Apicius
Top Rezension
9
Der Nachfolger
Dass ich Champaca testen kann, verdanke ich Chanelle, die den Teilnehmern des Parfumo-Treffens großzügigerweise einen ganze Tüte wertvoller Miniaturen zum Testen überlassen hat. Herzlichen Dank an dieser Stelle dafür! Miniaturen sammeln – dieses Hobby ist bislang auf Parfumo nicht so vertreten. Ich denke, das ist schon nochmal was anderes. Denn schließlich wollen wir uns das nicht in die Vitrine stellen, sondern die Düfte kennenlernen!
Ein paar davon sind in meinen Besitz übergegangen, als erstes kommt Champaca an die Reihe. Ich hoffe sehr, demnächst von den anderen Teilnehmern auch ein paar Zeilen zu den Parfumminiaturen zu lesen - und ich denke, Chanelle wartet sicher auch darauf.
Champaca ist von 1978, doch mir kommt der Duft viel älter vor. Er wirkt auf mich wie ein typischer Friseurladenduft aus der Adenauer-Zeit. Das muss schon bei seinem Erscheinen unmodern gewesen sein. SIR war nie eine teuere Marke – deren Produkte gab (und gibt) es in den Drogerien zu kaufen. Mir liegt das After Shave vor – es wurde gut gelagert, denn der Inhalt ist noch unverdorben.
Ich denke, Champaca wurde als Variante des Jahre zuvor lancierten Canada Ceder veröffentlicht, erreichte aber niemals dessen Beliebtheit. Während Canada Ceder Chypre-Basisnoten angelehnt ist, weist Champaca Schärfe, etwas Seifigkeit, minimale Süße und ebenfalls dunkle Noten auf – die allerdings eher in die Birkenteer- und später Fougère-Richtung gehen. Einem Mann, der den einen Duft mag, gefällt sicher auch der andere.
Ich persönlich würde Canada Ceder vorziehen - weil ich dessen Chypre-Basis mag. Bei Champaca stört mich etwas die Schärfe. Genau diese Eigenschaft gibt zu verstehen, dass Champaca doch ein Billigheimer war, ganz ohne Feinheiten. Das wirkt auf mich wie ein Sonntagsduft für die Bauarbeiter von 1978, inclusive Schlaghose und breite Koteletten. Champaca kann niemals Kult werden – diese Rolle nehmen schon Canada Ceder und Irish Moos ein. Canada Ceder trauere ich nach, Champaca nicht.