mich in völlig neuem Licht erscheinen.
Und so geschah, was lange Zeit undenkbar schien: 4711 zog in meine Sammlung ein.
Für Rhabarber in allen Variationen hatte ich bereits als Kind eine besondere Vorliebe und daran hat sich bis heute nichts geändert.
Ich liebe seine säuerliche Frische, die das Wasser in die Augen treibt und den Mund auf wenige Quadratzentimeter zusammenschrumpfen läßt.
Rhabarber als Duftnote hatte mich in "Rhubarb" von Comme des Garcons sowie in "Aedes de Venustas" aus gleichnamigem Hause schwach werden lassen – in Verbindung mit Muskatellersalbei sollte 4711 da eigentlich nicht viel falsch machen können...
Tatsächlich startet "Rhubarb & Clary Sage" auf meiner Haut recht herb und sommerlich frisch, doch schon nach kürzester Zeit setzt sich ein eher freundlicher als saurer Rhabarber durch, der keinerlei Kölnisch Wasser-Assoziationen bei mir auslöst.
Den Salbei erahne ich mehr als leicht krautigen Hintergrund, der schon nach wenigen Minuten einen deutlich weihrauchigen Charakter annimmt – leuchtend, warm und ganz leicht würzig entwickelt er sich und geht mit dem sich gleichzeitig zurücknehmenden Rhabarber eine sehr reizvolle, jedoch eher nicht für wirklich heiße Tage prädestinierte Liaison ein.
Als Cologne würde ich "Rhubarb & Clary Sage" insofern nicht bezeichnen, wohl aber als Wellness-Duft für jede Jahreszeit.
Viel Raum braucht er nicht, in meiner Nähe fühlt er sich offensichtlich am wohlsten – und hier bleibt er nach Erreichen der sanft-süßen, fruchtbetonten Basis deutlich länger, als ich angesichts seiner Konzentration erwartet hatte, und geleitet mich in meine Träume wie einst Omas Duft.
Wenn ich aus den bei ihr und meinem Großvater verbrachten Ferien wieder nach Hause fahren mußte, schmuggelte ich manchmal eines von Omas alten Spitzentaschentüchern in mein Gepäck, um es daheim unter mein Kopfkissen zu legen und mich ihr noch etwas länger nahe zu fühlen, bis auch der letzte Dufthauch dem Stoff entwichen war.
Mit Oma in der Nähe oder zumindest in der Nase war alles gut, war das Leben freundlich, aufmunternd und liebevoll – doch selbst so duften wollte ich nie, dafür waren 4711 und die während meiner Kindheit in den 70er Jahren erhältlichen Produkte dieses Hauses nach meinem Empfinden zu altbacken.
Mit diesem Image hatte der Markeninhaber Mülhens sicherlich nicht nur bei mir zu kämpfen.
Kreationen wie "Tosca" und "Sir" trugen in späteren Zeiten nicht dazu bei, vom hohen Roß meines Duftsnobismus herunterzusteigen – bis mich im Jahr 2009 die ersten Düfte der Acqua Colonia-Reihe aus dem Sattel warfen.
Frisch und ein bißchen frech, innovativ und komplett staubbefreit kamen sie daher und ließen ihr Mutterhaus für mich in völlig neuem Licht erscheinen.
Und so geschah, was lange Zeit undenkbar schien: 4711 zog in meine Sammlung ein.
Für Rhabarber in allen Variationen hatte ich bereits als Kind eine besondere Vorliebe und daran hat sich bis heute nichts geändert.
Ich liebe seine säuerliche Frische, die das Wasser in die Augen treibt und den Mund auf wenige Quadratzentimeter zusammenschrumpfen läßt.
Rhabarber als Duftnote hatte mich in "Rhubarb" von Comme des Garcons sowie in "Aedes de Venustas" aus gleichnamigem Hause schwach werden lassen – in Verbindung mit Muskatellersalbei sollte 4711 da eigentlich nicht viel falsch machen können...
Tatsächlich startet "Rhubarb & Clary Sage" auf meiner Haut recht herb und sommerlich frisch, doch schon nach kürzester Zeit setzt sich ein eher freundlicher als saurer Rhabarber durch, der keinerlei Kölnisch Wasser-Assoziationen bei mir auslöst.
Den Salbei erahne ich mehr als leicht krautigen Hintergrund, der schon nach wenigen Minuten einen deutlich weihrauchigen Charakter annimmt – leuchtend, warm und ganz leicht würzig entwickelt er sich und geht mit dem sich gleichzeitig zurücknehmenden Rhabarber eine sehr reizvolle, jedoch eher nicht für wirklich heiße Tage prädestinierte Liaison ein.
Als Cologne würde ich "Rhubarb & Clary Sage" insofern nicht bezeichnen, wohl aber als Wellness-Duft für jede Jahreszeit.
Viel Raum braucht er nicht, in meiner Nähe fühlt er sich offensichtlich am wohlsten – und hier bleibt er nach Erreichen der sanft-süßen, fruchtbetonten Basis deutlich länger, als ich angesichts seiner Konzentration erwartet hatte, und geleitet mich in meine Träume wie einst Omas Duft.
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